fehlt ir was! - Diakonie Leipzig
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fehlt ir was! - Diakonie Leipzig
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<strong>Leipzig</strong><br />
Jahresbericht<br />
2010<br />
Diakonisches Werk<br />
Innere Mission <strong>Leipzig</strong> e.V.<br />
Vielfalt<br />
für das Leben
2 Jahresbericht 2010 Vorwort<br />
Vorwort<br />
Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der<br />
Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2. Timotheus 1,7)<br />
Dieses Wort lag der Predigt des „Gottesdienstes inklusive“<br />
zugrunde, der am 19. September 2010 in der Michaelisk<strong>ir</strong>che<br />
in <strong>Leipzig</strong> stattfand. Dieser Gottesdienst, an dem etwa 340<br />
Menschen teilnahmen und der gemeinsam von der Michaelis-<br />
Friedens-K<strong>ir</strong>chgemeinde, dem Berufsbildungswerk <strong>Leipzig</strong>,<br />
der <strong>Diakonie</strong> am Thonberg und dem Diakonischen Werk<br />
Innere Mission <strong>Leipzig</strong> gefeiert wurde, war ein Ergebnis der<br />
Podiumsdiskussion zum Thema „Inklusion“ im Alten Rathaus<br />
anlässlich des 140. Jahresfestes unseres Werkes im Jahr<br />
2009. In diesem Jahresbericht ist ein eigener Bericht über<br />
diesen Gottesdienst enthalten, der in Zukunft auch in anderen<br />
K<strong>ir</strong>chgemeinden gefeiert werden soll.<br />
Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der<br />
Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Dieses Wort soll auch<br />
über diesem Jahresbericht stehen, der im November des<br />
Jahres 2010 anlässlich der Mitgliederversammlung und des<br />
141. Jahresfestes des Diakonischen Werkes Innere Mission<br />
<strong>Leipzig</strong> e.V. vorgelegt w<strong>ir</strong>d.<br />
Im Jahresbericht des letzten Jahres war bereits die Vermutung<br />
geäußert worden, dass die Finanz- und W<strong>ir</strong>tschaftskrise<br />
den sozialen Bereich vermutlich zeitversetzt erreichen w<strong>ir</strong>d.<br />
Die aktuellen öffentlichen Debatten um die Kürzung von<br />
Mitteln der öffentlichen Hand für soziale Arbeit zeigen, dass<br />
diese Vermutung nun tatsächlich Realität geworden ist bzw. in<br />
verstärkter Weise noch werden w<strong>ir</strong>d. Dies w<strong>ir</strong>d sich auch in<br />
unserer Arbeit schmerzlich niederschlagen.<br />
W<strong>ir</strong> sehen trotzdem zunächst dankbar, welche Chancen w<strong>ir</strong> in<br />
der letzten Zeit trotz nicht immer idealer Rahmenbedingungen<br />
hatten und auch nutzen konnten.<br />
Die neuen Einrichtungen bzw. Erweiterungsbauten wie die<br />
Erweiterung der Lindenwerkstätten, Werkstatt II in Panitzsch,<br />
die Kindertagsstätte „Nathanael“ in <strong>Leipzig</strong>-Lindenau, der<br />
Erweiterungsbau der Förderschule „Werner Vogel“ und die<br />
stationäre Einrichtung der Jugendhilfe zum Wohnen für<br />
Kinder, Jugendliche und junge Eltern „Haus Lebensweg“ in<br />
der Martinstraße sind Beispiele dafür. Dazu gehören auch die<br />
aktuellen Umbauten und Sanierungsvorhaben im Haus der<br />
Stadtmission, die erst in einigen Jahren endgültig abgeschlossen<br />
sein werden.<br />
Im Berichtsjahr von September<br />
2009 bis August 2010<br />
wurden viele Dienste auch<br />
inhaltlich fortentwickelt.<br />
Einiges davon w<strong>ir</strong>d in diesem<br />
Heft exemplarisch dargestellt.<br />
Der Abschnitt, der die<br />
finanzielle Entwicklung des<br />
Werkes beinhaltet, bezieht<br />
sich schwerpunktmäßig auf<br />
den Zeitraum von Januar bis<br />
Dezember 2009.<br />
Missionsd<strong>ir</strong>ektor Pfr. Christian Kreusel<br />
W<strong>ir</strong> stehen im Moment an einem Punkt in der Entwicklung<br />
unseres Werkes, von dem aus w<strong>ir</strong> einerseits dankbar zurückblicken,<br />
da viele positive Entwicklungen geschehen konnten.<br />
Andererseits müssen w<strong>ir</strong> feststellen, dass die Refinanzierung<br />
durch die Kostenträger einerseits und unsere steigenden<br />
Personalkosten andererseits immer weiter auseinander<br />
driften. Dies führt langfristig zu einer Gefährdung unserer<br />
w<strong>ir</strong>tschaftlichen Substanz, da w<strong>ir</strong> nicht genügend Rücklagen<br />
für später notwendige Investitionen bilden können.<br />
In der nächsten Zeit werden w<strong>ir</strong> damit leben müssen, dass<br />
die Ressourcen sozialer Arbeit nicht immer steigen, sondern<br />
auch einmal stagnieren oder gar et<strong>was</strong> abgesenkt werden<br />
können, wie dies in der Geschichte unseres Werkes bereits<br />
mehrfach zu erleben war. In diesem Umfeld mit Besonnenheit<br />
zu agieren, die vorhandenen Kräfte zu bündeln und optimal<br />
einzusetzen und weiterhin Nächstenliebe zu praktizieren w<strong>ir</strong>d<br />
unsere Aufgabe sein.<br />
W<strong>ir</strong> danken auch im 141. Jahr des Bestehens unseres Werkes<br />
wieder sehr herzlich allen Mitarbeitenden unseres Werkes für<br />
ihren engagierten Dienst. Ebenso danken w<strong>ir</strong> allen, die diese<br />
Dienste durch Spenden, durch Ehrenamt, auch durch Gebet<br />
oder auf andere Weise unterstützt haben. Sie haben damit<br />
dazu beigetragen, dass auch im Berichtsjahr wieder unzählige<br />
Menschen Hilfe, Begleitung oder Beratung bekommen<br />
konnten.<br />
Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der<br />
Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Es bleibt zu wünschen,<br />
dass im Sinne dieses Bibelwortes die Dienste unseres<br />
Werkes auch unter sich ändernden Rahmenbedingungen zum<br />
Nutzen und zum Segen für Menschen geleistet werden<br />
können.
Inhalt<br />
02 Vorwort<br />
04 Altenhilfe<br />
06 K<strong>ir</strong>che und <strong>Diakonie</strong> - Zusammen leben<br />
08 Seelsorge in der Altenhilfe<br />
10 Behindertenhilfe<br />
12 Förderschule Werner Vogel wächst<br />
13 Gottesdienst inklusive<br />
14 Kunstprojekte im Martinstift<br />
16 Vielfalt in der Freizeit - Wohnstätte Katharina von Bora<br />
18 Kindertagesstätten<br />
20 Beratungs- und Betreuungsdienste<br />
24 Telefonseelsorge - Zuhören will gelernt sein<br />
26 Wohnungslosenhilfe<br />
27 Diakonischer Jugendtag - Parallelwelten<br />
28 Spenden helfen weiter<br />
29 Sozialstunden - Wenn der Richter gesprochen hat<br />
30 <strong>Diakonie</strong> - bekannt wie noch nie<br />
32 W<strong>ir</strong>tschaftsbericht<br />
38 Bericht Verwaltungsrat<br />
40 Anschriften<br />
43 Kurzchronik 2010<br />
Jahresbericht 2010 Inhaltsverzeichnis 3
4 Jahresbericht 2010 Altenhilfe<br />
Unsere Angebote für<br />
alte Menschen<br />
individuelle Pflege und<br />
Betreuung<br />
Pflegeheime - Auslastung der stationären Einrichtungen<br />
Die Belegungen der Einrichtungen sind mit dem Vorjahr<br />
vergleichbar, sie schwanken zwischen 91 und 100%. In der 2.<br />
Jahreshälfte 2009 gelang ein Anstieg der Belegung, die<br />
jedoch immer saisonal bedingt ist. Der März 2010 zeigte sich<br />
in unseren Einrichtungen als „schlechtester Monat“ mit<br />
teilweise nur 92% Belegung, die jedoch zum Sommer hin<br />
wieder auf bis zu 100% anstieg. Mit diesen Zahlen liegen w<strong>ir</strong><br />
jedoch über dem Bundesdurchschnitt, der mit 85% angegeben<br />
w<strong>ir</strong>d, und können somit auch zufrieden auf dieses<br />
Ergebnis schauen.<br />
Belegung versteht ein belegtes Zimmer mit einem Bewohner.<br />
Muss der Bewohner in das Krankenhaus, <strong>was</strong> bei der Hochaltrigkeit<br />
unserer Bewohner oft nicht zu vermeiden ist, ist das<br />
Zimmer belegt, jedoch fällt dann die komplette Finanzierung<br />
des Pflegesatzes weg und die Einrichtung erhält nur noch den<br />
Anteil aus der Unterkunft. Diese Umstände sind von uns nicht<br />
zu beeinflussen.<br />
Oft sind Plätze frei und werden auch nachgefragt, jedoch<br />
haben viele unserer Einrichtungen noch einen Großteil von<br />
Doppelzimmern, die baulich nicht in Einzelzimmer umgestaltet<br />
werden können. Angehörige suchen vermehrt Einzelzimmer.<br />
Der Anspruch der Pflegededürftigen hat sich in den letzten<br />
zehn Jahren verändert und w<strong>ir</strong>d sich weiter differenzieren.<br />
Hier müssen w<strong>ir</strong> ansetzen und ganz individuelle Strukturen<br />
und Konzepte schaffen, die unsere Einrichtungen auch<br />
nachhaltig attraktiv gestalten. Unsere Aufgabe für die kommenden<br />
zwei Jahre w<strong>ir</strong>d sein, Wohn- und Betreuungsangebote<br />
im stationären, aber auch ambulanten Bereich zu<br />
schaffen, um den vielfältigen Bedürfnissen nach individuellem<br />
Altwerden gerecht zu werden.<br />
Die Tagespflegen werden immer noch sehr wenig genutzt,<br />
Herr Haufe berichtet beispielhaft für alle drei unserer Tagespflegen:<br />
„Die Tagespflege im Matthäistift war in etwa so wie im Jahr<br />
2008 ausgelastet. Der Vor- und gleichzeitige Nachteil ist die<br />
Heimnähe. Relativ oft erfolgt schon nach kurzer Zeit des<br />
Besuchs der Tagespflegeeinrichtung eine Heimunterbringung.<br />
Positiv für die Pflegebedürftigen w<strong>ir</strong>kt sich aus, dass sie durch<br />
den Besuch der Tagespflege die Einrichtung schon kennenler-<br />
nen konnten und der Umzug leichter fällt. Aus dieser Sicht ist<br />
die Nähe zum Heim sinnvoll. Die Tagespflegeeinrichtung<br />
verliert aber dann wieder einen Gast und die Nachfrage ist<br />
noch nicht entsprechend hoch, als dass sich dies nicht auf<br />
die W<strong>ir</strong>tschaftlichkeit ausw<strong>ir</strong>ken würde.<br />
Angehörige wünschten sich für ihre Urlaubszeit oft eine<br />
Kurzzeitpflege in der bekannten Umgebung, <strong>was</strong> optimal<br />
wäre, aber leider nur in Ausnahmefällen möglich ist, nämlich,<br />
wenn gerade zufällig ein Platz in der vollstationären Pflege frei<br />
ist. Für eigene Kurzzeitpflegeplätze ist aber die Nachfrage<br />
wiederum zu gering.“<br />
Personalsituation<br />
Schwankende Auslastungen bis zu 10% machen eine ausgeglichene<br />
Personaleinsatzplanung fast unmöglich. Langzeiterkrankte<br />
und hohe Krankenstände erschweren eine Kontinuität,<br />
die den alten Menschen eigentlich gesichert werden sollte<br />
und die der Pflegealltag dringend benötigt. Überalterung und<br />
Fachkräftemangel werden leider die Schlagworte der nächsten<br />
Jahre werden, wie w<strong>ir</strong> bereits jetzt zu spüren bekommen.<br />
Höhere Individualität der Betreuten versus mangelnde<br />
Pflegefachkräfte - damit ist die Qualität der Pflege schlecht zu<br />
halten - Qualität die w<strong>ir</strong> uns doch in den vergangenen Jahren<br />
mühsam erarbeitet haben.<br />
Ausbildung<br />
Umso mehr erfreut es uns, dass w<strong>ir</strong> neun Auszubildende zum<br />
Ausbildungsjahr 2010/2011 begrüßen können. Somit lernen<br />
bei uns derzeitig 16 Auszubildende. So viele, wie nie zuvor.
