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fehlt ir was! - Diakonie Leipzig

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<strong>Leipzig</strong><br />

Jahresbericht<br />

2010<br />

Diakonisches Werk<br />

Innere Mission <strong>Leipzig</strong> e.V.<br />

Vielfalt<br />

für das Leben


2 Jahresbericht 2010 Vorwort<br />

Vorwort<br />

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der<br />

Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2. Timotheus 1,7)<br />

Dieses Wort lag der Predigt des „Gottesdienstes inklusive“<br />

zugrunde, der am 19. September 2010 in der Michaelisk<strong>ir</strong>che<br />

in <strong>Leipzig</strong> stattfand. Dieser Gottesdienst, an dem etwa 340<br />

Menschen teilnahmen und der gemeinsam von der Michaelis-<br />

Friedens-K<strong>ir</strong>chgemeinde, dem Berufsbildungswerk <strong>Leipzig</strong>,<br />

der <strong>Diakonie</strong> am Thonberg und dem Diakonischen Werk<br />

Innere Mission <strong>Leipzig</strong> gefeiert wurde, war ein Ergebnis der<br />

Podiumsdiskussion zum Thema „Inklusion“ im Alten Rathaus<br />

anlässlich des 140. Jahresfestes unseres Werkes im Jahr<br />

2009. In diesem Jahresbericht ist ein eigener Bericht über<br />

diesen Gottesdienst enthalten, der in Zukunft auch in anderen<br />

K<strong>ir</strong>chgemeinden gefeiert werden soll.<br />

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der<br />

Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Dieses Wort soll auch<br />

über diesem Jahresbericht stehen, der im November des<br />

Jahres 2010 anlässlich der Mitgliederversammlung und des<br />

141. Jahresfestes des Diakonischen Werkes Innere Mission<br />

<strong>Leipzig</strong> e.V. vorgelegt w<strong>ir</strong>d.<br />

Im Jahresbericht des letzten Jahres war bereits die Vermutung<br />

geäußert worden, dass die Finanz- und W<strong>ir</strong>tschaftskrise<br />

den sozialen Bereich vermutlich zeitversetzt erreichen w<strong>ir</strong>d.<br />

Die aktuellen öffentlichen Debatten um die Kürzung von<br />

Mitteln der öffentlichen Hand für soziale Arbeit zeigen, dass<br />

diese Vermutung nun tatsächlich Realität geworden ist bzw. in<br />

verstärkter Weise noch werden w<strong>ir</strong>d. Dies w<strong>ir</strong>d sich auch in<br />

unserer Arbeit schmerzlich niederschlagen.<br />

W<strong>ir</strong> sehen trotzdem zunächst dankbar, welche Chancen w<strong>ir</strong> in<br />

der letzten Zeit trotz nicht immer idealer Rahmenbedingungen<br />

hatten und auch nutzen konnten.<br />

Die neuen Einrichtungen bzw. Erweiterungsbauten wie die<br />

Erweiterung der Lindenwerkstätten, Werkstatt II in Panitzsch,<br />

die Kindertagsstätte „Nathanael“ in <strong>Leipzig</strong>-Lindenau, der<br />

Erweiterungsbau der Förderschule „Werner Vogel“ und die<br />

stationäre Einrichtung der Jugendhilfe zum Wohnen für<br />

Kinder, Jugendliche und junge Eltern „Haus Lebensweg“ in<br />

der Martinstraße sind Beispiele dafür. Dazu gehören auch die<br />

aktuellen Umbauten und Sanierungsvorhaben im Haus der<br />

Stadtmission, die erst in einigen Jahren endgültig abgeschlossen<br />

sein werden.<br />

Im Berichtsjahr von September<br />

2009 bis August 2010<br />

wurden viele Dienste auch<br />

inhaltlich fortentwickelt.<br />

Einiges davon w<strong>ir</strong>d in diesem<br />

Heft exemplarisch dargestellt.<br />

Der Abschnitt, der die<br />

finanzielle Entwicklung des<br />

Werkes beinhaltet, bezieht<br />

sich schwerpunktmäßig auf<br />

den Zeitraum von Januar bis<br />

Dezember 2009.<br />

Missionsd<strong>ir</strong>ektor Pfr. Christian Kreusel<br />

W<strong>ir</strong> stehen im Moment an einem Punkt in der Entwicklung<br />

unseres Werkes, von dem aus w<strong>ir</strong> einerseits dankbar zurückblicken,<br />

da viele positive Entwicklungen geschehen konnten.<br />

Andererseits müssen w<strong>ir</strong> feststellen, dass die Refinanzierung<br />

durch die Kostenträger einerseits und unsere steigenden<br />

Personalkosten andererseits immer weiter auseinander<br />

driften. Dies führt langfristig zu einer Gefährdung unserer<br />

w<strong>ir</strong>tschaftlichen Substanz, da w<strong>ir</strong> nicht genügend Rücklagen<br />

für später notwendige Investitionen bilden können.<br />

In der nächsten Zeit werden w<strong>ir</strong> damit leben müssen, dass<br />

die Ressourcen sozialer Arbeit nicht immer steigen, sondern<br />

auch einmal stagnieren oder gar et<strong>was</strong> abgesenkt werden<br />

können, wie dies in der Geschichte unseres Werkes bereits<br />

mehrfach zu erleben war. In diesem Umfeld mit Besonnenheit<br />

zu agieren, die vorhandenen Kräfte zu bündeln und optimal<br />

einzusetzen und weiterhin Nächstenliebe zu praktizieren w<strong>ir</strong>d<br />

unsere Aufgabe sein.<br />

W<strong>ir</strong> danken auch im 141. Jahr des Bestehens unseres Werkes<br />

wieder sehr herzlich allen Mitarbeitenden unseres Werkes für<br />

ihren engagierten Dienst. Ebenso danken w<strong>ir</strong> allen, die diese<br />

Dienste durch Spenden, durch Ehrenamt, auch durch Gebet<br />

oder auf andere Weise unterstützt haben. Sie haben damit<br />

dazu beigetragen, dass auch im Berichtsjahr wieder unzählige<br />

Menschen Hilfe, Begleitung oder Beratung bekommen<br />

konnten.<br />

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der<br />

Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Es bleibt zu wünschen,<br />

dass im Sinne dieses Bibelwortes die Dienste unseres<br />

Werkes auch unter sich ändernden Rahmenbedingungen zum<br />

Nutzen und zum Segen für Menschen geleistet werden<br />

können.


Inhalt<br />

02 Vorwort<br />

04 Altenhilfe<br />

06 K<strong>ir</strong>che und <strong>Diakonie</strong> - Zusammen leben<br />

08 Seelsorge in der Altenhilfe<br />

10 Behindertenhilfe<br />

12 Förderschule Werner Vogel wächst<br />

13 Gottesdienst inklusive<br />

14 Kunstprojekte im Martinstift<br />

16 Vielfalt in der Freizeit - Wohnstätte Katharina von Bora<br />

18 Kindertagesstätten<br />

20 Beratungs- und Betreuungsdienste<br />

24 Telefonseelsorge - Zuhören will gelernt sein<br />

26 Wohnungslosenhilfe<br />

27 Diakonischer Jugendtag - Parallelwelten<br />

28 Spenden helfen weiter<br />

29 Sozialstunden - Wenn der Richter gesprochen hat<br />

30 <strong>Diakonie</strong> - bekannt wie noch nie<br />

32 W<strong>ir</strong>tschaftsbericht<br />

38 Bericht Verwaltungsrat<br />

40 Anschriften<br />

43 Kurzchronik 2010<br />

Jahresbericht 2010 Inhaltsverzeichnis 3


4 Jahresbericht 2010 Altenhilfe<br />

Unsere Angebote für<br />

alte Menschen<br />

individuelle Pflege und<br />

Betreuung<br />

Pflegeheime - Auslastung der stationären Einrichtungen<br />

Die Belegungen der Einrichtungen sind mit dem Vorjahr<br />

vergleichbar, sie schwanken zwischen 91 und 100%. In der 2.<br />

Jahreshälfte 2009 gelang ein Anstieg der Belegung, die<br />

jedoch immer saisonal bedingt ist. Der März 2010 zeigte sich<br />

in unseren Einrichtungen als „schlechtester Monat“ mit<br />

teilweise nur 92% Belegung, die jedoch zum Sommer hin<br />

wieder auf bis zu 100% anstieg. Mit diesen Zahlen liegen w<strong>ir</strong><br />

jedoch über dem Bundesdurchschnitt, der mit 85% angegeben<br />

w<strong>ir</strong>d, und können somit auch zufrieden auf dieses<br />

Ergebnis schauen.<br />

Belegung versteht ein belegtes Zimmer mit einem Bewohner.<br />

Muss der Bewohner in das Krankenhaus, <strong>was</strong> bei der Hochaltrigkeit<br />

unserer Bewohner oft nicht zu vermeiden ist, ist das<br />

Zimmer belegt, jedoch fällt dann die komplette Finanzierung<br />

des Pflegesatzes weg und die Einrichtung erhält nur noch den<br />

Anteil aus der Unterkunft. Diese Umstände sind von uns nicht<br />

zu beeinflussen.<br />

Oft sind Plätze frei und werden auch nachgefragt, jedoch<br />

haben viele unserer Einrichtungen noch einen Großteil von<br />

Doppelzimmern, die baulich nicht in Einzelzimmer umgestaltet<br />

werden können. Angehörige suchen vermehrt Einzelzimmer.<br />

Der Anspruch der Pflegededürftigen hat sich in den letzten<br />

zehn Jahren verändert und w<strong>ir</strong>d sich weiter differenzieren.<br />

Hier müssen w<strong>ir</strong> ansetzen und ganz individuelle Strukturen<br />

und Konzepte schaffen, die unsere Einrichtungen auch<br />

nachhaltig attraktiv gestalten. Unsere Aufgabe für die kommenden<br />

zwei Jahre w<strong>ir</strong>d sein, Wohn- und Betreuungsangebote<br />

im stationären, aber auch ambulanten Bereich zu<br />

schaffen, um den vielfältigen Bedürfnissen nach individuellem<br />

Altwerden gerecht zu werden.<br />

Die Tagespflegen werden immer noch sehr wenig genutzt,<br />

Herr Haufe berichtet beispielhaft für alle drei unserer Tagespflegen:<br />

„Die Tagespflege im Matthäistift war in etwa so wie im Jahr<br />

2008 ausgelastet. Der Vor- und gleichzeitige Nachteil ist die<br />

Heimnähe. Relativ oft erfolgt schon nach kurzer Zeit des<br />

Besuchs der Tagespflegeeinrichtung eine Heimunterbringung.<br />

Positiv für die Pflegebedürftigen w<strong>ir</strong>kt sich aus, dass sie durch<br />

den Besuch der Tagespflege die Einrichtung schon kennenler-<br />

nen konnten und der Umzug leichter fällt. Aus dieser Sicht ist<br />

die Nähe zum Heim sinnvoll. Die Tagespflegeeinrichtung<br />

verliert aber dann wieder einen Gast und die Nachfrage ist<br />

noch nicht entsprechend hoch, als dass sich dies nicht auf<br />

die W<strong>ir</strong>tschaftlichkeit ausw<strong>ir</strong>ken würde.<br />

Angehörige wünschten sich für ihre Urlaubszeit oft eine<br />

Kurzzeitpflege in der bekannten Umgebung, <strong>was</strong> optimal<br />

wäre, aber leider nur in Ausnahmefällen möglich ist, nämlich,<br />

wenn gerade zufällig ein Platz in der vollstationären Pflege frei<br />

ist. Für eigene Kurzzeitpflegeplätze ist aber die Nachfrage<br />

wiederum zu gering.“<br />

Personalsituation<br />

Schwankende Auslastungen bis zu 10% machen eine ausgeglichene<br />

Personaleinsatzplanung fast unmöglich. Langzeiterkrankte<br />

und hohe Krankenstände erschweren eine Kontinuität,<br />

die den alten Menschen eigentlich gesichert werden sollte<br />

und die der Pflegealltag dringend benötigt. Überalterung und<br />

Fachkräftemangel werden leider die Schlagworte der nächsten<br />

Jahre werden, wie w<strong>ir</strong> bereits jetzt zu spüren bekommen.<br />

Höhere Individualität der Betreuten versus mangelnde<br />

Pflegefachkräfte - damit ist die Qualität der Pflege schlecht zu<br />

halten - Qualität die w<strong>ir</strong> uns doch in den vergangenen Jahren<br />

mühsam erarbeitet haben.<br />

Ausbildung<br />

Umso mehr erfreut es uns, dass w<strong>ir</strong> neun Auszubildende zum<br />

Ausbildungsjahr 2010/2011 begrüßen können. Somit lernen<br />

bei uns derzeitig 16 Auszubildende. So viele, wie nie zuvor.


Zusätzlich betreuen w<strong>ir</strong> auch SchülerInnen, die mit einem<br />

Bildungsgutschein über die Agentur für Arbeit gefördert<br />

werden.<br />

Viele unserer Einrichtungen bieten auch Plätze zur Leistung<br />

eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) oder auch für den<br />

Zivildienst an. Leider werden die Plätze des FSJ zukünftig<br />

nicht mehr ausreichend finanziell vom Bund unterstützt. Diese<br />

drastischen Einsparungen werden das Angebot im FSJ<br />

minimieren oder sogar nicht mehr möglich machen.<br />

Gern absolvieren auch Schüler verschiedener Schulen und<br />

Ausbildungsgänge ihre Praktika in unseren Einrichtungen. Sie<br />

sind uns oft eine willkommende Bereicherung und werden von<br />

den Bewohnern gut aufgenommen und akzeptiert.<br />

<strong>Diakonie</strong> Sozialstation - Ambulanter Pflegedienst<br />

Nach dem tiefen Sommerloch 2009 erlebte der Ambulante<br />

Pflegedienst Ende des Jahres einen Aufschwung, <strong>was</strong> durch<br />

personelle Veränderungen möglich wurde. Ein insolventer<br />

privater Pflegedienst überließ uns in einer „Nacht- und<br />

Nebel-Aktion“ seine Patienten, die auch gern bei uns in der<br />

Versorgung blieben. Weitere Patienten gingen einen Pflegevertrag<br />

mit uns ein. Von anfänglich 35 Patienten stieg die Zahl<br />

bis zum Jahresende 2009 auf 50 - in der ersten Jahreshälfte<br />

2010 weiter auf 75 Patienten. Nun galt es, die Personaldecke<br />

zu stabilisieren und fachlich gut ausgebildetes Personal zu<br />

werben. Es gelang uns, fünf sehr motivierte Fachkräfte<br />

einzustellen. Dies wurde auch notwendig, da auch das<br />

Betreute Wohnen in Borsdorf Interesse an einer Begleitung<br />

durch den Pflegedienst signalisiert hatte. Mit der Übernahme<br />

der Versorgung der Schwestern und „Zivilen“ (Schwesternausdruck)<br />

kann dort fast durchgängig (von 6-20Uhr) Pflegeunterstützung<br />

angeboten werden, <strong>was</strong> bei steigendem Alter und<br />

immer mehr Pflegebedürftigkeit der BewohnerInnen notwendig<br />

wurde. Die Vielfältigkeit des Werkes lässt Synergieeffekte<br />

zu. W<strong>ir</strong> sind dabei, diese zu erkunden und mit Leben zu füllen.<br />

Instandhaltungsbedarf<br />

Investitionen für die Verbesserung der Lebensqualität unserer<br />

Bewohner an Beispielen: Für das Marienheim wurden einige<br />

Dinge für die Heimbewohner angeschafft - so z.B. im Rahmen<br />

der Fußball-WM ein großer Flachbild-Fernseher, als Ergänzung<br />

der Kino-Anlage eine elektrische Leinwand und im<br />

Rahmen der Erweiterung der Tiertherapie zwei Hasen.<br />

Albert-Schweizer- Haus: Die zwei „Snoezel-Sinneswagen“,<br />

die w<strong>ir</strong> seit Juli 2009 für pflegeintensive Bewohner nutzen,<br />

haben sich sehr bewährt. Auch konnte im März 2010 eine<br />

hauseigene Bibliothek eingerichtet werden, die ausschließlich<br />

aus Bücherspenden besteht und von einem ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter geführt und verwaltet w<strong>ir</strong>d. So finden jeden<br />

Montag Buchlesungen und jeden Mittwoch Buchvorstel-<br />

Jahresbericht 2010 Altenhilfe 5<br />

lungen mit Lesungen statt. Die Bewohner dürfen hier gern ihre<br />

Wünsche äußern. Seit Juni 2010 erfreuen sich die Bewohner<br />

an einem Wii- Computerspiel - am v<strong>ir</strong>tuellen Sport und Spiel.<br />

Johann-Hinrich–Wichern: Im Frühjahr 2010 entstand auf einer<br />

ungenutzten Fläche ein Kräuter- und Bauerngarten. Durch<br />

Spenden konnten hier die nötigen Materialien eingekauft<br />

werden. Mitarbeiter brachten Pflanzen zur Begrünung mit. In<br />

Zusammenarbeit mit der „<strong>Leipzig</strong>er Oase“ - Tagestreff für<br />

wohnungslose Menschen, entsteht gegenwärtig auf unserem<br />

Gelände ein Erzgeb<strong>ir</strong>gsdorf in Modellbauweise mit Garteneisenbahn.<br />

Qualitätsprüfungen der Pflegekassen<br />

Mit der Reform der Pflegeversicherung 2008 wurde eine Reihe<br />

von Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die Qualität und<br />

Transparenz in der Pflege zu steigern. Ein wichtiger Baustein<br />

sind die Prüfungen von stationären Pflegeeinrichtungen und<br />

ambulanten Pflegeanbietern durch den Medizinischen Dienst<br />

der Krankenkassen (MDK). In der Öffentlichkeit werden diese<br />

Prüfungen auch als „Pflege-TÜV“ bezeichnet. Denn ähnlich<br />

wie die technischen Sicherheitskontrollen finden die unangekündigten<br />

Prüfungen bei den Pflegeanbietern nach vorab<br />

definierten Kriterien und in regelmäßigen Abständen statt, ab<br />

2011 mindestens einmal jährlich.<br />

Erstmals werden die relevanten Ergebnisse aus den Prüfungen<br />

anschließend zu Transparenzberichten zusammengefasst<br />

und in verständlicher Form veröffentlicht. Zuständig<br />

dafür sind die Landesverbände der Pflegekassen. In Sachsen<br />

kann jeder über den Pflegenavigator der AOK die Ergebnisse<br />

der Prüfungen einsehen. Auch die Pflegeanbieter selbst, d.h.<br />

die Heime und Dienste, müssen ihr Prüfergebnis an gut<br />

sichtbarer Stelle publik machen. Die Bewertungssystematik<br />

ist an das Schulnotensystem angelehnt. Es gibt die Noten<br />

sehr gut (1,0) bis mangelhaft (5,0).<br />

Geprüft wurden:<br />

- im März 2010 der Ambulante Pflegedienst mit der<br />

Gesamtnote 2,8<br />

- im Juli 2010 das PH Matthias Claudius mit der<br />

Gesamtnote: 1,9<br />

- im August 2010 das PH Johann Hinrich Wichern mit<br />

der Gesamtnote: 1,2<br />

- im August 2010 das PH Matthäistift mit der Gesamt-<br />

note: 2,0.<br />

Maria Dösinger-v. Wolffersdorff I Fachbereichsleiterin der<br />

Altenhilfe und Beratungs- und Betreuungsdienste


6 Jahresbericht 2010 K<strong>ir</strong>che und <strong>Diakonie</strong> - Zusammen Leben<br />

K<strong>ir</strong>che und <strong>Diakonie</strong> -<br />

zusammen leben<br />

Pflegeheim Matthias<br />

Claudius und K<strong>ir</strong>chgemeinde<br />

in der Nachbarschaft<br />

Im Pflegeheim Matthias Claudius herrscht angespannte Stille.<br />

Gleich werden die Kindergartenkinder von der Kindertagesstätte<br />

nebenan hereinkommen und sich mit ihren eingeübten<br />

Liedern dem Publikum stellen. Wie jeden Mittwochmorgen<br />

werden die Kinder mit den dementen Bewohnern und dem<br />

Pflegepersonal die Zeit gemeinsam verbringen und ihnen ein<br />

Lächeln in die Gesichter zaubern. Nachdem die Bewohner<br />

durch aufmunternde Lieder ihre restliche Müdigkeit abwerfen<br />

konnten, folgen ein paar Gedächtnisübungen, um das<br />

Langzeitgedächtnis der Bewohner zu trainieren. Sprüche, wie<br />

zum Beispiel: „Lügen haben…“, werden im Handumdrehen<br />

vollendet: „kurze Beine“. „Die Kinder sind uns immer willkommen<br />

und w<strong>ir</strong> freuen uns besonders darüber, dass sie auch zu<br />

Veranstaltungen und Festen mit bei uns sind. Das gibt den<br />

Bewohnern das Gefühl, nicht allein zu sein, und so werden die<br />

Kinder oft mehr beachtet als die einzelnen Attraktionen auf<br />

den jeweiligen Festen.“ So beschreibt die Heimleiterin, Frau<br />

Schüler-Tecklenburg, die Kooperation mit der Kindertagesstätte<br />

der Heilandsgemeinde. Wenn zum Beispiel eine<br />

Postlieferung mit großen Paketen im Pflegeheim eingeht,<br />

werden die Kartons nicht etwa weggeworfen, sondern zu den<br />

Kindern nebenan gebracht, die daraus nur allzu gern Verstecke<br />

und andere Spielsachen bauen. Durch die günstige<br />

Nachbarschaftslage bekommen die Kinder sofort mit, wenn<br />

et<strong>was</strong> Aufregendes im Pflegeheim vor sich geht und können<br />

auch jederzeit zu Besuch hinüber gehen.<br />

Die Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde der Heilandsk<strong>ir</strong>che<br />

umfasst aber auch andere Bereiche. So fand am<br />

20.09.2009 der erste gemeinsame Gottesdienst statt, der<br />

seitdem zweimal im Jahr im Andachtsraum des Pflegeheims<br />

veranstaltet w<strong>ir</strong>d. Die gemeinsamen Gottesdienste sind<br />

gerade bei Gemeindegliedern beliebt, die aufgrund ihrer<br />

Behinderung nicht in die K<strong>ir</strong>che gelangen, denn die K<strong>ir</strong>chentreppen<br />

bieten keinen rollstuhlgerechten Zugang. Ein großes<br />

Problem bei der Umsetzung der gemeinsamen Gottesdienste<br />

sind die besonderen Ansprüche, die die Bewohner des<br />

Pflegeheims an die Ausgestaltung stellen. Zu lange Predigten<br />

sind nicht geeignet für die demenzkranken Menschen. Lieder<br />

aus dem Gesangbuch hingegen werden gern gesungen, denn<br />

die sind tief im Gedächtnis eingespeichert. Weiterhin sind<br />

sinnliche Eindrücke sehr bedeutend und wichtig für die<br />

Bewohner, damit kann oftmals mehr erreicht werden, als mit<br />

predigenden Worten.<br />

Die Kooperation erstreckt sich aber noch weiter: Die K<strong>ir</strong>chgemeinde<br />

kann den Speisesaal des Pflegeheims jederzeit für<br />

eigene Veranstaltungen nutzen. Ein berufsunfähiger Rentner<br />

aus der Gemeinde engagiert sich als Ehrenamtlicher im<br />

Pflegeheim. Die Konf<strong>ir</strong>manden kommen im Rahmen ihres<br />

Unterrichts zu Besuch und erhalten einen Einblick in das<br />

Alltagsleben der Bewohner und zur Adventszeit singt ein<br />

gemischter Chor aus Kindern und Erwachsenen der Gemeinde<br />

auf jeder Etage im Pflegeheim.<br />

„Die Öffnung in den Stadtteil dagegen erweist sich als<br />

schwierig.“, meint Frau Schüler-Tecklenburg, „Die Kommunikation<br />

zu diesem Thema <strong>fehlt</strong> im öffentlichen Leben – wen<br />

interessiert schon ein Pflegeheim, dass sich im Stadtteil aktiv<br />

integrieren will?“ Die Idee, mehr im Stadtteil gesehen zu<br />

werden, stößt an die Grenzen des Machbaren. Der Pflegespiegel<br />

liegt dafür viel zu niedrig, denn bei dementen Menschen<br />

braucht man für jeden Bewohner mindestens einen<br />

Betreuer, um sich im öffentlichen Raum sicher bewegen zu<br />

können. Einen Versuch dahingehend hat es aber dennoch<br />

schon gegeben: einen Besuch im <strong>Leipzig</strong>er Zoo, der allen<br />

Beteiligten viel Spaß und Freude und auch viele Erinnerungen<br />

geschenkt hat.<br />

Christina Schwabe I Praktikantin in der Öffentlichkeitsarbeit


Bewohnerin des<br />

Pflegeheimes<br />

Marthahaus<br />

7


8 Jahresbericht 2010 Seelsorge in der Altenhilfe<br />

Seelsorge in der<br />

Altenhilfe<br />

Andachten - Gespräche -<br />

Lieder - Besuche<br />

Seit einem Jahr sind in unserem Werk zwei Pfarrerinnen in<br />

Teilzeit für die Seelsorge und das geistliche Leben in unseren<br />

Pflegeheimen tätig. Beiden sind jeweils bestimmte Pflegeheime<br />

zugeordnet. Frau Pfarrerin Helbig besucht die Pflegeheime<br />

Marienheim, Albert Schweitzer und Matthias Claudius<br />

und Frau Pfarrerin Dr. Anne-Kristin Kupke kommt in die<br />

Pflegeheime Emmaus, Johann Hinrich Wichern, Marthahaus,<br />

Matthäistift und Paul-Gerhardt (Bad Lausick). Durch diese<br />

Teilung kann die Regelmäßigkeit der Besuche und gottesdienstlichen<br />

Andachten wieder gewährleistet werden. In der<br />

Regel kommt die entsprechende Pfarrerin nun wöchentlich<br />

einmal in jedes der ihr zugeordneten Heime.<br />

Frau Pfarrerin Dr. Anne-Kristin Kupke berichtet über ihre<br />

Arbeit:<br />

„Ein Jahr bin ich nun in den Pflegeheimen der <strong>Diakonie</strong> tätig.<br />

