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Organisationen, Ideologien und Strategien - Eurasisches Magazin

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© Eurasischer Verlag Hans Wagner 2009<br />

<strong>Eurasisches</strong> <strong>Magazin</strong> – Mai 2009 · Seite 26<br />

Schmuggelgeschäfte involviert oder von Terroristen infiltriert sein. Darüber hinaus geriet<br />

Tabligh Jamaat in Verdacht, ihre Nachfolgerschaft für den Kampf auf der Seite von Taliban<br />

<strong>und</strong> Al-Qaida mobilisiert zu haben.<br />

Die TJ-Mitglieder waren vor allem im Fergana-Tal – besonders in Andischan – präsent.<br />

2004 verhafteten die usbekischen Sicherheitsbehörden 14 Anhänger dieser Organisation, die<br />

der Gründung 1998 einer extremistischen Gruppe beschuldigt <strong>und</strong> zu Freiheitsstrafen<br />

verurteilt wurden. Als Motivlage der usbekischen TJ gab die Regierung die Gründung eines<br />

islamischen Staates an, während die Verhafteten auf ihre unpolitische, über das Studium des<br />

Korans nicht hinausgehende Agenda beharrten. TJ zufolge sei die Gewalt nicht notwendig,<br />

um einen islamischen Staat in Usbekistan zu errichten. Dieses Ziel könne auch mit<br />

islamischer Missionierung erreicht werden.<br />

Islamische Bewegung Usbekistans<br />

Mit der islamischen Missionierung bzw. mit der vorwiegend friedlich herbeizuführenden<br />

islamistischen Unterwanderung Zentralasiens konnte die größte militante Organisation der<br />

Region – die Islamische Bewegung Usbekistans (IBU) – schon durch die relativ frühe<br />

Verquickung ihrer führenden Köpfe in den tadschikischen Bürgerkrieg <strong>und</strong> den regionalen<br />

Dschihad wenig anfangen. Als die usbekische Regierung in den 1990er Jahren die Aktivisten<br />

des islamistischen Untergr<strong>und</strong>s einem permanent steigenden Druck aussetzte, begaben sich<br />

ihre Führer ins Exil nach Tadschikistan <strong>und</strong> Afghanistan, wo sie unter dem Schutz der<br />

„Vereinigten Tadschikischen Opposition“ <strong>und</strong> der afghanischen Mudschaheddin <strong>und</strong> später<br />

der Taliban standen. Für zwei der usbekischen „Flüchtlinge“ <strong>und</strong> Anführer der Namangan<br />

Bataillon – Tahir Juldaschew <strong>und</strong> Dschumo Chodschijew (Namangani) – war der<br />

antikommunistische Kampf in Tadschikistan der Anfang eines Dschihad gegen die Regierung<br />

Usbekistans.<br />

Der einstige Mullah von Namangan, Juldaschew, war im Gegenzug zu seinem im<br />

sowjetischen Afghanistankrieg erprobten Weggefährten, Namangani, ein begabter<br />

Organisator <strong>und</strong> eine charismatische Persönlichkeiten, die sich der Scharia-Ordnung<br />

verpflichtete. Durch den Wahhabismus <strong>und</strong> Deobandismus geprägt, forderte Juldaschew<br />

Anfang der 1990er Jahre die usbekische Regierung ideologisch wie militärisch heraus. Die<br />

Antwort des Karimow-Regimes ließ nach der Übernahme der Regionalverwaltung in<br />

Namangan (1991) nicht lange auf sich warten. Die bewaffneten Milizen Juldaschews wurden<br />

von der Regierung militärisch bekämpft <strong>und</strong> zur Flucht gezwungen.<br />

Namangani näherte sich dem Dschihad während des Krieges gegen die afghanischen<br />

Mudschaheddin an, indem er einen großen Respekt für sie entwickelte. Seine Erfahrungen in<br />

Guerillataktiken – er wurde als „Meister des Partisanenkrieges“ bezeichnet – kamen dem<br />

militanten Widerstand der Partei der islamischen Wiedergeburt Tadschikistans zugute.<br />

Während des Krieges in Tadschikistan reisten Juldaschew <strong>und</strong> Namangani nach Afghanistan,<br />

wo der Erstere von den Führern der islamischen Opposition Tadschikistans, Said Abdullo<br />

Nuri <strong>und</strong> Hodscha Akbar Turadzhon-zade, zum „Amir“ der usbekischen Zelle der<br />

Islamischen Partei der Wiedergeburt <strong>und</strong> zum stellvertretenden Vorsitzenden der Bewegung<br />

Islamischer Wiedergeburt Tadschikistans ernannt werden sollte. Namangani traf sich dort<br />

angeblich mit Präsident Rabbani <strong>und</strong> Ahmad Shah Masood sowie mit einem paschtunischen<br />

Befehlshaber aus dem Umfeld eines Gulbuddin Hekmatyar <strong>und</strong> setzte sich mit der<br />

Kommandozentrale der PIW in Verbindung. In Afghanistan sollen die Taliban <strong>und</strong> Osama<br />

bin Laden ihn ideologisch beeinflusst haben.<br />

Tahir Juldaschew als geistiger Führer<br />

Auch Juldaschew entwickelte in den 1990er Jahren eine Reihe von internationalen<br />

Reiseaktivitäten. Er reiste nach Pakistan <strong>und</strong> Afghanistan, Saudi-Arabien, in den Iran <strong>und</strong> in<br />

die Türkei, um belastbare Kontakte zu anderen islamistischen <strong>Organisationen</strong> aufzubauen.

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