Zusätzlich betreuen w<strong>ir</strong> auch SchülerInnen, die mit einem<br />
Bildungsgutschein über die Agentur für Arbeit gefördert<br />
werden.<br />
Viele unserer Einrichtungen bieten auch Plätze zur Leistung<br />
eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) oder auch für den<br />
Zivildienst an. Leider werden die Plätze des FSJ zukünftig<br />
nicht mehr ausreichend finanziell vom Bund unterstützt. Diese<br />
drastischen Einsparungen werden das Angebot im FSJ<br />
minimieren oder sogar nicht mehr möglich machen.<br />
Gern absolvieren auch Schüler verschiedener Schulen und<br />
Ausbildungsgänge ihre Praktika in unseren Einrichtungen. Sie<br />
sind uns oft eine willkommende Bereicherung und werden von<br />
den Bewohnern gut aufgenommen und akzeptiert.<br />
<strong>Diakonie</strong> Sozialstation - Ambulanter Pflegedienst<br />
Nach dem tiefen Sommerloch 2009 erlebte der Ambulante<br />
Pflegedienst Ende des Jahres einen Aufschwung, <strong>was</strong> durch<br />
personelle Veränderungen möglich wurde. Ein insolventer<br />
privater Pflegedienst überließ uns in einer „Nacht- und<br />
Nebel-Aktion“ seine Patienten, die auch gern bei uns in der<br />
Versorgung blieben. Weitere Patienten gingen einen Pflegevertrag<br />
mit uns ein. Von anfänglich 35 Patienten stieg die Zahl<br />
bis zum Jahresende 2009 auf 50 - in der ersten Jahreshälfte<br />
2010 weiter auf 75 Patienten. Nun galt es, die Personaldecke<br />
zu stabilisieren und fachlich gut ausgebildetes Personal zu<br />
werben. Es gelang uns, fünf sehr motivierte Fachkräfte<br />
einzustellen. Dies wurde auch notwendig, da auch das<br />
Betreute Wohnen in Borsdorf Interesse an einer Begleitung<br />
durch den Pflegedienst signalisiert hatte. Mit der Übernahme<br />
der Versorgung der Schwestern und „Zivilen“ (Schwesternausdruck)<br />
kann dort fast durchgängig (von 6-20Uhr) Pflegeunterstützung<br />
angeboten werden, <strong>was</strong> bei steigendem Alter und<br />
immer mehr Pflegebedürftigkeit der BewohnerInnen notwendig<br />
wurde. Die Vielfältigkeit des Werkes lässt Synergieeffekte<br />
zu. W<strong>ir</strong> sind dabei, diese zu erkunden und mit Leben zu füllen.<br />
Instandhaltungsbedarf<br />
Investitionen für die Verbesserung der Lebensqualität unserer<br />
Bewohner an Beispielen: Für das Marienheim wurden einige<br />
Dinge für die Heimbewohner angeschafft - so z.B. im Rahmen<br />
der Fußball-WM ein großer Flachbild-Fernseher, als Ergänzung<br />
der Kino-Anlage eine elektrische Leinwand und im<br />
Rahmen der Erweiterung der Tiertherapie zwei Hasen.<br />
Albert-Schweizer- Haus: Die zwei „Snoezel-Sinneswagen“,<br />
die w<strong>ir</strong> seit Juli 2009 für pflegeintensive Bewohner nutzen,<br />
haben sich sehr bewährt. Auch konnte im März 2010 eine<br />
hauseigene Bibliothek eingerichtet werden, die ausschließlich<br />
aus Bücherspenden besteht und von einem ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter geführt und verwaltet w<strong>ir</strong>d. So finden jeden<br />
Montag Buchlesungen und jeden Mittwoch Buchvorstel-<br />
Jahresbericht 2010 Altenhilfe 5<br />
lungen mit Lesungen statt. Die Bewohner dürfen hier gern ihre<br />
Wünsche äußern. Seit Juni 2010 erfreuen sich die Bewohner<br />
an einem Wii- Computerspiel - am v<strong>ir</strong>tuellen Sport und Spiel.<br />
Johann-Hinrich–Wichern: Im Frühjahr 2010 entstand auf einer<br />
ungenutzten Fläche ein Kräuter- und Bauerngarten. Durch<br />
Spenden konnten hier die nötigen Materialien eingekauft<br />
werden. Mitarbeiter brachten Pflanzen zur Begrünung mit. In<br />
Zusammenarbeit mit der „<strong>Leipzig</strong>er Oase“ - Tagestreff für<br />
wohnungslose Menschen, entsteht gegenwärtig auf unserem<br />
Gelände ein Erzgeb<strong>ir</strong>gsdorf in Modellbauweise mit Garteneisenbahn.<br />
Qualitätsprüfungen der Pflegekassen<br />
Mit der Reform der Pflegeversicherung 2008 wurde eine Reihe<br />
von Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die Qualität und<br />
Transparenz in der Pflege zu steigern. Ein wichtiger Baustein<br />
sind die Prüfungen von stationären Pflegeeinrichtungen und<br />
ambulanten Pflegeanbietern durch den Medizinischen Dienst<br />
der Krankenkassen (MDK). In der Öffentlichkeit werden diese<br />
Prüfungen auch als „Pflege-TÜV“ bezeichnet. Denn ähnlich<br />
wie die technischen Sicherheitskontrollen finden die unangekündigten<br />
Prüfungen bei den Pflegeanbietern nach vorab<br />
definierten Kriterien und in regelmäßigen Abständen statt, ab<br />
2011 mindestens einmal jährlich.<br />
Erstmals werden die relevanten Ergebnisse aus den Prüfungen<br />
anschließend zu Transparenzberichten zusammengefasst<br />
und in verständlicher Form veröffentlicht. Zuständig<br />
dafür sind die Landesverbände der Pflegekassen. In Sachsen<br />
kann jeder über den Pflegenavigator der AOK die Ergebnisse<br />
der Prüfungen einsehen. Auch die Pflegeanbieter selbst, d.h.<br />
die Heime und Dienste, müssen ihr Prüfergebnis an gut<br />
sichtbarer Stelle publik machen. Die Bewertungssystematik<br />
ist an das Schulnotensystem angelehnt. Es gibt die Noten<br />
sehr gut (1,0) bis mangelhaft (5,0).<br />
Geprüft wurden:<br />
- im März 2010 der Ambulante Pflegedienst mit der<br />
Gesamtnote 2,8<br />
- im Juli 2010 das PH Matthias Claudius mit der<br />
Gesamtnote: 1,9<br />
- im August 2010 das PH Johann Hinrich Wichern mit<br />
der Gesamtnote: 1,2<br />
- im August 2010 das PH Matthäistift mit der Gesamt-<br />
note: 2,0.<br />
Maria Dösinger-v. Wolffersdorff I Fachbereichsleiterin der<br />
Altenhilfe und Beratungs- und Betreuungsdienste
6 Jahresbericht 2010 K<strong>ir</strong>che und <strong>Diakonie</strong> - Zusammen Leben<br />
K<strong>ir</strong>che und <strong>Diakonie</strong> -<br />
zusammen leben<br />
Pflegeheim Matthias<br />
Claudius und K<strong>ir</strong>chgemeinde<br />
in der Nachbarschaft<br />
Im Pflegeheim Matthias Claudius herrscht angespannte Stille.<br />
Gleich werden die Kindergartenkinder von der Kindertagesstätte<br />
nebenan hereinkommen und sich mit ihren eingeübten<br />
Liedern dem Publikum stellen. Wie jeden Mittwochmorgen<br />
werden die Kinder mit den dementen Bewohnern und dem<br />
Pflegepersonal die Zeit gemeinsam verbringen und ihnen ein<br />
Lächeln in die Gesichter zaubern. Nachdem die Bewohner<br />
durch aufmunternde Lieder ihre restliche Müdigkeit abwerfen<br />
konnten, folgen ein paar Gedächtnisübungen, um das<br />
Langzeitgedächtnis der Bewohner zu trainieren. Sprüche, wie<br />
zum Beispiel: „Lügen haben…“, werden im Handumdrehen<br />
vollendet: „kurze Beine“. „Die Kinder sind uns immer willkommen<br />
und w<strong>ir</strong> freuen uns besonders darüber, dass sie auch zu<br />
Veranstaltungen und Festen mit bei uns sind. Das gibt den<br />
Bewohnern das Gefühl, nicht allein zu sein, und so werden die<br />
Kinder oft mehr beachtet als die einzelnen Attraktionen auf<br />
den jeweiligen Festen.“ So beschreibt die Heimleiterin, Frau<br />
Schüler-Tecklenburg, die Kooperation mit der Kindertagesstätte<br />
der Heilandsgemeinde. Wenn zum Beispiel eine<br />
Postlieferung mit großen Paketen im Pflegeheim eingeht,<br />
werden die Kartons nicht etwa weggeworfen, sondern zu den<br />
Kindern nebenan gebracht, die daraus nur allzu gern Verstecke<br />
und andere Spielsachen bauen. Durch die günstige<br />
Nachbarschaftslage bekommen die Kinder sofort mit, wenn<br />
et<strong>was</strong> Aufregendes im Pflegeheim vor sich geht und können<br />
auch jederzeit zu Besuch hinüber gehen.<br />
Die Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde der Heilandsk<strong>ir</strong>che<br />
umfasst aber auch andere Bereiche. So fand am<br />
20.09.2009 der erste gemeinsame Gottesdienst statt, der<br />
seitdem zweimal im Jahr im Andachtsraum des Pflegeheims<br />
veranstaltet w<strong>ir</strong>d. Die gemeinsamen Gottesdienste sind<br />
gerade bei Gemeindegliedern beliebt, die aufgrund ihrer<br />
Behinderung nicht in die K<strong>ir</strong>che gelangen, denn die K<strong>ir</strong>chentreppen<br />
bieten keinen rollstuhlgerechten Zugang. Ein großes<br />
Problem bei der Umsetzung der gemeinsamen Gottesdienste<br />
sind die besonderen Ansprüche, die die Bewohner des<br />
Pflegeheims an die Ausgestaltung stellen. Zu lange Predigten<br />
sind nicht geeignet für die demenzkranken Menschen. Lieder<br />
aus dem Gesangbuch hingegen werden gern gesungen, denn<br />
die sind tief im Gedächtnis eingespeichert. Weiterhin sind<br />
sinnliche Eindrücke sehr bedeutend und wichtig für die<br />
Bewohner, damit kann oftmals mehr erreicht werden, als mit<br />
predigenden Worten.<br />
Die Kooperation erstreckt sich aber noch weiter: Die K<strong>ir</strong>chgemeinde<br />
kann den Speisesaal des Pflegeheims jederzeit für<br />
eigene Veranstaltungen nutzen. Ein berufsunfähiger Rentner<br />