Zurückblickend kann ich sagen: Dass diese Arbeit so vielfältig<br />

und so sinnvoll ist, hätte ich vorher nicht gedacht. Und: Ich<br />

erlebe immer wieder fragende Blicke, wenn ich früh in einen<br />

Wohnbereich eines Altenpflegeheimes komme. Sie scheinen<br />

zu fragen: Für wen sind Sie denn da? Nur für K<strong>ir</strong>chenmitglieder?<br />

Was machen Sie da? Mit welcher Absicht kommen<br />

Sie? Deshalb will ich von meiner Arbeit erzählen, ohne das<br />

Seelsorgegeheimnis zu verletzen (alle Gespräche unterliegen<br />

der Schweigepflicht).<br />

Grundsätzlich wendet sich das Gesprächsangebot an alle, die<br />

in einem Pflegeheim wohnen und arbeiten, egal, ob sie<br />

religiös gebunden sind oder nicht. Ein Angebot, das selbstverständlich<br />

auch abgelehnt werden kann. Ich komme ohne<br />

Absicht. Meine Gesprächspartner sollen nicht zum Glauben<br />

überredet werden. Sie können selbst bestimmen, worüber sie<br />

sprechen wollen. In Bezug auf den Inhalt der Gespräche<br />

erlebe ich eine große Vielfalt: Zentral ist – bei geistig orientierten<br />

Bewohnerinnen und Bewohnern – das Gespräch über<br />

das eigene Leben. Der Einzug ins Heim als Beginn der letzten<br />

Lebensetappe, die Konfrontation mit schweren Krankheiten<br />

oder altersbedingten Gebrechen, das Einsamwerden durch<br />

den Tod von Angehörigen und Freunden lösen intensive<br />

Gefühle und ein Nachdenken aus: Was macht mein Leben<br />

aus? Warum passiert m<strong>ir</strong> das? Was bringt die Zukunft – werde<br />

ich auch einmal dement? Worauf und auf wen kann ich mich<br />

verlassen? Manches verdrängte Ereignis der Vergangenheit<br />

kommt zum Vorschein. Ob es das Wissen um die Verschwiegenheit<br />

des Gespräches ist, dass auch als unerlaubt empfundene<br />

Gefühle geäußert werden?<br />

Eine wichtige Erfahrung: Indem ich Gefühle, z. B. Trauer und<br />

Ärger, als subjektive Wahrheit ernst nehme, fühlen sich die<br />

Menschen angenommen. Manchmal kann sich erst dann der<br />

Blick weiten; das Bild des eigenen Lebens w<strong>ir</strong>d differenzierter<br />

wahrgenommen. Gründe für Verletzungen werden sichtbar.<br />

Eigene Stärken und Fähigkeiten zur Bewältigung von Herausforderungen<br />

werden wieder bewusst. Die Hilfe von Menschen<br />

auf dem Lebensweg – in Vergangenheit und Gegenwart – w<strong>ir</strong>d<br />

dankbar erinnert. Manche spürten und spüren Gottes Begleitung<br />

wie ein Geländer zum Festhalten. Manche entdecken,<br />

dass sie innerlich stark waren – hat Gott ihnen geholfen?<br />

Auch andere Begegnungen seien hier erwähnt:<br />

• Begegnung mit demenziell Erkrankten (Validation der<br />

Gefühle, Wecken lebendiger Erinnerungen z. B. durch<br />

das Betrachten alter Fotos). Gerade bei ihnen erlebe<br />

ich die positive W<strong>ir</strong>kung der alten Lieder, die sie in<br />

der Kindheit gelernt haben.


• Begleitung von Bewohnern, die gerade in Angst (z. B.<br />

vor einer Behandlung), in Stress (z.B. durch andere<br />

Bewohner) sind oder trauern, zum Beispiel weil ein<br />

Mitbewohner gestorben ist.<br />

• kurze Andachten mit Lied, Bibellese, Gebet und<br />

Segnung<br />

• Sterbebegleitung<br />

• Begegnung im Gefühl der Einsamkeit<br />

• „Tür- und Angelgespräche“: Manchen Mitarbeitern<br />

liegt et<strong>was</strong> auf dem Herzen, das sie mit einem<br />

Außenstehenden teilen wollen – z. B. das Gefühl der<br />

Erschöpfung oder ein Konflikt. Vereinzelt gibt es<br />

auch Begegnungen mit Angehörigen der Bewohner.<br />

Oft klopfe ich an die Türen – ohne Anlass. Doch ich frage<br />

auch regelmäßig in den Wohnbereichen, ob m<strong>ir</strong> die Pflege-<br />

oder Betreuungskräfte einen Bewohner nennen können: Und<br />

dann werden m<strong>ir</strong> neu Eingezogene, momentan durch Krankheit<br />

belastete oder die Pflege herausfordernde Menschen wie<br />

auch Sterbende genannt. Ich bin sehr dankbar für jede<br />

Zusammenarbeit! Und ich hoffe, mit meiner Arbeit Pflegekräfte<br />

in ihrem schweren Alltag entlasten zu können.“<br />

Zu den seelsorgerlichen Tätigkeiten gehören natürlich auch<br />

Gottesdienste, die regelmäßig in den Heimen gefeiert werden,<br />

die gesprächsorientierten Bibelstunden und Wochenschlussandachten<br />

und Andachten für Mitarbeitende. Missionsd<strong>ir</strong>ektor<br />

Pfr. Christian Kreusel, 16 Pfarrerinnen und Pfarrer, z.T. im<br />

Ruhestand sowie Musikerinnen und Musiker, die Klavier oder<br />

Orgel spielen, w<strong>ir</strong>ken mit. Einzelne Pfarrer i.R. sind in manchen<br />

Häusern wiederholt da, so dass auch eine Vertrautheit<br />

entsteht. Gut ist, wenn vor und nach den Gottesdiensten<br />

noch Zeit zum Gespräch besteht. Aber auch schon die<br />

persönliche Begrüßung vor und die persönliche Verabschiedung<br />

nach dem Gottesdienst geben jedem einzelnen Besucher<br />

das Gefühl, willkommen zu sein.<br />

Für viele alte Menschen hat die Liturgie, haben die gottesdienstlichen<br />

alten Lieder und Gebete eine besondere Bedeutung.<br />

In der Kindheit gelernt und über den jahrelangen<br />

Jahresbericht 2010 Seelsorge in der Altenhilfe 9<br />

Gebrauch vertraut und verankert, kann ihnen auch eine<br />

Altersvergesslichkeit oder gar eine Demenz nichts anhaben.<br />

Das heißt, die Bewohner können oftmals eine oder auch<br />

mehrere, manchmal erstaunlich viele Strophen wohlbekannter<br />

Lieder mitsingen. Diese Lieder sind wie Schätze, die - angestoßen<br />

durch die Begleitung und die singende Gemeinschaft<br />

- zum Vorschein kommen, Gemeinschaft stiften und die<br />

Bewohner erleben lassen, dass sie immer noch dabei sind<br />

und mitw<strong>ir</strong>ken können. Ähnliches gilt für die Liturgie, die in<br />

ihrer Beständigkeit über die Zeiten hinweg eine Verbindung<br />

von der aktuellen Situation zu Menschen und Erlebnissen<br />

früherer Zeiten schaffen kann.<br />

Susanne Straßberger I Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising<br />

Ohne Sonntag<br />

<strong>fehlt</strong> D<strong>ir</strong> <strong>was</strong>!<br />

www.sonntag-sachsen.de<br />

Der Liedermacher und bekennende Christ<br />

Gerhard Schöne liest den Sonntag. Lernen auch<br />

Sie die sächsische K<strong>ir</strong>chenzeitung kennen.<br />

Kostenloses Probeheft: Telefon (03 41) 7 11 41 16<br />

oder E-Mail


10 Jahresbericht 2010 Behindertenhilfe<br />

Fürsorge - Normalisierung<br />

- Integration -<br />

Inklusion<br />

Woher w<strong>ir</strong> kommen - wohin<br />

w<strong>ir</strong> gehen.<br />

W<strong>ir</strong> sind nur die Begleiter, oder fachlich korrekt ausgedrückt,<br />

die Assistenten auf dem Weg von Menschen, die uns um<br />

Unterstützung und Hilfe bitten. In diesem Jahresbericht will<br />

ich, ein sogenannter Profi, einmal einen Blick aus der Perspektive<br />

von Menschen versuchen, die w<strong>ir</strong> - immer noch<br />

- Menschen mit Behinderungen nennen.<br />

Besser wäre es da natürlich, die Menschen, welche mit<br />

Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />

<strong>Diakonie</strong> <strong>Leipzig</strong> leben, arbeiten und lernen und dabei von<br />

ihnen begleitet und beraten werden, selbst zu Wort kommen<br />

zu lassen. Da dies ein langfristig angelegtes Thema im<br />

Rahmen der Selbstbestimmung und der, wie es in der Politik<br />

so schön heißt „Teilhabe von Menschen mit Behinderungen“<br />

ist, will ich es für einen späteren Jahresbericht in Aussicht<br />

stellen.<br />

Schule – Ort des Lernens und der Gemeinschaft für alle<br />

Ich darf hier eine sehr eindrückliche Geschichte weitergeben,<br />

welche uns der Missionsd<strong>ir</strong>ektor i.R., Pfarrer Manfred<br />

Rentzsch, zur Einweihung des dritten und herrlich bunten<br />

Erweiterungsbaues der Förderschule Werner Vogel im<br />

Grußwort nahegebracht und ans Herz gelegt hat. Er berichtete<br />

von der Einsegnung der ersten „Schüler“ in der Tagesstätte<br />

für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen in der damaligen<br />

Emilienstraße zu Beginn der achtziger Jahre. Nachdem<br />

im Gottesdienst alle „Schüler“ eingesegnet und im Anschluss<br />

Zuckertüten übergeben worden waren, nahm ein Vater unter<br />

Freudentränen seinen Sohn auf den Arm, drückte ihn und<br />

sagte: „Nun bist auch du ein Schulkind, genau wie dein<br />

Bruder.“<br />

Es ist ein weiter Weg, den w<strong>ir</strong> in der Inneren Mission <strong>Leipzig</strong><br />

zurückgelegt haben. Deutlich wurde schon damals, dass für<br />

uns Kinder und Jugendliche mit Behinderungen dazu gehören,<br />

in einer Gesellschaft, die noch das Wort „schulbildungsunfähig“<br />

kannte. Heute suchen und finden w<strong>ir</strong> Partner, welche<br />

mit uns über eine gemeinsame Schule für alle Kinder - zur<br />

Verdeutlichung – mit und ohne Behinderung - nachdenken,<br />

diese planen, ausprobieren und umsetzen.<br />

Bewohner und Mitarbeiter der Wohnstätte Heinz Wagner I<br />

Arbeit – auf dem Weg in den ersten Arbeitsmarkt<br />

Damals, als auch die Tagesstätte für erwachsene Menschen<br />

mit Behinderung eröffnet wurde, werden sich ganz ähnliche<br />

Szenen, geprägt von Dankbarkeit und Anerkennung, abgespielt<br />

haben. Aus den 15 Plätzen in der Demmeringstraße 18<br />

sind mittlerweile 400 Arbeitsplätze für die so genannten<br />

Mitarbeiter mit Behinderungen in den Lindenwerkstätten in<br />

<strong>Leipzig</strong>, Panitzsch und Schkeuditz geworden. Das ist bei aller<br />

Freude über das Erreichte in den w<strong>ir</strong>tschaftlich bewegten<br />

Zeiten immer auch eine neue große Herausforderung, die<br />

unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – mit und ohne<br />

Behinderungen – viel abverlangt. Und doch ist dies auch nur<br />

ein Schritt auf dem Weg dorthin, wo alle arbeiten.<br />

Zwei Mitarbeiter der Lindenwerkstätten erhielten vor einigen<br />

Monaten die Chance für einen Außenarbeitsplatz in einem<br />

metallverarbeitenden Betrieb in <strong>Leipzig</strong>. Nach wenigen<br />

Wochen fragt der Betriebsleiter nach: Haben Sie noch mehr<br />

solche Mitarbeiter? Zunächst dachten meine Kolleginnen und<br />

Kollegen daran, dass et<strong>was</strong> schief gegangen sei. Weit ge<strong>fehlt</strong>.<br />

Weiter sprach der Betriebsleiter: Freundliche Kerle sind das,<br />

die können morgens ja noch grüßen, die machen ihre Pause<br />

ja w<strong>ir</strong>klich, wenn Pausenzeiten sind, die kommen und gehen<br />

pünktlich, freuen sich auf ihre Arbeit und sind immer hilfsbereit.<br />

Haben Sie nicht noch zehn solche Mitarbeiter für meinen<br />

Betrieb?


Leben – so wie ich es will<br />

Früher prägten die bei uns arbeitenden Diakonissen entscheidend<br />

das Bild unserer Heime, heute Wohnstätten genannt.<br />

Mit ihrem bescheidenen Auftreten, dem freundlichen Winken<br />

und Grüßen, dem Gesang aus vollem Herzen, textsicher und<br />

auswendig. Ja, sie werden weniger, diese Frauen, welche zum<br />

großen Teil mit einer schweren Kindheit, Verfolgung, Krieg,<br />

Flucht und Vertreibung groß geworden sind. Auf den leider<br />

zahlreichen Trauerfeiern erzählen sie über das mit der Verstorbenen<br />

Erlebte, aber auch aus ihrer eigenen Vergangenheit.<br />

Dann kommen die Erinnerungen an Schlafsäle und Waschräume,<br />

Wäscherei und Hausarbeit, an strenge Vorschriften und<br />

Zucht und Ordnung, aber auch an kleine Freuden und den<br />

Zusammenhalt und die Gemeinschaft. Sie erzählen auch, <strong>was</strong><br />

sich in den letzten Jahren so alles für die Bewohner verändert<br />

hat. Jetzt hat jede und jeder einen Platz für sich selbst und<br />

kann über viele Dinge, die das eigene Leben betreffen, selbst<br />

bestimmen: Wofür Geld ausgegeben w<strong>ir</strong>d, welches Fernsehprogramm<br />

man sehen möchte, wo und mit wem die Freizeit<br />

verbracht w<strong>ir</strong>d. Manchmal heißt es auch: Was die heute alles<br />

machen können und alles tun dürfen, ohne um Erlaubnis zu<br />

fragen!<br />

Seit dem Jahr 2000 entstanden z<strong>ir</strong>ka 90 Wohnplätze in<br />

Außenwohngruppen und im Ambulant betreuten Wohnen für<br />

Menschen mit Behinderungen.<br />

Wer heute dort<br />

wohnt, kennt die Diakonissen<br />

und ihre Geschichte und<br />

Geschichten kaum noch.<br />

Wenn sich die Gelegenheit zu<br />

einem Gespräch ergibt,<br />

staunt man nur über die<br />

Erfahrungen des jeweils<br />

anderen. Die Aufgabe der<br />

Begleitung und Assistenz<br />

verändert sich oft schneller,<br />

als w<strong>ir</strong> uns selbst verändern<br />

können. Oder wollen? W<strong>ir</strong><br />

sind hier gefordert – Menschen<br />

mit und ohne Behinderung<br />

- und können hier<br />

voneinander lernen.<br />

Beratung – mit guten Ideen<br />

und viel Gottvertrauen<br />

In der Finanzierung der<br />

Beratungsarbeit setzen zur<br />

Zeit alle politischen Ebenen<br />

und in deren Auftrag alle<br />

Verwaltungen den Rotstift an,<br />

Jahresbericht 2010 Behindertenhilfe 11<br />

weil Beratungstätigkeit gesetzlich am schlechtesten geschützt<br />

ist und als freiwillige Leistung zuerst geschröpft werden kann.<br />

Warum gerade hier? Wo doch die Beratung Wege aufzeigen<br />

kann, wo zarte Pflänzchen aufwachsen und gedeihen können.<br />

Es ist viel Phantasie notwendig, um trotzdem den suchenden<br />

Menschen eine Hilfe sein zu können, für ehrenamtliche<br />

Mitarbeit zu begeistern und immer wieder Finanzierungsmöglichkeiten<br />

zu finden. Hier brauchen alle, die Ratsuchenden<br />

und die Beratenden, gute Ideen, zahlreiche Unterstützung und<br />

viel Gottvertrauen.<br />

Selbstbestimmung – selbstverständlich?<br />

Vieles ist bereits geschehen, vieles muss sich noch verändern,<br />

damit Menschen mit Behinderungen w<strong>ir</strong>klich selbstbestimmt<br />

leben können. Es w<strong>ir</strong>d unsere Aufgabe sein, gemeinsam<br />

für mehr Selbstbestimmung zu sorgen. Dies ist eigentlich<br />

ganz einfach. Die Experten für ihr Leben sind die Menschen<br />

selbst. W<strong>ir</strong> sollen sie dabei nur unterstützen. Dieses Ziel<br />

werden w<strong>ir</strong> auch in Zukunft weiter verfolgen.<br />

Josef Brandt I Fachbereichsleitung Behindertenhilfe


12 Jahresbericht 2010 Förderschule Werner Vogel<br />

Die Förderschule<br />

Werner Vogel wächst<br />

Erweiterungsbau überrascht<br />

Die Förderschule Werner Vogel ist durch einen Anbau erweitert<br />

worden. Entstanden ist ein architektonisches Schmuckstück,<br />

das von den Schülerinnen und Schülern gern genutzt<br />

w<strong>ir</strong>d.<br />

Der Bau war nötig geworden, da sich die Schülerzahlen seit<br />

Gründung der Förderschule Werner Vogel im Jahre 1998<br />

nahezu vervierfacht haben. Insbesondere in den letzten<br />

Jahren stiegen die Schülerzahlen weiterhin kontinuierlich.<br />

Waren es im Jahre 2000 noch 53 so sind es jetzt über 80<br />

Schülerinnen und Schüler. Deshalb wurden Räume, die<br />

eigentlich für Physiotherapie, Handarbeit oder Rhythmik<br />

gedacht waren, als Klassenzimmer genutzt. Hinzu kam, dass<br />

die Werkstufe, die ja eigentlich die Berufsschulpflicht abdeckt,<br />

von den anderen Schülerinnen und Schülern räumlich abgetrennt<br />

werden sollte.<br />

Diese Raumknappheit führte schließlich zu der Überlegung,<br />

die Räumlichkeiten der Förderschule zu erweitern, indem auf<br />

den vorderen Teil des Gebäudes ein Stockwerk daraufgesetzt<br />

w<strong>ir</strong>d. Mit dem Architekten Uwe Brösdorf, wurde diese Überlegung<br />

schließlich architektonisch verw<strong>ir</strong>klicht. In nur 6-monatiger<br />

Bauzeit wurde der Anbau fertiggestellt.<br />

Für das Konzept Erweiterungsbau sprachen verschiedene<br />

Argumente wie geringere Betriebskosten und die kurze<br />

Bauzeit. Der Anbau ermöglicht außerdem, dass weiterhin alle<br />

Schülerinnen und Schüler über das bestehende Foyer die<br />

Schule betreten. Damit sind eine gesicherte Zugangskontrolle,<br />

die eindeutige Orientierung und kurze Wege in der Schule<br />

weiterhin gewährleistet.<br />

Folgende Räume sind nun entstanden: 2 Klassenzimmer für<br />

12 Schüler und ca. 4 Mitarbeiter, 2 Gruppenräume, die von<br />

den Klassen genutzt werden können, 1 Personalraum sowie<br />

eine entsprechende Anzahl an notwendigen Nebenräumen.<br />

Das Raumkonzept macht es möglich, die Schule auch für<br />

andere Schüler - ohne speziellen Förderbedarf - zu öffnen.<br />

Damit kann in zunehmenden Maße gemeinsames Lernen und<br />

Leben von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Behinderungen<br />

ermöglicht werden.<br />

Der ergänzende Baukörper legt sich über den Baukörper, zu<br />

welchem auch der Haupteingang gehört. Über das gemeinsame<br />

Foyer der Förderschule im Erdgeschoss führt eine<br />

Treppe in das Obergeschoss. Beide Klassen- und Gruppenräume<br />

sind über den gemeinsamen Flur erschlossen und über<br />

die jeweils angrenzenden Dachterrassen miteinander verbunden.<br />

Dazwischen liegt der Personalraum. Die Nebenräume<br />

befinden sich im rückwärtigen Bereich der Treppenanlage.<br />

Über einen Verbindungsgang zum südlichen zweigeschossigen<br />

Unterrichtsgebäude ist eine Anbindung an den bestehenden<br />

Aufzug sichergestellt. Teilverglaste Flächen neben den<br />

Türen ermöglichen interessante Ein- und Durchblicke und<br />

dienen auch einer verbesserten Aufsicht und Kontrolle der<br />

Schüler durch die Lehrer.<br />

Es wurde darauf Wert gelegt, dass sich dieser neue Schulteil<br />

auch farblich von dem übrigen Bereichen der Förderschule<br />

deutlich abhebt. Mit dem Erweiterungsbau erreicht die<br />

Förderschule eine größere Außenw<strong>ir</strong>kung. Damit w<strong>ir</strong>d das<br />

äußere Erscheinungsbild der Förderschule deutlich aufgewertet.<br />

Ulrich Weber I Schulleiter<br />

Uwe Brösdorf I Architekt


Gottesdienst inklusive<br />

von der Idee zur W<strong>ir</strong>klichkeit<br />

Anlässlich des 140. Jahrestages des Diakonischen Werkes<br />

Innere Mission <strong>Leipzig</strong> e.V. fand am 8. November 2009 ein<br />

Öffentliches Podiumsgespräch im Alten Rathaus zu <strong>Leipzig</strong><br />

(Festsaal) statt. Das Thema lautete: „Besser – gleich – zusammen.<br />

Inklusion – eine Herausforderung für K<strong>ir</strong>chgemeinde und<br />

Nachbarschaft.“ Auf dem Podium sprachen unter anderen<br />

Klaus-Dieter Kottnik, Präsident der <strong>Diakonie</strong> der Evangelischen<br />

