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Hinter der Mauer - Berliner Missionswerk

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das Grab von Simon dem Gerechten, zu dem<br />

orthodoxe Juden zum Gebet gehen. 28 Häuser<br />

in diesem Viertel sind von <strong>der</strong> Zwangsräumung<br />

bedroht. Siedler haben 2001 das erste<br />

Haus besetzt und im August 2009 wurde die<br />

erste palästinensische Familie aus ihrem Haus<br />

vertrieben, in das sofort Siedler einzogen. Im<br />

November ist die Al Kurd-Familie aus dem<br />

vor<strong>der</strong>en Anteil ihres Hauses durch Gerichtsbeschluss<br />

entfernt worden. Nun wird dieser<br />

Teil ebenfalls von Siedlern bewohnt – hinten<br />

wohnen immer noch die Eigentümer, die neben<br />

dem Haus ein Zelt errichtet haben. Als wir<br />

uns <strong>der</strong> betroffenen Straße nähern, sehen wir<br />

schon von weitem, dass die Straße von <strong>der</strong><br />

Polizei mit einer doppelten Sperre abgeriegelt<br />

ist. Zwischen den beiden Sperren kommen<br />

orthodoxe Juden vom Gebet an Simons Grab<br />

zurück. Die Sperren sind wegen <strong>der</strong> Freitagsdemonstration<br />

errichtet worden, bei <strong>der</strong> israelische<br />

Friedensgruppen zusammen mit Palästinensern<br />

jede Woche gegen die Vertreibung <strong>der</strong><br />

Bewohner protestieren.<br />

Auf einem Schleichweg kommen wir hinunter<br />

auf die Straße und zu den Familien. Diese<br />

Palästina<br />

Die palästinensische Familie Al Kurd wurde aus dem vor<strong>der</strong>en Teil ihres Hauses vertrieben. Dort leben jetzt<br />

Siedler und die Al Kurds im hinteren Teil.<br />

abgeriegelte Straße mit den dadurch eingeschlossenen<br />

Menschen wirkt bedrückend.<br />

Nur das Auto <strong>der</strong> Siedler wird hineingelassen,<br />

sie waren einkaufen und laden nun vor dem<br />

besetzten Haus ihre Einkäufe für den Sabbat<br />

aus. Im Zelt angekommen gibt es Kaffee für<br />

uns, und die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Familie werden mir<br />

vorgestellt.<br />

Es ist eine völlig absurde Situation. Kin<strong>der</strong><br />

spielen auf <strong>der</strong> Straße Fußball – <strong>der</strong> Ball fliegt<br />

in den Vorgarten <strong>der</strong> Siedler, die sich weigern,<br />

ihn wie<strong>der</strong> herauszugeben. Einer <strong>der</strong> immer anwesenden<br />

israelischen Friedensaktivisten holt<br />

einen Polizisten herbei, dem es gelingt, den Ball<br />

wie<strong>der</strong> loszueisen. Wie leben diese Menschen<br />

hier? Wie halten sie diesen Druck aus? Mir wird<br />

doch schon bei meinem kurzen Besuch ganz<br />

eng! Ob es die Siedler sind, die den Palästinensern<br />

ihren Wohnraum wegnehmen o<strong>der</strong> die<br />

Palästinenser, die täglich die „neuen Besitzer“<br />

ihres Hauses vor Augen haben – wie kann man<br />

so leben, Wochen und Monate lang?<br />

Während ich diesen Brief schreibe, erfahre ich,<br />

dass gestern Nacht vier Siedler in einem ande-

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