aus der Gemeinde engagiert sich als Ehrenamtlicher im<br />
Pflegeheim. Die Konf<strong>ir</strong>manden kommen im Rahmen ihres<br />
Unterrichts zu Besuch und erhalten einen Einblick in das<br />
Alltagsleben der Bewohner und zur Adventszeit singt ein<br />
gemischter Chor aus Kindern und Erwachsenen der Gemeinde<br />
auf jeder Etage im Pflegeheim.<br />
„Die Öffnung in den Stadtteil dagegen erweist sich als<br />
schwierig.“, meint Frau Schüler-Tecklenburg, „Die Kommunikation<br />
zu diesem Thema <strong>fehlt</strong> im öffentlichen Leben – wen<br />
interessiert schon ein Pflegeheim, dass sich im Stadtteil aktiv<br />
integrieren will?“ Die Idee, mehr im Stadtteil gesehen zu<br />
werden, stößt an die Grenzen des Machbaren. Der Pflegespiegel<br />
liegt dafür viel zu niedrig, denn bei dementen Menschen<br />
braucht man für jeden Bewohner mindestens einen<br />
Betreuer, um sich im öffentlichen Raum sicher bewegen zu<br />
können. Einen Versuch dahingehend hat es aber dennoch<br />
schon gegeben: einen Besuch im <strong>Leipzig</strong>er Zoo, der allen<br />
Beteiligten viel Spaß und Freude und auch viele Erinnerungen<br />
geschenkt hat.<br />
Christina Schwabe I Praktikantin in der Öffentlichkeitsarbeit
Bewohnerin des<br />
Pflegeheimes<br />
Marthahaus<br />
7
8 Jahresbericht 2010 Seelsorge in der Altenhilfe<br />
Seelsorge in der<br />
Altenhilfe<br />
Andachten - Gespräche -<br />
Lieder - Besuche<br />
Seit einem Jahr sind in unserem Werk zwei Pfarrerinnen in<br />
Teilzeit für die Seelsorge und das geistliche Leben in unseren<br />
Pflegeheimen tätig. Beiden sind jeweils bestimmte Pflegeheime<br />
zugeordnet. Frau Pfarrerin Helbig besucht die Pflegeheime<br />
Marienheim, Albert Schweitzer und Matthias Claudius<br />
und Frau Pfarrerin Dr. Anne-Kristin Kupke kommt in die<br />
Pflegeheime Emmaus, Johann Hinrich Wichern, Marthahaus,<br />
Matthäistift und Paul-Gerhardt (Bad Lausick). Durch diese<br />
Teilung kann die Regelmäßigkeit der Besuche und gottesdienstlichen<br />
Andachten wieder gewährleistet werden. In der<br />
Regel kommt die entsprechende Pfarrerin nun wöchentlich<br />
einmal in jedes der ihr zugeordneten Heime.<br />
Frau Pfarrerin Dr. Anne-Kristin Kupke berichtet über ihre<br />
Arbeit:<br />
„Ein Jahr bin ich nun in den Pflegeheimen der <strong>Diakonie</strong> tätig.<br />
Zurückblickend kann ich sagen: Dass diese Arbeit so vielfältig<br />
und so sinnvoll ist, hätte ich vorher nicht gedacht. Und: Ich<br />
erlebe immer wieder fragende Blicke, wenn ich früh in einen<br />
Wohnbereich eines Altenpflegeheimes komme. Sie scheinen<br />
zu fragen: Für wen sind Sie denn da? Nur für K<strong>ir</strong>chenmitglieder?<br />
Was machen Sie da? Mit welcher Absicht kommen<br />
Sie? Deshalb will ich von meiner Arbeit erzählen, ohne das<br />
Seelsorgegeheimnis zu verletzen (alle Gespräche unterliegen<br />
der Schweigepflicht).<br />
Grundsätzlich wendet sich das Gesprächsangebot an alle, die<br />
in einem Pflegeheim wohnen und arbeiten, egal, ob sie<br />
religiös gebunden sind oder nicht. Ein Angebot, das selbstverständlich<br />
auch abgelehnt werden kann. Ich komme ohne<br />
Absicht. Meine Gesprächspartner sollen nicht zum Glauben<br />
überredet werden. Sie können selbst bestimmen, worüber sie<br />
sprechen wollen. In Bezug auf den Inhalt der Gespräche<br />
erlebe ich eine große Vielfalt: Zentral ist – bei geistig orientierten<br />
Bewohnerinnen und Bewohnern – das Gespräch über<br />
das eigene Leben. Der Einzug ins Heim als Beginn der letzten<br />
Lebensetappe, die Konfrontation mit schweren Krankheiten<br />
oder altersbedingten Gebrechen, das Einsamwerden durch<br />
den Tod von Angehörigen und Freunden lösen intensive<br />
Gefühle und ein Nachdenken aus: Was macht mein Leben<br />
aus? Warum passiert m<strong>ir</strong> das? Was bringt die Zukunft – werde<br />
ich auch einmal dement? Worauf und auf wen kann ich mich<br />
verlassen? Manches verdrängte Ereignis der Vergangenheit<br />
kommt zum Vorschein. Ob es das Wissen um die Verschwiegenheit<br />
des Gespräches ist, dass auch als unerlaubt empfundene<br />
Gefühle geäußert werden?<br />
Eine wichtige Erfahrung: Indem ich Gefühle, z. B. Trauer und<br />
Ärger, als subjektive Wahrheit ernst nehme, fühlen sich die<br />
Menschen angenommen. Manchmal kann sich erst dann der<br />
Blick weiten; das Bild des eigenen Lebens w<strong>ir</strong>d differenzierter<br />
wahrgenommen. Gründe für Verletzungen werden sichtbar.<br />
Eigene Stärken und Fähigkeiten zur Bewältigung von Herausforderungen<br />
werden wieder bewusst. Die Hilfe von Menschen<br />
auf dem Lebensweg – in Vergangenheit und Gegenwart – w<strong>ir</strong>d<br />
dankbar erinnert. Manche spürten und spüren Gottes Begleitung<br />
wie ein Geländer zum Festhalten. Manche entdecken,<br />
dass sie innerlich stark waren – hat Gott ihnen geholfen?<br />
Auch andere Begegnungen seien hier erwähnt:<br />
• Begegnung mit demenziell Erkrankten (Validation der<br />
Gefühle, Wecken lebendiger Erinnerungen z. B. durch<br />
das Betrachten alter Fotos). Gerade bei ihnen erlebe<br />
ich die positive W<strong>ir</strong>kung der alten Lieder, die sie in<br />
der Kindheit gelernt haben.
• Begleitung von Bewohnern, die gerade in Angst (z. B.<br />
vor einer Behandlung), in Stress (z.B. durch andere<br />
Bewohner) sind oder trauern, zum Beispiel weil ein<br />
Mitbewohner gestorben ist.<br />
• kurze Andachten mit Lied, Bibellese, Gebet und<br />
Segnung<br />
• Sterbebegleitung<br />
• Begegnung im Gefühl der Einsamkeit<br />
• „Tür- und Angelgespräche“: Manchen Mitarbeitern<br />
liegt et<strong>was</strong> auf dem Herzen, das sie mit einem<br />
Außenstehenden teilen wollen – z. B. das Gefühl der<br />
Erschöpfung oder ein Konflikt. Vereinzelt gibt es<br />
auch Begegnungen mit Angehörigen der Bewohner.<br />
Oft klopfe ich an die Türen – ohne Anlass. Doch ich frage<br />
auch regelmäßig in den Wohnbereichen, ob m<strong>ir</strong> die Pflege-<br />
oder Betreuungskräfte einen Bewohner nennen können: Und<br />
dann werden m<strong>ir</strong> neu Eingezogene, momentan durch Krankheit<br />
belastete oder die Pflege herausfordernde Menschen wie<br />
auch Sterbende genannt. Ich bin sehr dankbar für jede<br />
Zusammenarbeit! Und ich hoffe, mit meiner Arbeit Pflegekräfte<br />
in ihrem schweren Alltag entlasten zu können.“<br />
Zu den seelsorgerlichen Tätigkeiten gehören natürlich auch<br />
Gottesdienste, die regelmäßig in den Heimen gefeiert werden,<br />
die gesprächsorientierten Bibelstunden und Wochenschlussandachten<br />
und Andachten für Mitarbeitende. Missionsd<strong>ir</strong>ektor<br />
Pfr. Christian Kreusel, 16 Pfarrerinnen und Pfarrer, z.T. im<br />
Ruhestand sowie Musikerinnen und Musiker, die Klavier oder<br />
Orgel spielen, w<strong>ir</strong>ken mit. Einzelne Pfarrer i.R. sind in manchen<br />
Häusern wiederholt da, so dass auch eine Vertrautheit<br />
entsteht. Gut ist, wenn vor und nach den Gottesdiensten<br />
noch Zeit zum Gespräch besteht. Aber auch schon die<br />
persönliche Begrüßung vor und die persönliche Verabschiedung<br />
nach dem Gottesdienst geben jedem einzelnen Besucher<br />
das Gefühl, willkommen zu sein.<br />
Für viele alte Menschen hat die Liturgie, haben die gottesdienstlichen<br />
alten Lieder und Gebete eine besondere Bedeutung.<br />
In der Kindheit gelernt und über den jahrelangen<br />
Jahresbericht 2010 Seelsorge in der Altenhilfe 9<br />
Gebrauch vertraut und verankert, kann ihnen auch eine<br />
Altersvergesslichkeit oder gar eine Demenz nichts anhaben.<br />
Das heißt, die Bewohner können oftmals eine oder auch<br />
mehrere, manchmal erstaunlich viele Strophen wohlbekannter<br />
Lieder mitsingen. Diese Lieder sind wie Schätze, die - angestoßen<br />
durch die Begleitung und die singende Gemeinschaft<br />
- zum Vorschein kommen, Gemeinschaft stiften und die<br />
Bewohner erleben lassen, dass sie immer noch dabei sind<br />
und mitw<strong>ir</strong>ken können. Ähnliches gilt für die Liturgie, die in<br />
ihrer Beständigkeit über die Zeiten hinweg eine Verbindung<br />
von der aktuellen Situation zu Menschen und Erlebnissen<br />
früherer Zeiten schaffen kann.<br />
Susanne Straßberger I Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising<br />
Ohne Sonntag<br />
<strong>fehlt</strong> D<strong>ir</strong> <strong>was</strong>!<br />
www.sonntag-sachsen.de<br />
Der Liedermacher und bekennende Christ<br />
Gerhard Schöne liest den Sonntag. Lernen auch<br />
Sie die sächsische K<strong>ir</strong>chenzeitung kennen.<br />
Kostenloses Probeheft: Telefon (03 41) 7 11 41 16<br />
oder E-Mail
10 Jahresbericht 2010 Behindertenhilfe<br />
Fürsorge - Normalisierung<br />
- Integration -<br />
Inklusion<br />
Woher w<strong>ir</strong> kommen - wohin<br />
w<strong>ir</strong> gehen.<br />
W<strong>ir</strong> sind nur die Begleiter, oder fachlich korrekt ausgedrückt,<br />