K<strong>ir</strong>che Deutschlands, Prof. Dr. Ulf Liedke von der<br />

Fachhochschule Dresden, Steffen Randolph, Leiter einer<br />

Wohnstätte in Panitzsch, und Christiane Burger, Schulleiterin<br />

der Förderschule Werner Vogel darüber, wie Menschen mit<br />

unterschiedlichem Assistenzbedarf in Nachbarschaften,<br />

K<strong>ir</strong>chgemeinden, Betrieben, Sport- und Musikvereinen<br />

zusammen leben und arbeiten können.<br />

Menschen mit Behinderungen haben vielfältige und unterschiedliche<br />

Beziehungen zu ihrem Wohnumfeld, zu den<br />

Nachbarn, zum Bäcker nebenan, zum Szenelokal, zur K<strong>ir</strong>chgemeinde,<br />

zum Sportverein. An manchen Orten sind sie ganz<br />

normal „einfach mit dabei“, an anderen stoßen sie auf Vorurteile<br />

und Ablehnung oder auf Mitleid und gut gemeinte<br />

Bevormundung. Die Bemühungen, ein Höchstmaß an<br />

Selbstbestimmung und weitgehende Teilhabe am gesellschaftlichen<br />

Leben zu erreichen, haben teilweise Erfolg,<br />

gelangen aber oft auch an Grenzen.<br />

An Grenzen gelangen Menschen mit Behinderungen oftmals<br />

auch in den K<strong>ir</strong>chen. Viele sind nicht behindertengerecht<br />

gebaut, haben keinen Zugang für Rollstuhl-Fahrer, für andere<br />

wiederum sind die Gottesdienste zu lang und zu textlastig.<br />

Aus dieser Erkenntnis heraus entstand bei den Beteiligten der<br />

Wunsch, einmal einen anderen Gottesdienst zu gestalten, an<br />

dem Menschen mit und ohne Behinderungen gleichermaßen<br />

beteiligt sind – einen Gottesdienst, der alle mit einschließt –<br />

einen „Gottesdienst inklusive“.<br />

Im September 2010 schließlich wurde dieses Vorhaben in die<br />

Tat umgesetzt. Der erste <strong>Leipzig</strong>er „Gottesdienst inklusive“ für<br />

Menschen mit und ohne Behinderungen wurde in der Michaelisk<strong>ir</strong>che<br />

am Nordplatz gefeiert. Unter die üblichen Besucher<br />

Jahresbericht 2010 Gottesdienst inklusive 13<br />

der Michaelisk<strong>ir</strong>chgemeinde mischten sich Menschen mit<br />

Behinderungen aus <strong>Leipzig</strong> und Umgebung: Gehörlose,<br />

Rollstuhlfahrer, Menschen mit geistigen oder psychischen<br />

Behinderungen. Eine transportable Rampe machte den<br />

Zugang für die Rollis möglich. Viele Helfer standen bereit, um<br />

Menschen im Rollstuhl in die K<strong>ir</strong>che zu helfen. Der gesamte<br />

Gottesdienst wurde in Gebärdensprache übersetzt. Es gab<br />

Liedblätter in Punktschrift und in Großdruck. Musikalisch<br />

gestaltet wurde der Gottesdienst von Singkreis und Kurrende<br />

der Michaelis-Friedens-K<strong>ir</strong>chgemeinde und der Trommelgruppe<br />

„Dissonanz“ vom Schloss Schönefeld e.V.<br />

Die Predigt begann mit einem Anspiel der Gruppe „Die<br />

Holpersteine“ von der <strong>Diakonie</strong> am Thonberg. Beim Fürbittengebet<br />

und den Lesungen w<strong>ir</strong>kten Menschen mit Behinderungen<br />

mit. Das Vaterunser wurde – unter Anleitung von<br />

Pfarrer Günzel vom Berufsbildungswerk – von der gesamten<br />

Gemeinde mitgebärdet.<br />

Inklusion meint: „Menschen mit Behinderungen sollen selbst<br />

entscheiden können, wo und mit wem sie wohnen möchten.<br />

Sie sollen nicht gezwungen werden, in speziellen Einrichtungen<br />

zu leben, sondern sie sollen da, wo sie leben wollen,<br />

die nötige Assistenz erhalten.“ Damit dies in Zukunft auch in<br />

unseren K<strong>ir</strong>chgemeinden besser möglich w<strong>ir</strong>d, soll der<br />

Gottesdienst inklusive regelmäßig in verschiedenen K<strong>ir</strong>chgemeinden<br />

der Stadt <strong>Leipzig</strong> stattfinden.<br />

Susanne Straßberger I Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising


14 Jahresbericht 2010 Kunstprojekte im Martinstift<br />

Kunstprojekte im<br />

Martinstift<br />

Inklusion durch Kunst<br />

Die Anfänge – ein Programm für unsere Feier<br />

Gut fünf Jahre ist es nun her, dass w<strong>ir</strong> im Frühjahr 2005 mit<br />

unseren ersten Kunstprojekten den Grundstein legten für<br />

einen wesentlichen Schwerpunkt unserer pädagogischen<br />

Arbeit: künstlerische Betätigung als Förderung von Menschen<br />

mit geistiger Behinderung. Anfänglich war diese Arbeit noch<br />

gar nicht so sehr von konzeptionellen oder pädagogischen<br />

Aspekten geleitet, sondern w<strong>ir</strong> waren ganz pragmatisch auf<br />

der Suche nach Programmpunkten für unsere Festwoche zum<br />

125-jährigen Bestehen des Martinstiftes. So wurde im Mai<br />

2005 gemeinsam mit dem österreichischen Maler Günter<br />

Auracher auf ehrenamtlicher Basis ein erstes einwöchiges<br />

Malprojekt für unsere BewohnerInnen durchgeführt, das in<br />

eine integrative Ausstellung während der Festwoche auf dem<br />

eigenen Gelände mündete. Zeitgleich probten 12 BewohnerInnen<br />

mit dem „C<strong>ir</strong>cus Bombastico“, damals noch im<br />

Martinstift, ihr ersten Programm ein, um es bei den Feierlichkeiten<br />

aufzuführen. Die Erfolge beider Projekte – wie sie sich<br />

inhaltlich auf unsere BewohnerInnen ausw<strong>ir</strong>kt, und in Form<br />

von Zustimmung und Applaus von außen, der unseren<br />

Klienten besonders gut tat - haben uns darin bestärkt, dies zu<br />

einem zentralen Teil unserer Arbeit zu machen.<br />

Malprojekt - Malen als Ausdruck der Seele<br />

Ziel des Malprojektes war und ist es, wegzukommen vom<br />

Zeichnen und Malen mit dem Kopf, als Abbilden realer<br />

Situationen und Gegebenheiten, wie w<strong>ir</strong> es in unseren<br />

Bildungseinrichtungen lernen und das die Messlatte für<br />

„Können“ oder „Nichtkönnen“ darstellt, hin zum lustvollen und<br />

emotionalen Einsatz von Farbe – aus dem Bauch raus, als<br />

Ausdruck der Seele! Es liegt uns auch daran, mit einer<br />

Herangehensweise, die dem Menschen nicht defizit-, sondern<br />

ressourcenorientiert begegnet, zu zeigen, wie viel Künstler in<br />

jeder Seele von uns steckt. W<strong>ir</strong> wollen mit diesem, wie mit<br />

allen unseren Kunstprojekten, aber auch immer Grenzen<br />

überschreiten, Begrenzungen aufheben. Zeigen, dass Definitionen<br />

abhängig sind von gesellschaftlich festgelegten Normen<br />

– <strong>was</strong> ist Kunst und wer ist Künstler – wer ist behindert und<br />

wer normal? W<strong>ir</strong> wollen nicht Therapie machen, nicht wieder<br />

das Behindertsein in den Mittelpunkt stellen, sondern den<br />

Menschen mit seinem ureigensten Ausdruck. Unter dem<br />

Die Theatergruppe „Südstaatler“ bei ihrem Auftritt in der naTo.<br />

Gesichtspunkt der Normalisierung und Inklusion gingen w<strong>ir</strong> im<br />

Frühjahr 2007 nach draußen und zeigten die Werke in einer<br />

großen integrativen Ausstellung im Neuen Rathaus. Weitere<br />

Ausstellungen im öffentlichen Raum und bei Kulturveranstaltungen,<br />

die nicht extra für uns veranstaltet, bzw. auf Menschen<br />

mit Behinderungen zugeschnittenen waren, folgten.<br />

Aus gesundheitlichen Gründen konnte der Maler 2009/2010<br />

kein Projekt in gewohnter Form durchführen, weshalb w<strong>ir</strong><br />

glücklich sind über die Zusammenarbeit mit der Kunsttherapeutin<br />

Frau Yvonne Melzer, die unsere BewohnerInnen<br />

eineinhalb Jahre lang bis September 2010 mit einem wöchentlichen<br />

Kunstangebot begleitet hat. Ein Teil der Werke<br />

war in einer Ausstellung zu unserem diesjährigen Jahresfest<br />

zu sehen.<br />

C<strong>ir</strong>cusprojekt – als Clown auf Tour<br />

Das C<strong>ir</strong>cus-Projekt führen w<strong>ir</strong> mittlerweile jährlich im Rahmen<br />

einer 10-tägigen „C<strong>ir</strong>cusfreizeit“ im mitteldeutschen Raum<br />

durch. Es w<strong>ir</strong>d intensiv, aber mit viel Spaß und Freude<br />

miteinander geprobt und am Programm gearbeitet und<br />

genauso intensiv miteinander gelebt, gefeiert, getanzt und<br />

gelacht. Danach geht die Truppe auf Tournee und spielt ihr<br />

Programm - meist in 4 bis 5 Vorstellungen - in anderen<br />

Einrichtungen wie Werkstätten, Altenheimen, Kindergärten<br />

und Schulen. Der Applaus als Zeichen des Erfolges ist jedes<br />

Mal wohltuender Lohn für die doch mitunter recht intensive<br />

Arbeit und spiegelt sich in den glücklichen Gesichtern der


Artisten wider. Es macht glücklich, Stärke zeigen und auf einer<br />

„Bühne“ erfolgreich sein zu können, also derjenige zu sein,<br />

der andere bereichert. Unsere diesjährige Tournee führte uns<br />

10 Tage durch Österreich, wo w<strong>ir</strong> unter anderen, auch in den<br />

Medien beachteten Auftritten, einen ganz besonderen Auftritt<br />

vor 200 Zuschauern im „Institut Hartheim“ hatten, einer sehr<br />

großen Behindertenhilfeeinrichtung. Im Angesicht von Schloss<br />

Hartheim, das nur einen Steinwurf von unserer Spielstätte<br />

entfernt lag, und die größte Euthanasieeinrichtung des Dritten<br />

Reiches war, in der während der Nazi-Herrschaft 70.000<br />

behinderte Menschen vergast wurden, weil ihnen kein Wert für<br />

diese Gesellschaft zuerkannt wurde, war der tosende Applaus<br />

des Publikums ein sehr intensives Erlebnis für uns, das uns<br />

tief berührte.<br />

Theaterprojekt – die „Südstaatler“ erobern den <strong>Leipzig</strong>er<br />

Süden<br />

Zu diesen beiden Kunstprojekten kam dann 2007 eine<br />

Theatergruppe, die aufgrund einer Förderung durch den<br />

Europäischen Sozialfonds mit dem professionellen Theaterpädagogen<br />

Sebastian Mandla arbeiten konnte, womit w<strong>ir</strong> erneut<br />

Neuland beschritten haben. Durch theaterpädagogische<br />

Methoden sollte das erzählerische und schauspielerische<br />

Potenzial bei den Beteiligten geweckt und gefördert werden,<br />

und am Ende des Projektes standen zwei Präsentationen<br />

unseres ersten Theaterstückes in der <strong>Leipzig</strong>er Südvorstadt<br />

im Kulturzentrum „naTo“. Durch die Verankerung in der<br />

eigenen Lebensumwelt wurde damit ein w<strong>ir</strong>klicher Beitrag zur<br />

Inklusion geleistet und neben der Freude am Spiel und der<br />

Verbesserung der Ausdrucksmöglichkeit hat sich eine merkliche<br />

Steigerung im Selbstwertgefühl unserer Klienten gezeigt.<br />

Durch eine Förderung von „Aktion Mensch“ erhielten w<strong>ir</strong> im<br />

September 2009 die Chance, ein neues Theaterprojekt für<br />

drei Jahre auf die Beine zu stellen und legten die beiden<br />

Theatergruppen mit Bewohnern der Wohnstätten „Martinstift“<br />

und „Heinz Wagner Haus 2“ zu einer Gruppe mit 12 Spielern<br />

zusammen. Die Spieler probten seit September 2009 wöchentlich<br />

im Martinstift und konnten nun als die Gruppe<br />

„Südstaatler“ am 21. August mit ihrem Stück „Anspruch auf<br />

Leistung“ wieder im Kulturzentrum „naTo“ in der <strong>Leipzig</strong>er<br />

Südvorstadt Premiere feiern. 7 Vorstellungen folgten und<br />

waren durchwegs gut besucht. „Die „Südstaatler“ wollen sich<br />

in der soziokulturellen Szene etablieren und planen unter<br />

Regie des Theaterpädagogen Sebastian Mandla bereits<br />

weitere Inszenierungen. Damit gelingt es der Gruppe und<br />

ihren Helfern vielleicht, das <strong>Leipzig</strong>er Miteinander et<strong>was</strong> mehr<br />

von Berührungsängsten zu befreien. Und hoffentlich erhalten<br />

sich die Darsteller auch mit zunehmender Routine ihr ergreifendes<br />

Jubeln zum Applaus.“ (LVZ, 23.08.2010)<br />

Jahresbericht 2010 Kunstprojekte im Martinstift 15<br />

So kann aus den positiven und wohltuenden Aspekten eines<br />

kreativen Schaffensprozesses, der an und für sich schon<br />

förderlich ist, durch hinaus und in die Gesellschaft hinein<br />

gehen ein „Mehrwert“ entstehen und Inklusion passieren.<br />

Anton Auracher I Wohnstättenleiter Martinstift


16 Jahresbericht 2010 Wohnstätte Katharina von Bora<br />

Vielfalt in der Freizeit<br />

Wohnstätte Katharina von<br />

Bora in Markkleeberg<br />

Ein Besuch in der Wohnstätte Katharina von Bora in Markkleeberg<br />

lässt schon auf den ersten Blick erkennen, dass es<br />

viele Angebote gibt, die den Bewohner/innen den Alltag<br />

bereichern und abwechslungsreich gestalten. So hängen an<br />

den Wänden zahlreiche Fotocollagen auf denen lachende,<br />

aufgeregte und gespannte Gesichter der Bewohner/innen und<br />

Mitarbeiter/innen zu verschiedenen Veranstaltungen und<br />

Ausflügen sowie Urlauben dieses Jahres zu sehen sind. Aber<br />

auch selbst gestaltete Kunstwerke fangen den Blick des<br />

Betrachters ein.<br />

Die Wohnstätte bietet ihren Bewohner/innen im Rahmen der<br />

Tagesgestaltung und Projektarbeit verschiedene kreative<br />

Gestaltungsmöglichkeiten an. Dazu gehören Handarbeiten,<br />

jahreszeitlich bezogene Bastelarbeiten sowie ein Mal- und<br />

Zeichenkurs.<br />

Ein Mal- und Zeichenkurs w<strong>ir</strong>d seit diesem Jahr aktiv in einem<br />

Wohnbereich betrieben. In der Regel finden sich ein bis<br />

zweimal im Monat die Interessierten zusammen, um ihre<br />

versteckten malerischen Fertigkeiten zu entwickeln. So<br />

entstanden schon Malereien in verschiedenen Größen<br />

und Arten. Jeder kann sich seinen eigenen Kalender und<br />

eigene Poster gestalten, die dann gern in den Zimmern<br />

aufgehängt werden. Auch größere, gemeinsame Werke<br />

sind schon angefertigt worden. Eine Collage aus 24<br />

kleinen Einzelbildern zeigt die unterschiedlichen Stile der<br />

Bewohner/innen, die alle in einem Gesamtwerk zum<br />

Thema „Sommer“ verschmelzen.<br />

Mit Hilfe von Spenden kann der Andachtsraum im<br />

Obergeschoss des Hauses mit neuen Stühlen ausgestattet<br />

werden. Als nächstes großes Projekt wollen die<br />

Teilnehmer des Mal- und Zeichenkurses ein Altarbild<br />

gestalten.<br />

In der Wohnstätte werden außerdem unterschiedliche<br />

Projektarbeiten angeboten:<br />

Auf der anderen Seite des ausgebauten Dachgeschosses<br />

künden große Transparente und gemalte<br />

Kulissen vom künstlerischen Schaffen der Theatergrup-<br />

pe. Hier treffen sich vorwiegend jüngere Bewohner/innen, die<br />

in den Werkstätten tagsüber arbeiten gehen, zum Proben und<br />

entwickeln ihre Fähigkeiten weiter. Momentan w<strong>ir</strong>d das<br />

Märchen der Gebrüder Grimm „Schneewittchen und die<br />

sieben Zwerge“ geprobt. Die erste Aufführung zum Tag der<br />

Offenen Tür im September war ein großer Erfolg und die<br />

Mitw<strong>ir</strong>kenden freuen sich auf die nächste Vorführung zum<br />

Herbstfest am 13. Oktober. Die Schauspieler werden von<br />

einer Mitarbeiterin während der Proben unterstützt. Ihre<br />

Kostüme haben sie sich aus eigenen Kleidungsstücken<br />

zusammengestellt, die Kulissen wurden von einer Künstlerin<br />

gestellt. Auch die älteren Bewohner/innen der unteren Etage<br />

studieren gern kleinere Theaterstücke ein. In diesem Jahr<br />

inszenierten sie die Lebensgeschichte von Katharina von<br />

Bora. Das Tanz- und Musikprojekt w<strong>ir</strong>d von einer Mitarbeiterin<br />

begleitet .


Die Teilnehmer/innen treffen sich in der Regel zweimal im<br />

Monat und kommen aus allen Wohnbereichen. Das ist auch<br />

typisch für die anderen Projekte hier in der Wohnstätte, dass<br />

die jungen und alten Bewohner/innen ihre Freizeit gemeinsam<br />

gestalten können. Ein weiteres Projekt lautet „Geschichte<br />

erleben“, in dem es jährlich wechselnde Themen gibt, die<br />

dementsprechend auch immer andere Bewohner/innen<br />

ansprechen. In leichter Sprache werden den Interessenten<br />

die Hintergründe und Geschehnisse der jeweiligen Themenkomplexe<br />

näher gebracht. In diesem Jahr setzen sich die<br />

Teilnehmer/innen mit Vernichtungslagern der Nazizeit<br />

auseinander. Eingeschlossen ist der Besuch einer Gedenkstätte<br />

in P<strong>ir</strong>na im November.<br />

Weitere Projekte lauten: „Gesundheit“ und „Partnerschaft<br />

zwischen Frau und Mann“.<br />

Besonderer Wert w<strong>ir</strong>d auf sportliche Aktivitäten entsprechend<br />

den individuellen Fähigkeiten gelegt. Dazu zählen auch die<br />

sommerlichen Ausflüge mit Rädern/ Dre<strong>ir</strong>ädern und das Inline<br />

Skaten um den Cospudener See, der in unmittelbarer Nähe<br />

der Einrichtung liegt.<br />

Aber auch während der kalten Jahreszeit gibt es verschiedene<br />

Sportmöglichkeiten wie z. B: Tischtennis, Fahrradergometer,<br />

Boxsack sowie Bewegungsspiele bzw. Sitztänze für die<br />

Bewohner/innen. Gern gehen die Bewohner/innen zum<br />

Bowling, <strong>was</strong> unweit der Wohnstätte möglich ist. Neben den<br />

internen Angeboten, nehmen die Bewohner/innen an Veranstaltungen<br />

außerhalb der Wohnstätte teil: Sie besuchen<br />

Stadtfeste, Diskotheken, Konzerte, Feierlichkeiten anderer<br />

Einrichtungen der <strong>Diakonie</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gottesdienste der<br />

Gemeinde sowie erstmalig den „Gottesdienst inklusive“ in der<br />

Michaelisk<strong>ir</strong>che. Auch bei einem Podiumsgespräch im Neuen<br />

Rathaus, bei dem es um den Stadtführer in leichter Sprache<br />

ging, waren einige Interessierte aus der Wohnstätte vertreten.<br />

Es finden Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung statt,<br />

wobei die Wünsche der Bewohner/innen beachtet werden.<br />

Einkaufszentren, Zoo und Z<strong>ir</strong>kus sind beliebte Ausflugsziele,<br />

ebenso wie die Eisdiele unweit der Wohnstätte.<br />

Höhepunkte im Jahresablauf stellen die halbjährlich stattfin-<br />

Jahresbericht 2010 Wohnstätte Katharina von Bora 17<br />

denden Modenschauen in der Wohnstätte mit anschließendem<br />

Bekleidungsverkauf dar. Die jüngeren Bewohner/<br />

innen gehen zwar größtenteils selbst einkaufen, aber die<br />

Modenschau will trotzdem keiner verpassen. Die jüngeren<br />

Bewohner/innen welche in der Wohnstätte speziell auf ein<br />

Leben außerhalb der Wohnstätte vorbereitet werden, erfuhren<br />

auf Weiterbildungen zahlreiche Informationen zum Themenfeld<br />

der alternativen Wohnformen und zur Förderung der<br />

Selbstbestimmung. Bildung steht für die Bewohner/innen aller<br />

Altersgruppen auf dem Plan. Eine Lehrerin aus der Volkshochschule<br />

bietet Unterricht im Lesen, Schreiben und<br />

Rechnen an.<br />

In der Wohnstätte ist also w<strong>ir</strong>klich für jeden und jede et<strong>was</strong><br />

dabei und alle gestalten mit ihren Ideen und Fähigkeiten den<br />

Alltag und einzelne Höhepunkte mit. Bleibt zu wünschen,<br />

dass die Verbundenheit und der Gemeinsinn der Bewohner/<br />

innen und Mitarbeiter/innen auch weiterhin so vielfältig<br />

erfahrbar und erhalten bleiben.<br />

Christina Schwabe<br />

studiert Theologie an der Universität <strong>Leipzig</strong> und absolvierte<br />

bei der Öffentlichkeitsarbeit der <strong>Diakonie</strong> <strong>Leipzig</strong> ein vierwöchiges<br />

