UNION UND PAROCHIE Die Streitigkeiten zwischen ... - reckerdesign
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So waren nun auch beim Festgottesdienst in der Marienkirche anläßlich des Reformati-<br />
onsjubiläums Katholiken anwesend, zumal der katholische Organist der Nicolai-<br />
Gemeinde an diesem Gottesdienst mitwirkte, „[...] die Responsorien erfolgten von ei-<br />
nem Chor Sänger und Sängerinnen mit Begleitung der Orgel und anderer Instrumente<br />
unter der Leitung und nach den gelungenen Kompositionen des Organisten und Musik-<br />
lehrers Herrn Knievel hierselbst“. 38 Prediger Buddeberg erwähnt die Teilnahme von Ka-<br />
tholiken und Juden an seinem Abendgottesdienst in der Jacobikirche.<br />
<strong>Die</strong> Unzufriedenheit, die von Meding feststellt, wird zuerst greifbar in dem Fest-<br />
bericht von Buddeberg, als er von der Planung der Gottesdienste (und damit Predigten !)<br />
spricht: „weil aber darüber einige Unzufriedenheit sich äußerte, so beschloß der Prediger<br />
der Jacobi-Kirche Buddeberg eine Frühandacht von 7–9 Uhr zu halten und über den<br />
Text Römer 13 V 12 zu predigen“. Außerdem hielt er am Abend des 31. Oktober „eine<br />
feierliche Andacht in der Jacobi-Kirche“. 39<br />
Auf Grund der bekannten Rivalitäten <strong>zwischen</strong> den Lippstädter Pfarrern, die bei<br />
einem konkretem Anlaß auch auf die Gemeinden übergreifen konnten, scheinen sich<br />
Glieder der Jacobi-Gemeinde bei der Verteilung der Festlichkeiten benachteiligt gefühlt<br />
zu haben. <strong>Die</strong>s wäre dann ein Grund für die „latente Unzufriedenheit“, die von Meding<br />
feststellte.<br />
Der eigentliche Stein des Anstoßes war Schliepsteins Festpredigt in der Marien-<br />
kirche. Mit ihrem langen antikatholischen Einleitungsteil, ihren „schiefe[n] Antithesen“<br />
und ihrer „kraftmeierisch hämmernde[n] Sprache“ erregte sie Ärgernis in der Stadt und<br />
besonders bei den Katholiken. 40 Als Schliepstein seine Predigten drucken ließ, ging ih-<br />
nen eine „Vorrede und Rechtfertigung gegen die Angriffe der Gegner“ voraus.<br />
Daß Buddeberg und Verhoeff (reformierte Gemeinde) keine Neigung verspürten,<br />
in diesem „Sammelband“ ihre Predigten veröffentlichen zu lassen, ist zu verstehen, Krä-<br />
gelius gab seine Predigt gesondert heraus. Eine Predigt von Verhoeff ist leider nicht er-<br />
halten, das verwundert, denn Verhoeff hatte literarischen Ehrgeiz. Er veröffentliche Ge-<br />
dichte, hatte 1799 sogar mit Schiller korrespondiert, um ihm seine Gedichte für den<br />
„Musenalmanach“ anzubieten. 41<br />
<strong>Die</strong> oben erwähnte Ausgabe der „Lippstädtische[n] Zeitung“ bringt am 6. November<br />
1817 einen recht allgemeinen Bericht über die Feierlichkeiten in Lippstadt, der durch