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Hinter der Mauer - Berliner Missionswerk

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wirklich nicht habe träumen lassen – lediglich<br />

Zeichen <strong>der</strong> „Präsenz“ vor Ort. Wir haben ja zu<br />

Hause oft in <strong>der</strong> Zeitung gelesen, dass das Militär<br />

irgendwo in <strong>der</strong> Westbank einen Ort besetzt<br />

hat, eine Ausgangssperre verhängt, Menschen<br />

verhaftet, ein Haus räumt: Ich habe, ohne es<br />

wirklich zu durchdenken, immer den Eindruck<br />

gehabt: Das ist eine Reaktion auf irgend einen<br />

Gewaltakt von „Hamas o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gewalttätern“–<br />

vielleicht eine Überreaktion, aber doch<br />

irgendwie begründet. Und nun muss ich von<br />

Israelis erfahren, dass das Konzept ein völlig an<strong>der</strong>es<br />

ist: Es geht um Kontrolle und Einschüchterung,<br />

um Allgegenwart und Vermittlung von<br />

Ohnmachtsgefühlen.<br />

Demonstrationen gegen den <strong>Mauer</strong>bau<br />

Am Freitag waren wir zum ersten Mal bei <strong>der</strong><br />

Demo gegen die <strong>Mauer</strong> in Al Masara. In diesem<br />

Ort ist die <strong>Mauer</strong> noch nicht gebaut, aber <strong>der</strong><br />

Verlauf bereits festgelegt. Jeden Freitag protestiert<br />

die örtliche Bevölkerung dagegen. Nach-<br />

Gewaltloser Wi<strong>der</strong>stand bei Wind und Wetter<br />

dem es im Frühjahr zu Zwischenfällen gekommen<br />

ist, sperrt die Armee das Gelände schon im<br />

Vorfeld. Als wir ankommen, steht da bereits ein<br />

Auto mit vier israelischen Aktivisten, die uns erfreut<br />

begrüßen. Die Straße ist mit Stacheldraht<br />

durch die Armee gesperrt und ungefähr 10 Soldaten<br />

stehen dahinter, die MP in <strong>der</strong> Hand. Aus<br />

dem Dorf kommt <strong>der</strong> Zug <strong>der</strong> Demonstranten,<br />

Palästina<br />

Soldaten dürfen nicht mit Demonstranten sprechen.<br />

ein nicht sehr großes Häuflein und im selben<br />

Moment fängt es heftig an zu regnen – vorher<br />

haben wir die Wolken schon das Tal hinaufkriechen<br />

sehen.<br />

Unter den Einheimischen sehe ich nur eine<br />

Frau, die übrigen sind Männer, überwiegend<br />

junge, mit großen palästinensischen Fahnen in<br />

<strong>der</strong> Hand. Sie skandieren „free palestine“ und<br />

an<strong>der</strong>e – arabische – Slogans, die wir nicht<br />

verstehen. Es gießt in Strömen, zwischendurch<br />

Blitze und Donner. Kleine Jungen versuchen,<br />

den Stacheldraht mit Hilfe von zerrissenen<br />

Plastiktüten, die sich darin verfangen, wegzuziehen.<br />

Die Soldaten treten mit einem Fuß auf<br />

den Draht, um eben dies zu verhin<strong>der</strong>n. Die<br />

Stimmung ist nicht sehr aggressiv. Einzelne<br />

Demonstranten, überwiegend „Internationals“,<br />

versuchen mit den Soldaten ins Gespräch zu<br />

kommen, was aber vom Offizier verhin<strong>der</strong>t<br />

wird: keine Gespräche, bedeutet er den jungen<br />

Soldaten und so steht man sich stumm gegenüber.<br />

Die Palästinenser rufen immer wie<strong>der</strong><br />

Slogans, eine kurze Rede auf Englisch wird gehalten,<br />

die ich kaum verstehe, da ich mit vielen<br />

an<strong>der</strong>en Schutz unter einem kleinen Vordach<br />

gesucht habe gegen den strömenden Regen.<br />

Dann ist die Demo zu Ende und alle gehen zurück.<br />

Der israelische junge Mann bedeutet mir,<br />

dass er aus Tel Aviv kommt und jeden Freitag<br />

da ist – so wird man sich öfter hier sehen. Wir

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