Praktikum


18 Jahresbericht 2010 Kindertagesstätten<br />

Kindertagesstätten<br />

Finanzierung und Personalschlüssel<br />

Die Kindertagesstätten unseres Werkes haben eine lange<br />

Tradition. Bereits 1876 wurde die erste „Kinderaufbewahrungsanstalt“<br />

in der Löhrstraße als eine der ältesten Kindereinrichtung<br />

in <strong>Leipzig</strong> eröffnet. Über 100 Kinder wurden von<br />

einer Person betreut. Schnell wurde aber klar, dass eine<br />

zweite Betreuerin eingestellt werden muss …<br />

Zu unseren traditionellen drei Kitas: „Mosaik“, „Das Samenkorn“<br />

und „Unter dem Regenbogen“ sind neu hinzugekommen:<br />

2008 Kita „Kinderarche“ (Übernahme von der Genezareth-K<strong>ir</strong>chgemeinde),<br />

2009 fanden umfangreiche Bauarbeiten<br />

und die Erweiterung dieser Kita statt. 2008 Neubau Kita „St.<br />

Moritz“ in Zusammenarbeit mit der K<strong>ir</strong>chgemeinde St. Moritz<br />

in Taucha. 2009/ 2010 Neubau Kita „Nathanael“ in Zusammenarbeit<br />

mit der Nathanaelk<strong>ir</strong>chgemeinde.<br />

Insgesamt haben w<strong>ir</strong> nun in den sechs evangelischen Kindertagesstätten<br />

eine Gesamtplatzkapazität von 395 Kindern,<br />

darunter 91 Krippenkinder (von 1 bzw. 2 Jahren bis Schuleintritt)<br />

und 9 Kinder mit Integrationshintergrund. Diese Kinder<br />

werden von derzeit insgesamt 50 Erzieherinnen und einem<br />

Erzieher sowie vielen Praktikantinnen und Praktikanten in<br />

ihrem Kinderalltag begleitet. Das erscheint immer wieder als<br />

zu wenig Personal.<br />

Warum ist nicht mehr Personal vorgesehen?<br />

Der Personalschlüssel für Krippenkinder ist im Kindertagesstättengesetz<br />

(SächsKitaG) bei 1:6, im Kindergarten bei 1:13<br />

festgeschrieben. Aber hier werden nicht Kinder an sich<br />

gezählt, sondern die vertraglich vereinbarten Betreuungsstunden.<br />

Dies rechnet sich immer auf Neun-Stunden-Verträge auf.<br />

Also: eine Erzieherin müsste 9 Stunden arbeiten, um 6<br />

Krippenkinder zu betreuen, aber unsere Öffnungszeiten sind<br />

länger als 9 Stunden, nämlich in der Regel von 6:30 bis 17:00<br />

Uhr. Die Eltern können in dieser Zeit ihr Kind bringen und<br />

holen, wie es familiär günstig ist. Somit erhöht sich bereits<br />

durch die langen Öffnungszeiten der Schlüssel um ein<br />

Wesentliches. Auch sind ganz vielfältige Tätigkeiten mit dem<br />

Personalschlüssel abzudecken, wie Zeiten für Vor- und<br />

buntes Treiben in der neuen Kindertagesstätte Nathanael<br />

Nachbereitung von Angeboten und Projekten für die Kinder,<br />

Erstellen von verschiedenen Dokumentationen wie z.B. den<br />

Portfolios für jedes Kind, Aushänge für die Eltern zur Visualisierung<br />

der Arbeit mit den Kindern, Dienstberatungen,<br />

Elternabende, Fort- und Weiterbildungen etc. und natürlich<br />

auch Arbeitsunfähigkeit, Urlaub, Mutterschutz. Die Interessengemeinschaft<br />

Freier Träger der Kindertagesstätten in <strong>Leipzig</strong><br />

– ein Gremium von insgesamt vierzig Freien Trägern - hat<br />

somit einen tatsächlichen Personalschlüssel von 1:26 im<br />

Kindergartenbereich errechnet. Kein Wunder also, sondern<br />

strukturell so vorgegeben. Übrigens haben Kinder auch nicht<br />

den gleichen Urlaub wie die Eltern. Das Arbeitsgesetz geht<br />

von einem Grundurlaub von mindestens 24 Tagen aus, unsere<br />

Kinder fehlen im Durchschnitt aber nur 15 Tage wegen Urlaub.<br />

Wie finanziert sich das Ganze, warum können w<strong>ir</strong> nicht selbst<br />

mehr Personal anstellen?<br />

In <strong>Leipzig</strong> arbeiten w<strong>ir</strong> mit dem Jugendamt in der Finanzierung<br />

mit einem sehr modernen und wenig aufwendigen<br />

System zusammen, nämlich der Finanzierung einer „Pro-<br />

Kopf-Pauschale“. Alle Verträge werden in das 9-Stunden-<br />

System aufgerechnet, dies ergibt eine Pauschale pro Kind.<br />

Die Pauschalen hat die Stadt <strong>Leipzig</strong> für jede Einrichtung bzw.<br />

für alle Einrichtungen eines Trägers auf der Basis der Betriebskostenabrechnung<br />

des Jahres 2004 festgelegt. Hier<br />

wurden alle anrechenbaren Kosten einer Kita berücksichtigt,<br />

wie Gehälter, Nebenkosten (Telefon, Versicherungen usw.),


pädagogisches Material (Bücher, Bastelmaterial), Ersatzbeschaffungen<br />

(keine Investitionen!). Um die Pauschalen jährlich<br />

nicht neu festzulegen, wurde eine Dynamisierung vereinbart,<br />

welche tarifliche Erhöhungen der Gehälter und den Inflationsausgleich<br />

berücksichtigt.<br />

Ende 2009 stellte die Verwaltung der Stadt <strong>Leipzig</strong> fest, dass<br />

ein Haushaltsloch von ca. 3 Millionen Euro im Bereich der<br />

Kitas/Kindertagespflege entstanden ist. Prognostisch sollen<br />

nur 33% der Krippenkinder und 95% der Kindergartenkinder<br />

eine Einrichtung besuchen. Durch die Umgestaltung des<br />

Erziehungsgeldes in Elterngeld waren Krippenplätze für<br />

Kinder ab einem Lebensjahr seit 2008 stark nachgefragt und<br />

die Finanzierung war nicht gesichert. So kam die Verwaltung<br />

- mittels Stadtratsbeschluss – zu der Entscheidung, die<br />

vereinbarte Dynamisierung für 2009 im Haushalt 2010 zu<br />

streichen. Das bedeutet, die Anhebung unserer Gehälter hier<br />

im Werk werden in diesem Jahr nicht refinanziert, Steigerungen<br />

im Bereich der Sachkosten finden keine Beachtung.<br />

Neben dieser Pauschale der Stadt <strong>Leipzig</strong>, welche auch den<br />

Anteil des Landes Sachsen enthält, erhalten w<strong>ir</strong> zudem d<strong>ir</strong>ekt<br />

von den Eltern die Beiträge, deren Höhe im Rahmen des<br />

SächsKitaG die Stadt mittels Stadtratsbeschluss wiederum<br />

festlegt. Diese staffeln sich in ihrer Höhe, abhängig vom<br />

Betreuungsumfang (4h bis 11h/pro Tag).<br />

Neben dem w<strong>ir</strong>tschaftlich vernünftigen Einsatz der Mittel sind<br />

w<strong>ir</strong>, auf Grund der knappen Finanzierung,<br />

stets angehalten, über Einsparungen<br />

jeglicher Art nachzudenken<br />

sowie die Ausgaben immer wieder<br />

nach Priorität zu staffeln. So kann es<br />

leider sein, dass z.B. die Sanierung<br />

eines Sanitärbereichs nicht im erforderlichen<br />

Zeitraum umgesetzt w<strong>ir</strong>d,<br />

sondern vielmehr mit einigen Jahren<br />

Verspätung. Über den Einsatz von<br />

Personal über den gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Schlüssel hinaus müssen<br />

und können w<strong>ir</strong> somit überhaupt nicht<br />

nachdenken, da im Bereich der<br />

Sachkosten keine Mittel als Personalkosten<br />

aufgewandt werden können.<br />

Leider!<br />

In der Stadt Taucha werden die<br />

Betriebskosten im Rahmen der Fehlbedarfsfinanzierung<br />

abgerechnet und<br />

erstattet. Jährlich w<strong>ir</strong>d ein Haushaltsplan<br />

der Kommune vorgelegt, der<br />

Personalkosten und viele weitere<br />

Jahresbericht 2010 Kindertagesstätten 19<br />

Einzelpositionen ausweist. Aus diesem Haushaltsplan werden<br />

dann „nichtanrechenbare Kosten“, in Abhängigkeit von der<br />

Haushaltslage der Stadt, meist gestrichen. So kann z. B. die<br />

dringende und von den Eltern massiv geforderte Umgestaltung<br />

der Außenspielfläche nur sehr sensibel geschehen, da<br />

w<strong>ir</strong> dies im Rahmen von Ersatzbeschaffungen realisieren<br />

müssen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Stadt Taucha<br />

bei der Finanzierung dieser Baumaßnahme sehr kooperativ<br />

eine vernünftige Lösung mit uns entwickelt hat.<br />

Wesentlicher Unterschied zu dem Finanzierungssystem in der<br />

Stadt <strong>Leipzig</strong> ist, dass in Taucha keine Kostenverschiebungen<br />

möglich sind, d.h. in <strong>Leipzig</strong> kann in den Sachkostengruppen<br />

et<strong>was</strong> getauscht werden (z.B. Buntpapier gegen Gartenpflege).<br />

Dies ist in der Kita „St. Moritz“ somit auch nicht möglich.<br />

Insgesamt können w<strong>ir</strong> mit den verfügbaren Mitteln und<br />

gesetzlichen Vorgaben eine gute Arbeit in unseren Kindertagesstätten<br />

leisten, eine optimale jedoch nicht. Dies muss uns,<br />

aber auch den Eltern und anderen am System Beteiligten,<br />

bewusst sein.<br />

Corinna Neugebauer I Bereichsleiterin Kindertagesstätten


20 Jahresbericht 2010 Beratung und Betreuung<br />

Beratungs- und<br />

Betreuungsdienste<br />

Drastische Haushaltskürzungen<br />

erschweren Arbeit.<br />

Die Angebote dieses Fachbereiches werden nach wie vor<br />

stark genuzt. In manchen Einrichtungen übersteigt die Nach-<br />

frage die Kapazität bei weitem.<br />

Die Beratungsstelle „<strong>Diakonie</strong> im Zentrum“ hat in der zentralen<br />

Lage der <strong>Leipzig</strong>er Innenstadt eine wichtige Funktion<br />

übernommen. In Zusammenarbeit von K<strong>ir</strong>chenBez<strong>ir</strong>ksSozialarbeit,<br />

Lebensberatung, Jugendhilfe, Beratungsstelle für<br />

Altenhilfe und auch der K<strong>ir</strong>chlichen Erwerbsloseninitiative, die<br />

sich im gleichen Gebäude befindet, existiert nunmehr ein gut<br />

funktionierendes Hilfesystem.<br />

In der K<strong>ir</strong>chenbez<strong>ir</strong>kssozialarbeit werden die allgemeine<br />

soziale Beratung sowie die Beratung zu Mutter/Vater/Kind-<br />

Kuren häufig genutzt. Die Stärkung diakonischen Handelns<br />

und die Gemeinde- und gemeinwesenorientierte Arbeit sind<br />

ein Grundanliegen der KBS. Mit den K<strong>ir</strong>chgemeinden im<br />

<strong>Leipzig</strong>er Norden wurde das Projekt „Starke Nachbarschaften<br />

durch aktive Beteiligung“ voran gebracht. Mit der Methode<br />

„Community Organizing“ (CO) wollen hier K<strong>ir</strong>chgemeinden in<br />

den Stadtteil w<strong>ir</strong>ken. Ziel ist es, Menschen zu aktiver Beteiligung<br />

zu motivieren und bürgerschaftliches Engagement zu<br />

provozieren. In Zusammenarbeit mit der evangelischen<br />

Jugend Sachsen fand im Mai ein Diakonischer Jugendtag<br />

unter dem Motto „Parallelwelten“ statt. Dabei konnten<br />

Jugendliche von 13 bis 18 Jahren einen Tag in einer diakonischen<br />

Einrichtung verbringen. Ziel war es, die „Parallelwelten<br />

Hilfebedürftiger“ der heranwachsenden Generation ins<br />

Bewusstsein zu bringen. In den K<strong>ir</strong>chgemeinden sind die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KBS aktiv bei der<br />

Weiterbildung und Beratung von Ehrenamtlichen. Die Zusammenarbeit<br />

mit den K<strong>ir</strong>chgemeinden wurde intensiviert, der<br />

Kontakt zu Superintendent Henker entwickelt sich weiterhin<br />

sehr gut. Es gibt regelmäßigen Informations- und Erfahrungsaustausch.<br />

Bei der Evangelischen Lebensberatungsstelle führte die<br />

starke Nachfrage teilweise zu Wartezeiten von mehreren<br />

Wochen. Die Kapazitätsgrenzen sind erreicht. Ein Großteil der<br />

Klientinnen und Klienten kam anlässlich einer aktuellen bzw.<br />

Bewohnerin mit ihrem Kind im Mutter-Kind-Wohnen im Haus<br />

Lebensweg<br />

vorangegangenen Trennung oder Scheidung in die Beratungsstelle.<br />

Der Bedarf an Prophylaxe und Unterstützung, um eine<br />

Trennung oder Scheidung zu vermeiden, zeigt sich am hohen<br />

Bedarf für Paarberatung. Gerade auch jüngere Paare nehmen<br />

dieses Angebot gern in Anspruch. Zunehmendes Interesse<br />

erfuhren auch die Kommunikationskurse für Paare, für die es<br />

mittlerweile Wartelisten gibt. Armut und die Angst vor Armut<br />

sowie seelische, körperliche und sexuelle Gewalt blieben wie<br />

in den Vorjahren präsente Themen in der Erziehungs-, Einzel-<br />

und Paarberatung.<br />

Bei der Evangelischen Jugendhilfe ist 2009 im Bereich der<br />

ambulanten Hilfen zur Erziehung generell eine sehr gute<br />

Auslastung zu verzeichnen gewesen. Seit Jahresbeginn 2010<br />

wurden jedoch in einzelnen Bereichen (Sozialpädagogische<br />

Familienhilfe, Erziehungsbeistandschaft und die Aufsuchende<br />

Familientherapie) generell weniger Fälle durch die Stadt<br />

<strong>Leipzig</strong> vermittelt, dies trifft die gesamte Trägerlandschaft in<br />

<strong>Leipzig</strong>. Durch die persönlichen Kontakte und das Engagement<br />

der einzelnen Mitarbeiter konnte die Auslastung dennoch<br />

relativ konstant gehalten werden. Dem entgegen steht<br />

eine steigende Nachfrage und Kapazitätserweiterung bei der<br />

familiären Bereitschaftspflege und den Erziehungsstellen. Die<br />

ständige Suche nach geeigneten Pflegeeltern, die ein Kind bei<br />

sich aufnehmen können, ist ein wichtiger Teil der Öffentlichkeitsarbeit<br />

in diesem Bereich. Hier arbeitet die Evangelische


Jugendhilfe mit anderen freien Trägern der Jugendhilfe<br />

erfolgreich in einem Trägerverbund zusammen.<br />

In der Stationären Einrichtung der Hilfen zur Erziehung<br />

zeichnete sich eine Schwerpunktverlagerung ab. Da das<br />

Jugendamt generell weniger Jugendliche in stationäre<br />

Einrichtungen vermittelt, wurden diese Kapazitäten verringert<br />

zugunsten einer höheren Belegungszahl für Mütter/Väter mit<br />

ihren Kindern. Zur Zeit können bis zu 10 Plätze im Mutter/<br />

Vater-Kind-Bereich belegt werden. Es hat sich aber gezeigt,<br />

dass die Räumlichkeiten in der Delitzscher Straße so nicht<br />

mehr ausreichten. Daher zog die Einrichtung im Juni in die<br />

Martinstraße 17 in 04318 <strong>Leipzig</strong>. Hier steht den Bewohnern<br />

ein komplettes Mehrfamilienhaus mit begrüntem Grundstück<br />

zur Verfügung. Außerdem gibt es hier einen großen Gemeinschaftsraum,<br />

als großes Wohnzimmer für alle, in dem auch<br />

Gemeinschaftsangebote stattfinden. Auf dem Hof entsteht ein<br />

Spielplatz für die Kinder. Dieser w<strong>ir</strong>d aus Spendenmitteln<br />

finanziert. Am 6. Oktober 2010 wurde die Einrichtung eingeweiht<br />

und hat den Namen „Haus Lebensweg“ erhalten.<br />

In der Ökumenischen Kontaktstube für Wohnungslose<br />

<strong>Leipzig</strong>er Oase werden täglich durchschnittlich 65 warme<br />

Mahlzeiten ausgeteilt. Außerdem finden jeden Tag ca. sechs<br />

Beratungsgespräche statt. Schwerpunkte im vergangenen<br />

Berichtszeitraum war unter anderem die Besetzung der<br />

Anleiterstellen im Garten und in der Werkstatt mit geeigneten<br />

Mitarbeitern, welche die Gäste, die in diesen Bereichen<br />

arbeiten wollen, anleiten können. Sowohl im Garten als auch<br />

in der Werkstatt konnten für ein Jahr über die ARGE <strong>Leipzig</strong><br />

geförderte Mitarbeiter angestellt werden. Im Berichtszeitraum<br />

war wieder ein Zuwachs an Gästen zu verzeichnen. Die Zahl<br />

junger Menschen unter den Klienten der Wohnungslosenhilfe<br />

hat zugenommen, ebenso die Zahl der drogenabhängigen<br />

oder straffällig gewordenen Jugendlichen. Im Sozialbüro ist<br />

für ein Jahr eine zweite Stelle durch eine AGH geschaffen<br />

worden. Damit können die Angebote der Sozialarbeit erweitert<br />

und die Beteiligung der Klienten intensiviert werden. Außerdem<br />

w<strong>ir</strong>d dadurch nun einmal pro Woche Straßensozialarbeit<br />

möglich. Der jährliche Wechsel der durch die ARGE geförderten<br />

Mitarbeiter ist für die Gäste und die anderen Mitarbeiter<br />

eine sehr hohe Herausforderung und manchmal eine<br />

unerträgliche Belastung. Die Einarbeitungszeit beträgt in der<br />

Regel mehr als ein halbes Jahr. Die Suche nach geeigneten<br />

Mitarbeitern kostet viel Zeit. Entsprechend dem Konzept<br />

„vom Gast zum ehrenamtlichen Mitarbeiter“ arbeiten in der<br />

Oase viele aktuelle oder ehemalige Gäste der Oase ehrenamtlich<br />

mit – zur Zeit etwa die Hälfte der Ehrenamtlichen. Sie<br />

finden damit eine sinnvolle Tätigkeit und können ihren Tag<br />

besser strukturieren. Diese Personalsituation (ständig wech-<br />

Jahresbericht 2010 Beratung und Betreuung 21<br />

selnde ABMs, viele zum Teil selbst bedürftige Gäste der Oase<br />

als Ehrenamtliche) erfordert allerdings ein hohes Maß an<br />

Begleitung und Personalführung. Hier sind ständig Gespräche<br />

mit den Mitarbeitern nötig. Ein festes Team kann sich so nicht<br />

bilden. Dringend ist ein zweiter Sozialarbeiter nötig.<br />

Das gemeinsame Projekt Kleiderkammer „Passgenau“ und<br />

Änderungsschneiderei des BBW am Adler ist nach zwei<br />

Jahren ausgelaufen. Die Kleiderkammer „Passgenau“ zog<br />

zum 31. 07. 10 in die Georg-Schumann-Straße 132 in 04155<br />

<strong>Leipzig</strong>-Gohlis um und eröffnete dort im August ein neues<br />

Ladengeschäft.<br />

Die Vielfalt der Arbeit im TeeKeller Quelle war 2009 aufgrund<br />

des Rückgangs der Zahl der Ehrenamtlichen sowie deren zur<br />

Verfügung stehenden Zeit nicht zu halten. Dafür haben sich<br />

die Gäste umso mehr engagiert und kleine Dienste übernommen.<br />

Die neu gegründete Gästevertretung ist ein weiteres<br />

Anzeichen für das verstärkte Engagement der Gäste. Der seit<br />

2009 gepachtete Kleingarten ist gemeinsam von Gästen und<br />

Ehrenamtlichen zuverlässig bew<strong>ir</strong>tschaftet worden und hat mit<br />

seinen Erträgen das Abendessen bereichert.<br />

Die Suchtberatungsstelle „Blaues Kreuz“ hat – wie in den<br />

Vorjahren – ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Dies betrifft auch<br />

die räumliche Situation. Hier sind unbedingt Veränderungen<br />

nötig. Die Anzahl der betreuten Klienten bewegte sich auf<br />

dem Niveau des Vorjahres. Die Tendenz geht zu verstärkter<br />

therapeutischer Gruppenarbeit. Das Jahr 2009 war auch von<br />

dem Beginn der ersten Therapiegruppe der Ambulanten<br />

Rehabilitation geprägt. Dieser Bereich soll weiter ausgebaut<br />

werden, <strong>was</strong> bis jetzt an mangelnden Räumen scheitert. Im<br />

Oktober 2009 konnte eine zusätzliche Mitarbeiterin für die<br />

Zielgruppe der russischsprachigen Migrantinnen und Migranten<br />

im Rahmen des Bundesmodellprojektes IKUSH<br />

angestellt werden. Ziel des Projektes ist es, durch muttersprachliche<br />

Sozialarbeiter die kulturellen und sprachlichen<br />

Barrieren beim Zugang zum Suchtkrankenhilfenetz zu reduzieren.<br />

Auf Grund von guten Kontakten zu Einrichtungen der<br />

Behindertenhilfe wurde 2009 mit einer angeleiteten Gruppe<br />

für suchtkranke bzw. suchtgefährdete Menschen mit einer<br />

geistigen Behinderung begonnen.<br />

Das Wohnprojekt „Funke“ besteht seit nunmehr drei Jahren<br />

und ist ein erfolgreiches Kooperationsprojekt der Suchtberatungsstelle<br />

und der <strong>Leipzig</strong>er Wohnungsbaugenossenschaft<br />

(LWB). Sozial bedürftige Menschen, die in diesem Wohnhaus<br />

der LWB wohnen, werden von einem Sozialarbeiter der<br />

<strong>Diakonie</strong> begleitet. Dieser bietet lebenspraktische Hilfen und<br />

soziale Beratung für die Mieter an und vermittelt bei Bedarf in


22 Jahresbericht 2010 Beratung und Betreuung<br />

professionelle Behandlungs- und Unterstützungsangebote.<br />

Durch gemeinsame Freizeitangebote und gemeinschaftliche<br />

Aktionen w<strong>ir</strong>d die Lebenssituation der Mieter verbessert und<br />

die Hausgemeinschaft gefördert. Menschen, die aufgrund<br />

diverser Schwierigkeiten nicht woanders wohnen können,<br />

finden hier ein Zuhause und die nötige Hilfe. Die Suchtberatungsstelle<br />

„Blaues Kreuz“ der <strong>Diakonie</strong> hat selbst 6 Wohnungen<br />

angemietet. Hier können Menschen leben, die<br />

vorübergehend Unterstützung bei der Lebensgestaltung<br />

brauchen. Diese sechs Übergangswohnungen sind fast immer<br />

voll belegt. Einige Bewohner sind wieder ausgezogen und<br />

wohnen nun selbständig in eigenen Wohnungen. Manche von<br />

ihnen kommen aber noch regelmäßig hierher, um Kontakt zu<br />

halten, an den Freizeitangeboten teilzunehmen oder sich<br />

beraten zu lassen.<br />

Im Beschäftigungsprojekt „BeTa“ konnten insgesamt 10<br />

Klienten der Suchtberatungsstelle und des ambulant betreuten<br />

Wohnens beschäftigt werden. Haupteinsatzbereiche<br />

waren die Kindertagesstätten des Fachbereiches. Das Projekt<br />

ist sehr erfolgreich, weil es suchtkranken Menschen ohne<br />

Beschäftigung eine sinnstiftende Tätigkeit bietet. Dies hilft<br />

ihnen dabei, ihr Leben in Freiheit vom Suchtmittel zu führen.<br />

Das Psychosoziale Gemeindezentrum „Blickwechsel“ ist für<br />

viele Menschen mit psychischen Krankheiten eine wichtige<br />

Anlaufstelle. Hier finden sie Beratung und Begleitung auf<br />

ihrem Weg zur sozialen Integration und beim Umgang mit<br />

Behörden. Hier finden sie aber auch Gemeinschaft und<br />

Kontakt mit anderen Menschen. Erkennbar ist ein differenzierter<br />

Bedarf nach Gemeinschaft. Einige Klienten bevorzugen<br />

die weniger strukturierte, zwanglose Cafésituation, andere<br />

schätzen bestimmte Themen und Vorgaben, die sie mehr in<br />

einzelnen Gruppen finden. Mehr als vierzig unterschiedliche<br />

Begegnungs-, Interessen- und Gesprächsgruppen sowie<br />

Veranstaltungsreihen fanden wieder im Rahmen der Blickwechselangebote<br />

statt. Im Sozialcafé steigen die Besucherzahlen<br />

und die Anzahl der ausgegebenen Mittagessen.<br />

Gleichzeitig mit dieser Besucherzunahme w<strong>ir</strong>d das Publikum<br />

spürbar jünger. Auch die Bürgerwerkstatt verzeichnete eine<br />

erheblich gestiegene Auslastung. Die Werkstatt hat sich zum<br />

Treffpunkt für Beschäftigung und auch für soziales Beisammensein<br />

entwickelt. Ehrenamtliches Engagement spielt nach<br />

wie vor eine große Rolle. Etwa 50 Personen arbeiten ehrenamtlich<br />

mit – etwa die Hälfte sind Klienten. Die Arbeit w<strong>ir</strong>d als<br />

sinnvolle Beschäftigung gewertet, Einsatzbereiche sind<br />

Veranstaltungshilfe, Thekendienst im Café, Hausw<strong>ir</strong>tschaft,<br />

Werkstattprojekte, Soziokulturangebote, Besuche. Hier ist zu<br />

beachten, dass das Nebeneinander von Haupt- und Ehrenamt<br />

sowie die hohe Zahl ehrenamtlicher Klienten ein hohes Maß<br />

Mitarbeiter des Psychosozialen Gemeindezentrum „Blickwechsel“<br />

an Betreuung und Begleitung für die Arbeitsorganisation, die<br />

Schlichtung von Konflikten, Regelung von Arbeitszeiten, die<br />

Einigung auf bestimmte Abläufe erfordert. Ebenso ist anzumerken,<br />

dass gerade für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen<br />

mit ihren häufigen krankheitsbedingten Antriebshemmungen<br />

die „Aufwandsentschädigung“ auch eine<br />

Art „therapeutischen“ Aktivitätsanreiz darstellt. Eine Kürzung<br />

dieser Mittel könnte sich fatal auf diesen Personenkreis<br />

ausw<strong>ir</strong>ken. Die Außenwohngruppen haben sich mittlerweile<br />

als fester Bereich etabliert und sind voll ausgelastet. In<br />

Zukunft w<strong>ir</strong>d es darum gehen, die Betreuungsprozesse zu<br />

Gunsten der Bewohner zu optimieren, einheitliche Vorgehensweisen<br />

im Rahmen der Betreuung, der Dokumentation und<br />

Evaluation herauszuarbeiten und eine feste, am Bedarf<br />

ausgerichtete interne Tagesstruktur zu installieren und<br />

auszubauen.<br />

Die Ökumenische Telefonseelsorge in <strong>Leipzig</strong> ist seit Jahren<br />

ein fester Bestandteil im Versorgungsnetz der Region <strong>Leipzig</strong>.<br />

Menschen in einer schwierigen Lebenslage rufen an, weil<br />

ihnen hier jemand vorbehaltlos zuhört. In den Gesprächen<br />

geht es vor allem um Probleme in Partnerschaft und Familie,<br />

um Einsamkeit und psychische Belastungen, um Burn out<br />

und die Sorge um die Zukunft. Um die Zahl der ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die am Telefon<br />

arbeiten, stabil halten zu können, hat Ende 2009 ein neuer<br />

Ausbildungskurs begonnen.


