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Organisationen, Ideologien und Strategien - Eurasisches Magazin

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© Eurasischer Verlag Hans Wagner 2009<br />

<strong>Eurasisches</strong> <strong>Magazin</strong> – Mai 2009 · Seite 21<br />

Schlagabtausch auf innerpolitische Sensibilitäten ausgerichtet ist, blendet Obamas Vorwurf<br />

einer „geballten Faust“ des Irans die aggressive Politik seines Vorgängers aus. Immerhin war<br />

Teheran diejenige der beiden Parteien, die willens war zu verhandeln – nur ohne jede<br />

Vorbedingungen, deren Sinn nun auch Washington einzusehen scheint. Insgesamt darf man<br />

davon ausgehen, dass die Forderung nach „Regime Change“ durch jene des<br />

„Verhaltenswechsels des Regimes“ ersetzt wurde.<br />

Europas Haltungen in der Obama-Ära<br />

Neben positiven Signalen aus strategischen Kreisen in der EU für eine Umkehr der<br />

bisherigen Iran-Politik, scheint die weithin transatlantisch orientierte politische Klasse an<br />

der Coercive Diplomacy der letzten Jahre festhalten zu wollen. Drei Tage nach der Wahl<br />

Obamas gab die französische Ratspräsidentschaft ein vertrauliches sechsseitiges Papier zur<br />

„transatlantischen Partnerschaft“ heraus. Vier Kernthemen werden ins Zentrum des außen-<br />

<strong>und</strong> sicherheitspolitischen Dialogs der EU mit der neuen US-Administration gestellt: (1.)<br />

Effektiver Multilateralismus; (2.) die Situation in Afghanistan <strong>und</strong> Pakistan; (3.) die Situation<br />

im Nahen Osten; <strong>und</strong> (4.) die transatlantischen Beziehungen zu Russland.<br />

Zum ersten Themenkomplex wird recht ausführlich auf den Iran eingegangen. Die bisherige<br />

Dual-Track-Strategie müsse fortgesetzt werden. Druck, vor allem ökonomischer Natur,<br />

müsse erhöht werden, bis Teheran sich für einen „substantiven Dialog“ bereit erklärt. So soll<br />

der Iran zu politischen Zugeständnissen in der Region gebracht <strong>und</strong> zur Einhaltung der UN-<br />

Sicherheitsresolutionen für die Einstellung seines Atomprogramms gebracht werden. Um die<br />

bisherige Taktik nicht zu gefährden, wäre ein amerikanisch-iranischer Dialog nur unter<br />

„bestimmten Konditionen nützlich“, heißt es warnend.<br />

Um das Beharren der EU auf der alten Iran-Strategie gegenüber dem neuen US-Präsidenten<br />

zu bek<strong>und</strong>en, reiste der französische Außenminister Bernard Kouchner (als Außenminister<br />

der EU-Präsidentschaft seines Landes) am 12. November 2008 nach Washington. Vor der<br />

dem Obama-Team nahestehenden Brookings Institution, warnte der französische Politiker<br />

den US-Präsidenten vor einem neuen Kurs in der Iran-Politik, die vorbedingungslose<br />

Verhandlungen mit Teheran in Aussicht stellte. Die bisherige Strategie, so Kouchner, sei<br />

„gewiss nicht gescheitert“. Ein die Normalisierung der Beziehungen ermöglichender Dialog<br />

von Seiten der USA werde den bislang verfolgten „dual track process“ „verdammen“. Er<br />

betonte, dass jeglicher Dialog „sinnvoll“ sein müsse. Zum Schluss ließ er durchblicken, dass<br />

er nicht wünsche, dass die neue US-Administration einen „neuen Blick auf die ganze Sache“<br />

werfe. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> kann trotz anders lautender europäischer Bek<strong>und</strong>ungen<br />

vermutet werden, dass die EU daran interessiert ist, die USA durch das Ausbleiben einer<br />

Normalisierung vom iranischen Markt fernzuhalten. Aus diesem Gr<strong>und</strong> scheint Washington<br />

auch entschlossen, stärker darauf zu achten, dass die Europäer <strong>und</strong> andere Mächte stärker<br />

als bisher das Handels- <strong>und</strong> Investitionsverbot gegenüber dem Iran einhalten. Zumal aber<br />

eine Normalisierung amerikanisch-iranischer Beziehung im strategischen Interesse Europas<br />

anzusehen ist, kommt nun darauf an, dass die EU-Staaten eine auf Ausgleich bedachte Iran-<br />

Politik dadurch unterstützen, indem auch sie ihre Politik gegenüber Teheran ändern.<br />

Was wird sich denn ändern?<br />

Vieles deutet darauf hin, dass an der alten Strategie, welche im Kern darauf ausgerichtet ist,<br />

via politischem Druck <strong>und</strong> Sanktionen dem Iran das Recht auf die Fortsetzung des<br />

Anreicherungsprogramms streitig zu machen, festgehalten wird. Daraus folgt, dass der<br />

Konflikt weiterhin krisenanfällig bleiben wird. Um jedoch eine für alle Seiten akzeptable<br />

Lösung herbeizuführen, müssen neue Wege beschritten werden. Nicht nur in der Iran-Politik<br />

besteht Obamas Mission nicht darin, einen wahrhaftigen Wandel einzuleiten, sondern einen<br />

notwenigen Wandel durchzusetzen. Es soll sichergestellt werden, dass die Kontinuität der<br />

amerikanischen Weltpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg gewahrt bleibt. Die Dominanz in

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