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Hinter der Mauer - Berliner Missionswerk

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20<br />

Unter <strong>der</strong> Besatzung wurden tausende Olivenbäume<br />

gefällt .<br />

als <strong>der</strong> letzte. Deshalb will ich mich bemühen,<br />

Euch heute einen positiveren Eindruck zu vermitteln.<br />

Es gibt nämlich auch schöne Dinge<br />

zu erleben in Palästina – und das ist nicht das<br />

Wetter, auch nicht das Essen, son<strong>der</strong>n ganz beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>der</strong> unermüdliche Lebenswille, den ich<br />

hier auf Schritt und Tritt spüre.<br />

Am letzten Sonntag wurden in Al Masara, wo<br />

wir regelmäßig am Freitag an <strong>der</strong> Demonstration<br />

gegen die <strong>Mauer</strong> teilnehmen, Olivenbäume<br />

gepflanzt. Wir erfuhren am Abend vorher davon.<br />

Als wir um kurz nach 10 Uhr dort sind, wimmelt<br />

<strong>der</strong> Hügel von Menschen – es sind insgesamt<br />

120 Leute, die ich zähle – überwiegend<br />

Palästinenser, aber auch „Internationals“ aus<br />

verschiedensten Län<strong>der</strong>n. Ich erfahre, dass<br />

auch <strong>der</strong> Gouverneur <strong>der</strong> Bethlehem-Region da<br />

ist, <strong>der</strong> Minister für Landwirtschaft <strong>der</strong> PA und<br />

<strong>der</strong>en Gefolge. Die Stimmung ist ausgelassen<br />

und heiter, palästinensische Fahnen werden geschwenkt<br />

und es wird gepflanzt und gepflanzt!<br />

Zunächst muss man mit Hacke und Schaufel das<br />

Bett richten. Dann wird das Bäumchen eingesetzt,<br />

mit Steinen ein kleiner Wall ausgelegt, um<br />

Palästina<br />

das Regenwasser, auf das hier alle sehnsüchtig<br />

warten, nicht so schnell abfließen zu lassen.<br />

Jede Pflanze bekommt eine Plastikhülle übergestülpt,<br />

um sie zunächst vor den Witterungsunbilden<br />

zu schützen. Wenn man die Bäumchen<br />

so stehen sieht, so schutzlos, und dann hinüber<br />

sieht zur nahen Siedlung, dann fragt man sich,<br />

wie viele von ihnen in den nächsten Tagen und<br />

Wochen wohl nächtlichem Vandalismus zum<br />

Opfer fallen werden? Heute las ich wie<strong>der</strong> einmal<br />

in <strong>der</strong> Zeitung, dass seit 1967 Tausende von<br />

Olivenbäumen von „Unbekannten“ gefällt o<strong>der</strong><br />

entwurzelt wurden und dass in keinem einzigen<br />

Fall die Täter bestraft wurden.<br />

Auch die heutige Pflanz-Aktion bleibt „natürlich“<br />

nicht ohne militärischen „Beistand“. Drei Jeeps<br />

und ein Mannschaftswagen stehen am Straßenrand<br />

und die Soldaten sind ausgestiegen, um<br />

uns besser beobachten zu können. Von Zeit zu<br />

Zeit gehen sie ein Stückchen den Hang hinauf,<br />

drehen wie<strong>der</strong> um, gehen zurück. Dann kommen<br />

drei von ihnen etwas näher und fangen an,<br />

die Teilnehmer zu fotografieren. Dann gehen sie<br />

wie<strong>der</strong> zur Straße. Sie haben, erzählt man uns,<br />

vorher dem Eigentümer des Hügels mitgeteilt,<br />

er dürfe zwar die Menschen auf seinen Hügel<br />

lassen, aber die Straße dürfe niemand betreten<br />

– das ist natürlich ganz unmöglich, denn alle<br />

müssen ja erst einmal auf das Gelände kommen<br />

und die, die mit dem Auto gekommen sind, lassen<br />

es an <strong>der</strong> Straße stehen. Die Soldaten lassen<br />

es dann auch ohne Probleme zu – aber die Bedrohung<br />

des Verbots steht im Raum und macht<br />

unsicher, und genau das ist erwünscht. Ein paar<br />

italienische junge Teilnehmer machen auf Straßenkampf,<br />

sie haben sich schwarze Halstücher<br />

um die Gesichter gebunden, so dass man nur<br />

die Augen sehen kann, und fotografieren ihrerseits<br />

die Soldaten. Die lassen sich glücklicherweise<br />

nicht provozieren, dazu ist wohl zu viel<br />

Prominenz da und auch das Fernsehen. Nachdem<br />

alle Bäumchen in <strong>der</strong> Erde sind, wird gesungen<br />

und dann geht es zum Mittagessen. Wie<br />

schön, solche Aktion in einer Gegend, wo genau<br />

dort die geplante, aber noch nicht fertiggestellte

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