Die gute Zusammenarbeit und Vernetzung der Einrichtungen<br />

untereinander w<strong>ir</strong>d immer wieder positiv wahrgenommen. Für<br />

die Zukunft ist in der „<strong>Diakonie</strong> im Zentrum“ ein neues<br />

Kooperationsprojekt geplant: „Kinder im Blick“ – Elterntraining<br />

für Familien in Trennung. Dieses Projekt trifft auf den bei der<br />

Jugendhilfe, Lebensberatung, K<strong>ir</strong>chenbez<strong>ir</strong>kssozialarbeit und<br />

Telefonseelsorge immer wieder festgestellten großen Handlungsbedarf<br />

in diesem Bereich. Dieses Programm w<strong>ir</strong>d bereits<br />

in verschiedenen Städten mit Erfolg durchgeführt.<br />

Für die Zukunft erwarten w<strong>ir</strong> in einigen Einrichtungen drastische<br />

Kürzungen der Mittel. Angekündigt sind diese bereits<br />

für die Jugendhilfe, die Suchtberatung und die Arbeit mit<br />

psychisch kranken Menschen. Empfindlich getroffen werden<br />

w<strong>ir</strong> auch von Einschränkungen in der Förderung ehrenamtlicher<br />

Tätigkeit. Gerade Klienten, die durch ehrenamtliche<br />

Arbeit wieder Fuß im Leben fassen, sind auf die Zahlung von<br />

Aufwandsentschädigungen angewiesen – sowohl finanziell als<br />

auch in Bezug auf die Motivation und Anerkennung, die sich<br />

damit verbindet. Die Kürzungen durch Spenden oder andere<br />

Eigenmittel aufzufangen w<strong>ir</strong>d nicht möglich sein. W<strong>ir</strong> werden<br />

daher verstärkt mit dem Problem der erreichten Kapazitätsgrenzen<br />

umgehen müssen, möglicherweise auch mit einer<br />

tatsächlichen Einschränkung in einigen Bereichen. Gleichwohl<br />

hoffen w<strong>ir</strong>, unsere Arbeit in der gewohnten hohen Professionalität<br />

und Qualität weiterführen zu können.<br />

Susanne Straßberger I Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising<br />

Jahresbericht 2010 Beratung und Betreuung 23


24 Jahresbericht 2010 Telefonseelsorge<br />

Zuhören will gelernt sein<br />

Ausbildung zur ehrenamtlichen<br />

Mitarbeit bei der Telefonseelsorge<br />

Rund um die Uhr ist das Telefon bei der Telefonseelsorge<br />

besetzt. An manchen Tagen klingelt es mehrmals pro Stunde.<br />

Menschen, die sich in einer persönlichen Krise befinden, oder<br />

einfach mal jemanden zum Reden brauchen, finden dort<br />

jemanden, der ihnen zuhört und den Anrufenden mit seinen<br />

Problemen annimmt – Tag und Nacht. Viele verschiedene<br />

Themen, Sorgen und Nöte kommen dabei zur Sprache:<br />

Einsamkeit, psychische Belastungen, Beziehungsprobleme,<br />

Sorgen über die Kinder, Existenzängste, Tod eines Angehörigen.<br />

Doch wer sind die Menschen, die am anderen Ende der<br />

Leitung sitzen? Wie sind sie auf ihre Aufgabe vorbereitet<br />

worden? Warum tun sie diesen manchmal sicher nicht ganz<br />

einfachen Dienst?<br />

Bei der Telefonseelsorge arbeiten ca. 70 bis 80 ehrenamtliche<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie werden in einer einjährigen<br />

Ausbildung mit insgesamt 120 Stunden intensiv auf ihre<br />

Tätigkeit bei der Telefonseelsorge vorbereitet. Ganz unterschiedliche<br />

Menschen bewerben sich für die jährlich stattfindende<br />

Ausbildung: die Jüngsten (23 bis 25 Jahre sind das<br />

Mindestalter) sind Studenten verschiedener Fachrichtungen.<br />

Es gibt Psychologie- oder Theologiestudierende, die erste<br />

Erfahrungen in der seelsorgerischen Beratung machen<br />

möchten, aber auch verschiedene andere Studienrichtungen<br />

sind vertreten. Dann gibt es Menschen mittleren Alters, die<br />

noch et<strong>was</strong> Neues lernen möchten. Eltern, deren Kinder aus<br />

dem Haus sind, und die noch eine neue sinnvolle Tätigkeit für<br />

sich suchen. Oder Rentner, die die Dankbarkeit über ihr<br />

eigenes gutes Leben ausdrücken möchten, indem sie jetzt für<br />

andere da sind. Sie wollen sich selbst weiter entwickeln und<br />

weiter bilden. Und sie möchten et<strong>was</strong> für andere tun.<br />

Wer am Telefon mitarbeiten möchte, muss sich zunächst für<br />

die Ausbildung bewerben. Anhand von Fragebögen w<strong>ir</strong>d eine<br />

Vorauswahl getroffen. Interessentinnen und Interessenten, die<br />

in die engere Auswahl kommen, werden zu einem persönlichen<br />

Gespräch eingeladen. Hierbei w<strong>ir</strong>d geprüft, ob sie für<br />

die Arbeit am Telefon geeignet sind. Erst danach ist eine<br />

Entscheidung über die Teilnahme am Ausbildungskurs<br />

möglich. Für das helfende Gespräch am Telefon sind außer<br />

gutem Willen und Hilfsbereitschaft bestimmte Eigenschaften<br />

und Fähigkeiten nötig, wie Einfühlungsvermögen, Offenheit,<br />

Belastbarkeit, Distanzfähigkeit, Verschwiegenheit und die<br />

Fähigkeit zur Auseinandersetzung mit der eigenen Person.<br />

Die Ausbildung dauert dann etwa ein Jahr und umfasst 120<br />

Stunden. Der erste Ausbildungsabschnitt dient der Arbeit an<br />

der eigenen Persönlichkeit, denn die Person der Telefonseelsorgerin<br />

/ des Telefonseelsorgers ist das wichtigste Arbeitsmittel<br />

im späteren TS-Dienst. Die oftmals sehr intensive<br />

Selbsterfahrungsgruppe von 12 bis 14 Auszubildenden trifft<br />

sich einmal wöchentlich von 18.00 bis 21.00 Uhr zum freien<br />

Gruppengespräch. Dabei w<strong>ir</strong>d über ein Thema gesprochen,<br />

das die Gruppe bewegt oder das ein einzelner in die Gruppe<br />

einbringt. Dabei geht es weniger um das Thema selbst als<br />

darum, festzustellen, wie die Teilnehmer miteinander umgehen,<br />

wie sie aufeinander achten, wie sie das aufnehmen, <strong>was</strong><br />

der oder die andere sagt. Nach der Hälfte der Zeit findet eine<br />

Auswertung statt. Hier sagt jeder zu jedem et<strong>was</strong>: Wie habe<br />

ich dich erlebt? Würde ich dich gern anrufen, wenn ich<br />

Probleme habe? Was müsstest du noch für dich tun? Die<br />

Selbsterfahrung hat den Sinn, dass die zukünftigen Ehrenamtlichen<br />

besser lernen, mit sich und ihrem eigenen Leben<br />

umzugehen. Sie sollen später am Telefon das Gespräch nicht<br />

mit ihren eigenen Problemen, Erfahrungen und Lebensweisheiten<br />

dominieren. Sie sollen erkennen, wo ihre eigenen


Schwächen und Stärken liegen und <strong>was</strong> gerade ihre vorrangigen<br />

„Lebensthemen“ sind. Durch die zahlreichen Rückmeldungen<br />

erfahren sie aber auch, wie sie auf andere w<strong>ir</strong>ken.<br />

Reiße ich das Gespräch an mich oder lasse ich mich vom<br />

Anrufer durch das Gespräch führen? W<strong>ir</strong>ke ich mitfühlend<br />

oder eher sachlich und kühl? Hat mein Gesprächspartner das<br />

Gefühl, ernst genommen und verstanden zu werden? Es<br />

passiert nicht selten, das die Rückmeldung der anderen sehr<br />

von der eigenen Vorstellung, wie man „rüberkommt“ abweicht.<br />

Hier auch die „Fremdperspektive“ zu kennen, ist für<br />

die spätere Arbeit am Telefon besonders wichtig.<br />

Im zweiten Ausbildungsabschnitt geht es um die Arbeit an der<br />

Fähigkeit, Gespräche zu führen. Bei den Rücken-an-Rücken-<br />

Gesprächen sitzen zwei Auszubildende Rücken an Rücken<br />

aneinander und spielen eine Gesprächssituation am Telefon<br />

durch. Die anderen hören zu. Auch hier spielt wieder nicht das<br />

Thema die entscheidende Rolle, sondern der Mitarbeiter, der<br />

das Gespräch annimmt, also die Rolle des Mitarbeiters am<br />

Telefon hat. Für ihn gibt es im Anschluss eine Auswertung mit<br />

allen Zuhörenden.<br />

Ein weiterer Bereich ist die Biographiearbeit: Hier erzählen die<br />

zukünftigen Mitarbeiter aus ihrem Leben – wo sie her kommen,<br />

wie ihr Lebensweg war, <strong>was</strong> sie an schönen und<br />

schweren Situationen erlebt haben, welche Erfahrungen sie<br />

gemacht haben. Viele zeigen dabei auch Fotos aus ihrer<br />

Vergangenheit. Die Biographiearbeit hilft ihnen, besser zu<br />

verstehen, wo sie in ihrem Leben gerade stehen. Aber auch<br />

die anderen profitieren von den unterschiedlichen Berichten<br />

und Erfahrungen.<br />

Über die gesamte Ausbildungszeit hinweg erhalten die<br />

Kursteilnehmerinnen und –teilnehmer Informationen zu den<br />

verschiedenen Problemfeldern der Telefonseelsorgegespräche,<br />

denn manche Anliegen der Anrufenden können nur<br />

dann hilfreich besprochen werden, wenn die Gesprächspartner<br />

in der Telefonseelsorge die wichtigsten Problemzusammenhänge<br />

kennen. Hierzu gehören unter anderem ein Besuch<br />

in der Soteria-Klinik (Suchtkrankenhaus), bei einer Lebensberatungsstelle<br />

sowie Informationen zu den wichtigsten psychischen<br />

Krankheitsbildern. Oftmals werden auch die Weiterbildungsveranstaltungen<br />

der Ehrenamtlichen für die<br />

Kursteilnehmer genutzt.<br />

Nicht alle Kursteilnehmer machen die Ausbildung bis zu Ende.<br />

Etwa ein Drittel steigt vorher aus. Manche, weil sich ihre<br />

Lebensumstände ändern – etwa durch Aufnahme einer neuen<br />

Arbeit, Umzug oder Schwangerschaft - manche, weil sie mit<br />

dem Medium Telefon nicht zurecht kommen. Sie vermissen<br />

Jahresbericht 2010 Telefonseelsorge 25<br />

das d<strong>ir</strong>ekte Gegenüber im Gespräch. Es kommt aber auch<br />

vor, dass die Kursleiter oder –teilnehmerinnen jemanden als<br />

nicht geeignet empfinden. Hier muss dann für die Betroffenen<br />

nach einer anderen Möglichkeit einer ehrenamtlichen Tätigkeit<br />

gesucht werden.<br />

Nach Beendigung des Kurses unterschreiben die Teilnehmer<br />

eine Verschwiegenheitserklärung über die Anonymität des<br />

Ortes, der Mitarbeiter und der Anrufenden und verpflichten<br />

sich, für drei Jahre am Telefon mitzuarbeiten. Jedes Jahr<br />

Anfang Dezember werden die neuen Ehrenamtlichen in einem<br />

Gottesdienst in ihren Dienst am Telefon eingeführt. Sie<br />

können nun selbständig als Ehrenamtliche Gespräche führen.<br />

In der ersten Zeit gibt es noch eine intensive Begleitung durch<br />

die Ausbilder. Auch die Gruppe bleibt noch ein Vierteljahr<br />

zusammen. Später verteilen sie sich dann auf die bereits<br />

bestehenden Supervisionsgruppen.<br />

Die fertig ausgebildeten Ehrenamtlichen können jederzeit die<br />

Angebote an Einzel- und Gruppensupervision sowie an den<br />

Weiterbildungen der Telefonseelsorge teilnehmen.<br />

Susanne Straßberger I Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising<br />

Steffi Brachmann, Agenturleiterin<br />

Walnußweg 1 . 04249 <strong>Leipzig</strong><br />

Telefon 0341 4250584 . Fax 4250588<br />

steffi.brachmann@bruderhilfe.de<br />

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26 Jahresbericht 2010 Wohnungslosenhilfe<br />

Wohnungslosenhilfe<br />

<strong>Leipzig</strong>er Oase bietet sinnvolle<br />

Tätigkeiten für Langzeitarbeitslose<br />

und Gäste.<br />

Dieter Hentschel, 54 Jahre alt, war schon von 1990 bis 1999<br />

Gast der <strong>Leipzig</strong>er Oase. Der gelernte Baufacharbeiter war<br />

nach der Wende in ein tiefes Loch gefallen. Er verlor seinen<br />

Job und seine Familie und flüchtete wie so viele in den<br />

Alkohol. 10 Jahre hat er auf der Straße gelebt. In der Oase –<br />

damals noch im alten Quartier – hat er sich regelmäßig<br />

aufgewärmt und et<strong>was</strong> zu essen bekommen. 1999 erschien<br />

ein Artikel in der Zeitung über sein Leben. Dies war für ihn Anlass,<br />

die vergangenen Jahre zu überdenken und eine Änderung<br />

herbeizuführen. Er hörte ohne jede fremde Hilfe von<br />

einem Tag auf den anderen Tag auf zu trinken und verbrachte<br />

die folgenden drei Jahre auf einem Bauernhof – weg von<br />

<strong>Leipzig</strong>, weg von den alten Kumpanen. Später kehrte er<br />

wieder zurück in seine Heimatstadt, auch zurück in die Oase,<br />

die ihm eine Art Heimat geworden war. Dies fiel in die Zeit, als<br />

die Oase ihr neues Quartier mit ehrenamtlicher Mitarbeit der<br />

Gäste aus- und umbaute. Eine sinnvolle Betätigung zu haben,<br />

kam ihm gerade recht, und so machte Dieter Hentschel<br />

regelmäßig mit – immerhin war er als gelernter Maurer einer<br />

vom Fach.<br />

Inzwischen hat er längst wieder eine eigene Wohnung, lebt<br />

von Hartz IV. Eine Anstellung zu finden ist für ihn aufgrund<br />

seines Alters äußerst schwer. Seit 2006 arbeitet er ehrenamtlich<br />

im Lager der Oase mit. Sein Aufgabengebiet sind die<br />

Lebensmittelspenden. Diese muss er sortieren und in Listen<br />

erfassen. Mit der Küche spricht er ab, <strong>was</strong> sofort verbraucht<br />

w<strong>ir</strong>d und <strong>was</strong> eingefroren werden muss, und danach stellt er<br />

dann die notwendigen Lebensmittel für den täglichen Bedarf<br />

der Küche bereit. Diese Arbeit macht er gern. Und er sitzt<br />

nicht zu Hause herum, sondern kommt unter Leute.<br />

Diese Tätigkeit umfasst 56 Stunden im Monat, 4 Monate im<br />

Jahr sogar 70 Stunden. Von der Tauris Stiftung e.V., einer<br />

Stiftung zur Förderung ehrenamtlicher und gemeinnütziger<br />

Tätigkeiten Langzeitarbeitsloser, bekommt er eine Aufwandsentschädigung<br />

von 78 Euro, in den Monaten mit 70 Stunden<br />

89 Euro. Das ist nicht viel, aber immerhin kann er davon seine<br />

Fahrtkosten bezahlen und ein paar zusätzliche Anschaffungen<br />

(Kleidung, Schuhe etc.), die er für die Arbeit in der Oase<br />

Dieter Hentschel bei der Arbeit im Lager der <strong>Leipzig</strong>er Oase<br />

braucht. Leider läuft die Förderung von Tauris zum 15.<br />

Dezember 2010 aus. Dann weiß er nicht, ob er sich die<br />

ehrenamtliche Arbeit in der Oase noch „leisten“ kann...<br />

So wie Dieter Hentschel geht es vielen Ehrenamtlichen in der<br />

Oase. Nur zwei der regelmäßig arbeitenden Ehrenamtlichen<br />

können ohne Probleme auf jegliche Aufwandsentschädigung<br />

verzichten, darunter eine promovierte Mathematikerin im<br />

Ruhetand, die regelmäßig in der Küche aushilft, und eine<br />

Friseuse, die den Gästen unentgeltlich die Haare schneidet.<br />

Insgesamt sieben werden zur Zeit (Stand Oktober 2010) von<br />

Tauris gefördert, davon sind vier ehemalige Gäste der Oase.<br />

Neun weitere bekommen eine Aufwandsentschädigung von<br />

der Bürgerstiftung. Ohne deren ehrenamtliche Tätigkeit würde<br />

die Arbeit in Küche und Lager gar nicht funktionieren. Für die<br />

Ehrenamtlichen ist diese Tätigkeit und die Aufwandsentschädigung,<br />

so gering sie auch ist, auch ein Anreiz, sich wieder an<br />

regelmäßige Arbeit zu gewöhnen und ihre handwerklichen<br />

oder sozialen Kompetenzen zu trainieren. Ein Großteil der<br />

Ehrenamtlichen sind Hartz-IV-Empfänger und auf jeden Cent<br />

angewiesen. Mit dem Wegfall der Förderung für die Aufwandsentschädigung<br />

steht ihr ehrenamtliches Engagement auf<br />

dem Spiel. Weil sie es sich nicht mehr leisten können. Hier<br />

muss auch für die Zukunft eine Lösung gefunden werden.<br />

Susanne Straßberger I Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising


Parallelwelten<br />

Erster Diakonischer<br />

Jugendtag in <strong>Leipzig</strong><br />

Am 7. Mai 2010 fand der erste Diakonische Jugendtag in<br />

<strong>Leipzig</strong> statt. Organisiert worden war er von der <strong>Diakonie</strong><br />

<strong>Leipzig</strong> und der Evangelischen Jugend <strong>Leipzig</strong>. 40 Jugendliche<br />

aus ganz <strong>Leipzig</strong> im Alter von 13 bis 18 Jahren haben<br />

daran teilgenommen. An diesem Tag hatten sie die Möglichkeit,<br />

eine soziale Einrichtung in <strong>Leipzig</strong> hautnah zu erleben,<br />

mitzuarbeiten, Bedürftige zu begleiten, mit Mitarbeitern ins<br />

Gespräch zu kommen, dabei und mittendrin zu sein in der<br />

sozialen Arbeit in all ihrer Vielfalt.<br />

Was geht, wenn es nur mit Hilfe geht? In welcher Gesellschaft<br />

will ich leben? Die Begegnung mit Problemen wie Benachteiligung,<br />

sozialer Ausgrenzung, Armut und Lebensw<strong>ir</strong>klichkeiten<br />

von sozial schwachen Menschen, Alter und Behinderung hat<br />

bei vielen der Teilnehmer das Nachdenken über Gesellschaftsentwürfe<br />

befördert.<br />

Die Jugendlichen haben einen Eindruck von sozialer Arbeit<br />

bekommen. Für manche mag dies der Anstoß sein, sich<br />

selbst ehrenamtlich zu engagieren, ein Freiwilliges Soziales<br />

Jahr zu absolvieren oder einen Beruf im sozialen Bereich zu<br />

ergreifen.<br />

Marie Simmat, 18 Jahre, beschreibt ihre Erfahrungen an<br />

diesem Tag in der Wohnungsloseneinrichtung „<strong>Leipzig</strong>er<br />

Oase“: „Ich fand es sehr interessant festzustellen, wie viele<br />

Menschen eigentlich Hilfe brauchen und wie wenig man<br />

selbst im alltäglichen Leben von der Arbeit in diakonischen<br />

Einrichtungen erfährt. Besonders die OASE fand ich sehr<br />

interessant, auch weil es nicht die typische Institution ist, an<br />

die man denkt, wenn man über <strong>Diakonie</strong> spricht. Die meisten<br />

kennen nur Altersheime oder Behindertenwerkstätten und<br />

dieser Jugendtag gibt allen, die daran teilnehmen, Einblick in<br />

vielleicht völlig unbekannte Probleme anderer Menschen. Es<br />

hat m<strong>ir</strong> gut gefallen, dass ich alle verschiedenen Bereiche in<br />

der Oase kennen lernen konnte. Das waren z.B. die Arbeit in<br />

der Kleiderkammer für Obdachlose, in der Werkstatt und das<br />

Helfen in der Küche. Ich kann m<strong>ir</strong> jetzt viel besser ein Bild<br />

davon machen, wie viele Menschen eigentlich bedürftig sind,<br />

und dass man die meisten im öffentlichen Leben so gut wie<br />

Jahresbericht 2010 Diakonischer Jugendtag 27<br />

gar nicht wahrnimmt. Die Mitarbeiter waren alle sehr entgegenkommend<br />

und extrem sympathisch und man konnte von<br />

ihnen viel über die Arbeit und die Menschen erfahren. Die<br />

Tatsache, dass viele der Mitarbeiter ehrenamtlich dort arbeiten,<br />

hat mein Interesse geweckt, mich auch mal auf diese<br />

Weise zu engagieren. Ich finde es wichtig, dass Menschen,<br />

denen es gut geht, andere, denen es schlechter geht, unterstützen.<br />

Das halte ich in einer Gesellschaft für äußerst wichtig.<br />

Der Chef der Oase hat mich angefragt, ob ich Lust hätte, bei<br />

der nächsten Geburtstagsfeier, die einmal im Monat für die<br />

Geburtstagskinder des Monats gemacht w<strong>ir</strong>d, zusammen mit<br />

der Praktikantin Lieder mit Gitarre zu begleiten. Ich habe<br />

natürlich zugesagt und freue mich schon sehr, alle wieder zu<br />

sehen. Dass es in der heutigen Zeit solche Parallelwelten gibt,<br />

ist, denke ich, schwer zu vermeiden. Trotzdem sollte man<br />

darauf achten, die anderen nie aus den Augen zu verlieren.<br />

Der Tag hat m<strong>ir</strong> in soweit geholfen, dass ich jetzt in Zukunft<br />

mit offeneren Augen durch das Leben gehen werde und<br />

gesellschaftliche Probleme besser wahrnehmen kann und<br />

nicht einfach an m<strong>ir</strong> abperlen lasse.“<br />

Nach dem Tag in den verschiedenen Einrichtung trafen sich<br />

alle Jugendlichen am Veranstaltungsort (Gemeindehaus der<br />

Bethlehem K<strong>ir</strong>chgemeinde, Kurt-Eisner Straße 22), um das<br />

Erlebte zu reflektieren und den Tag mit Abendessen, Musik<br />

und geselligem Beisammensein ausklingen zu lassen. Der<br />

Diakonische Jugendtag war ein voller Erfolg für alle Beteiligten<br />

und soll in den kommenden Jahren wiederholt werden.


