Saint Martyrs- Stadt der Verdammten - Media-Mania.de
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Eldritch“, auch „LCD-Astronauten“), „Dr.<br />
Bloodmoney or how we got along after the<br />
bomb“ („Dr. Bloodmoney/Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Bombe”),<br />
“Ubik” („Ubik“), „Our friends from Frolix 8“<br />
(„Die Mehrbegabten“), zusammen mit Ray<br />
Nelson „The Ganyme<strong>de</strong> takeover“ („Die<br />
Invasoren von Ganymed“) und nicht zuletzt „Do<br />
androids dream of electric sheep?“ („Träumen<br />
Roboter von elektrischen Schafen?“). Mit diesen<br />
Werken schuf er sich einen gewissen Namen,<br />
aber <strong><strong>de</strong>r</strong> finanzielle Durchbruch blieb vorläufig<br />
aus. Das än<strong><strong>de</strong>r</strong>te sich auch nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Scheidung<br />
1966 und seiner vierten Ehe mit Nancy Hackett<br />
im darauf folgen<strong>de</strong>n Jahr nicht grundlegend. Erst<br />
1974 erschien sein nächstes Buch, „Flow my<br />
tears, the policeman said“ („Eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Welt“),<br />
in <strong>de</strong>m die USA als Polizeistaat dargestellt wird.<br />
Allerdings bekam <strong><strong>de</strong>r</strong> amerikanische<br />
Geheimdienst schon 1971 davon Wind und<br />
versuchte, an das Manuskript heran zu kommen.<br />
Dicks Haus in Marin County in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe von<br />
San Francisco wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n Kopf gestellt –<br />
fündig wur<strong>de</strong> man nicht.<br />
Eine weitere Tochter namens Isol<strong>de</strong>, eine weitere<br />
Scheidung 1972 und ein weiterer Ortswechsel,<br />
diesmal nach Vancouver, Kanada. Mittel- und<br />
perspektivlos versuchte er dort, sich das Leben<br />
zu nehmen. Als er auch damit scheiterte, kam <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
retten<strong>de</strong> Ruf von <strong><strong>de</strong>r</strong> California State University.<br />
Man wolle seine Manuskripte in einer Sammlung<br />
ordnen. Ach ja, und 1973 gab er zum fünften<br />
Mal das Ja-Wort, diesmal an Tessa Busby. Diese<br />
Ehe brachte <strong>de</strong>n Sohn Christopher hervor und<br />
war 1976 ebenfalls wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte.<br />
Nach „Flow my tears“, <strong>de</strong>m vielleicht<br />
wichtigsten Werk <strong>de</strong>s Autors, das die US-<br />
Regierung auch nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Veröffentlichung<br />
weiter unangenehm beschäftigte, kam „A<br />
scanner darkly“ („Der dunkle Schirm“), es<br />
folgten noch „We can build you“ („Die<br />
rebellischen Roboter“) und „Deus Irae“ („Der<br />
Gott <strong>de</strong>s Zorns“) – bei<strong>de</strong>s Werke, an <strong>de</strong>nen Dick<br />
schon in <strong>de</strong>n 60ern gearbeitet hatte („We can<br />
build you“ wur<strong>de</strong> bereits 1969 unter <strong>de</strong>m Titel<br />
„A. Lincoln, Simulacrum“ veröffentlicht).<br />
Dicks letztes Werk ist die VALIS-Trilogie<br />
(„Valis“, „A divine invasion“, zu Deutsch „Die<br />
göttliche Invasion“, und „The transmigration of<br />
Timothy Archer“, zu Deutsch „Die Verwandlung<br />
<strong>de</strong>s Timothy Archer“), die er unter <strong>de</strong>m Einfluss<br />
seiner eigenen 1974 erfahrenen göttlichen<br />
Offenbarung schrieb (VALIS steht für „Vast<br />
Active Living Intelligence System“, also<br />
MMM – <strong>Media</strong> <strong>Mania</strong> Magazin<br />