die Assistenten auf dem Weg von Menschen, die uns um<br />
Unterstützung und Hilfe bitten. In diesem Jahresbericht will<br />
ich, ein sogenannter Profi, einmal einen Blick aus der Perspektive<br />
von Menschen versuchen, die w<strong>ir</strong> - immer noch<br />
- Menschen mit Behinderungen nennen.<br />
Besser wäre es da natürlich, die Menschen, welche mit<br />
Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />
<strong>Diakonie</strong> <strong>Leipzig</strong> leben, arbeiten und lernen und dabei von<br />
ihnen begleitet und beraten werden, selbst zu Wort kommen<br />
zu lassen. Da dies ein langfristig angelegtes Thema im<br />
Rahmen der Selbstbestimmung und der, wie es in der Politik<br />
so schön heißt „Teilhabe von Menschen mit Behinderungen“<br />
ist, will ich es für einen späteren Jahresbericht in Aussicht<br />
stellen.<br />
Schule – Ort des Lernens und der Gemeinschaft für alle<br />
Ich darf hier eine sehr eindrückliche Geschichte weitergeben,<br />
welche uns der Missionsd<strong>ir</strong>ektor i.R., Pfarrer Manfred<br />
Rentzsch, zur Einweihung des dritten und herrlich bunten<br />
Erweiterungsbaues der Förderschule Werner Vogel im<br />
Grußwort nahegebracht und ans Herz gelegt hat. Er berichtete<br />
von der Einsegnung der ersten „Schüler“ in der Tagesstätte<br />
für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen in der damaligen<br />
Emilienstraße zu Beginn der achtziger Jahre. Nachdem<br />
im Gottesdienst alle „Schüler“ eingesegnet und im Anschluss<br />
Zuckertüten übergeben worden waren, nahm ein Vater unter<br />
Freudentränen seinen Sohn auf den Arm, drückte ihn und<br />
sagte: „Nun bist auch du ein Schulkind, genau wie dein<br />
Bruder.“<br />
Es ist ein weiter Weg, den w<strong>ir</strong> in der Inneren Mission <strong>Leipzig</strong><br />
zurückgelegt haben. Deutlich wurde schon damals, dass für<br />
uns Kinder und Jugendliche mit Behinderungen dazu gehören,<br />
in einer Gesellschaft, die noch das Wort „schulbildungsunfähig“<br />
kannte. Heute suchen und finden w<strong>ir</strong> Partner, welche<br />
mit uns über eine gemeinsame Schule für alle Kinder - zur<br />
Verdeutlichung – mit und ohne Behinderung - nachdenken,<br />
diese planen, ausprobieren und umsetzen.<br />
Bewohner und Mitarbeiter der Wohnstätte Heinz Wagner I<br />
Arbeit – auf dem Weg in den ersten Arbeitsmarkt<br />
Damals, als auch die Tagesstätte für erwachsene Menschen<br />
mit Behinderung eröffnet wurde, werden sich ganz ähnliche<br />
Szenen, geprägt von Dankbarkeit und Anerkennung, abgespielt<br />
haben. Aus den 15 Plätzen in der Demmeringstraße 18<br />
sind mittlerweile 400 Arbeitsplätze für die so genannten<br />
Mitarbeiter mit Behinderungen in den Lindenwerkstätten in<br />
<strong>Leipzig</strong>, Panitzsch und Schkeuditz geworden. Das ist bei aller<br />
Freude über das Erreichte in den w<strong>ir</strong>tschaftlich bewegten<br />
Zeiten immer auch eine neue große Herausforderung, die<br />
unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – mit und ohne<br />
Behinderungen – viel abverlangt. Und doch ist dies auch nur<br />
ein Schritt auf dem Weg dorthin, wo alle arbeiten.<br />
Zwei Mitarbeiter der Lindenwerkstätten erhielten vor einigen<br />
Monaten die Chance für einen Außenarbeitsplatz in einem<br />
metallverarbeitenden Betrieb in <strong>Leipzig</strong>. Nach wenigen<br />
Wochen fragt der Betriebsleiter nach: Haben Sie noch mehr<br />
solche Mitarbeiter? Zunächst dachten meine Kolleginnen und<br />
Kollegen daran, dass et<strong>was</strong> schief gegangen sei. Weit ge<strong>fehlt</strong>.<br />
Weiter sprach der Betriebsleiter: Freundliche Kerle sind das,<br />
die können morgens ja noch grüßen, die machen ihre Pause<br />
ja w<strong>ir</strong>klich, wenn Pausenzeiten sind, die kommen und gehen<br />
pünktlich, freuen sich auf ihre Arbeit und sind immer hilfsbereit.<br />
Haben Sie nicht noch zehn solche Mitarbeiter für meinen<br />
Betrieb?
Leben – so wie ich es will<br />
Früher prägten die bei uns arbeitenden Diakonissen entscheidend<br />
das Bild unserer Heime, heute Wohnstätten genannt.<br />
Mit ihrem bescheidenen Auftreten, dem freundlichen Winken<br />
und Grüßen, dem Gesang aus vollem Herzen, textsicher und<br />
auswendig. Ja, sie werden weniger, diese Frauen, welche zum<br />
großen Teil mit einer schweren Kindheit, Verfolgung, Krieg,<br />
Flucht und Vertreibung groß geworden sind. Auf den leider<br />
zahlreichen Trauerfeiern erzählen sie über das mit der Verstorbenen<br />
Erlebte, aber auch aus ihrer eigenen Vergangenheit.<br />
Dann kommen die Erinnerungen an Schlafsäle und Waschräume,<br />
Wäscherei und Hausarbeit, an strenge Vorschriften und<br />
Zucht und Ordnung, aber auch an kleine Freuden und den<br />
Zusammenhalt und die Gemeinschaft. Sie erzählen auch, <strong>was</strong><br />
sich in den letzten Jahren so alles für die Bewohner verändert<br />
hat. Jetzt hat jede und jeder einen Platz für sich selbst und<br />
kann über viele Dinge, die das eigene Leben betreffen, selbst<br />
bestimmen: Wofür Geld ausgegeben w<strong>ir</strong>d, welches Fernsehprogramm<br />
man sehen möchte, wo und mit wem die Freizeit<br />
verbracht w<strong>ir</strong>d. Manchmal heißt es auch: Was die heute alles<br />
machen können und alles tun dürfen, ohne um Erlaubnis zu<br />
fragen!<br />
Seit dem Jahr 2000 entstanden z<strong>ir</strong>ka 90 Wohnplätze in<br />
Außenwohngruppen und im Ambulant betreuten Wohnen für<br />
Menschen mit Behinderungen.<br />
Wer heute dort<br />
wohnt, kennt die Diakonissen<br />
und ihre Geschichte und<br />
Geschichten kaum noch.<br />
Wenn sich die Gelegenheit zu<br />
einem Gespräch ergibt,<br />
staunt man nur über die<br />
Erfahrungen des jeweils<br />
anderen. Die Aufgabe der<br />
Begleitung und Assistenz<br />
verändert sich oft schneller,<br />
als w<strong>ir</strong> uns selbst verändern<br />
können. Oder wollen? W<strong>ir</strong><br />
sind hier gefordert – Menschen<br />
mit und ohne Behinderung<br />
- und können hier<br />
voneinander lernen.<br />
Beratung – mit guten Ideen<br />
und viel Gottvertrauen<br />
In der Finanzierung der<br />
Beratungsarbeit setzen zur<br />
Zeit alle politischen Ebenen<br />
und in deren Auftrag alle<br />
Verwaltungen den Rotstift an,<br />
Jahresbericht 2010 Behindertenhilfe 11<br />
weil Beratungstätigkeit gesetzlich am schlechtesten geschützt<br />
ist und als freiwillige Leistung zuerst geschröpft werden kann.<br />
Warum gerade hier? Wo doch die Beratung Wege aufzeigen<br />
kann, wo zarte Pflänzchen aufwachsen und gedeihen können.<br />
Es ist viel Phantasie notwendig, um trotzdem den suchenden<br />
Menschen eine Hilfe sein zu können, für ehrenamtliche<br />
Mitarbeit zu begeistern und immer wieder Finanzierungsmöglichkeiten<br />
zu finden. Hier brauchen alle, die Ratsuchenden<br />
und die Beratenden, gute Ideen, zahlreiche Unterstützung und<br />
viel Gottvertrauen.<br />
Selbstbestimmung – selbstverständlich?<br />
Vieles ist bereits geschehen, vieles muss sich noch verändern,<br />
damit Menschen mit Behinderungen w<strong>ir</strong>klich selbstbestimmt<br />
leben können. Es w<strong>ir</strong>d unsere Aufgabe sein, gemeinsam<br />
für mehr Selbstbestimmung zu sorgen. Dies ist eigentlich<br />
ganz einfach. Die Experten für ihr Leben sind die Menschen<br />
selbst. W<strong>ir</strong> sollen sie dabei nur unterstützen. Dieses Ziel<br />
werden w<strong>ir</strong> auch in Zukunft weiter verfolgen.<br />
Josef Brandt I Fachbereichsleitung Behindertenhilfe
12 Jahresbericht 2010 Förderschule Werner Vogel<br />
Die Förderschule<br />
Werner Vogel wächst<br />
Erweiterungsbau überrascht<br />
Die Förderschule Werner Vogel ist durch einen Anbau erweitert<br />
worden. Entstanden ist ein architektonisches Schmuckstück,<br />
das von den Schülerinnen und Schülern gern genutzt<br />
w<strong>ir</strong>d.<br />
Der Bau war nötig geworden, da sich die Schülerzahlen seit<br />
Gründung der Förderschule Werner Vogel im Jahre 1998<br />
nahezu vervierfacht haben. Insbesondere in den letzten<br />
Jahren stiegen die Schülerzahlen weiterhin kontinuierlich.<br />
Waren es im Jahre 2000 noch 53 so sind es jetzt über 80<br />
Schülerinnen und Schüler. Deshalb wurden Räume, die<br />
eigentlich für Physiotherapie, Handarbeit oder Rhythmik<br />
gedacht waren, als Klassenzimmer genutzt. Hinzu kam, dass<br />
die Werkstufe, die ja eigentlich die Berufsschulpflicht abdeckt,<br />
von den anderen Schülerinnen und Schülern räumlich abgetrennt<br />
werden sollte.<br />
Diese Raumknappheit führte schließlich zu der Überlegung,<br />
die Räumlichkeiten der Förderschule zu erweitern, indem auf<br />
den vorderen Teil des Gebäudes ein Stockwerk daraufgesetzt<br />
w<strong>ir</strong>d. Mit dem Architekten Uwe Brösdorf, wurde diese Überlegung<br />