28 Jahresbericht 2010 Spenden helfen weiter<br />

Spenden helfen weiter<br />

W<strong>ir</strong> danken für alle großen<br />

und kleinen Spenden.<br />

Ein ganz herzliches Dankeschön geht an alle, die uns mit<br />

einer Spende unterstützt haben. Viele Menschen spenden<br />

regelmäßig einen Betrag an unser Werk bzw. an eine spezielle<br />

Einrichtung, andere unterstützen gezielt ein besonderes<br />

Projekt, das ihnen besonders am Herzen liegt. Auch viele<br />

Gewerbebetriebe sowie Banken haben uns Spendengelder<br />

zukommen lassen. Dafür sind w<strong>ir</strong> ebenfalls sehr dankbar. Da<br />

es nicht möglich ist, sie alle aufzuzählen, verzichten w<strong>ir</strong> der<br />

Gerechtigkeit halber an dieser Stelle auf die Nennung der<br />

F<strong>ir</strong>men.<br />

Das gesamte Spendenvolumen liegt mit ca. 300.000 Euro<br />

leicht über demErgebnis des Vorjahres. Angesichts w<strong>ir</strong>tschaftlich<br />

schwerer Zeiten können w<strong>ir</strong> damit zufrieden sein, werden<br />

jedoch nicht nachlassen in unserem Bemühen, das Spendenaufkommen<br />

zu erhöhen.<br />

Im Berichtszeitraum haben w<strong>ir</strong> drei zentrale Mailing-Aktionen<br />

durchgeführt. Dabei haben w<strong>ir</strong> Spendenaufrufe für einen ganz<br />

bestimmten Spendenzweck an unsere Mitglieder und Freunde<br />

geschickt. Einige Einrichtungen haben auch selbst Spenden<br />

gesammelt, von F<strong>ir</strong>men und Geschäftspartnern, aber auch<br />

Freunden und Nachbarn der Einrichtung.<br />

Dezember 2009: Aufruf für die Ambulanten Hilfen für Menschen<br />

mit Behinderungen. Über 3.000 Euro sind dafür<br />

überwiesen worden. Mit dem Geld werden die Freizeitangebote<br />

sowie der Zugang für Rollstuhlfahrer im Haus der<br />

Stadtmission verbessert.<br />

März 2010: Aufruf für die Jugendhilfe – Betreutes Mutter/<br />

Vater-Kind-Wohnen. Hierfür wurden ebenfalls 3.000 Euro über<br />

den Spendenaufruf gesammelt, dazu kommen 750 Euro, die<br />

uns von F<strong>ir</strong>men überwiesen worden sind. Von dem Geld<br />

werden Spielgeräte für das Außengelände dieser Einrichtung<br />

angeschafft. Im Betreuten Mutter/Vater-Kind-Wohnen leben<br />

zur Zeit zehn jugendliche Mütter/Väter mit ihren kleinen<br />

Kindern. Sie werden bei der Gestaltung ihres Lebens von<br />

Erziehern und Sozialarbeitern betreut und auf ein selbständiges<br />

Leben mit ihren Kindern vorbereitet.<br />

Das Spendenvolumen<br />

2009 liegt mit ca.<br />

300.000 Euro leicht über<br />

dem Ergebnis des<br />

Vorjahres.<br />

Sommer 2010: der Aufruf für die Kindertagesstätte Nathanael<br />

erbrachte über 4.000 Euro. Dazu kommen insgesamt 1850<br />

Euro von verschiedenen F<strong>ir</strong>men, u.a. aus dem „Gewinnsparen“<br />

der Volksbank Leizig eG. Auch dieses Geld w<strong>ir</strong>d für den<br />

Bau der Außenanlagen, für Klettergeräte, Kinderfahrzeuge<br />

und anderes Spielzeug verwendet.<br />

Anlässlich ihrer Hochzeit hat ein junges Paar Spenden in<br />

Höhe von 2.400 Euro für unsere Schulsozialarbeit gesammelt.<br />

Bei der Schulsozialarbeit werden Kinder und Jugendliche mit<br />

starken Verhaltensauffälligkeiten und Schulproblemen in den<br />

Regelschulen bzw. in speziellen Förderschulen von speziell<br />

ausgebildeten Sozialarbeitern begleitet. Sie helfen in Krisen,<br />

unterstützen Eltern, Lehrer und Kinder bei der Bewältigung<br />

des Schulalltags und suchen bei Konflikten nach gemeinsamen<br />

Lösungen. Unser herzlicher Dank gilt dem Hochzeitspaar<br />

und allen Spendern.<br />

Die <strong>Leipzig</strong>er Oase erhielt wieder die nötigen Sachspenden<br />

(Lebensmittelspenden) von verschiedenen F<strong>ir</strong>men und Läden.<br />

Darüber hinaus wurde sie auch mit Geldspenden bedacht.<br />

Immer wieder werden Sammlungen und Kollekten von<br />

K<strong>ir</strong>chgemeinden an die <strong>Leipzig</strong>er Oase überwiesen – so zum<br />

Beispiel anlässlich des Erntedank-Festes.<br />

Die Ausschüttung der Zweckerträge aus dem Verkauf von<br />

PS-Losen der Sparkasse <strong>Leipzig</strong> brachte 2.500 Euro für<br />

unser Psychosziales Gemeindezentrum Blickwechsel ein. Das<br />

Geld fließt in die Bürgerwerkstatt für die Anschaffung von<br />

neuen Materialien. Bei der Bürgerwerkstatt des PSGZ Blickwechsel<br />

können Menschen mit psychischen Krankheiten eine<br />

sinnvolle Beschäftigung finden.<br />

W<strong>ir</strong> danken den vielen Spendern, die uns regelmäßig oder<br />

sporadisch mit Geld- und Sachspenden, aber auch durch<br />

ehrenamtliches Engagement unterstützen. W<strong>ir</strong> werden auch<br />

weiterhin darauf angewiesen sein.<br />

Susanne Straßberger I Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising


Wenn der Richter<br />

gesprochen hat<br />

Sozialstunden in unseren<br />

Einrichtungen<br />

Für die umgangssprachlich „Sozialstunden“ genannte<br />

gemeinnützige Arbeit kann es viele Gründe geben. Zum einen<br />

kann das Jugendgericht mit diesen Sozialstunden als Erziehungsmaßnahme<br />

auf eine Straftat eines Jugendlichen oder<br />

Heranwachsenden reagieren. Diese Erziehungsmaßregeln<br />

gelten dann nicht als Strafe, sondern stellen vielmehr Gebote<br />

oder Verbote dar, die sich auf die Lebensführung der Jugendlichen<br />

ausw<strong>ir</strong>ken sollen. Aber auch erwachsene Straftäter<br />

können bei kleineren Delikten ihre Strafe „abarbeiten“ oder<br />

sogar mit dem Angebot einer gemeinnützigen Tätigkeit die<br />

(vorläufige) Einstellung des Strafverfahrens erreichen.<br />

In vielen unserer Einrichtungen (Pflegeheime, Wohnstätten für<br />

Menschen mit Behinderungen, Kindertagesstätten) leisten<br />

Männer und Frauen solche Sozialstunden ab. Oft sind<br />

wiederholtes Schwarzfahren mit der Straßenbahn oder<br />

Verkehrsdelikte der Grund für die Strafe, oder aber eine uneinbringliche<br />

Geldstrafe w<strong>ir</strong>d in Sozialstunden umgewandelt.<br />

Manche der Einrichtungen beschäftigen mehrere Personen<br />

gleichzeitig, in anderen ist nur von Zeit zu Zeit mal eine<br />

Person tätig. Auch die Anzahl der abzuleistenden Stunden<br />

differiert stark – von 20 bis 800 Stunden. Die Männer und<br />

Frauen arbeiten in der Regel in der Hausw<strong>ir</strong>tschaft (z.B.<br />

Reinigung der Räume), in Hof und Garten oder sie werden<br />

dem entsprechenden Hausmeister zugeordnet. Immer ist<br />

jemand der Hauptangestellten für sie da, so dass sie niemals<br />

allein in einer Einrichtung unterwegs sind. Das Ableisten von<br />

Sozialstunden hat neben dem Strafgedanken für viele auch<br />

den Sinn, in eine geregelte Tätigkeit zu führen. Für unsere<br />

Einrichtungen sind sie zum Teil eine zusätzliche Arbeitskraft,<br />

es muss aber auch Zeit und Energie in die Anleitung, Betreuung<br />

und Begleitung ihrer Tätigkeiten gesteckt werden. Immer<br />

wieder passiert es, dass jemand einfach nicht mehr kommt<br />

oder wegen unangebrachtem Verhalten weggeschickt werden<br />

muss. Es gibt aber auch viele positive Beispiele. Nicht selten<br />

geschieht es sogar, dass die Sozialstundenableistenden<br />

später noch freiwillig den Kontakt zur Einrichtung halten und<br />

sogar ehrenamtlich weiter arbeiten. So bietet zum Beispiel ein<br />

ehemaliger Sozialstundenableister jetzt regelmäßig Spielstunden<br />

mit der Spielkonsole Wii im Pflegeheim Albert Schweitzer<br />

Jahresbericht 2010 Sozialstunden in unseren Einrichtungen 29<br />

an – auf Ehrenamtsbasis. Manche der Delinquenten haben<br />

eine Berufsausbildung und damit spezielle Fähigkeiten und<br />

Kenntnisse, die sie einsetzen können. Häufig sind aber auch<br />

Alkoholprobleme mit im Spiel. Hier besteht die Möglichkeit,<br />

die Angebote vom „Blauen Kreuz“ in Anspruch zu nehmen,<br />

um das Alkoholproblem bewältigen und beim Beschäftigungsprojekt<br />

der Suchtberatungsstelle Blaues Kreuz „Beta“<br />

mitzuarbeiten. Bei Beta arbeiten suchtkranke Menschen<br />

regelmäßig und freiwillig in einer angeleiteten Gruppe zusammen.<br />

Sie führen handwerkliche Tätigkeiten aus sowie Ausbesserungsarbeiten<br />

für die unterschiedlichen Einrichtungen<br />

unseres Werkes. So sind sie beispielsweise maßgeblich<br />

beteiligt am Bau der Außenspielanlage der Stationären<br />

Jugendhilfe in der Martinstraße.<br />

Es gibt Bewährungshelfer, die ihre „Schützlinge“ gezielt in die<br />

Einrichtungen der <strong>Diakonie</strong> schicken, und es gibt Straftäter,<br />

die erst hier wieder lernen, eine regelmäßige Tätigkeit auszuüben.<br />

Unsere Einrichtungen haben sozusagen einen „guten<br />

Ruf“ – sowohl bei den Angestellten der Justiz als auch in den<br />

„Kreisen“ derer, die immer mal wieder straffällig werden.<br />

Wichtig ist, dass sie eine sinnvolle Tätigkeit haben, sich hier<br />

gut aufgehoben fühlen und als Mensch angenommen und<br />

respektiert und nicht verurteilt werden. Im Projekt Beta finden<br />

sie eine klare Aufgabenstruktur und eine gute Arbeitsanleitung<br />

durch den Vorarbeiter der Gruppe, aber auch ein Gehör für<br />

ihre sozialen und menschlichen Sorgen und Nöte durch<br />

Menschen, die in einer ähnlichen Situation stecken oder<br />

selbst ähnliche Probleme erlebt haben.<br />

Susanne Straßberger I Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising


30 Jahresbericht 2010 Kennen Sie die <strong>Diakonie</strong>?<br />

<strong>Diakonie</strong> bekannt wie<br />

noch nie<br />

Kampagnen und gemeinsmaes<br />

Erscheinungbild zeigen<br />

W<strong>ir</strong>kung<br />

Die meisten Leser dieses Artikels kennen die Plakatwerbung<br />

der <strong>Diakonie</strong> in Deutschland. Oft schon wurde ich gefragt, ob<br />

denn die <strong>Diakonie</strong> so zahlungskräftig ist und sich solche<br />

kostenintensive Werbung im öffentlichen Raum leisten kann.<br />

„Was das wohl kostet und <strong>was</strong> das bringen soll…?“<br />

Seit 2003 macht die <strong>Diakonie</strong> mit drei Plakat- und Anzeigenkampagnen<br />

in Städten und Gemeinden bundesweit darauf<br />

aufmerksam, für welche Werte, Hilfefelder und Angebote sie<br />

steht. Eine repräsentative Befragung im Jahr 2001 hatte<br />

ergeben, dass die <strong>Diakonie</strong> in unserer Gesellschaft ein hohes<br />

Ansehen genießt, ihr Bekanntheitsgrad jedoch unter dem<br />

anderer Wohlfahrtsorganisationen liegt. Nun, 2010, wurde das<br />

Marktforschungsinstitut aexea aus <strong>Leipzig</strong> mit einer neuen<br />

Studie beauftragt, und die Ergebnisse können sich sehen<br />

lassen.<br />

Danach hat die Telefonbefragung ergeben, dass 92 Prozent<br />

der Deutschen die <strong>Diakonie</strong> kennen. Der Abstand zur Caritas<br />

(96 Prozent) hat sich deutlich verringert. Diese 92 Prozent sind<br />

zehn Prozent mehr als 2005. Vor allem bei uns in den neuen<br />

Bundesländern und auch bei jungen Menschen konnten<br />

deutliche Verbesserungen in der Bekanntheit erzielt werden.<br />

Diese Steigerung schafft der Studie zufolge keine andere<br />

Wohlfahrtorganisation.<br />

Warum ist Bekanntheit eigentlich so wichtig?<br />

Man kann aber auch fragen: „Was nützt es, Leistungen und<br />

Angebote in hoher Qualität zu entwickeln, wenn man diese<br />

nicht öffentlich bekannt macht und anbietet, diese zu nutzen.<br />

Bei der Inanspruchnahme von sozialen Dienstleistungen<br />

verhalten w<strong>ir</strong> Menschen uns genauso wie beim Konsum von<br />

Waren und Produkten. W<strong>ir</strong> orientieren uns an den Marken, die<br />

uns bekannt sind.<br />

Michael Handrick, der Referent der <strong>Diakonie</strong> für Kampagnenmanagement<br />

und Markenkommunikation beschreibt das so:<br />

„Nur wer eine klar profilierte Marke kommuniziert, erzielt<br />

Bekanntheit. Nur wer bekannt ist, schafft Vertrauen. Nur wer<br />

Vertrauen besitzt, erreicht Zielgruppenbildung. Das w<strong>ir</strong>kt sich<br />

beispielweise beim Spenden aus oder beim ehrenamtlichen<br />

Engagement – aber nicht nur dort. Verkürzt könnte man<br />

sagen: Nur wer eine bekannte Marke ist, die für Qualität ihres<br />

Angebotes steht, erhält die optimale Unterstützung. Und das<br />

gilt beispielweise auch für das anwaltschaftliche Lobbying der<br />

<strong>Diakonie</strong> – denn auch hier w<strong>ir</strong>ken die Kampagnen unterstützend.“<br />

Wie werden diese Plakat- und Anzeigenkampagnen finanziert?<br />

Diese große Medienpräsenz konnte sich der Bundesverband<br />

der <strong>Diakonie</strong> nur leisten, weil viele Medialeistungen gesponsert<br />

wurden (z.B. Anzeigenschaltung im Spiegel, Städtewerbung).<br />

So stehen der Ausgabenseite von 400.000 Euro ein<br />

Gegenwert an gesponserten Werbeleistungen von 17,6 Mio.<br />

Euro gegenüber. Das heißt, jeder von der Bundesdiakonie in<br />

die Kampagne investierte Euro hat einen Gegenwert von 44<br />

Euro.


Auch das einheitliche Erscheinungsbild der <strong>Diakonie</strong> trägt<br />

maßgeblich zur gesteigerten Bekanntheit und den Erfolg der<br />

Plakat- und Anzeigenkampagnen bei.<br />

Es erhöht die Wahrnehmbarkeit und Wiedererkennbarkeit der<br />

<strong>Diakonie</strong> – und die 20 Landesverbände, 76 Fachverbände und<br />

28.000 Einrichtungen in Deutschland können ihre Zugehörigkeit<br />

zeigen und zugleich ihre Eigenständigkeit unterstreichen.<br />

So kommt diese erfreuliche und wichtige „Vielfalt für das<br />

Leben“ unter einem Dach erst richtig zur Geltung. Ein schlüssiges<br />

gemeinsames Auftreten diakonischer Einrichtungen in<br />

<strong>Leipzig</strong> genauso wie in Hamburg und anderswo in Deutschland<br />

ist die Grundlage für das weitere Wachsen der Bekanntheit<br />

der <strong>Diakonie</strong> und ihrer Angebote für die Menschen der<br />

Region.<br />

Die gesamte Auswertung der F<strong>ir</strong>ma aexea finden Sie im<br />

Internet unter www.diakonie-leipzig.de > Mitarbeiterservice.<br />

Matthias Möller I Öffentlichkeitsarbeit<br />

Jahresbericht 2010 Kennen Sie die <strong>Diakonie</strong>? 31


32 Jahresbericht 2010 W<strong>ir</strong>tschaftsbericht<br />

W<strong>ir</strong>tschaftsbericht<br />

1. Grundsätzliche Überlegungen<br />

Die krisenhafte Entwicklung der Gesamtw<strong>ir</strong>tschaft wurde mit<br />

einer Minderung der W<strong>ir</strong>tschaftsleistung um rd. 5 % in<br />

Deutschland 2009 akut. Diese Verminderung der gesamtw<strong>ir</strong>tschaftlichen<br />

Leistung und damit auch der Steuerkraft in<br />

Deutschland w<strong>ir</strong>d sich für unser Werk in unterschiedlicher<br />

Weise niederschlagen.<br />

Verstärkt w<strong>ir</strong>d Subsidiarität in Politik und Verwaltung zunehmend<br />

darin gesehen, dass freigemeinnützige Organisationen<br />

Leistungen kostengünstiger erbringen könnten als staatliche<br />

Organisationen. Es ist <strong>ir</strong>rig, anzunehmen, dass Mitarbeitende<br />

freigemeinnütziger Wohlfahrtsverbände gleiche Leistung zu<br />

geringeren Entgelten erbringen als im öffentlichen Sektor,<br />

obwohl die Arbeitsplätze dort erheblich sicherer sind. Gleiche<br />

Leistung verdient gleiches Entgelt.<br />

Auch fordern leitende Mitarbeitende der Kostenträger nur in<br />

allgemeinen Aussagen die Absenkung der Standards sozialer<br />

Versorgung. W<strong>ir</strong>d allerdings über konkrete Einzelprojekte<br />

verhandelt, so werden w<strong>ir</strong> meist darauf verwiesen, gerade<br />

dort sei Absenkung von Standards nicht möglich. Der Finanzrahmen<br />

allerdings, der uns zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben<br />

gewährt w<strong>ir</strong>d, w<strong>ir</strong>d tendentiell eingeschränkt. Diesbezüglich<br />

wünschen w<strong>ir</strong> uns mehr Ehrlichkeit in Politik und Verwaltung.<br />

Die an dieser Stelle in den Vorjahren getätigten weiteren<br />

Aussagen gelten leider fort.<br />

Verstärkt hören w<strong>ir</strong>, insbesondere aus der Politik, die Forderung<br />

nach Ausschreibung auch sozialer Leistungen. Dazu<br />

erlauben w<strong>ir</strong> uns den Hinweis, dass auch in volksw<strong>ir</strong>tschaftlicher<br />

Forschung und Lehre sehr kontrovers diskutiert w<strong>ir</strong>d, ob<br />

Marktmechanismen bei Erbringung sozialer Leistungen<br />

sinnvoll eingesetzt werden können.<br />

2. Geschäftsverlauf<br />

In diesem Jahr konnten w<strong>ir</strong> - trotz der Ausw<strong>ir</strong>kungen der<br />

Finanz- und W<strong>ir</strong>tschaftskrise einerseits und sich verändernden<br />

inhaltlichen Erfordernisse wie der steigenden Anzahl<br />

von Menschen mit Demenz in den Pflegeheimen und mehr<br />

Klienten mit kreativem Verhalten in verschiedenen Einrichtungen<br />

andererseits - die ordentlichen Erträge der zu unserem<br />

Werk gehörenden Einrichtungen um rund 4,6 Prozent steigern.<br />

Der Anstieg der Sachaufwendungen blieb mit 4,4<br />

Prozent ebenso wie das Wachstum der Personalaufwendungen<br />

leicht hinter dem Ertragszuwachs zurück.<br />

Die vollstationären Plätze unserer Pflegeheime waren mit<br />

über 97 Prozent noch gut ausgelastet. Die Auslastung<br />

sichern w<strong>ir</strong> durch Angebote zur seelsorgerlichen Betreuung,<br />

durch Spezialisierung und Individualisierung der Betreuung<br />

sowie weitere bauliche Verbesserungen. Im Berichtsjahr nahm<br />

die Zahl jüngerer pflegebedürftiger Menschen in einigen<br />

unseren Einrichtungen zu. Den daraus sich ergebenden<br />

Herausforderungen begegnen w<strong>ir</strong> durch entsprechende<br />

Weiterbildung unserer Mitarbeitenden. Der ambulante Pflegedienst<br />

hat seine Leistungen stark erhöhen können, die<br />

angestrebten w<strong>ir</strong>tschaftlichen Ziele aber noch nicht erreicht.<br />

Im Jahr 2009 verzeichneten w<strong>ir</strong> in den Wohnstätten für<br />

Menschen mit (geistigen) Behinderungen eine Auslastung von<br />

über 98 %, die allerdings zwischen den Häusern stark variiert.<br />

Die Wohnstätte „Heinz Wagner, Haus 1“ w<strong>ir</strong>d nicht in einem<br />

der Kapazität des Hauses entsprechenden Maße durch das<br />

Jugendamt der Stadt <strong>Leipzig</strong> „gefüllt“, das heißt, es werden<br />

nicht genügend Kinder und Jugendliche in diese Einrichtung<br />

vermittelt. Andererseits dulden das Sächsische Staatsministerium<br />

für Soziales und der Kommunale Sozialverband keine<br />

Veränderung der Belegungskonzeption. Damit werden w<strong>ir</strong><br />

sozusagen unverschuldet auf der schlechten Auslastung des


Hauses sitzen gelassen. Das w<strong>ir</strong>tschaftliche Risiko staatlichen<br />

und kommunalen Handelns haben damit w<strong>ir</strong> und unsere<br />

Mitarbeitenden zu tragen.<br />

Das zweifelsohne gut gemeinte, aber praxisferne Wohn- und<br />

Betreuungsvertragsgesetz entwickelt sich auf Grund seines<br />

übermäßigen Verwaltungsaufwandes zu einer Belastung für<br />

unsere Verwaltung. So muss bei jeder notwendigen kleinen<br />

Veränderung des Vertrages ein komplett neuer Vertrag<br />

aufgesetzt werden. Diese in unseren Augen übertriebene<br />

Bürokratie bindet unsere Personalkosten, die an anderer<br />

Stelle, nämlich bei der Betreuung der Menschen, fehlen. Der<br />

Nutzen für die Bewohner ist mehr als fraglich.<br />

Die Leistung in unseren drei Lindenwerkstätten konnte trotz<br />

schwieriger werdender w<strong>ir</strong>tschaftlicher Rahmenbedingungen<br />

mit ca. 1.043 T€ (netto) fast konstant gehalten werden. Der<br />

Anteil der für Einrichtungen unseres Werkes erbrachten<br />

Leistungen lag im Berichtsjahr bei über 11 Prozent des<br />

Gesamtumsatzes der Werkstatt.<br />

Integration und Verzahnung der Angebote der Ev. Lebensberatung,<br />

der Ev. Jugendhilfe, der K<strong>ir</strong>chenbez<strong>ir</strong>kssozialarbeit<br />

und weiterer Beratungsangebote werden durch den gemeinsamen<br />

Standort in der Stadtmitte <strong>Leipzig</strong>s (<strong>Diakonie</strong> im<br />

