05.01.2013 Aufrufe

Organisationen, Ideologien und Strategien - Eurasisches Magazin

Organisationen, Ideologien und Strategien - Eurasisches Magazin

Organisationen, Ideologien und Strategien - Eurasisches Magazin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

© Eurasischer Verlag Hans Wagner 2009<br />

<strong>Eurasisches</strong> <strong>Magazin</strong> – Mai 2009 · Seite 12<br />

habe meine Zweifel, ob die Obama-Administration das alles bewältigen kann. Sie wird<br />

Prioritäten setzen müssen.<br />

EM: Was hindert die Deutschen <strong>und</strong> die EU-Staaten sich hier weit stärker zu engagieren als<br />

bisher?<br />

Steinberg: Voraussetzung für eine Änderung ist die Aufgabe der eigenen Zurückhaltung.<br />

Dazu muss man sich klar werden, was man dort eigentlich wie erreichen will. Es ist eine<br />

Gr<strong>und</strong>linie der deutschen Außenpolitik, dass sie stark auf multilaterale Ansätze setzt. Und<br />

das zu Recht. Vor allem natürlich innerhalb der EU. Da allerdings ist die Uneinigkeit gerade<br />

in wichtigen Fragen der Nahostpolitik sehr groß, zum Beispiel im Umgang mit Israel. Es gibt<br />

außerdem einzelne Akteure, die in der Region sehr viel gezielter als wir nationale Interessen<br />

vertreten. Dazu gehören vor allem Frankreich, aber in Nordafrika auch Spanien <strong>und</strong> Italien.<br />

Die EU ist infolge ihrer eigenen Uneinigkeit kein ernst zu nehmender Akteur im Nahen<br />

Osten. Diejenigen europäischen Nationalstaaten, die wie Frankreich selbstbewusst auftreten,<br />

spielen eine kleine Rolle. Deutschland ist noch unbedeutender, auch, weil es stärker auf die<br />

EU setzt.<br />

EM: Gibt es denn nun in der deutschen Außenpolitik überhaupt definierte Interessen <strong>und</strong><br />

eine klare Strategie, diese durchzusetzen, egal wo?<br />

Steinberg: Jedenfalls stoßen wir überall, wo wir solche Interessen haben, die ja in unserer<br />

Studie auch dargestellt sind, auf andere Akteure, die ihre eigenen Interessen verfolgen. Also<br />

die USA, aber auch Frankreich. Aber die wichtigste Entwicklung in den letzten Jahren ist,<br />

dass andere Staaten als Konkurrenten dazukommen. Das sind vor allem Russland <strong>und</strong> China<br />

Gerade im Iran werden Russen <strong>und</strong> Chinesen für die deutsche Wirtschaft eine ganz ernst zu<br />

nehmende Konkurrenz. Sie profitieren von der Sanktionspolitik <strong>und</strong> den zusätzlichen<br />

Hemmnissen, die die B<strong>und</strong>esregierung für die deutsche Wirtschaft aufbaut.<br />

Entmutigung durch Reduzierung der Hermes-Bürgschaften<br />

EM: Täuscht der Eindruck oder wird der Iran künftig in der Region eine immer wichtigere<br />

Rolle spielen?<br />

Steinberg: Der Iran wird tatsächlich immer wichtiger. Er ist ein heißer Kandidat für eine<br />

geopolitische Umorientierung, also eine Abwendung vom Westen. Wenn die Iraner mit uns<br />

nicht mehr ins Geschäft kommen, werden sie sich andere Partner suchen. Sie haben Öl <strong>und</strong><br />

Gas. Ihre neuen Partner werden Russland <strong>und</strong> China sein.<br />

EM: Beide sind auch Mitglieder der Vereinten Nationen, scheren sich aber offenbar weniger<br />

um die Sanktionsauflagen, richtig?<br />

Steinberg: Vor allem verhindern beide effektivere Sanktionen. Dabei sind die<br />

Sanktionsauflagen für die deutsche Wirtschaft noch nicht einmal das<br />

Schlimmste. Vielmehr ist es die darüber hinausgehende Entmutigungspolitik der<br />

B<strong>und</strong>esregierung, die die Geschäfte letztlich verhindert. Zum Beispiel durch die massive<br />

Reduzierung der Hermes-Bürgschaften. Die deutsche Wirtschaft wird so davon abgehalten,<br />

mit dem Iran ins Geschäft zu kommen. So etwas gibt es natürlich in Russland oder China<br />

nicht.<br />

EM: Und warum macht eine deutsche B<strong>und</strong>esregierung das?<br />

Steinberg: Beim Thema Iran folgen wir natürlich der amerikanischen Linie. Die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik kann nur hoffen, dass die Iraner das Gesprächsangebot von Obama

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!