06.01.2013 Aufrufe

Hinter der Mauer - Berliner Missionswerk

Hinter der Mauer - Berliner Missionswerk

Hinter der Mauer - Berliner Missionswerk

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

30<br />

Freitagsdemonstration in Al Masara<br />

Es ist, wie schon einmal beschrieben, nur eine<br />

kleine Gruppe, die da jeden Freitag antritt, um<br />

gegen die Besatzung zu demonstireren. Während<br />

wir da vor dem Stacheldrahtverhau stehen<br />

vor den Soldaten, die von den Kin<strong>der</strong>n mit Taschenspiegeln<br />

geblendet und von den Jugendlichen<br />

mit Palästina-Fahnen berührt werden,<br />

Protest-Nachwuchs auf Tuchfühlung mit israelischen<br />

Soldaten<br />

erscheint in unserem Rücken ein Militärjeep, aus<br />

dem ein Soldat steigt, <strong>der</strong> beginnt, alle Teilnehmer<br />

zu fotografieren. Alles dreht sich um und<br />

läuft nun zu dem Jeep, <strong>der</strong> nicht wie die übrigen<br />

Militärfahrzeuge hinter dem Stacheldraht steht,<br />

son<strong>der</strong>n „zugänglich“ ist. Die Soldaten springen<br />

heraus und stellen sich um das Fahrzeug. Sofort<br />

kommt eine enorme Spannung auf – eine Weile<br />

steht man sich so konfrontativ gegenüber. Glücklicherweise<br />

hin<strong>der</strong>n die Erwachsenen die Kin<strong>der</strong><br />

daran, irgendwelche Dummheiten anzustellen,<br />

wozu diese gern und je<strong>der</strong>zeit bereit wären – sie<br />

haben noch gar kein Gefühl für die Situation,<br />

Palästina<br />

die je<strong>der</strong>zeit in Gewalt umschlagen kann. Eine<br />

alte Frau hat sich inzwischen am Zaun langsam<br />

erst auf den Stacheldraht gestellt und ist dann<br />

ganz hinübergegangen – die Soldaten lassen es<br />

zu und so wan<strong>der</strong>t sie mit zwei kleinen Kin<strong>der</strong>n<br />

und einer Fahne in Richtung ihres Feldes. Als<br />

ein junger Mann das gleiche versucht, wird er<br />

sofort verhaftet und erst nach langen Verhandlungen<br />

nach einer Stunde wie<strong>der</strong> freigelassen.<br />

Immer wie<strong>der</strong> gab es Zusammenstöße mit <strong>der</strong><br />

Armee, wenn die Leute sich auf die Straße gesetzt<br />

haben und weggeschleift wurden. Früher<br />

sind sie zum Demonstrieren auf die Hauptstraße<br />

gegangen; die aber ist die Verbindung in die<br />

nahe Siedlung und muss „natürlich“ geschützt<br />

werden. Deshalb blockiert die Armee jeden<br />

Freitag die Dorfstraße, sodass die Demonstration<br />

bereits im Ort enden muss.<br />

Übrigens: Vor drei Wochen haben wir auf dem<br />

Acker eines Bauern aus diesem Dorf Olivenbäumchen<br />

gepflanzt, ich habe davon berichtet<br />

– inzwischen sind in einer nächtlichen Aktion<br />

etwa 30 Bäumchen von Unbekannten ausgerissen<br />

o<strong>der</strong> verbrannt worden – man hätte es sich<br />

ja fast denken können.<br />

Nächtlicher Aufruhr in Yanoun<br />

Im Dörfchen Yanoun: Wir wachen um halb eins in<br />

<strong>der</strong> Nacht auf – es sind Militärfahrzeuge draußen.<br />

Wir sehen mehrere Jeeps durch den Ort fahren<br />

– von unserem Standort hat man einen hervorragenden<br />

Blick über Dorf und nächsten Hügel, wo<br />

die nächste Siedlung liegt. Die Jeeps entfernen<br />

sich wie<strong>der</strong> und wir gehen wie<strong>der</strong> schlafen. Um<br />

halb drei klingelt das Telefon. Raschid, <strong>der</strong> Bürgermeister<br />

ist dran, die Soldaten stünden vor<br />

seinem Haus, wir sollten doch vor´s Haus kommen<br />

und zuschauen. Anziehen, Weste an und<br />

hinaus! Es ist eisiger Wind. Drei Militärfahrzeuge<br />

stehen ganz nah bei unserem Haus, die Soldaten<br />

sind ausgestiegen und haben Raschid aus seinem<br />

Haus geholt. Sie gehen von Haus zu Haus,<br />

donnern mit ihren Stiefeln gegen die Türen, man<br />

kann das gut hören, und holen die Männer he-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!