Zentrum) ermöglicht, dies kommt den Hilfe und Rat suchenden<br />

Menschen zu Gute. In unserer stationären Jugendhilfe,<br />

die neue Räume bezog, nahm die Tendenz zur Aufnahme von<br />

Eltern oder Müttern mit Kleinstkindern zu. Bei Neubesetzung<br />

von Arbeitsplätzen in den Kindertageseinrichtungen spürten<br />

Jahresbericht 2010 W<strong>ir</strong>tschaftsbericht 33<br />

w<strong>ir</strong> den Mangel an Erzieherinnen, konnten jedoch bisher alle<br />

freien Stellen besetzen.<br />

Unsere Suchtberatungs- und Behandlungsstelle wurde<br />

stärker in Anspruch genommen, die öffentlichen Stellen haben<br />

jedoch die Finanzierung nicht im gleichen Maße wachsen<br />

lassen, so dass weniger Zeit für Prävention und individuelle<br />

Betreuung blieb. In unseren Wohnstätten reagierten w<strong>ir</strong> auf<br />

Probleme, die aus der Kombination von Alkoholabhängigkeit<br />

und geistiger Behinderung entstehen.<br />

In unseren Einrichtungen für obdachlose und von Obdachlo-<br />

sigkeit bedrohte Menschen w<strong>ir</strong>d der Einsatz von Klienten als<br />

ehrenamtliche Helfer immer problematischer. Dieses Konzept<br />

setzt einen stabilen Kern an Stammkräften voraus, der<br />

allerdings durch die prekäre Finanzierungssituation kaum<br />

gegeben ist.<br />

Am 31.12.2009 waren 919 Menschen in unserem Werk<br />

beschäftigt, von denen allerdings 53 langfristig abwesend<br />

waren. Die verbleibenden 866 Personen füllten fast 697<br />

Vollzeitarbeitsplätze aus.<br />

Im Jahr 2009 wandten w<strong>ir</strong> etwa 94 T€ für Fort- und Weiterbildung<br />

sowie Supervision auf.<br />

Die Möglichkeiten der Beschäftigungsförderung nutzen w<strong>ir</strong>,<br />

dabei verzeichneten w<strong>ir</strong> überwiegend positive Erfahrungen,<br />

teils konnten w<strong>ir</strong> Übernahmen in dauerhafte Arbeitsverhältnisse<br />

vornehmen. Zum Ende des Jahres 2009 gaben w<strong>ir</strong> 12<br />

Auszubildenden in unseren Pflegeheimen die Möglichkeit, den


34 Jahresbericht 2010 W<strong>ir</strong>tschaftsbericht<br />

praktischen Teil ihrer Ausbildung zu absolvieren. Unsere<br />

Beschäftigungspflichten nach dem Schwerbehindertenrecht<br />

haben w<strong>ir</strong> eingehalten.<br />

Unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken w<strong>ir</strong> für ihre<br />

engagierte Leistung, die innerhalb wie außerhalb unseres<br />

Werkes hoch geschätzt w<strong>ir</strong>d.<br />

3. Vermögens- und Finanzlage<br />

Das langfristig gebundene Vermögen unseres Werkes in Höhe<br />

von fast 63,9 Mio. € ist durch Eigenkapital (etwa 21,7 Mio. €),<br />

Sonderposten (rund 41,6 Mio. €) und lang- und mittelfristig<br />

verfügbares Fremdkapital (rund 8,1 Mio. €) finanziert. W<strong>ir</strong><br />

konnten weitere Kredite in Höhe von knapp 415 T€ außerplanmäßig<br />

zurückzahlen. Auch im Jahr 2009 haben w<strong>ir</strong>, wenn<br />

auch nicht in uns befriedigendem Umfang, Reserven zur<br />

Abdeckung künftiger baulicher Risiken gebildet.<br />

Die Eigenkapitalquote konnte auf 27,5 % verbessert werden,<br />

wobei w<strong>ir</strong> Sonderposten nicht dem Eigenkapital zurechnen.<br />

Der Cash-Flow aus laufender Geschäftstätigkeit nahm<br />

gegenüber dem Vorjahr zu. Die Verwendungsnachweise für<br />

den III. Ersatzneubau in Borsdorf (fertig gestellt im Jahr 2005)<br />

und die Werkstatt I für Menschen mit Behinderungen in<br />

<strong>Leipzig</strong> (fertig gestellt im Jahr 2000) wurden abschließend<br />

geprüft, daraus resultierende Zahlungen haben w<strong>ir</strong> geleistet.<br />

Kapitalverluste oder Zinsausfälle mussten w<strong>ir</strong> auch im<br />

Berichtsjahr nicht hinnehmen. Derivative Finanzgeschäfte<br />

haben w<strong>ir</strong> nicht getätigt. An den Beteiligungen unseres<br />

Werkes hat sich nichts verändert.<br />

4. Ertragslage<br />

Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit konnten<br />

w<strong>ir</strong> auf rund 496 T€ steigern, das Finanzergebnis fiel aufgrund<br />

sinkenden Anlagevolumens und sinkender Marktzinsen mit<br />

minus 283 T€ rd. 75 T€ schlechter als im Jahr 2008 aus.<br />

Unser Ziel, positive, zumindest ausgeglichene Betriebsergebnisse<br />

auch in den einzelnen Einrichtungen zu erw<strong>ir</strong>tschaften,<br />

haben w<strong>ir</strong> noch nicht erreicht. Der in unserer Werkstatt für<br />

Menschen mit Behinderungen erzielte Überschuss kommt<br />

den dort Beschäftigten zu Gute und w<strong>ir</strong>d zur Stärkung der<br />

Rücklagen genutzt. Die zur Finanzierung der Förderschule<br />

erhaltenen Mittel werden nur dort verwendet. Außerordentliche<br />

Erträge wurden durch Auflösung von Rückstellungen<br />

ermöglicht, nachdem Unsicherheiten in der Schulfinanzierung<br />

fortfielen. Dies prägt das außerordentliche Ergebnis.<br />

Auch im Berichtsjahr hat es keine die Existenz des Werkes<br />

bedrohenden Sachverhalte gegeben. Die Zahlungsfähigkeit<br />

des Werkes und seiner Einrichtungen war stets gegeben,<br />

Zahlungen wurden und werden unter Nutzung von Skonti<br />

vorgenommen. Das Spendenaufkommen konnte erneut<br />

gesteigert werden. Gute Erfahrungen verzeichneten w<strong>ir</strong> mit<br />

einer Fokussierung auf spezielle Projekte, auch baulicher Art.<br />

Dabei kommt einer verlässlichen Berichterstattung über die<br />

vereinnahmten Spenden besonderes Gewicht zu.<br />

5. Bericht zur Steuerung des Vereins<br />

Die w<strong>ir</strong>tschaftliche Verantwortung nehmen Vorstand und<br />

Fachbereichsleitungen mittels festgelegten Reportings auf der<br />

Basis eines über mehrere Stufen aufgebauten Systems des<br />

Controlling wahr.<br />

Das inhaltliche Controlling ist im Aufbau. Eine aus der neuen<br />

Fassung der Satzung abgeleitete Geschäfts- und Zuständigkeitsordnung<br />

unseres Vereins befindet sich in der Abstimmung<br />

zwischen den Gremien.<br />

Mit der Mitarbeitervertretung unseres Werkes konnte eine<br />

Dienstvereinbarung abgeschlossen werden, die es ermöglicht,<br />

jene Instrumente anzuwenden, die in den AVR vorgesehen<br />

sind, um w<strong>ir</strong>tschaftlichen Krisensituationen zu begegnen<br />

(Öffnungsklauseln zur Abwendung von w<strong>ir</strong>tschaftlichen<br />

Notlagen). W<strong>ir</strong> sind als Vorstand sehr dankbar, dass w<strong>ir</strong> damit<br />

diese Möglichkeiten nutzen können, ohne gegen gesetzliche<br />

Vorgaben verstoßen zu müssen.<br />

Größere Risiken aus unterlassener Instandhaltung sind derzeit<br />

nicht zu erkennen, die Aufwendungen für laufende Instandhaltungen<br />

haben w<strong>ir</strong> gesteigert.<br />

6. Entwicklung unserer Leistungsangebote<br />

Zur Zeit steht nur noch für unsere Einrichtung in Borsdorf der<br />

Ersatz einer Wohnstätte für meist ältere Menschen mit<br />

Behinderungen an, im Jahr 2010 konnten w<strong>ir</strong> mit einem ersten<br />

Bauabschnitt beginnen. Die negative Veränderung der<br />

Förderbedingungen w<strong>ir</strong>d einen gegenüber den bisherigen<br />

Bauten verminderten Standard zur Folge haben.<br />

Eine Außenstelle unserer WfbM II in Panitzsch konnte, in<br />

deren d<strong>ir</strong>ekter Nähe, in gemieteten Räumen fertig gestellt und<br />

in Nutzung genommen werden. Den zunehmenden Problemen<br />

bei Beschäftigung psychisch behinderter und/oder seelisch<br />

kranker Menschen in den Betriebsteilen unserer WfbM<br />

begegnen w<strong>ir</strong> durch verstärkte Fort- und Weiterbildung<br />

unserer Mitarbeitenden.<br />

Am 01.10. dieses Jahres konnten w<strong>ir</strong> eine bauliche Erweite-


ung unserer Förderschule<br />

einweihen. Mit dem Anbau<br />

schaffen w<strong>ir</strong> bessere Möglichkeiten,<br />

die Schule nach<br />

außen zu öffnen und auch<br />

Schülerinnen und Schülern<br />

ohne speziellen Förderbedarf<br />

zugänglich zu machen. Damit<br />

reagieren w<strong>ir</strong> auf den gesellschaftlichen<br />

Wunsch nach<br />

mehr Inklusion – also gemeinsames<br />

Leben, Lernen,<br />

Wohnen und Arbeiten von<br />

Menschen mit und ohne<br />

Behinderungen.<br />

Die Aufnahme des Betriebes<br />

der Kindertagesstätte<br />

„Nathanael“ in den Räumen<br />

der gleichnamigen K<strong>ir</strong>chgemeinde<br />

in <strong>Leipzig</strong>-Lindenau<br />

konnten w<strong>ir</strong> am 26.09.2010<br />

feiern. W<strong>ir</strong> danken an dieser Stelle allen Beteiligten, insbesondere<br />

jenen, die zur Finanzierung des Baus und der Ausstattung<br />

beitrugen und beitragen. Dem Wunsch des Sozialamtes<br />

der Stadt <strong>Leipzig</strong>, dort eine sprachlich orientierte heilpädagogische<br />

Fördergruppe zu bilden, werden w<strong>ir</strong> gern nachkommen,<br />

sofern die beteiligten öffentlichen Stellen dafür sorgen,<br />

förderrechtliche Hindernisse zu beseitigen. Die Stadt <strong>Leipzig</strong><br />

hat die Dynamisierung der Leistungen auch für unsere<br />

Kindertagesstätten für das Jahr 2010 ausgesetzt, es wurde<br />

versichert, dass zum einen dies ein einmaliges Vorgehen sei<br />

und zum anderen der Ausfall in kommenden Jahren aufgeholt<br />

werde.<br />

Die Gebäudesubstanz unseres Werkes erhalten w<strong>ir</strong> durch<br />

laufende Instandhaltungen, die Finanzierung erfolgt ohne<br />

Aufnahme von Fremdmitteln. Der Prüfbescheid zum Verwendungsnachweis<br />

für die im Jahr 2004 fertig gestellten Umbaumaßnahmen<br />

an der Förderschule ging ein, es gab keine<br />

Beanstandungen. Auch der Verwendungsnachweis zum im<br />

Jahr 2002 fertig gestellten Neubau der Werkstatt in Panitzsch<br />

ging ein, es erfolgte eine Zahlung von 12 T€ an die Zuschussgeber.<br />

7. w<strong>ir</strong>tschaftliche Rahmenbedingungen<br />

Während die Erträge auch im laufenden Jahr weitgehend<br />

innerhalb der Planung liegen, nahmen die Personalkosten<br />

insbesondere in der Behindertenhilfe stärker zu als geplant.<br />

Jahresbericht 2010 W<strong>ir</strong>tschaftsbericht 35<br />

Die Verzögerungshaltung des Kommunalen Sozialverbandes<br />

bei der Einstufung der Bewohner unserer Wohnstätten<br />

(Metzler-Verfahren) ist möglicherweise auf eine interne<br />

Auseinandersetzung innerhalb des KSV zwischen fachlicher<br />

Beurteilung (medizinisch-pädagogischer Dienst) und finanzieller<br />

Ausw<strong>ir</strong>kung (Entgelt-Abteilung) zurückzuführen. Es hat<br />

aber vor allem zur Konsequenz, dass Entgeltvereinbarungen<br />

nicht getroffen werden können. Den, auch aus Sicht des<br />

Vorstandes, berechtigten Steigerungen der Einkommen<br />

unserer Mitarbeitenden stehen damit keine höheren Erträge<br />

gegenüber. Selbstverständlich sehen auch w<strong>ir</strong>, mit welcher<br />

Härte die W<strong>ir</strong>tschaftskrise auf die Einnahmesituation der<br />

öffentlichen Kassen, besonders der Kommunen durchschlägt.<br />

Dies hat geringere oder nicht ausreichend gesteigerte Entgelte<br />

zur Folge. Die Konsequenz in unseren Einrichtungen und<br />

Diensten ist, bei Einhaltung der Mindeststandards, eine<br />

Minderung der Versorgungsqualität. Darüber muss offen<br />

gesprochen werden, insbesondere von Verwaltung und<br />

Politik erwarten w<strong>ir</strong> Ehrlichkeit in der Auseinandersetzung. Es<br />

kann nicht gleichbleibende oder gar steigende Qualität und<br />

Quantität der Leistung gefordert und gleichzeitig das Entgelt<br />

gesenkt werden. Wenn, meist in Sonntagsreden, aus den<br />

gleichen Mündern die Einkommensdifferenz zwischen Ost<br />

und West und die absehbare Altersarmut beklagt werden,<br />

gewinnt dies eine besondere Schärfe.<br />

Neben Maßnahmen zur Ertragssteigerung werden w<strong>ir</strong> weitere<br />

Potentiale zur Kostensenkung und –vermeidung ausloten und


36 Jahresbericht 2010 W<strong>ir</strong>tschaftsbericht<br />

ausnutzen. Wenn dabei weitere schmerzhafte Einschnitte im<br />

Personalbereich unvermeidlich sein werden, wollen w<strong>ir</strong> um<br />

möglichst einvernehmliche und sozial abfedernde Lösungen<br />

bemüht bleiben. Das Finanzergebnis w<strong>ir</strong>d sich vermutlich<br />

nicht verbessern, dies veranlasst uns aber nicht, unsere<br />

konservative Anlagenpolitik zu verändern.<br />

Infrastruktur und Anwendungen und Einsatzmöglichkeiten<br />

unserer EDV werden überprüft. Ziele sind die Erfüllung<br />

gestiegener Sicherheitsbedürfnisse, die Optimierung der<br />

Prozesse und damit eine Minderung der Gesamtkosten. Am<br />

System des Risikomanagements w<strong>ir</strong>d weiter gearbeitet.<br />

Internen Prüfungen werden w<strong>ir</strong> zukünftig stärker unser<br />

Augenmerk schenken.<br />

8. Ausblick<br />

D<strong>ir</strong>ekte Ausw<strong>ir</strong>kungen der W<strong>ir</strong>tschaftskrise auf die öffentlichen<br />

Haushalte und damit auch auf die finanzielle Ausstattung aller<br />

Kostenträger zeigten sich bereits 2010. Neben der bereits<br />

erwähnten Finanzierung der KiTas sind für uns ebenfalls die<br />

Kürzungen in der Jugendhilfe von Bedeutung.<br />

Eklatant w<strong>ir</strong>d die W<strong>ir</strong>kung allerdings erst mit dem Doppelhaushalt<br />

2011/12 des Freistaates Sachsen sowie den Haushalten<br />

2011 und folgende der Stadt <strong>Leipzig</strong>. Einfrieren oder<br />

Absenkung der Entgelte sind insbesondere für unsere Beratungs-<br />

und Betreuungsdienste angekündigt. Möglicherweise<br />

müssen w<strong>ir</strong> sogar mit der Streichung ganzer Leistungsgruppen,<br />

insbesondere freiwilliger Leistungen der Kommune,<br />

rechnen. Aktuelles Zahlenwerk und zielgenaues Kostencontrolling<br />

ermöglichen uns eine schnelle Reaktion.<br />

Das weite Teile sozialer Leistungen abdeckende Angebot<br />

unserer Einrichtungen ermöglicht Vernetzungen, die einerseits<br />

dem Klientel zu Gute kommen und andererseits Synergien<br />

bergen. Die Diversität und die Größe unseres Unternehmens<br />

lassen es uns wenig wahrscheinlich erscheinen, dass kurz-<br />

oder mittelfristig Problemstellungen in einzelnen Diensten<br />

oder Einrichtungen existenzgefährdend auf das ganze Werk<br />

durchschlagen. Auch können w<strong>ir</strong> mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

jenen Mitarbeitenden, die in Folge entfallender Finanzierung<br />

ihren Arbeitsplatz verlieren, den Wechsel in andere<br />

Beschäftigungen anbieten. Dies setzt allerdings auch Bereitschaft<br />

zur Flexibilität, möglicherweise auch zum teilweisen<br />

Einkommensverzicht auf Seiten der betreffenden Mitarbeitenden<br />

voraus. Im Bemühen, durch strukturelle Veränderungen,<br />

Überprüfung und Anpassung von Arbeitsabläufen sowie<br />

Einsatz weiterer Instrumente im Rechnungswesen und im<br />

Controlling w<strong>ir</strong>tschaftliches Potential freizusetzen, dürfen und<br />

werden w<strong>ir</strong> nicht nachlassen.<br />

Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass Arbeitslosigkeit<br />

nicht unbedingt zur Bereitschaft zum Ehrenamt führt, dem<br />

stehen auch interne Regelungen der Arbeitsverwaltung<br />

entgegen. Auch schränkt der Freistaat Sachsen die Förderung<br />

des Ehrenamtes, des bürgerschaftlichen Engagements ein.<br />

Dennoch werden w<strong>ir</strong> uns um die Bindung freiwillig, unentgeltlich<br />

tätiger Menschen an unser Werk weiter bemühen. W<strong>ir</strong><br />

verbinden das mit den Hinweisen, dass auch Ehrenamt nicht<br />

frei von (finanziellem) Aufwand wahrzunehmen ist und Ehrenamt<br />

nicht Hauptamt ersetzen kann. Nur gemeinnützige<br />

Vereinigungen sind in der Lage, bürgerschaftliches Engagement<br />

im sozialen Bereich erfolgreich zu fördern. K<strong>ir</strong>chgemeinden<br />

und andere diakonischen Vereinigungen sind dabei<br />

unsere natürlichen Ansprechpartner.<br />

Als Dienstleister auf dem Sozialmarkt wie auch als Dienstgeber<br />

am Arbeitmarkt genießen w<strong>ir</strong> ein großes Vertrauen, für das<br />

w<strong>ir</strong> sehr dankbar sind, das uns stärkt. Um dieses Vertrauen<br />

muss aber auch jeden Tag neu geworben werden. Und w<strong>ir</strong><br />

müssen beweisen, dass w<strong>ir</strong> diesen Vertrauensvorschuss nicht<br />

missbrauchen. Dies ist uns bewusst und bestimmt unser<br />

Handeln.<br />

Sönke Junge I Kaufm. Vorstand


<strong>Diakonie</strong> im Zentrum<br />

Beratungsstelle Altenhilfe<br />

Evang. Jugendhilfe<br />

Evang. Lebensberatungsstelle<br />

K<strong>ir</strong>chenBez<strong>ir</strong>ksSozialarbeit<br />

Müttergenesung<br />

Jahresbericht 2010 W<strong>ir</strong>tschaftsbericht 37


38 Jahresbericht 2010 Bericht Verwaltungsrat<br />

Rückblick und zukünftige<br />

Entwicklung<br />

Bericht des Verwaltungsrates<br />

Im Berichtszeitraum von September 2009 bis August 2010 hat<br />

der Verwaltungsrat sechsmal getagt. Der Hauptausschuss<br />

des Verwaltungsrates tagte viermal.<br />

Themen, die im Verwaltungsrat besprochen wurden, waren<br />

vor allem:<br />

- die w<strong>ir</strong>tschaftliche Entwicklung des Werkes,<br />

- die Fachkraftsituation im Bereich der Erzieherinnen,<br />

- die Schwerpunktsetzung inhaltlicher Arbeit in Bezug<br />

auf die Verwendung der Eigenmittel des Werkes,<br />

- der Beginn einer Diskussion hinsichtlich des Um-<br />

gangs mit möglichen Missbrauchsfällen,<br />

- Informationen über konkrete Arbeitsbereiche,<br />

- im Hauptausschuss: Vorbereitung der Sitzungen des<br />

Verwaltungsrates sowie Diskussion der Geschäfts-<br />

und Zuständigkeitsordnung zur Vorbereitung der<br />

Inkraftsetzung.<br />

Aktivitäten und Projekte, die für die weitere Entwicklung des<br />

Werkes bedeutsam sind:<br />

Sehr erfreulich ist die Tatsache, dass gleich mehrere Bauvorhaben<br />

abgeschlossen wurden und es möglich war, neue bzw.<br />

erweiterte Einrichtungen in Dienst zu stellen:<br />

Am 26. März 2010 konnten w<strong>ir</strong> eine Erweiterung der Werkstatt<br />

für Menschen mit Behinderungen, Lindenwerkstätten, Werkstatt<br />

II in Panitzsch in Dienst stellen.<br />

Am 26. September 2010 wurde die Kindertagesstätte „Nathanael“<br />

im Rahmen eines Familiengottesdienstes gemeinsam<br />

mit der Nathanael-K<strong>ir</strong>chgemeinde in <strong>Leipzig</strong>-Lindenau<br />

eröffnet.<br />

Am 1. Oktober 2010 haben w<strong>ir</strong> den Erweiterungsbau der<br />

Förderschule „Werner Vogel“ seiner Bestimmung übergeben.<br />

Damit können in dieser Schule jetzt über 80 Kinder unter<br />

weitgehend optimalen Bedingungen lernen.<br />

Am 6. Oktober 2010 wurde die Einrichtung des Wohnens für<br />

Kinder, Jugendliche und junge Eltern, „Haus Lebensweg“, in<br />

der Martinstraße 17 eingeweiht. Das Haus gehört seit 2003<br />

zur Gruppe des Berufsbildungswerkes <strong>Leipzig</strong> und wurde von<br />

diesem grundlegend saniert. W<strong>ir</strong> sind nun in der Lage, die<br />

Räume für die Einrichtung der Jugendhilfe zu mieten und an<br />

diesem geschichtsträchtigen Ort diakonische Arbeit fortzuführen.<br />

Weitere Details zu einigen der genannten Einrichtungen<br />

sind an anderer Stelle in diesem Jahresbericht zu lesen.<br />

Auf dem Gelände des Diakonissenhauses in Borsdorf konnten<br />

w<strong>ir</strong> am 8. Mai 2010 den Grundstein für den 2. Ersatzneubau,<br />

das „Haus am Viadukt“, legen. Dieses Haus soll im Jahr 2011<br />

seiner Bestimmung übergeben werden.<br />

Der Verwaltungsrat befasste sich im Rahmen der Finanzplanung<br />

für das Jahr 2010 mit Schwerpunktsetzungen diakonischer<br />

Arbeit. Zusätzlich zu den Mitteln der öffentlichen Hand<br />

brachte das Diakonische Werk Innere Mission <strong>Leipzig</strong> e.V.<br />

etwa 470.000 € an Eigenmitteln und 270.800 € aus Mitteln der<br />

Ev.-Luth. Landesk<strong>ir</strong>che Sachsens dafür auf. Damit ergänzen<br />

w<strong>ir</strong> als <strong>Diakonie</strong> die im Rahmen des Subsidiaritätsprinzips<br />

eingesetzten öffentlichen Mittel um fast ¾ Millionen Euro.<br />

Ehrenamtlich erbrachte Leistungen sind hierbei nicht hinzugerechnet.<br />

Im Wesentlichen werden diese Mittel eingesetzt in den<br />

Bereichen: Seelsorge und Verkündigung in Pflegeheimen, im<br />

Fachbereich Behindertenhilfe und für Mitarbeitende, K<strong>ir</strong>chbez<strong>ir</strong>kssozialarbeit<br />

und Müttergenesung, Ev. Lebensberatungsstelle,<br />

Psychosoziales Gemeindezentrum „Blickwechsel“,<br />

Arbeit mit wohnungslosen Menschen in der Ökumenischen<br />

Kontaktstube „<strong>Leipzig</strong>er Oase“ und im Gemeinschaftsprojekt<br />

mit der Michaelis-Friedensk<strong>ir</strong>chgemeinde „Teekeller Quelle“,<br />