schließlich architektonisch verw<strong>ir</strong>klicht. In nur 6-monatiger<br />
Bauzeit wurde der Anbau fertiggestellt.<br />
Für das Konzept Erweiterungsbau sprachen verschiedene<br />
Argumente wie geringere Betriebskosten und die kurze<br />
Bauzeit. Der Anbau ermöglicht außerdem, dass weiterhin alle<br />
Schülerinnen und Schüler über das bestehende Foyer die<br />
Schule betreten. Damit sind eine gesicherte Zugangskontrolle,<br />
die eindeutige Orientierung und kurze Wege in der Schule<br />
weiterhin gewährleistet.<br />
Folgende Räume sind nun entstanden: 2 Klassenzimmer für<br />
12 Schüler und ca. 4 Mitarbeiter, 2 Gruppenräume, die von<br />
den Klassen genutzt werden können, 1 Personalraum sowie<br />
eine entsprechende Anzahl an notwendigen Nebenräumen.<br />
Das Raumkonzept macht es möglich, die Schule auch für<br />
andere Schüler - ohne speziellen Förderbedarf - zu öffnen.<br />
Damit kann in zunehmenden Maße gemeinsames Lernen und<br />
Leben von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Behinderungen<br />
ermöglicht werden.<br />
Der ergänzende Baukörper legt sich über den Baukörper, zu<br />
welchem auch der Haupteingang gehört. Über das gemeinsame<br />
Foyer der Förderschule im Erdgeschoss führt eine<br />
Treppe in das Obergeschoss. Beide Klassen- und Gruppenräume<br />
sind über den gemeinsamen Flur erschlossen und über<br />
die jeweils angrenzenden Dachterrassen miteinander verbunden.<br />
Dazwischen liegt der Personalraum. Die Nebenräume<br />
befinden sich im rückwärtigen Bereich der Treppenanlage.<br />
Über einen Verbindungsgang zum südlichen zweigeschossigen<br />
Unterrichtsgebäude ist eine Anbindung an den bestehenden<br />
Aufzug sichergestellt. Teilverglaste Flächen neben den<br />
Türen ermöglichen interessante Ein- und Durchblicke und<br />
dienen auch einer verbesserten Aufsicht und Kontrolle der<br />
Schüler durch die Lehrer.<br />
Es wurde darauf Wert gelegt, dass sich dieser neue Schulteil<br />
auch farblich von dem übrigen Bereichen der Förderschule<br />
deutlich abhebt. Mit dem Erweiterungsbau erreicht die<br />
Förderschule eine größere Außenw<strong>ir</strong>kung. Damit w<strong>ir</strong>d das<br />
äußere Erscheinungsbild der Förderschule deutlich aufgewertet.<br />
Ulrich Weber I Schulleiter<br />
Uwe Brösdorf I Architekt
Gottesdienst inklusive<br />
von der Idee zur W<strong>ir</strong>klichkeit<br />
Anlässlich des 140. Jahrestages des Diakonischen Werkes<br />
Innere Mission <strong>Leipzig</strong> e.V. fand am 8. November 2009 ein<br />
Öffentliches Podiumsgespräch im Alten Rathaus zu <strong>Leipzig</strong><br />
(Festsaal) statt. Das Thema lautete: „Besser – gleich – zusammen.<br />
Inklusion – eine Herausforderung für K<strong>ir</strong>chgemeinde und<br />
Nachbarschaft.“ Auf dem Podium sprachen unter anderen<br />
Klaus-Dieter Kottnik, Präsident der <strong>Diakonie</strong> der Evangelischen<br />
K<strong>ir</strong>che Deutschlands, Prof. Dr. Ulf Liedke von der<br />
Fachhochschule Dresden, Steffen Randolph, Leiter einer<br />
Wohnstätte in Panitzsch, und Christiane Burger, Schulleiterin<br />
der Förderschule Werner Vogel darüber, wie Menschen mit<br />
unterschiedlichem Assistenzbedarf in Nachbarschaften,<br />
K<strong>ir</strong>chgemeinden, Betrieben, Sport- und Musikvereinen<br />
zusammen leben und arbeiten können.<br />
Menschen mit Behinderungen haben vielfältige und unterschiedliche<br />
Beziehungen zu ihrem Wohnumfeld, zu den<br />
Nachbarn, zum Bäcker nebenan, zum Szenelokal, zur K<strong>ir</strong>chgemeinde,<br />
zum Sportverein. An manchen Orten sind sie ganz<br />
normal „einfach mit dabei“, an anderen stoßen sie auf Vorurteile<br />
und Ablehnung oder auf Mitleid und gut gemeinte<br />
Bevormundung. Die Bemühungen, ein Höchstmaß an<br />
Selbstbestimmung und weitgehende Teilhabe am gesellschaftlichen<br />
Leben zu erreichen, haben teilweise Erfolg,<br />
gelangen aber oft auch an Grenzen.<br />
An Grenzen gelangen Menschen mit Behinderungen oftmals<br />
auch in den K<strong>ir</strong>chen. Viele sind nicht behindertengerecht<br />
gebaut, haben keinen Zugang für Rollstuhl-Fahrer, für andere<br />
wiederum sind die Gottesdienste zu lang und zu textlastig.<br />
Aus dieser Erkenntnis heraus entstand bei den Beteiligten der<br />
Wunsch, einmal einen anderen Gottesdienst zu gestalten, an<br />
dem Menschen mit und ohne Behinderungen gleichermaßen<br />
beteiligt sind – einen Gottesdienst, der alle mit einschließt –<br />
einen „Gottesdienst inklusive“.<br />
Im September 2010 schließlich wurde dieses Vorhaben in die<br />
Tat umgesetzt. Der erste <strong>Leipzig</strong>er „Gottesdienst inklusive“ für<br />
Menschen mit und ohne Behinderungen wurde in der Michaelisk<strong>ir</strong>che<br />
am Nordplatz gefeiert. Unter die üblichen Besucher<br />
Jahresbericht 2010 Gottesdienst inklusive 13<br />
der Michaelisk<strong>ir</strong>chgemeinde mischten sich Menschen mit<br />
Behinderungen aus <strong>Leipzig</strong> und Umgebung: Gehörlose,<br />
Rollstuhlfahrer, Menschen mit geistigen oder psychischen<br />
Behinderungen. Eine transportable Rampe machte den<br />
Zugang für die Rollis möglich. Viele Helfer standen bereit, um<br />
Menschen im Rollstuhl in die K<strong>ir</strong>che zu helfen. Der gesamte<br />
Gottesdienst wurde in Gebärdensprache übersetzt. Es gab<br />
Liedblätter in Punktschrift und in Großdruck. Musikalisch<br />
gestaltet wurde der Gottesdienst von Singkreis und Kurrende<br />
der Michaelis-Friedens-K<strong>ir</strong>chgemeinde und der Trommelgruppe<br />
„Dissonanz“ vom Schloss Schönefeld e.V.<br />
Die Predigt begann mit einem Anspiel der Gruppe „Die<br />
Holpersteine“ von der <strong>Diakonie</strong> am Thonberg. Beim Fürbittengebet<br />
und den Lesungen w<strong>ir</strong>kten Menschen mit Behinderungen<br />
mit. Das Vaterunser wurde – unter Anleitung von<br />
Pfarrer Günzel vom Berufsbildungswerk – von der gesamten<br />
Gemeinde mitgebärdet.<br />
Inklusion meint: „Menschen mit Behinderungen sollen selbst<br />
entscheiden können, wo und mit wem sie wohnen möchten.<br />
Sie sollen nicht gezwungen werden, in speziellen Einrichtungen<br />
zu leben, sondern sie sollen da, wo sie leben wollen,<br />
die nötige Assistenz erhalten.“ Damit dies in Zukunft auch in<br />
unseren K<strong>ir</strong>chgemeinden besser möglich w<strong>ir</strong>d, soll der<br />
Gottesdienst inklusive regelmäßig in verschiedenen K<strong>ir</strong>chgemeinden<br />
der Stadt <strong>Leipzig</strong> stattfinden.<br />
Susanne Straßberger I Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising
14 Jahresbericht 2010 Kunstprojekte im Martinstift<br />
Kunstprojekte im<br />
Martinstift<br />
Inklusion durch Kunst<br />
Die Anfänge – ein Programm für unsere Feier<br />
Gut fünf Jahre ist es nun her, dass w<strong>ir</strong> im Frühjahr 2005 mit<br />
unseren ersten Kunstprojekten den Grundstein legten für<br />
einen wesentlichen Schwerpunkt unserer pädagogischen<br />
Arbeit: künstlerische Betätigung als Förderung von Menschen<br />
mit geistiger Behinderung. Anfänglich war diese Arbeit noch<br />
gar nicht so sehr von konzeptionellen oder pädagogischen<br />
Aspekten geleitet, sondern w<strong>ir</strong> waren ganz pragmatisch auf<br />
der Suche nach Programmpunkten für unsere Festwoche zum<br />
125-jährigen Bestehen des Martinstiftes. So wurde im Mai<br />
2005 gemeinsam mit dem österreichischen Maler Günter<br />
Auracher auf ehrenamtlicher Basis ein erstes einwöchiges<br />
Malprojekt für unsere BewohnerInnen durchgeführt, das in<br />
eine integrative Ausstellung während der Festwoche auf dem<br />
eigenen Gelände mündete. Zeitgleich probten 12 BewohnerInnen<br />
mit dem „C<strong>ir</strong>cus Bombastico“, damals noch im<br />
Martinstift, ihr ersten Programm ein, um es bei den Feierlichkeiten<br />
aufzuführen. Die Erfolge beider Projekte – wie sie sich<br />
inhaltlich auf unsere BewohnerInnen ausw<strong>ir</strong>kt, und in Form<br />
von Zustimmung und Applaus von außen, der unseren<br />
Klienten besonders gut tat - haben uns darin bestärkt, dies zu<br />
einem zentralen Teil unserer Arbeit zu machen.<br />
Malprojekt - Malen als Ausdruck der Seele<br />
Ziel des Malprojektes war und ist es, wegzukommen vom<br />
Zeichnen und Malen mit dem Kopf, als Abbilden realer<br />
Situationen und Gegebenheiten, wie w<strong>ir</strong> es in unseren<br />
Bildungseinrichtungen lernen und das die Messlatte für<br />
„Können“ oder „Nichtkönnen“ darstellt, hin zum lustvollen und<br />
emotionalen Einsatz von Farbe – aus dem Bauch raus, als<br />
Ausdruck der Seele! Es liegt uns auch daran, mit einer<br />
Herangehensweise, die dem Menschen nicht defizit-, sondern<br />
ressourcenorientiert begegnet, zu zeigen, wie viel Künstler in<br />
jeder Seele von uns steckt. W<strong>ir</strong> wollen mit diesem, wie mit<br />
