Hinter der Mauer - Berliner Missionswerk
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Freitagsdemonstration in Al Masara<br />
Es ist, wie schon einmal beschrieben, nur eine<br />
kleine Gruppe, die da jeden Freitag antritt, um<br />
gegen die Besatzung zu demonstireren. Während<br />
wir da vor dem Stacheldrahtverhau stehen<br />
vor den Soldaten, die von den Kin<strong>der</strong>n mit Taschenspiegeln<br />
geblendet und von den Jugendlichen<br />
mit Palästina-Fahnen berührt werden,<br />
Protest-Nachwuchs auf Tuchfühlung mit israelischen<br />
Soldaten<br />
erscheint in unserem Rücken ein Militärjeep, aus<br />
dem ein Soldat steigt, <strong>der</strong> beginnt, alle Teilnehmer<br />
zu fotografieren. Alles dreht sich um und<br />
läuft nun zu dem Jeep, <strong>der</strong> nicht wie die übrigen<br />
Militärfahrzeuge hinter dem Stacheldraht steht,<br />
son<strong>der</strong>n „zugänglich“ ist. Die Soldaten springen<br />
heraus und stellen sich um das Fahrzeug. Sofort<br />
kommt eine enorme Spannung auf – eine Weile<br />
steht man sich so konfrontativ gegenüber. Glücklicherweise<br />
hin<strong>der</strong>n die Erwachsenen die Kin<strong>der</strong><br />
daran, irgendwelche Dummheiten anzustellen,<br />
wozu diese gern und je<strong>der</strong>zeit bereit wären – sie<br />
haben noch gar kein Gefühl für die Situation,<br />
Palästina<br />
die je<strong>der</strong>zeit in Gewalt umschlagen kann. Eine<br />
alte Frau hat sich inzwischen am Zaun langsam<br />
erst auf den Stacheldraht gestellt und ist dann<br />
ganz hinübergegangen – die Soldaten lassen es<br />
zu und so wan<strong>der</strong>t sie mit zwei kleinen Kin<strong>der</strong>n<br />
und einer Fahne in Richtung ihres Feldes. Als<br />
ein junger Mann das gleiche versucht, wird er<br />
sofort verhaftet und erst nach langen Verhandlungen<br />
nach einer Stunde wie<strong>der</strong> freigelassen.<br />
Immer wie<strong>der</strong> gab es Zusammenstöße mit <strong>der</strong><br />
Armee, wenn die Leute sich auf die Straße gesetzt<br />
haben und weggeschleift wurden. Früher<br />
sind sie zum Demonstrieren auf die Hauptstraße<br />
gegangen; die aber ist die Verbindung in die<br />
nahe Siedlung und muss „natürlich“ geschützt<br />
werden. Deshalb blockiert die Armee jeden<br />
Freitag die Dorfstraße, sodass die Demonstration<br />
bereits im Ort enden muss.<br />
Übrigens: Vor drei Wochen haben wir auf dem<br />
Acker eines Bauern aus diesem Dorf Olivenbäumchen<br />
gepflanzt, ich habe davon berichtet<br />
– inzwischen sind in einer nächtlichen Aktion<br />
etwa 30 Bäumchen von Unbekannten ausgerissen<br />
o<strong>der</strong> verbrannt worden – man hätte es sich<br />
ja fast denken können.<br />
Nächtlicher Aufruhr in Yanoun<br />
Im Dörfchen Yanoun: Wir wachen um halb eins in<br />
<strong>der</strong> Nacht auf – es sind Militärfahrzeuge draußen.<br />
Wir sehen mehrere Jeeps durch den Ort fahren<br />
– von unserem Standort hat man einen hervorragenden<br />
Blick über Dorf und nächsten Hügel, wo<br />
die nächste Siedlung liegt. Die Jeeps entfernen<br />
sich wie<strong>der</strong> und wir gehen wie<strong>der</strong> schlafen. Um<br />
halb drei klingelt das Telefon. Raschid, <strong>der</strong> Bürgermeister<br />
ist dran, die Soldaten stünden vor<br />
seinem Haus, wir sollten doch vor´s Haus kommen<br />
und zuschauen. Anziehen, Weste an und<br />
hinaus! Es ist eisiger Wind. Drei Militärfahrzeuge<br />
stehen ganz nah bei unserem Haus, die Soldaten<br />
sind ausgestiegen und haben Raschid aus seinem<br />
Haus geholt. Sie gehen von Haus zu Haus,<br />
donnern mit ihren Stiefeln gegen die Türen, man<br />
kann das gut hören, und holen die Männer he-