Hinter der Mauer - Berliner Missionswerk
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eine Strafe von 70 000 Schekel (NIS), d.i. etwa<br />
14 000 €, für „illegales Bauen“ und eines Tages<br />
stand <strong>der</strong> Bulldozer vor <strong>der</strong> Tür. (Um es klar zu<br />
machen: Die Strafe ist unabhängig davon, ob<br />
das Haus abgerissen wird o<strong>der</strong> nicht; man muss<br />
also zahlen und das Haus wird dennoch abgerissen!)<br />
Der Vater musste für vier Wochen ins<br />
Gefängnis, da er die Strafe nicht zahlen konnte.<br />
Dann lebten sie 8 Monate in Zelten, bis sie mit<br />
Hilfe <strong>der</strong> Nachbarn das Haus wie<strong>der</strong> aufgebaut<br />
hatten, nur wenige Wochen später waren dieselben<br />
Soldaten und Bauarbeiter wie<strong>der</strong> da und<br />
das Haus wurde erneut abgerissen. Wie<strong>der</strong> Zelt<br />
und wie<strong>der</strong> Neuaufbau, diesmal nur das Erdgeschoss<br />
mit internationaler und familiärer Hilfe.<br />
Nun wohnen sie wie<strong>der</strong> unter einem Dach, aber<br />
die Mitteilung, dass ein erneuter Abriss droht,<br />
haben sie vor Jahren schon bekommen.<br />
Je<strong>der</strong>zeit kann <strong>der</strong> erneute Abriss erfolgen.<br />
Der Vater, Elektriker, ist seit 5 Jahren arbeitslos,<br />
jobbt in Bethlehem und muss nun auch<br />
befürchten, dass die israelischen Behörden ihn<br />
festnehmen, sowie sie ihn irgendwann einmal<br />
kontrollieren, denn er hat schon wie<strong>der</strong> eine<br />
Vorladung bekommen, erneut eine Haftstrafe<br />
abzusitzen wegen Nicht-Bezahlens <strong>der</strong> 70 000<br />
NIS! Deshalb trägt er seinen Ausweis nicht<br />
mehr bei sich, in <strong>der</strong> Hoffnung, einer Festnahme<br />
zu entgehen. Er hat drei Söhne, <strong>der</strong> älteste<br />
hat gerade vorübergehend eine Arbeit in Nablus,<br />
<strong>der</strong> zweite studiert in Bethlehem, <strong>der</strong> dritte<br />
geht noch zur Schule.<br />
Und trotz dieser Belastung und den Einschränkungen,<br />
die sie immer wie<strong>der</strong> hinnehmen müssen,<br />
sagt die Mutter, die gut englisch spricht:<br />
Ich werde von unserem Grund und Boden<br />
niemals weichen, selbst wenn sie uns immer<br />
wie<strong>der</strong> bedrohen, dies ist unser Land. Was die<br />
Jungen machen, das müssen sie selber entscheiden,<br />
sie müssen in ihrem Leben zu etwas<br />
kommen, vielleicht müssen sie weggehen –<br />
aber wir bleiben hier. Diese Kraft und Ausdauer,<br />
die Verbundenheit mit ihrem Land, beeindruckt<br />
mich sehr.<br />
Palästina<br />
Eingang zum Refugee-Camp; <strong>der</strong> Schlüssel<br />
symbolisiert die Hoffnung auf Rückkehr<br />
Eine Hoffnung<br />
Eine weitere Geschichte: Das Lajee-Center, eine<br />
soziale Einrichtung im AIDA-Refugee-Camp<br />
(5000 Flüchtlinge) will mit Jugendlichen einen<br />
Busausflug nach Haifa und Akko machen. Sie<br />
haben 85 Anmeldungen und beantragen ein<br />
Permit. Für 25 wird das Permit abgelehnt, Begründung:<br />
keine. Daraufhin versuchen sie für<br />
die verbliebenen 60 zwei Busse zu chartern.<br />
Von den israelischen Behörden abgelehnt: nur<br />
1 Bus erlaubt. Begründung: keine. Also müssen<br />
sie weitere 12 Kin<strong>der</strong> aussortieren, ohne ihnen<br />
verständliche Gründe angeben zu können. Was<br />
tun?<br />
Sie haben in den zweiten Bus kleinere Kin<strong>der</strong><br />
gesteckt, die noch keine Ausweise haben. Für<br />
die Kin<strong>der</strong> war es ein großes Erlebnis, schon,<br />
dass sie das Meer zum ersten Mal in ihrem Leben<br />
sehen konnten. Weil nun zu wenig Plätze