allen unseren Kunstprojekten, aber auch immer Grenzen<br />
überschreiten, Begrenzungen aufheben. Zeigen, dass Definitionen<br />
abhängig sind von gesellschaftlich festgelegten Normen<br />
– <strong>was</strong> ist Kunst und wer ist Künstler – wer ist behindert und<br />
wer normal? W<strong>ir</strong> wollen nicht Therapie machen, nicht wieder<br />
das Behindertsein in den Mittelpunkt stellen, sondern den<br />
Menschen mit seinem ureigensten Ausdruck. Unter dem<br />
Die Theatergruppe „Südstaatler“ bei ihrem Auftritt in der naTo.<br />
Gesichtspunkt der Normalisierung und Inklusion gingen w<strong>ir</strong> im<br />
Frühjahr 2007 nach draußen und zeigten die Werke in einer<br />
großen integrativen Ausstellung im Neuen Rathaus. Weitere<br />
Ausstellungen im öffentlichen Raum und bei Kulturveranstaltungen,<br />
die nicht extra für uns veranstaltet, bzw. auf Menschen<br />
mit Behinderungen zugeschnittenen waren, folgten.<br />
Aus gesundheitlichen Gründen konnte der Maler 2009/2010<br />
kein Projekt in gewohnter Form durchführen, weshalb w<strong>ir</strong><br />
glücklich sind über die Zusammenarbeit mit der Kunsttherapeutin<br />
Frau Yvonne Melzer, die unsere BewohnerInnen<br />
eineinhalb Jahre lang bis September 2010 mit einem wöchentlichen<br />
Kunstangebot begleitet hat. Ein Teil der Werke<br />
war in einer Ausstellung zu unserem diesjährigen Jahresfest<br />
zu sehen.<br />
C<strong>ir</strong>cusprojekt – als Clown auf Tour<br />
Das C<strong>ir</strong>cus-Projekt führen w<strong>ir</strong> mittlerweile jährlich im Rahmen<br />
einer 10-tägigen „C<strong>ir</strong>cusfreizeit“ im mitteldeutschen Raum<br />
durch. Es w<strong>ir</strong>d intensiv, aber mit viel Spaß und Freude<br />
miteinander geprobt und am Programm gearbeitet und<br />
genauso intensiv miteinander gelebt, gefeiert, getanzt und<br />
gelacht. Danach geht die Truppe auf Tournee und spielt ihr<br />
Programm - meist in 4 bis 5 Vorstellungen - in anderen<br />
Einrichtungen wie Werkstätten, Altenheimen, Kindergärten<br />
und Schulen. Der Applaus als Zeichen des Erfolges ist jedes<br />
Mal wohltuender Lohn für die doch mitunter recht intensive<br />
Arbeit und spiegelt sich in den glücklichen Gesichtern der
Artisten wider. Es macht glücklich, Stärke zeigen und auf einer<br />
„Bühne“ erfolgreich sein zu können, also derjenige zu sein,<br />
der andere bereichert. Unsere diesjährige Tournee führte uns<br />
10 Tage durch Österreich, wo w<strong>ir</strong> unter anderen, auch in den<br />
Medien beachteten Auftritten, einen ganz besonderen Auftritt<br />
vor 200 Zuschauern im „Institut Hartheim“ hatten, einer sehr<br />
großen Behindertenhilfeeinrichtung. Im Angesicht von Schloss<br />
Hartheim, das nur einen Steinwurf von unserer Spielstätte<br />
entfernt lag, und die größte Euthanasieeinrichtung des Dritten<br />
Reiches war, in der während der Nazi-Herrschaft 70.000<br />
behinderte Menschen vergast wurden, weil ihnen kein Wert für<br />
diese Gesellschaft zuerkannt wurde, war der tosende Applaus<br />
des Publikums ein sehr intensives Erlebnis für uns, das uns<br />
tief berührte.<br />
Theaterprojekt – die „Südstaatler“ erobern den <strong>Leipzig</strong>er<br />
Süden<br />
Zu diesen beiden Kunstprojekten kam dann 2007 eine<br />
Theatergruppe, die aufgrund einer Förderung durch den<br />
Europäischen Sozialfonds mit dem professionellen Theaterpädagogen<br />
Sebastian Mandla arbeiten konnte, womit w<strong>ir</strong> erneut<br />
Neuland beschritten haben. Durch theaterpädagogische<br />
Methoden sollte das erzählerische und schauspielerische<br />
Potenzial bei den Beteiligten geweckt und gefördert werden,<br />
und am Ende des Projektes standen zwei Präsentationen<br />
unseres ersten Theaterstückes in der <strong>Leipzig</strong>er Südvorstadt<br />
im Kulturzentrum „naTo“. Durch die Verankerung in der<br />
eigenen Lebensumwelt wurde damit ein w<strong>ir</strong>klicher Beitrag zur<br />
Inklusion geleistet und neben der Freude am Spiel und der<br />
Verbesserung der Ausdrucksmöglichkeit hat sich eine merkliche<br />
Steigerung im Selbstwertgefühl unserer Klienten gezeigt.<br />
Durch eine Förderung von „Aktion Mensch“ erhielten w<strong>ir</strong> im<br />
September 2009 die Chance, ein neues Theaterprojekt für<br />
drei Jahre auf die Beine zu stellen und legten die beiden<br />
Theatergruppen mit Bewohnern der Wohnstätten „Martinstift“<br />
und „Heinz Wagner Haus 2“ zu einer Gruppe mit 12 Spielern<br />
zusammen. Die Spieler probten seit September 2009 wöchentlich<br />
im Martinstift und konnten nun als die Gruppe<br />
„Südstaatler“ am 21. August mit ihrem Stück „Anspruch auf<br />
Leistung“ wieder im Kulturzentrum „naTo“ in der <strong>Leipzig</strong>er<br />
Südvorstadt Premiere feiern. 7 Vorstellungen folgten und<br />
waren durchwegs gut besucht. „Die „Südstaatler“ wollen sich<br />
in der soziokulturellen Szene etablieren und planen unter<br />
Regie des Theaterpädagogen Sebastian Mandla bereits<br />
weitere Inszenierungen. Damit gelingt es der Gruppe und<br />
ihren Helfern vielleicht, das <strong>Leipzig</strong>er Miteinander et<strong>was</strong> mehr<br />
von Berührungsängsten zu befreien. Und hoffentlich erhalten<br />
sich die Darsteller auch mit zunehmender Routine ihr ergreifendes<br />
Jubeln zum Applaus.“ (LVZ, 23.08.2010)<br />
Jahresbericht 2010 Kunstprojekte im Martinstift 15<br />
So kann aus den positiven und wohltuenden Aspekten eines<br />
kreativen Schaffensprozesses, der an und für sich schon<br />
förderlich ist, durch hinaus und in die Gesellschaft hinein<br />
gehen ein „Mehrwert“ entstehen und Inklusion passieren.<br />
Anton Auracher I Wohnstättenleiter Martinstift
16 Jahresbericht 2010 Wohnstätte Katharina von Bora<br />
Vielfalt in der Freizeit<br />
Wohnstätte Katharina von<br />
Bora in Markkleeberg<br />
Ein Besuch in der Wohnstätte Katharina von Bora in Markkleeberg<br />
lässt schon auf den ersten Blick erkennen, dass es<br />
viele Angebote gibt, die den Bewohner/innen den Alltag<br />
bereichern und abwechslungsreich gestalten. So hängen an<br />
den Wänden zahlreiche Fotocollagen auf denen lachende,<br />
aufgeregte und gespannte Gesichter der Bewohner/innen und<br />
Mitarbeiter/innen zu verschiedenen Veranstaltungen und<br />
Ausflügen sowie Urlauben dieses Jahres zu sehen sind. Aber<br />
auch selbst gestaltete Kunstwerke fangen den Blick des<br />
Betrachters ein.<br />
Die Wohnstätte bietet ihren Bewohner/innen im Rahmen der<br />
Tagesgestaltung und Projektarbeit verschiedene kreative<br />
Gestaltungsmöglichkeiten an. Dazu gehören Handarbeiten,<br />
jahreszeitlich bezogene Bastelarbeiten sowie ein Mal- und<br />
Zeichenkurs.<br />
Ein Mal- und Zeichenkurs w<strong>ir</strong>d seit diesem Jahr aktiv in einem<br />
Wohnbereich betrieben. In der Regel finden sich ein bis<br />
zweimal im Monat die Interessierten zusammen, um ihre<br />
versteckten malerischen Fertigkeiten zu entwickeln. So<br />
entstanden schon Malereien in verschiedenen Größen<br />
und Arten. Jeder kann sich seinen eigenen Kalender und<br />
eigene Poster gestalten, die dann gern in den Zimmern<br />
aufgehängt werden. Auch größere, gemeinsame Werke<br />
sind schon angefertigt worden. Eine Collage aus 24<br />
kleinen Einzelbildern zeigt die unterschiedlichen Stile der<br />
Bewohner/innen, die alle in einem Gesamtwerk zum<br />
Thema „Sommer“ verschmelzen.<br />
Mit Hilfe von Spenden kann der Andachtsraum im<br />
Obergeschoss des Hauses mit neuen Stühlen ausgestattet<br />
werden. Als nächstes großes Projekt wollen die<br />
Teilnehmer des Mal- und Zeichenkurses ein Altarbild<br />
gestalten.<br />
In der Wohnstätte werden außerdem unterschiedliche<br />
Projektarbeiten angeboten:<br />
Auf der anderen Seite des ausgebauten Dachgeschosses<br />
künden große Transparente und gemalte<br />
Kulissen vom künstlerischen Schaffen der Theatergrup-<br />
pe. Hier treffen sich vorwiegend jüngere Bewohner/innen, die<br />
in den Werkstätten tagsüber arbeiten gehen, zum Proben und<br />
entwickeln ihre Fähigkeiten weiter. Momentan w<strong>ir</strong>d das<br />
Märchen der Gebrüder Grimm „Schneewittchen und die<br />
sieben Zwerge“ geprobt. Die erste Aufführung zum Tag der<br />
Offenen Tür im September war ein großer Erfolg und die<br />
Mitw<strong>ir</strong>kenden freuen sich auf die nächste Vorführung zum<br />
Herbstfest am 13. Oktober. Die Schauspieler werden von<br />
einer Mitarbeiterin während der Proben unterstützt. Ihre<br />
Kostüme haben sie sich aus eigenen Kleidungsstücken<br />
zusammengestellt, die Kulissen wurden von einer Künstlerin<br />
gestellt. Auch die älteren Bewohner/innen der unteren Etage<br />
studieren gern kleinere Theaterstücke ein. In diesem Jahr<br />
inszenierten sie die Lebensgeschichte von Katharina von<br />
Bora. Das Tanz- und Musikprojekt w<strong>ir</strong>d von einer Mitarbeiterin<br />
begleitet .