„Voluminöses aktives leben<strong>de</strong>s Intelligenz-<br />
System“) und die er nie so recht zu ergrün<strong>de</strong>n<br />
vermochte – dokumentiert in einer beinahe 8000<br />
Seiten dicken, tagebuchartigen „Exegese“ <strong>de</strong>s<br />
Autors. Göttliche Erscheinung o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
psychotischer Zusammenbruch? Je<strong>de</strong>nfalls<br />
brachten die Trilogie und <strong><strong>de</strong>r</strong> Ridley-Scott-Film<br />
“The Bla<strong>de</strong> Runner” ihm Anfang <strong><strong>de</strong>r</strong> 80er Jahre<br />
endlich die Bekanntheit und <strong>de</strong>n finanziellen<br />
Erfolg, auf <strong>de</strong>n er lange hatte warten müssen. Er<br />
hatte nicht lange etwas davon: Am 18. Februar<br />
1982 erlitt Dick einen leichten Schlaganfall,<br />
nach einem zweiten fiel er ins Koma, am 2. März<br />
wur<strong>de</strong>n die lebenserhalten<strong>de</strong>n Systeme<br />
abgeschaltet.<br />
Kurze Geschichten über Wirklichkeiten<br />
Knapp 120 Kurzgeschichten, über 40 Romane,<br />
drei Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> von fünf Frauen – Philip K. Dick hat<br />
sich seine 54 Lebensjahre vielschichtig gestaltet.<br />
Und ebenso war sein Werk. Oft zeigt sich in<br />
seinen Geschichten, dass Realität immer auf<br />
subjektiver Wahrnehmung beruht – die Figuren<br />
erleben das hautnah, <strong><strong>de</strong>r</strong> Leser durch einen Aha-<br />
Effekt: Bei<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n die Augen über die wahre<br />
Natur <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirklichkeit geöffnet. Diese<br />
Pointiertheit zeigt sich in vielen <strong><strong>de</strong>r</strong> frühen<br />
Kurzgeschichten oft in nur wenig abgewan<strong>de</strong>lter<br />
Form.<br />
„The impostor“ („Der Infiltrant“) präsentiert das<br />
in herausragen<strong><strong>de</strong>r</strong> Weise. Ein Mann wird von<br />
seinen Mitmenschen angefein<strong>de</strong>t und schließlich<br />
gar Opfer einer Hetzjagd. Er hält seine Jäger für<br />
verrückt, schizophren, und hat lange Zeit kein<br />
Einsehen, dass er hier <strong><strong>de</strong>r</strong> Außerirdische und<br />
damit an<strong><strong>de</strong>r</strong>s als die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ist. Auch die<br />
Behauptung, in seinem Körper befin<strong>de</strong> sich eine<br />
Bombe, mag er nicht ernst nehmen. Letztlich<br />
explodiert sie auf ein Co<strong>de</strong>wort hin. Diese<br />
Geschichte wur<strong>de</strong> mit Gary Sinise verfilmt, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Film erreichte aber nie die <strong>de</strong>utschen Kinos.<br />
Staatlich kontrollierte Realitätsverzerrung bietet<br />
„Faith of our fathers“ („Der Glaube unserer<br />
Väter“). Ein Parteifunktionär wird mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Information konfrontiert, dass die Regierung<br />
<strong>de</strong>m Leitungswasser eine Droge beigemischt hat,<br />
die die Realität an<strong><strong>de</strong>r</strong>s aussehen lässt, als sie ist.<br />
Er erhält ein Anti-Halluzinogen und sieht<br />
plötzlich eine Welt, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die Menschen<br />
unbewusst in Fernsehansprachen manipuliert und<br />
in je<strong><strong>de</strong>r</strong> Minute getäuscht wer<strong>de</strong>n.<br />
Ebenfalls verfilmt wur<strong>de</strong> „Second variety“ („Die<br />
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