M Y T H O S K A S T R A T I O N - gay-web.de
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war die „Sehne“, die Jakob im Kampf mit „einem Mann, <strong>de</strong>r Gott war“, einbüßte<br />
(Seth-Mythos ägyptischen Ursprungs).<br />
Zurückkommend auf die in <strong>de</strong>r Bronzezeit über Jahrtausen<strong>de</strong> entstan<strong>de</strong>nen Fruchtbarkeitskulturen<br />
um die Große Göttin, darf auch <strong>de</strong>r im sumerischen Kleinasien, in<br />
Phrygien rund um Hierapolis angesie<strong>de</strong>lten Kult um Kybele, die Große Göttermutter<br />
vom Berg Ida (Magna Mater Deum Idae) nicht unerwähnt bleiben. Das damit zusammenhängen<strong>de</strong><br />
Fruchtbarkeitsbrauchtum, vergleichbar mit <strong>de</strong>m griechischen Artemis-Kult,<br />
verbreitete sich - beson<strong>de</strong>rs nach <strong>de</strong>r triumphalen Verbringung <strong>de</strong>r Kybele<br />
von Phrygien nach Rom im Jahre 204 v. Chr. - im gesamten römischen Weltreich<br />
jener Tage, nicht zuletzt durch das ungezügelte Zutun verschie<strong>de</strong>ner bizarrer Kaiser<br />
wie Nero, Caligula und Caracella. Caesars Nachfolger Augustus baute seinen Palast<br />
ihrem Tempel auf <strong>de</strong>m Vatikanhügel - dort wo sich heute <strong>de</strong>r Petersdom befin<strong>de</strong>t -<br />
gegenüber und betrachtete seine Gattin, die Kaiserin Livia Augusta, als irdische Inkarnation<br />
<strong>de</strong>r Kybele. Spätere Kaiser wie Heliogabal und Caligula wollten die Gestalt<br />
<strong>de</strong>r Großen Göttin dann selber darstellen.<br />
Der Kult selber geriet vor allem durch die in Frauenklei<strong>de</strong>rn auftreten<strong>de</strong>n, kastrierten<br />
Weibmann-Priester, Galli genannt, zu einem riesigen religiösen Spektakel und nicht<br />
zuletzt beim Frühlingsfest geriet auch das Volk außer Rand und Band. Es wur<strong>de</strong>n<br />
ekstatische Zeremonien bis zum Exzeß durch- bzw. aufgeführt. Dabei wur<strong>de</strong> die Kastration<br />
mit wahrer Inbrunst betrieben, und die Priester - und mit ihnen viele Gefolgsleute<br />
- entmannten sich dabei selber, warfen ihre Genitalien auf <strong>de</strong>n Umzügen in<br />
die Häuser, <strong>de</strong>ren Besitzer sie daraufhin mit weiblicher Kleidung ausstatten mußten.<br />
Dieser Kastrationsmythos wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n entmannten Hohepriester <strong>de</strong>r Großen Göttin<br />
Kybele, Attis genannt, zurückgeführt, <strong>de</strong>r wegen seiner Untreue zur Strafe „impotent“<br />
gemacht wer<strong>de</strong>n sollte. Der Attis-Kult begleitete <strong>de</strong>n Kybele-Kult, und bei<strong>de</strong> haben<br />
das frühe Christentum stark beeinflußt. Die Kirchenväter waren da jedoch ganz<br />
an<strong>de</strong>rer Meinung, und <strong>de</strong>r Heilige Augustinus (354-430 n. Chr.) nannte Kybele in<br />
seinem Standardwerk „Vom Gottesstaat“ sogar eine „Hurenmutter“, „die Mutter nicht<br />
<strong>de</strong>r Götter, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Dämonen“. Den Römern selbst war lange Zeit nur die syrische<br />
Ursprungsform - und diese eher als Kuriosität - bekannt, ähnlich <strong>de</strong>m Erscheinungsbild<br />
<strong>de</strong>r Hare Krishna-Jünger mit ihren bunten Gewän<strong>de</strong>rn im heutigen Straßenbild.<br />
Als <strong>de</strong>r Kult sich jedoch über das gesamte römische Reich ausbreitete, än<strong>de</strong>rte<br />
sich auch in Rom seine Ausgestaltung, speziell bezogen auf die Kastrationsze-<br />
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