Die Teilnehmer/innen treffen sich in der Regel zweimal im<br />
Monat und kommen aus allen Wohnbereichen. Das ist auch<br />
typisch für die anderen Projekte hier in der Wohnstätte, dass<br />
die jungen und alten Bewohner/innen ihre Freizeit gemeinsam<br />
gestalten können. Ein weiteres Projekt lautet „Geschichte<br />
erleben“, in dem es jährlich wechselnde Themen gibt, die<br />
dementsprechend auch immer andere Bewohner/innen<br />
ansprechen. In leichter Sprache werden den Interessenten<br />
die Hintergründe und Geschehnisse der jeweiligen Themenkomplexe<br />
näher gebracht. In diesem Jahr setzen sich die<br />
Teilnehmer/innen mit Vernichtungslagern der Nazizeit<br />
auseinander. Eingeschlossen ist der Besuch einer Gedenkstätte<br />
in P<strong>ir</strong>na im November.<br />
Weitere Projekte lauten: „Gesundheit“ und „Partnerschaft<br />
zwischen Frau und Mann“.<br />
Besonderer Wert w<strong>ir</strong>d auf sportliche Aktivitäten entsprechend<br />
den individuellen Fähigkeiten gelegt. Dazu zählen auch die<br />
sommerlichen Ausflüge mit Rädern/ Dre<strong>ir</strong>ädern und das Inline<br />
Skaten um den Cospudener See, der in unmittelbarer Nähe<br />
der Einrichtung liegt.<br />
Aber auch während der kalten Jahreszeit gibt es verschiedene<br />
Sportmöglichkeiten wie z. B: Tischtennis, Fahrradergometer,<br />
Boxsack sowie Bewegungsspiele bzw. Sitztänze für die<br />
Bewohner/innen. Gern gehen die Bewohner/innen zum<br />
Bowling, <strong>was</strong> unweit der Wohnstätte möglich ist. Neben den<br />
internen Angeboten, nehmen die Bewohner/innen an Veranstaltungen<br />
außerhalb der Wohnstätte teil: Sie besuchen<br />
Stadtfeste, Diskotheken, Konzerte, Feierlichkeiten anderer<br />
Einrichtungen der <strong>Diakonie</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gottesdienste der<br />
Gemeinde sowie erstmalig den „Gottesdienst inklusive“ in der<br />
Michaelisk<strong>ir</strong>che. Auch bei einem Podiumsgespräch im Neuen<br />
Rathaus, bei dem es um den Stadtführer in leichter Sprache<br />
ging, waren einige Interessierte aus der Wohnstätte vertreten.<br />
Es finden Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung statt,<br />
wobei die Wünsche der Bewohner/innen beachtet werden.<br />
Einkaufszentren, Zoo und Z<strong>ir</strong>kus sind beliebte Ausflugsziele,<br />
ebenso wie die Eisdiele unweit der Wohnstätte.<br />
Höhepunkte im Jahresablauf stellen die halbjährlich stattfin-<br />
Jahresbericht 2010 Wohnstätte Katharina von Bora 17<br />
denden Modenschauen in der Wohnstätte mit anschließendem<br />
Bekleidungsverkauf dar. Die jüngeren Bewohner/<br />
innen gehen zwar größtenteils selbst einkaufen, aber die<br />
Modenschau will trotzdem keiner verpassen. Die jüngeren<br />
Bewohner/innen welche in der Wohnstätte speziell auf ein<br />
Leben außerhalb der Wohnstätte vorbereitet werden, erfuhren<br />
auf Weiterbildungen zahlreiche Informationen zum Themenfeld<br />
der alternativen Wohnformen und zur Förderung der<br />
Selbstbestimmung. Bildung steht für die Bewohner/innen aller<br />
Altersgruppen auf dem Plan. Eine Lehrerin aus der Volkshochschule<br />
bietet Unterricht im Lesen, Schreiben und<br />
Rechnen an.<br />
In der Wohnstätte ist also w<strong>ir</strong>klich für jeden und jede et<strong>was</strong><br />
dabei und alle gestalten mit ihren Ideen und Fähigkeiten den<br />
Alltag und einzelne Höhepunkte mit. Bleibt zu wünschen,<br />
dass die Verbundenheit und der Gemeinsinn der Bewohner/<br />
innen und Mitarbeiter/innen auch weiterhin so vielfältig<br />
erfahrbar und erhalten bleiben.<br />
Christina Schwabe<br />
studiert Theologie an der Universität <strong>Leipzig</strong> und absolvierte<br />
bei der Öffentlichkeitsarbeit der <strong>Diakonie</strong> <strong>Leipzig</strong> ein vierwöchiges<br />
Praktikum
18 Jahresbericht 2010 Kindertagesstätten<br />
Kindertagesstätten<br />
Finanzierung und Personalschlüssel<br />
Die Kindertagesstätten unseres Werkes haben eine lange<br />
Tradition. Bereits 1876 wurde die erste „Kinderaufbewahrungsanstalt“<br />
in der Löhrstraße als eine der ältesten Kindereinrichtung<br />
in <strong>Leipzig</strong> eröffnet. Über 100 Kinder wurden von<br />
einer Person betreut. Schnell wurde aber klar, dass eine<br />
zweite Betreuerin eingestellt werden muss …<br />
Zu unseren traditionellen drei Kitas: „Mosaik“, „Das Samenkorn“<br />
und „Unter dem Regenbogen“ sind neu hinzugekommen:<br />
2008 Kita „Kinderarche“ (Übernahme von der Genezareth-K<strong>ir</strong>chgemeinde),<br />
2009 fanden umfangreiche Bauarbeiten<br />
und die Erweiterung dieser Kita statt. 2008 Neubau Kita „St.<br />
Moritz“ in Zusammenarbeit mit der K<strong>ir</strong>chgemeinde St. Moritz<br />
in Taucha. 2009/ 2010 Neubau Kita „Nathanael“ in Zusammenarbeit<br />
mit der Nathanaelk<strong>ir</strong>chgemeinde.<br />
Insgesamt haben w<strong>ir</strong> nun in den sechs evangelischen Kindertagesstätten<br />
eine Gesamtplatzkapazität von 395 Kindern,<br />
darunter 91 Krippenkinder (von 1 bzw. 2 Jahren bis Schuleintritt)<br />
und 9 Kinder mit Integrationshintergrund. Diese Kinder<br />
werden von derzeit insgesamt 50 Erzieherinnen und einem<br />
Erzieher sowie vielen Praktikantinnen und Praktikanten in<br />
ihrem Kinderalltag begleitet. Das erscheint immer wieder als<br />
zu wenig Personal.<br />
Warum ist nicht mehr Personal vorgesehen?<br />
Der Personalschlüssel für Krippenkinder ist im Kindertagesstättengesetz<br />
(SächsKitaG) bei 1:6, im Kindergarten bei 1:13<br />
festgeschrieben. Aber hier werden nicht Kinder an sich<br />
gezählt, sondern die vertraglich vereinbarten Betreuungsstunden.<br />
Dies rechnet sich immer auf Neun-Stunden-Verträge auf.<br />
Also: eine Erzieherin müsste 9 Stunden arbeiten, um 6<br />
Krippenkinder zu betreuen, aber unsere Öffnungszeiten sind<br />
länger als 9 Stunden, nämlich in der Regel von 6:30 bis 17:00<br />
Uhr. Die Eltern können in dieser Zeit ihr Kind bringen und<br />
holen, wie es familiär günstig ist. Somit erhöht sich bereits<br />
durch die langen Öffnungszeiten der Schlüssel um ein<br />
Wesentliches. Auch sind ganz vielfältige Tätigkeiten mit dem<br />
Personalschlüssel abzudecken, wie Zeiten für Vor- und<br />
buntes Treiben in der neuen Kindertagesstätte Nathanael<br />
Nachbereitung von Angeboten und Projekten für die Kinder,<br />
Erstellen von verschiedenen Dokumentationen wie z.B. den<br />
Portfolios für jedes Kind, Aushänge für die Eltern zur Visualisierung<br />
der Arbeit mit den Kindern, Dienstberatungen,<br />
Elternabende, Fort- und Weiterbildungen etc. und natürlich<br />
auch Arbeitsunfähigkeit, Urlaub, Mutterschutz. Die Interessengemeinschaft<br />
Freier Träger der Kindertagesstätten in <strong>Leipzig</strong><br />
– ein Gremium von insgesamt vierzig Freien Trägern - hat<br />
somit einen tatsächlichen Personalschlüssel von 1:26 im<br />
Kindergartenbereich errechnet. Kein Wunder also, sondern<br />
strukturell so vorgegeben. Übrigens haben Kinder auch nicht<br />
den gleichen Urlaub wie die Eltern. Das Arbeitsgesetz geht<br />
von einem Grundurlaub von mindestens 24 Tagen aus, unsere<br />
Kinder fehlen im Durchschnitt aber nur 15 Tage wegen Urlaub.<br />
Wie finanziert sich das Ganze, warum können w<strong>ir</strong> nicht selbst<br />
mehr Personal anstellen?<br />
In <strong>Leipzig</strong> arbeiten w<strong>ir</strong> mit dem Jugendamt in der Finanzierung<br />
mit einem sehr modernen und wenig aufwendigen<br />
System zusammen, nämlich der Finanzierung einer „Pro-<br />
Kopf-Pauschale“. Alle Verträge werden in das 9-Stunden-<br />
System aufgerechnet, dies ergibt eine Pauschale pro Kind.<br />
Die Pauschalen hat die Stadt <strong>Leipzig</strong> für jede Einrichtung bzw.<br />
für alle Einrichtungen eines Trägers auf der Basis der Betriebskostenabrechnung<br />
des Jahres 2004 festgelegt. Hier<br />
wurden alle anrechenbaren Kosten einer Kita berücksichtigt,<br />
wie Gehälter, Nebenkosten (Telefon, Versicherungen usw.),
pädagogisches Material (Bücher, Bastelmaterial), Ersatzbeschaffungen<br />
(keine Investitionen!). Um die Pauschalen jährlich<br />
nicht neu festzulegen, wurde eine Dynamisierung vereinbart,<br />
welche tarifliche Erhöhungen der Gehälter und den Inflationsausgleich<br />
berücksichtigt.<br />
Ende 2009 stellte die Verwaltung der Stadt <strong>Leipzig</strong> fest, dass<br />
ein Haushaltsloch von ca. 3 Millionen Euro im Bereich der<br />
Kitas/Kindertagespflege entstanden ist. Prognostisch sollen<br />
nur 33% der Krippenkinder und 95% der Kindergartenkinder<br />
eine Einrichtung besuchen. Durch die Umgestaltung des<br />
Erziehungsgeldes in Elterngeld waren Krippenplätze für<br />
Kinder ab einem Lebensjahr seit 2008 stark nachgefragt und<br />
die Finanzierung war nicht gesichert. So kam die Verwaltung<br />
- mittels Stadtratsbeschluss – zu der Entscheidung, die<br />
vereinbarte Dynamisierung für 2009 im Haushalt 2010 zu<br />
streichen. Das bedeutet, die Anhebung unserer Gehälter hier<br />
im Werk werden in diesem Jahr nicht refinanziert, Steigerungen<br />
im Bereich der Sachkosten finden keine Beachtung.<br />
Neben dieser Pauschale der Stadt <strong>Leipzig</strong>, welche auch den<br />
Anteil des Landes Sachsen enthält, erhalten w<strong>ir</strong> zudem d<strong>ir</strong>ekt<br />
von den Eltern die Beiträge, deren Höhe im Rahmen des<br />
SächsKitaG die Stadt mittels Stadtratsbeschluss wiederum<br />
festlegt. Diese staffeln sich in ihrer Höhe, abhängig vom<br />
Betreuungsumfang (4h bis 11h/pro Tag).<br />
Neben dem w<strong>ir</strong>tschaftlich vernünftigen Einsatz der Mittel sind<br />
w<strong>ir</strong>, auf Grund der knappen Finanzierung,<br />
stets angehalten, über Einsparungen<br />
jeglicher Art nachzudenken<br />
sowie die Ausgaben immer wieder<br />
nach Priorität zu staffeln. So kann es<br />
leider sein, dass z.B. die Sanierung<br />
eines Sanitärbereichs nicht im erforderlichen<br />
Zeitraum umgesetzt w<strong>ir</strong>d,<br />
sondern vielmehr mit einigen Jahren<br />
Verspätung. Über den Einsatz von<br />
Personal über den gesetzlich vorgeschriebenen<br />
Schlüssel hinaus müssen<br />
und können w<strong>ir</strong> somit überhaupt nicht<br />
nachdenken, da im Bereich der<br />
Sachkosten keine Mittel als Personalkosten<br />
aufgewandt werden können.<br />
Leider!<br />
In der Stadt Taucha werden die<br />
Betriebskosten im Rahmen der Fehlbedarfsfinanzierung<br />
abgerechnet und<br />
erstattet. Jährlich w<strong>ir</strong>d ein Haushaltsplan<br />
der Kommune vorgelegt, der<br />
Personalkosten und viele weitere<br />
Jahresbericht 2010 Kindertagesstätten 19<br />
Einzelpositionen ausweist. Aus diesem Haushaltsplan werden<br />
dann „nichtanrechenbare Kosten“, in Abhängigkeit von der<br />
Haushaltslage der Stadt, meist gestrichen. So kann z. B. die<br />
