Saint Martyrs- Stadt der Verdammten - Media-Mania.de

edeutsame Buster-Fröhlich-Show und macht
aus den Androiden organische Replikanten.
Ein zweiter wichtiger Themenkreis sind
Außerirdische auf der Erde. „The Ganymede
invasion“ und “The game-players of Titan”
(“Das Globus Spiel”) sind zwei markante
Vertreter, letzterer allerdings wenig bekannt.
„Die Invasoren von Ganymed“ beschreibt ein
Szenario, in dem Außerirdische die Erde erobert
haben – eine klassische Story um böse Aliens
und Menschen, die sich gegen sie stellen. Die
Spieler von Titan dagegen haben zwar auch die
Kontrolle über die Erde und die wenigen nach
dem Atomkrieg verbliebenen Menschen,
versuchen aber durch ein Spiel, das Fortbestehen
der Menschheit zu sichern – allerdings spielen
Menschen gegeneinander, und der Verlierer
verliert seinen ganzen Besitz, so auch die
Hauptfigur. Nebenbei geht es um Telepathie und
ähnliche übersinnliche Fähigkeiten. Immer geht
es um die Frage: Was ist Freiheit und was ist sie
uns wert?
Realitätsverlust, Drogen, Parallelwelten,
Religiosität, PSI-Fähigkeiten, Wahrnehmung
und Erkennen der Wirklichkeit – komplexe
Themenbereiche, die in immer wieder neuen
Kombinationen die wichtigsten Elemente in
Dicks Werk ausmachen. Viele Beispiele könnte
man hierzu anführen, etwa „The man in the high
castle“ oder „A scanner darkly“, und „Ubik“ als
der wichtigste Roman dieser Art soll hier kurz
beleuchtet werden.
Ubik
Eine Gruppe von Menschen fällt auf dem Mond
einem Bombenattentat zum Opfer, aber alle bis
auf einer überleben. Sie bringen seinen
Leichnam in ein Moratorium, doch gelingt es
nicht, den Körper in den Zustand des
„Halblebens“ zu versetzen, in dem Gehirn-
Restaktivitäten bei erst kürzlich Verstorbenen
aufrecht erhalten werden. In diesem Zustand
kann man sich kurzzeitig mit den Toten
unterhalten. Der Verstorbene war Leiter eines
Unternehmens, bei dem Anti-Telepathen
angefordert werden können, um Telepathen
aufzuspüren und auszuschalten. Man vermutet
das Konkurrenz-Unternehmen, eine Mietfirma
für Telepathen, hinter dem Attentat.
Zudem sind beim Anflug auf die Erde seltsame
Dinge im Raumschiff vor sich gegangen: Wo
eben noch ein moderner Aufzug war, befindet
MMM – Media Mania Magazin
sich jetzt ein rostiges Vorläufermodell, das
Telefonverzeichnis in dem neuen Raumschiff ist
völlig veraltet, auf der Erde spucken
Kaffeemaschinen verdorbene Milch aus und so
weiter. Dieser Alterungsprozess, der bald auch
auf die Mitglieder der Gruppe selbst übergreift
und die ersten zu Staub zerfallen lässt, wird
allerdings nur von den Mitgliedern der Gruppe
wahrgenommen. Ist es real? Oder eine
telepathische Täuschung? Wer hat das Attentat
wirklich überlebt? Die Gruppenmitglieder
erhalten Hinweise von dem Verstorbenen, in
Form von Graffitis und Zettelchen in
Zigarettenschachteln, die vermitteln, dass
eigentlich sie die Toten sind und der angeblich
Verstorbene der eigentlich Überlebende. Alles
nur Halbleben-Wahrnehmung? Oder ist es die
Anti-Telepathin in der Gruppe, arbeitet sie
vielleicht für die Gegenseite?
Rettung kann nur das Mittel „Ubik“ bringen, und
die Gruppe macht sich daran, an dieses Mittel zu
kommen.
Dick spielt mit den verschiedenen
Wahrnehmungsebenen, stellt
Deutungsmöglichkeiten auf, verwirft sie wieder,
ersetzt sie durch andere und lässt den Leser
schließlich völlig konfus zurück.
All die Fragen, die in diesem Roman gestellt
werden, laufen letztlich auf die Erkenntnis
hinaus, dass Wahrnehmung subjektiv und man
nicht gegen Manipulation gefeit ist.
Geheimdienst und Kalter Krieg
In einem vierten sehr wichtigen Themenkreis
übte sich Dick in Gesellschaftskritik. Vor allem
mit „Flow my tears, the policeman said“ hatte
sich Dick ja bei Geheimdienst und Regierung
unbeliebt gemacht. Hier erwacht ein Mann, der
am Abend zuvor noch tödlich verletzt wurde,
unversehrt auf. Allerdings ist seine Identität
ausgelöscht, und in den USA des Jahres 1988 ist
das ein Umstand, der ihn zum Gejagten macht:
Der Polizeistaat hat ein perfektes
Überwachungsnetz gesponnen, und Identitätslose
sind Ausgestoßene, störende Fremdkörper in
einem System, das alles zu kontrollieren trachtet.
Der Flüchtende trifft auf diverse Gestalten, die
aber emotional abgestumpft sind, kein wirkliches
Interesse an ihm zeigen – und dann entpuppt sich
alles als Drogentrip; oder doch nicht?
Die USA als Polizeistaat – damit hatte sich Dick
Feinde gemacht. In Zeiten des Kalten Krieges
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