Unterstützung der Bahnhofsmission (Betriebsträger: Caritas-<br />

Verband <strong>Leipzig</strong> e.V.), Besuchs- und Begleitdienst, ambulante<br />

Hilfen für Menschen mit Behinderungenk, Unterstützung der<br />

Schulsozialarbeit und der Suchtberatungs- und Behandlungsstelle<br />

„Blaues Kreuz“, Unterstützung der Betreuung der<br />

Diakonissenschwestern im Diakonissenmutterhaus Borsdorf.<br />

Die Arbeit der Ökumenischen Telefonseelsorge w<strong>ir</strong>d in<br />

besonders hohem Maße aus diesen Eigenmitteln finanziert.<br />

Durch die zu erwartenden Kürzungen der öffentlichen Kostenträger<br />

müssen die Schwerpunktsetzungen für den Einsatz<br />

dieser Mittel im kommenden Jahr überprüft werden.<br />

Schutz vor Missbrauch Schutzbefohlener: In der ersten Hälfte<br />

des Jahres 2010 bestimmten Fälle des Missbrauchs von<br />

Schutzbefohlenen - auch in k<strong>ir</strong>chlichen Einrichtungen - die<br />

öffentliche Diskussion. Obwohl in unserem Werk dazu grundlegende<br />

Verfahrensweisen geregelt sind, wurde im Verwaltungsrat<br />

eine Diskussion über eine Präzisierung dieser<br />

Verfahrensweisen begonnen. Der Vorstand hat - abgeleitet<br />

von entsprechenden Regelungen der Landesk<strong>ir</strong>che - die<br />

Erstellung eines Entwurfes für eine weitergehende Regelung


in unserem Werk begonnen, die in der nächsten Sitzung des<br />

Verwaltungsrates diskutiert und in der Folge verabschiedet<br />

werden soll.<br />

Prioritäten für die kommenden Monate<br />

Die W<strong>ir</strong>tschafts- und Finanzkrise, die im letzten Jahr die<br />

öffentlichen Diskussionen bestimmte, hat nun mit der erwarteten<br />

Verzögerung auch den sozialen Bereich erreicht. Es gibt<br />

bereits konkrete Aussagen bzw. Beschlüsse zu Kürzungen<br />

finanzieller Mittel im Bereich der Suchtberatung. Im Bereich<br />

der Jugendhilfe sind ebensfalls schon konkrete Summen in<br />

der Diskussion. Die Leistungen der Ökumenischen Kontaktstube<br />

„Oase“ sollen ausgeschrieben werden. Falls dies<br />

tatsächlich geschieht, ist gerade in diesem Bereich ein<br />

deutlicher Qualitätseinbruch zu erwarten. Es ist fraglich,<br />

inwieweit ein neuer Träger auch nur annähernd den jetztigen<br />

Umfang an Spenden und Ehrenamt akqu<strong>ir</strong>ieren kann, der<br />

besonders durch die K<strong>ir</strong>chgemeinden unserer Region erschlossen<br />

w<strong>ir</strong>d. Falls diese Mittel nicht mehr zu den Mitteln<br />

des öffentlichen Kostenträgers hinzu kommen, ist zu befürchten,<br />

dass von Wohnungslosigkeit betroffene oder bedrohte<br />

Menschen nur noch eine Basisversorgung erfahren – nach<br />

dem Motto „satt und sauber“ - und es kaum noch die Möglichkeit<br />

gibt, durch zielgerichtete professionelle Sozialarbeit<br />

ihre Lebensumstände bzw. ihren sozialen Status nachhaltig zu<br />

verbessern.<br />

Da die durch die Arbeitsrechtliche Kommissionen vorgegebenen<br />

Tarifvereinbarungen für uns verbindlich und vor<br />

Arbeitsgerichten auch einklagbar sind, bedeuten Kürzungen<br />

der Refinanzierungen weithin die Verringerung der entsprechenden<br />

Personalschlüssel. Da aufgrund des fehlenden<br />

Inflationsausgleichs in den vergangenen Jahren faktisch<br />

bereits Kürzungen erfolgten, haben w<strong>ir</strong> nur geringen Spielraum,<br />

durch Effizienzsteigerungen neue Senkungen der<br />

Refinanzierung auszugleichen. Von den Akteuren der Politik<br />

und den zuständigen Verwaltungen erwarten w<strong>ir</strong> deshalb,<br />

dass sie auch in der öffentlichen Diskussion zu den zu<br />

erwartenden Qualitätssenkungen stehen. Darüber hinaus<br />

erwarten w<strong>ir</strong> die Anpassung von Gesetzen und Verordnungen,<br />

die Personalschlüssel und Qualitätsstandards festschreiben.<br />

Die durch den Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes festgelegten<br />

Vergütungen sind in letzter Zeit deutlich gestiegen. Vor<br />

diesem Hintergrund wäre es nicht fa<strong>ir</strong>, zu erwarten, dass<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtungen von<br />

Wohlfahrtsverbänden und anderer sozialer Bereiche sinkende<br />

Vergütungen hinnehmen müssten. Bei allem Verständnis für<br />

die Notwendigkeit eines möglichst ausgeglichenen Staatshaushaltes<br />

erwarten w<strong>ir</strong> aber auch, dass die Entscheidungen<br />

Jahresbericht 2010 Bericht Verwaltungsrat 39<br />

zur Kürzung von Finanzierungen im sozialen Bereich auf ihre<br />

langfristigen Konsequenzen hin geprüft werden. W<strong>ir</strong> sind<br />

weiterhin gern bereit, zu diesen Themen mit den entsprechenden<br />

Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen.<br />

Weitere Themen, die in den nächsten Monaten hohe Priorität<br />

haben, sind:<br />

- die (Weiter)bildung der Mitarbeitenden zum Thema:<br />

Grundlagen christlichen Glaubens,<br />

- weitere Gestaltung eines Systems der Personalent-<br />

wicklung,<br />

- Zusammenführung der Bereiche Gesundheits- und<br />

Arbeitsschutz,<br />

- Weiterentwicklung der Zusammenarbeit mit K<strong>ir</strong>chge-<br />

meinden - in besonderer Weise im Hinblick auf die<br />

Dienste von Kindertagesstätten,<br />

- Fortentwicklung der internen Organisation<br />

- Weiterentwicklung von Angeboten der Altenhilfe.<br />

W<strong>ir</strong> danken an dieser Stelle im 141. Jahr des Bestehens<br />

unseres Werkes den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre<br />

engagierten Dienste, die sie an den ihnen anvertrauten<br />

Menschen tun.<br />

Den etwa 1600 Mitgliedern unseres Werkes sowie allen<br />

Freunden und Helfern danken w<strong>ir</strong> für ehrenamtliche Dienste,<br />

für Spenden, für das Mitbeten und Mittun sowie für andere<br />

Formen der Unterstützung, ohne die viele Aktivitäten unseres<br />

Werkes nicht möglich gewesen wären.<br />

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der<br />

Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.<br />

Alle Generationen vor uns haben in den mittlerweile 141<br />

Jahren des Bestehens unseres Werkes in diesem Geist der<br />

Kraft, der Liebe und der Besonnenheit versucht, in möglichst<br />

guter Weise Menschen zu begleiten. Dies ist in erstaunlicher<br />

Weise auch gelungen, so dass w<strong>ir</strong> heute auf einem guten<br />

Fundament diese Dienste weiter entwickeln können. Es ist<br />

jedoch zu erwarten, dass w<strong>ir</strong> in der nächsten Zeit mit deutlichen<br />

Veränderungen der Rahmenbedingungen sozialer<br />

Arbeit zu rechnen haben.<br />

W<strong>ir</strong> wünschen allen Beteiligten auch weiterhin den Geist der<br />

Kraft und der Liebe, aber auch der Besonnenheit, um auch im<br />

Hinblick auf unsere Dienste die Balance zwischen verständlichen<br />

Wünschen einerseits und den realistischen Möglichkeiten<br />

andererseits finden zu können.<br />

Prof. Dr. Martin Petzoldt I Vorsitzender des Verwaltungsrates


40 Jahresbericht 2010 Anschriften<br />

Anschriften (Stand 1.10.2010)<br />

Diakonisches Werk Innere Mission <strong>Leipzig</strong> e.V.<br />

Geschäftsstelle - Haus der <strong>Diakonie</strong><br />

Gneisenaustraße 10, 04105 <strong>Leipzig</strong>;<br />

Tel.: 0341. 56 12 - 0 Fax: 0341. 56 12 - 11 35<br />

Ev.-Luth. Diakonissen-Mutterhaus Borsdorf<br />

Am Diakonissenhaus 7, 04451 Borsdorf<br />

Tel.: 034291. 891 21<br />

Stadtmission<br />

Demmeringstr. 18, 04177 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 478 22 03<br />

Fachbereich Altenhilfe<br />

Beratungsstelle Altenhilfe<br />

<strong>Diakonie</strong> im Zentrum<br />

Nikolaik<strong>ir</strong>chhof 3, 04109 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 58 61 72 19<br />

<strong>Diakonie</strong> Sozialstation - Ambulanter Pflegedienst<br />

Lausicker Str. 59 a, 04299 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 230 56 56<br />

Pflegeheime:<br />

< Albert Schweitzer + Tagespflege<br />

Täubchenweg 14/16, 04317 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 684 50<br />

< Marienheim<br />

Chopinstr. 14, 04103 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 70 22 00<br />

< Marthahaus<br />

Löhrstr. 9, 04105 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 127 20<br />

< Matthäistift + Tagespflege<br />

Kommandant-Prendel-Allee 85, 04299 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 271 30<br />

< Matthias Claudius<br />

Weißenfelser Str. 18, 04229 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 870 97 10<br />

< Johann Hinrich Wichern<br />

Seeburgstraße 11, 04103 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 866 39 08<br />

< Paul Gerhardt<br />

Ludolf-Colditz-Str. 3, 04651 Bad Lausick<br />

Tel.: 034345. 530<br />

Betreutes Wohnen am Matthäistift<br />

Lausicker Str. 59 a, 04299 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 271 31 13<br />

Betreutes Wohnen Paul Gerhardt, Bad Lausick<br />

Ludolf-Colditz-Str. 1, 04651 Bad Lausick;<br />

Tel.: 034345. 530<br />

Fachbereich Behindertenhilfe<br />

Ambulante Hilfen für Menschen mit Behinderungen<br />

Demmeringstraße 20, 04177 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 478 22 44<br />

Besuchs- und Begleitdienst<br />

Gneisenaustraße 10, 04105 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 56 12 12 91<br />

Blinden- und Sehbehindertendienst<br />

Gneisenaustraße 10, 04105 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 56 12 12 90<br />

Wohnstätten für Menschen mit Behinderungen:<br />

< Ev.-Luth. Diakonissenhaus Borsdorf<br />

August-Bebel-.Str. 8, 04451 Borsdorf<br />

Tel.: 034291. 89-0<br />

< Alte Posthalterei<br />

Hauptstr. 21, 04451 Panitzsch<br />

Tel.: 034291. 424-300<br />

< Heinz Wagner<br />

Haus 1 - Scheffelstr. 42, 04277 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel: 0341. 305 48-60<br />

Haus 2 - Nieritzstr. 9, 04289 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 863 850-460<br />

< Katharina von Bora<br />

Freiburger Allee 74, 04416 Markkleeberg<br />

Tel.: 0341. 350 14 71 10<br />

< Martinstift<br />

Arndtstr. 51 a-c, 04275 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 30 63 50


Werkstätten für Menschen mit Behinderungen<br />

Lindenwerkstätten WfbM<br />

< Werkstatt I<br />

Roßmarktstr. 17/19, 04177 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 478 22 00<br />

< Werkstatt II<br />

An den Werkstätten 4, 04451 Panitzsch<br />

Tel.: 034291. 44 02 50<br />

< Werkstatt III<br />

Edisonstraße 26-28, 04435 Schkeuditz<br />

Tel.: 034204. 704 80<br />

Förderschule Werner Vogel<br />

Hans-Marchwitza-Str. 12, 04279 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel: 0341. 33 63 80<br />

Fachbereich Beratungs- und<br />

Betreuungsdienste<br />

<strong>Diakonie</strong> im Zentrum<br />

Nikolaik<strong>ir</strong>chhof 3<br />

04109 <strong>Leipzig</strong><br />

< K<strong>ir</strong>chenBez<strong>ir</strong>ksSozialarbeit<br />

Tel.: 0341. 58 61 72 22<br />

< Evangelische Jugendhilfe<br />

Tel.: 0341. 58 61 72 12<br />

< Müttergenesung<br />

Tel.: 0341. 58 61 72 20<br />

< Evangelische Lebensberatungsstelle<br />

Zugang über Ritterstraße 5<br />

Tel.: 0341. 140 60 40<br />

Psychosoziales Gemeindezentrum BLICKWECHSEL<br />

< Beratungsstelle und Ambulant Betreutes Wohnen<br />

Eisenacher Str. 44, 04155 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 56 11 40<br />

< Sozialcafé<br />

Natonekstr. 2, 04155 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 561 14 40<br />

< Kreative Bürgerwerkstatt<br />

Eisenacher Str. 68, 04155 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 462 43 94<br />

Suchtberatungs- und ambulante Behandlungsstelle<br />

Blaues Kreuz<br />

Theresienstr. 7, 04129 <strong>Leipzig</strong>;<br />

Tel.: 0341. 92 65 70<br />

Evangelische Kindertagesstätten<br />

< Das Samenkorn<br />

Demmeringstr. 18, 04177 <strong>Leipzig</strong>;<br />

Tel.: 0341. 87 07 98-0<br />

< Mosaik<br />

Ferdinand-Rhode-Str. 7 B, 04107 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 124 79 90<br />

< Nathanael<br />

Rietschelstraße 12, 04177 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 47 83 91 72<br />

< Unter dem Regenbogen<br />

Löhrstr. 9, 04105 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 12 452 80<br />

< Kinderarche<br />

Goldsternstraße 21a, 04329 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 251 92 72<br />

Jahresbericht 2010 Anschriften 41<br />

< St. Moritz<br />

Max-Liebermann-Straße 2, 04425 Taucha<br />

Tel.: 034298. 98 97 57<br />

Angebote in gemeinsamer Trägerschaft mit dem<br />

Caritasverband <strong>Leipzig</strong>:<br />

Ökumen. Kontaktstube für Wohnungslose „<strong>Leipzig</strong>er Oase“<br />

Nürnberger Str. 31, 04103 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 268 26 70<br />

Ökumenische Telefonseelsorge <strong>Leipzig</strong><br />

Geschäftsstelle, Paul-List-Str.19, 04103 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 994 06 76<br />

Ökumenische Bahnhofsmission <strong>Leipzig</strong><br />

Hauptbahnhof, Westseite (Betriebsführung: Caritasverband)<br />

Willy-Brandt-Platz 2a, 04109 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel.: 0341. 968 32 54


42 Jahresbericht 2010 Kurzchronik<br />

Kurzchronik 2010<br />

Januar:<br />

19. Januar - Einweihung der „Tagesoase für Menschen mit<br />

Demenz“ - im <strong>Diakonie</strong>-Pflegeheim „Matthias Claudius“<br />

wurden mit Hilfe von Fördergeldern der ARD Fernsehlotterie<br />

„Ein Platz an der Sonne“ und zahlreichen Privatspenden<br />

Wintergärten gebaut.<br />

Baubeginn der Umbauarbeiten in der Stadtmission - In<br />

diesem ersten Bauabschnitt erfolgte der Einbau eines Aufzuges<br />

und von rollstuhlgerechten Sanitärräumen, der Anbau<br />

einer Fluchttreppe und die Sanierung der Küche.<br />

März:<br />

Erweiterungsbau der Lindenwerkstätten in Panitzsch<br />

eingeweiht - Am 26. März 2010 wurde der Erweiterungsbau<br />

der Lindenwerkstätten Panitzsch feierlich eingeweiht. Hier<br />

finden 36 Menschen mit Behinderungen einen Arbeitsplatz.<br />

Verabschiedung von Frau Bartsch - Am 27. März wurde die<br />

langjährige Leiterin der Wohnstätte für Menschen mit Behinderungen<br />

„Katharina von Bora“ in Markkleeberg verabschiedet.<br />

Für ihre langjährigen Dienste bei der <strong>Diakonie</strong> bekam sie<br />

das Goldene Kronenkreuz der <strong>Diakonie</strong> überreicht.<br />

April:<br />

Landesbischof Jochen Bohl besucht die Ökumenische<br />

Kontaktstube für Wohnungslose „<strong>Leipzig</strong>er Oase“ und die<br />

<strong>Diakonie</strong> im Zentrum im Rahmen seiner Visitation des<br />

K<strong>ir</strong>chenbez<strong>ir</strong>ks <strong>Leipzig</strong> vom 12. bis 18. April.<br />

Mai:<br />

Parallelwelten – 1. Diakonischer Jugendtag in <strong>Leipzig</strong><br />

Am 7. Mai fand in <strong>Leipzig</strong> der erste Diakonische Jugendtag<br />

unter dem Motto „Parallelwelten“ statt. Organisiert wurde er<br />

vom Jugendpfarramt <strong>Leipzig</strong> und der <strong>Diakonie</strong> <strong>Leipzig</strong>.<br />

Grundsteinlegung in Borsdorf - Am 8. Mai 2010 wurde im<br />

Ev.-Luth. Diakonissenhaus Borsdorf der Grundstein für das<br />

„Haus am Viadukt“ gelegt. Hier entsteht ein Wohnhaus für 16<br />

Bewohnerinnen und Bewohner, die in einer Werkstatt für<br />

Menschen mit Behinderungen arbeiten.<br />

Juni:<br />

Wohnprojekt „Funke” – Wohnen für Menschen mit Suchtproblemen<br />

und sozialen Schwierigkeiten w<strong>ir</strong>d drei Jahre.<br />

„Funke“ ist ein erfolgreiches Kooperationsprojekt der Suchtberatungsstelle<br />

Blaues Kreuz der <strong>Diakonie</strong> <strong>Leipzig</strong> und der<br />

<strong>Leipzig</strong>er Wohnungsbaugenossenschaft (LWB).<br />

Juli:<br />

Die Kleiderkammer „Passgenau“ hat in der Georg-Schumann-Straße<br />

132 ein neues Quartier bezogen und befindet<br />

sich jetzt in unmittelbarer Nähe zum Arbeitsamt.<br />

September:<br />

Am 19. September fand der erste „Gottesdienst inklusive“<br />

für Menschen mit und ohne Behinderungen in der Michaelisk<strong>ir</strong>che<br />

statt - in Zusammenarbeit von K<strong>ir</strong>chgemeinde und<br />

<strong>Diakonie</strong>.<br />

Vom 21. bis 24. September waren 8 Delegierte der Weltkonferenz<br />

der Stadtmissionen (Wittenberg) zu Gast bei der<br />

<strong>Diakonie</strong> <strong>Leipzig</strong>. Sie kamen aus Indien, Uganda und Sambia.<br />

Am 26. September wurde die neu gebaute und und mit der<br />

K<strong>ir</strong>chgemeinde gemeinsam geführte Kindertagesstätte<br />

„Nathanael“ in Lindenau eingeweiht.<br />

Oktober:<br />

Am 1. Oktober wurde der Erweiterungsbau der Förderschule<br />

Werner Vogel feierlich eingeweiht.<br />

Am 6. Oktober erfolgte die Einweihung und Namensgebung<br />

der Stationären Jugendhilfe – Betreutes Mutter/Vater-Kind-<br />

Wohnen - „Haus Lebensweg“ in der Martinstraße.<br />

November:<br />

Am 6. November findet der Fachtag für Erzieherinnen zum<br />

Thema - Sexualpädagogik in der Kindertagesstätte - statt.<br />

7. November - Gottesdienst zum 141. Jahresfest in der<br />

K<strong>ir</strong>che St. Thomas zu <strong>Leipzig</strong><br />

Dezember:<br />

3. Advent: Weihnachtsmusik des Diakonischen Werkes<br />

Innere Mission <strong>Leipzig</strong> e.V. in der Nikolaik<strong>ir</strong>che in <strong>Leipzig</strong>


Der Verwaltungsrat des Diakonischen Werkes Innere Mission <strong>Leipzig</strong> e.V.<br />

für die 5. Legislaturperiode (2007-2011)<br />

Gewählte Mitglieder (stimmberechtigt)<br />

• Jürgen Distelrath<br />

• Prof. Dr. Rolf Haupt<br />

• Wolfgang Menz<br />

• Prof. Dr. Martin Petzoldt<br />

• Pfarrer Hans-Christoph Runne<br />

• Pfr. i. R. Dr. Hans-Jürgen Sievers<br />

• Kristin Unverzagt<br />

• Dr. Jürgen Zimmermann<br />

Geborenes Mitglied (stimmberechtigt)<br />

• Superintendent Martin Henker<br />

Berufene Mitglieder (stimmberechtigt)<br />

• Dr. Siegfried Haller - Leiter des Jugendamtes<br />

der Stadt <strong>Leipzig</strong><br />

• Jasmine Schwarzer - Richterin Arbeitsgericht<br />

Impressum<br />

Herausgegeben vom Verwaltungsrat des Diakonischen Werkes<br />

Innere Mission <strong>Leipzig</strong> e.V.<br />

<strong>Leipzig</strong>, Oktober 2010<br />

Haus der <strong>Diakonie</strong> I Gneisenaustraße 10 I 04105 <strong>Leipzig</strong><br />

Redaktion: Susanne Straßberger und Matthias Möller<br />

Gestaltung: Matthias Möller<br />

Druck: Merkurdruck<br />

Personen, die an der Sitzung des Verwaltungsrates<br />

gemäß der Satzung § 8 Abs. 4 beratend teilnehmen<br />

• Rektorin des Ev.-Luth. Diakonissen-Mutterhauses<br />

Borsdorf - Pfarrerin Friederike Müller<br />

• Fachbereich Altenhilfe, Leiter des 2. Heimverbundes<br />

- Diakon Dieter Haufe<br />

• Fachbereich Behindertenhilfe,<br />

Leiter der Förderschule - Ulrich Weber<br />

• Fachbereich Beratungs- und Betreuungsdienste<br />

Leiter der SBB Blaues Kreuz - Benjamin Förster<br />

• Vorsitzender der Mitarbeitervertretung<br />

André Müller<br />

• D<strong>ir</strong>ektor des Diakonischen Amtes Radebeul<br />

Pfarrer Christian Schönfeld ständig vertreten<br />

durch Kfm. Vorstand Friedhelm Fürst<br />

Fotos:<br />

Grazina Hartmann<br />

Seite 7<br />

Christina Schwabe<br />

Seite 6<br />

Susanne Straßberger<br />

Seite 13, 16, 26<br />

Haramis Kalfar - Fotolia.com<br />

Seite 29<br />

Uwe Brösdorf<br />

Seite 12<br />

Torsten Höse<br />

Seite 14<br />

Matthias Möller<br />

Seite 1, 2, 4, 6, 8, 10, 16, 18, 22, 24, 27, 28, 37


Diakonisches Werk<br />

Innere Mission <strong>Leipzig</strong> e.V.<br />

Haus der <strong>Diakonie</strong><br />

Gneisenaustraße 10<br />

04105 <strong>Leipzig</strong><br />

Telefon 0341. 56 12 - 0<br />

Telefax 0341. 56 12 11 35<br />

E-Mail info@diakonie-leipzig.de<br />

www.diakonie-leipzig.de<br />

Spendenkonto<br />

Volksbank <strong>Leipzig</strong> eG<br />

Konto: 100 100 100<br />

BLZ: 860 956 04

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