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Organisationen, Ideologien und Strategien - Eurasisches Magazin

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© Eurasischer Verlag Hans Wagner 2009<br />

<strong>Eurasisches</strong> <strong>Magazin</strong> – Mai 2009 · Seite 16<br />

Internationalismus“ der zweiten Amtszeit Bushs weiterführen, um eine „stabile, nachhaltige<br />

globale Leadership“ zum Erfolg zu verhelfen. Nach Meinung vieler Analysten hat jedoch<br />

gerade die unilaterale Politik der Bush/Cheney-Regierung die Herausbildung einer<br />

multipolaren Welt beschleunigt.<br />

Gestaltung einer neuen Weltordnung?<br />

Die Eliten in den USA, aber auch jene des transatlantischen Bündnisses, hegen die Hoffnung,<br />

dass die Vereinigten Staaten unter Präsident Obama wieder an Macht <strong>und</strong> Einfluss<br />

gewinnen. Um mit dem einflussreichen amerikanischen Politikwissenschaftler Charles<br />

Kupchan (u.a. Senior Fellow am Council on Foreign Relations) zu sprechen, habe sich mit<br />

Obama das Fenster für die USA geöffnet, um eine aus den Händen Washingtons geglittene<br />

Weltordnung wieder neu zu gestalten. Dieser Einschätzung widerspricht jedoch der Direktor<br />

des einflussreichen britischen Royal Institute of International Affairs (Chatham House)<br />

Robin Niblett <strong>und</strong> meint, dass das Fenster irreversibel geschlossen sei. Darin stimmt ihm<br />

auch der amerikanische Analyst Parag Khanna zu, wenn er in der Zeit (Nr. 2/2009 v.<br />

31.12.2008, S. 3) schreibt: „Aus geistiger Bequemlichkeit möchte man vielleicht gern glauben,<br />

Präsident Obama sei in der Lage, die Führungsrolle der Vereinigten Staaten<br />

wiederherzustellen. Doch Amerikas geschrumpfte Macht hat strukturelle Ursachen <strong>und</strong><br />

hängt nicht von einzelnen Akteuren ab. Unser Sonnensystem hat keine Sonne mehr.“ (Dazu:<br />

EM 11-08 „Pax Americana – Die Weltmacht stürzt“).<br />

In „Der Kampf um die zweite Welt: Imperien <strong>und</strong> Einfluss in der neuen Weltordnung“<br />

(Berlin Verlag, 2008) spricht der indischstämmige Khanna von nunmehr drei „Imperien“ –<br />

die USA, die EU <strong>und</strong> China – zwischen denen das Gros des globalen Handels abgewickelt<br />

wird. Die sog. „Zweite Welt“ (darunter Russland, Indien, Brasilien, aber auch Länder wie<br />

Kasachstan <strong>und</strong> der Iran) bildet jenen umkämpften Schauplatz, auf dem entschieden wird,<br />

welcher der drei Imperien der „Ersten Welt“ in der Lage sein wird, global ein Machtgewicht<br />

zu seinem Gunsten herzustellen.<br />

Mit neuen Tönen <strong>und</strong> alter Politik?<br />

Der israelischen Logik folgend hatte Obama im Wahlkampf wiederholt hervorgehoben, dass<br />

ein nuklear bewaffneter Iran „unakzeptabel“ sei, eine solche Entwicklung käme einem – wohl<br />

geopolitisch verstandenen – „Game Changer“ gleich. Sein Vize Joseph Biden sprach<br />

unterdessen von dem „unerlaubten (illicit)“ zivilen Atomprogramm der Iraner. Direkte<br />

Gespräche, so der Präsident, sollten an einem Ort <strong>und</strong> zu einer Zeit, welche US-Interessen<br />

dienten, dazu abgehalten werden.<br />

Ebenfalls im Rennen um das Weiße Haus hatte Obama die Doktrinen seiner Vorgänger<br />

bekräftigt, indem er erklärte: „Ich werde nicht zögern, Gewalt anzuwenden, notfalls auch<br />

unilateral, um das amerikanische Volk oder unsere vitalen Interessen zu schützen, wenn wir<br />

attackiert oder sie bedroht werden.“ In der Washington Post (v. 29.04.2007) bezeichnete ihn<br />

der wohl führende neokonservative Außenpolitikstratege Robert Kagan mit nicht zu<br />

übersehender Genugtuung als „Interventionisten“: „Obama spricht über ‚Schurkennationen‘,<br />

‚verfeindete Dikatoren‘, ‚muskulöse Bündnisse‘ <strong>und</strong> die Aufrechterhaltung ‚einer starken<br />

atomaren Abschreckung‘. Er spricht darüber, wie wir den ‚amerikanischen Moment‘ ‚greifen‘<br />

müssen. Wir müssen ‚die Welt von Neuem beginnen‘. Ist dies Realismus? Ist dies<br />

linksliberale Außenpolitik?“, so der Post-Kolumnist. Sicherlich gibt es auch Gründe, Obamas<br />

Aussagen im Lichte des Wahlkampfes zu betrachten. Denn dabei kommt der mächtigen<br />

Israel-Lobby traditionell großer Einfluss zu. Doch wie zu zeigen sein wird, hat sich nichts<br />

Substantielles verändert.<br />

Von den an Obama in der Iran-Frage gerichteten Policy-Empfehlungen – von realistischer<br />

bis hin zu neokonservativer Seite – werden jedoch gemeinsame Linien deutlich. Neben einer<br />

stärker koordinierten Zusammenarbeit mit Israel, sollen die Teheran gegenüber misstrauisch

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