Organisationen, Ideologien und Strategien - Eurasisches Magazin
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TERROR<br />
© Eurasischer Verlag Hans Wagner 2009<br />
<strong>Eurasisches</strong> <strong>Magazin</strong> – Mai 2009 · Seite 23<br />
Militanter Islamismus in Zentralasien - <strong>Organisationen</strong>,<br />
<strong>Ideologien</strong> <strong>und</strong> <strong>Strategien</strong><br />
Mit der Festnahme der so genannten Sauerlandbomber mussten die Ermittler<br />
feststellen, dass die Bedrohung durch den aus Zentralasien importierten<br />
Terrorismus Deutschland unmittelbar erreicht hatte. Hier eine Analyse der<br />
Kräfte <strong>und</strong> des Potentials.<br />
Von Michail Logvinov<br />
EM 06-09 · 02.06.2009<br />
m 4. September 2007 nahm die Polizei nach monatelanger Fahndung drei mutmaßliche<br />
Mitglieder einer Islamischen Jihad Union (IJU) im sauerländischen Oberschledorn fest.<br />
Laut Anklage waren die Mitglieder der IJU „von dem Willen getrieben, auch in Deutschland<br />
die Feinde des Islam – vornehmlich US-Bürger – zu vernichten <strong>und</strong> dabei das Ausmaß der<br />
Anschläge vom 11. September zu erreichen“. Doch auch deutsche Opfer seien willkommen<br />
gewesen: „Wenn jeder fünfzig tötet, paar verletzt, da sind 150 tot“, soll ein im Auftrag der<br />
usbekischen terroristischen Vereinigung handelnder Islamist kurz vor der Festnahme gesagt<br />
haben.<br />
Auf einer türkischsprachigen Internetseite bekannte sich die IJU zu den Anschlagsplänen in<br />
Deutschland. Auf derselben Webseite verkündete die terroristische Vereinigung Anfang März<br />
2008 die Ausführung eines Selbstmordanschlages auf amerikanische <strong>und</strong> afghanische<br />
Truppen in der Provinz Paktika durch einen türkischstämmigen Deutschen.<br />
Terrorismusexperten gelangten infolgedessen zur Erkenntnis, dass die IJU die angestrebte<br />
Internationalisierung des Dschihad durch Kontakte mit Al-Qaida, der Taliban <strong>und</strong> türkischen<br />
Terroristen erfolgreich zu implementieren wusste. Darüber hinaus scheint die<br />
zentralasiatische Region trotz des zunehmenden Drucks im Antiterrorkampf zu einem<br />
bedeutenden Rückzugs- <strong>und</strong> Mobilisierungsraum für den internationalen Terrorismus<br />
geworden zu sein. Entwickelt sich Mittelasien zu einem terroristischen Schlachtfeld der<br />
Zukunft mit über die Region hinausgehenden Implikationen für die europäische Sicherheit,<br />
wie es Laqueur voraus sagte? Welche terroristischen <strong>Organisationen</strong> traten in Mittelasien in<br />
Erscheinung <strong>und</strong> wie lassen sich ihre <strong>Ideologien</strong> <strong>und</strong> <strong>Strategien</strong> beschreiben?<br />
Vor allem haben die folgenden islamistische <strong>Organisationen</strong> Zentralasiens haben nach dem<br />
Zusammenbruch der Sowjetunion von sich reden gemacht: die regionalen Zellen der Hisb ut-<br />
Tahrir, Akramiya, Hisb un-Nusrat, Tabligh Jamaat sowie die Partei der islamischen<br />
Wiedergeburt Tadschikistans <strong>und</strong> die Islamische Bewegung Usbekistans.<br />
Die Partei der Wiedergeburt Tadschikistans<br />
Die Partei der Wiedergeburt Tadschikistans ist aufgr<strong>und</strong> ihrer Verquickung in den<br />
Machtkampf zwischen den Kommunisten <strong>und</strong> der von Islamisten infiltrierten Opposition<br />
eine der am besten analysierten islamistischen Kräfte Zentralasiens der 1990er Jahre. Das<br />
Besondere an dieser Organisation ist, dass die „PIW in Zentralasien die einzige legale Partei<br />
mit einem religiösen Mandat [ist]“. (Rainer Freitag-Wirminghaus in „ Russland, islamische<br />
Republiken des Kaukasus <strong>und</strong> Zentralasiens“).<br />
Nach dem Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen haben sich die tadschikischen<br />
Islamisten für eine Kooperation mit den Säkularisten entschlossen <strong>und</strong> verzichteten darauf,<br />
den nicht-islamischen Staat herauszufordern. Nachdem sich die PIW in die Regierung<br />
einbinden ließ, distanzierte sie sich von anderen islamistischen Parteien. Doch auch die