dringende und von den Eltern massiv geforderte Umgestaltung<br />
der Außenspielfläche nur sehr sensibel geschehen, da<br />
w<strong>ir</strong> dies im Rahmen von Ersatzbeschaffungen realisieren<br />
müssen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Stadt Taucha<br />
bei der Finanzierung dieser Baumaßnahme sehr kooperativ<br />
eine vernünftige Lösung mit uns entwickelt hat.<br />
Wesentlicher Unterschied zu dem Finanzierungssystem in der<br />
Stadt <strong>Leipzig</strong> ist, dass in Taucha keine Kostenverschiebungen<br />
möglich sind, d.h. in <strong>Leipzig</strong> kann in den Sachkostengruppen<br />
et<strong>was</strong> getauscht werden (z.B. Buntpapier gegen Gartenpflege).<br />
Dies ist in der Kita „St. Moritz“ somit auch nicht möglich.<br />
Insgesamt können w<strong>ir</strong> mit den verfügbaren Mitteln und<br />
gesetzlichen Vorgaben eine gute Arbeit in unseren Kindertagesstätten<br />
leisten, eine optimale jedoch nicht. Dies muss uns,<br />
aber auch den Eltern und anderen am System Beteiligten,<br />
bewusst sein.<br />
Corinna Neugebauer I Bereichsleiterin Kindertagesstätten
20 Jahresbericht 2010 Beratung und Betreuung<br />
Beratungs- und<br />
Betreuungsdienste<br />
Drastische Haushaltskürzungen<br />
erschweren Arbeit.<br />
Die Angebote dieses Fachbereiches werden nach wie vor<br />
stark genuzt. In manchen Einrichtungen übersteigt die Nach-<br />
frage die Kapazität bei weitem.<br />
Die Beratungsstelle „<strong>Diakonie</strong> im Zentrum“ hat in der zentralen<br />
Lage der <strong>Leipzig</strong>er Innenstadt eine wichtige Funktion<br />
übernommen. In Zusammenarbeit von K<strong>ir</strong>chenBez<strong>ir</strong>ksSozialarbeit,<br />
Lebensberatung, Jugendhilfe, Beratungsstelle für<br />
Altenhilfe und auch der K<strong>ir</strong>chlichen Erwerbsloseninitiative, die<br />
sich im gleichen Gebäude befindet, existiert nunmehr ein gut<br />
funktionierendes Hilfesystem.<br />
In der K<strong>ir</strong>chenbez<strong>ir</strong>kssozialarbeit werden die allgemeine<br />
soziale Beratung sowie die Beratung zu Mutter/Vater/Kind-<br />
Kuren häufig genutzt. Die Stärkung diakonischen Handelns<br />
und die Gemeinde- und gemeinwesenorientierte Arbeit sind<br />
ein Grundanliegen der KBS. Mit den K<strong>ir</strong>chgemeinden im<br />
<strong>Leipzig</strong>er Norden wurde das Projekt „Starke Nachbarschaften<br />
durch aktive Beteiligung“ voran gebracht. Mit der Methode<br />
„Community Organizing“ (CO) wollen hier K<strong>ir</strong>chgemeinden in<br />
den Stadtteil w<strong>ir</strong>ken. Ziel ist es, Menschen zu aktiver Beteiligung<br />
zu motivieren und bürgerschaftliches Engagement zu<br />
provozieren. In Zusammenarbeit mit der evangelischen<br />
Jugend Sachsen fand im Mai ein Diakonischer Jugendtag<br />
unter dem Motto „Parallelwelten“ statt. Dabei konnten<br />
Jugendliche von 13 bis 18 Jahren einen Tag in einer diakonischen<br />
Einrichtung verbringen. Ziel war es, die „Parallelwelten<br />
Hilfebedürftiger“ der heranwachsenden Generation ins<br />
Bewusstsein zu bringen. In den K<strong>ir</strong>chgemeinden sind die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KBS aktiv bei der<br />
Weiterbildung und Beratung von Ehrenamtlichen. Die Zusammenarbeit<br />
mit den K<strong>ir</strong>chgemeinden wurde intensiviert, der<br />
Kontakt zu Superintendent Henker entwickelt sich weiterhin<br />
sehr gut. Es gibt regelmäßigen Informations- und Erfahrungsaustausch.<br />
Bei der Evangelischen Lebensberatungsstelle führte die<br />
starke Nachfrage teilweise zu Wartezeiten von mehreren<br />
Wochen. Die Kapazitätsgrenzen sind erreicht. Ein Großteil der<br />
Klientinnen und Klienten kam anlässlich einer aktuellen bzw.<br />
Bewohnerin mit ihrem Kind im Mutter-Kind-Wohnen im Haus<br />
Lebensweg<br />
vorangegangenen Trennung oder Scheidung in die Beratungsstelle.<br />
Der Bedarf an Prophylaxe und Unterstützung, um eine<br />
Trennung oder Scheidung zu vermeiden, zeigt sich am hohen<br />
Bedarf für Paarberatung. Gerade auch jüngere Paare nehmen<br />
dieses Angebot gern in Anspruch. Zunehmendes Interesse<br />
erfuhren auch die Kommunikationskurse für Paare, für die es<br />
mittlerweile Wartelisten gibt. Armut und die Angst vor Armut<br />
sowie seelische, körperliche und sexuelle Gewalt blieben wie<br />
in den Vorjahren präsente Themen in der Erziehungs-, Einzel-<br />
und Paarberatung.<br />
Bei der Evangelischen Jugendhilfe ist 2009 im Bereich der<br />
ambulanten Hilfen zur Erziehung generell eine sehr gute<br />
Auslastung zu verzeichnen gewesen. Seit Jahresbeginn 2010<br />
wurden jedoch in einzelnen Bereichen (Sozialpädagogische<br />
Familienhilfe, Erziehungsbeistandschaft und die Aufsuchende<br />
Familientherapie) generell weniger Fälle durch die Stadt<br />
<strong>Leipzig</strong> vermittelt, dies trifft die gesamte Trägerlandschaft in<br />
<strong>Leipzig</strong>. Durch die persönlichen Kontakte und das Engagement<br />
der einzelnen Mitarbeiter konnte die Auslastung dennoch<br />
relativ konstant gehalten werden. Dem entgegen steht<br />
eine steigende Nachfrage und Kapazitätserweiterung bei der<br />
familiären Bereitschaftspflege und den Erziehungsstellen. Die<br />
ständige Suche nach geeigneten Pflegeeltern, die ein Kind bei<br />
sich aufnehmen können, ist ein wichtiger Teil der Öffentlichkeitsarbeit<br />
in diesem Bereich. Hier arbeitet die Evangelische
Jugendhilfe mit anderen freien Trägern der Jugendhilfe<br />
erfolgreich in einem Trägerverbund zusammen.<br />
In der Stationären Einrichtung der Hilfen zur Erziehung<br />
zeichnete sich eine Schwerpunktverlagerung ab. Da das<br />
Jugendamt generell weniger Jugendliche in stationäre<br />
Einrichtungen vermittelt, wurden diese Kapazitäten verringert<br />
zugunsten einer höheren Belegungszahl für Mütter/Väter mit<br />
ihren Kindern. Zur Zeit können bis zu 10 Plätze im Mutter/<br />
Vater-Kind-Bereich belegt werden. Es hat sich aber gezeigt,<br />
dass die Räumlichkeiten in der Delitzscher Straße so nicht<br />
mehr ausreichten. Daher zog die Einrichtung im Juni in die<br />
Martinstraße 17 in 04318 <strong>Leipzig</strong>. Hier steht den Bewohnern<br />
ein komplettes Mehrfamilienhaus mit begrüntem Grundstück<br />
zur Verfügung. Außerdem gibt es hier einen großen Gemeinschaftsraum,<br />
als großes Wohnzimmer für alle, in dem auch<br />
Gemeinschaftsangebote stattfinden. Auf dem Hof entsteht ein<br />
Spielplatz für die Kinder. Dieser w<strong>ir</strong>d aus Spendenmitteln<br />
finanziert. Am 6. Oktober 2010 wurde die Einrichtung eingeweiht<br />
und hat den Namen „Haus Lebensweg“ erhalten.<br />
In der Ökumenischen Kontaktstube für Wohnungslose<br />
<strong>Leipzig</strong>er Oase werden täglich durchschnittlich 65 warme<br />
Mahlzeiten ausgeteilt. Außerdem finden jeden Tag ca. sechs<br />
Beratungsgespräche statt. Schwerpunkte im vergangenen<br />
Berichtszeitraum war unter anderem die Besetzung der<br />
Anleiterstellen im Garten und in der Werkstatt mit geeigneten<br />
Mitarbeitern, welche die Gäste, die in diesen Bereichen<br />
arbeiten wollen, anleiten können. Sowohl im Garten als auch<br />
in der Werkstatt konnten für ein Jahr über die ARGE <strong>Leipzig</strong><br />
geförderte Mitarbeiter angestellt werden. Im Berichtszeitraum<br />
war wieder ein Zuwachs an Gästen zu verzeichnen. Die Zahl<br />
junger Menschen unter den Klienten der Wohnungslosenhilfe<br />
hat zugenommen, ebenso die Zahl der drogenabhängigen<br />
oder straffällig gewordenen Jugendlichen. Im Sozialbüro ist<br />
für ein Jahr eine zweite Stelle durch eine AGH geschaffen<br />
worden. Damit können die Angebote der Sozialarbeit erweitert<br />
und die Beteiligung der Klienten intensiviert werden. Außerdem<br />
w<strong>ir</strong>d dadurch nun einmal pro Woche Straßensozialarbeit<br />
möglich. Der jährliche Wechsel der durch die ARGE geförderten<br />
Mitarbeiter ist für die Gäste und die anderen Mitarbeiter<br />
eine sehr hohe Herausforderung und manchmal eine<br />
unerträgliche Belastung. Die Einarbeitungszeit beträgt in der<br />
Regel mehr als ein halbes Jahr. Die Suche nach geeigneten<br />
Mitarbeitern kostet viel Zeit. Entsprechend dem Konzept<br />
„vom Gast zum ehrenamtlichen Mitarbeiter“ arbeiten in der<br />
Oase viele aktuelle oder ehemalige Gäste der Oase ehrenamtlich<br />
mit – zur Zeit etwa die Hälfte der Ehrenamtlichen. Sie<br />
finden damit eine sinnvolle Tätigkeit und können ihren Tag<br />
besser strukturieren. Diese Personalsituation (ständig wech-<br />
Jahresbericht 2010 Beratung und Betreuung 21<br />
selnde ABMs, viele zum Teil selbst bedürftige Gäste der Oase<br />
als Ehrenamtliche) erfordert allerdings ein hohes Maß an<br />
Begleitung und Personalführung. Hier sind ständig Gespräche<br />
mit den Mitarbeitern nötig. Ein festes Team kann sich so nicht<br />
bilden. Dringend ist ein zweiter Sozialarbeiter nötig.<br />
Das gemeinsame Projekt Kleiderkammer „Passgenau“ und<br />
Änderungsschneiderei des BBW am Adler ist nach zwei<br />
Jahren ausgelaufen. Die Kleiderkammer „Passgenau“ zog<br />
zum 31. 07. 10 in die Georg-Schumann-Straße 132 in 04155<br />
<strong>Leipzig</strong>-Gohlis um und eröffnete dort im August ein neues<br />
Ladengeschäft.<br />
Die Vielfalt der Arbeit im TeeKeller Quelle war 2009 aufgrund<br />
des Rückgangs der Zahl der Ehrenamtlichen sowie deren zur<br />
Verfügung stehenden Zeit nicht zu halten. Dafür haben sich<br />
die Gäste umso mehr engagiert und kleine Dienste übernommen.<br />
Die neu gegründete Gästevertretung ist ein weiteres<br />
Anzeichen für das verstärkte Engagement der Gäste. Der seit<br />
2009 gepachtete Kleingarten ist gemeinsam von Gästen und<br />
Ehrenamtlichen zuverlässig bew<strong>ir</strong>tschaftet worden und hat mit<br />
seinen Erträgen das Abendessen bereichert.<br />
Die Suchtberatungsstelle „Blaues Kreuz“ hat – wie in den<br />
Vorjahren – ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Dies betrifft auch<br />
die räumliche Situation. Hier sind unbedingt Veränderungen<br />
nötig. Die Anzahl der betreuten Klienten bewegte sich auf<br />
dem Niveau des Vorjahres. Die Tendenz geht zu verstärkter<br />
therapeutischer Gruppenarbeit. Das Jahr 2009 war auch von<br />
dem Beginn der ersten Therapiegruppe der Ambulanten<br />
Rehabilitation geprägt. Dieser Bereich soll weiter ausgebaut<br />
werden, <strong>was</strong> bis jetzt an mangelnden Räumen scheitert. Im<br />
Oktober 2009 konnte eine zusätzliche Mitarbeiterin für die<br />
Zielgruppe der russischsprachigen Migrantinnen und Migranten<br />
im Rahmen des Bundesmodellprojektes IKUSH<br />
angestellt werden. Ziel des Projektes ist es, durch muttersprachliche<br />
Sozialarbeiter die kulturellen und sprachlichen<br />
Barrieren beim Zugang zum Suchtkrankenhilfenetz zu reduzieren.<br />
Auf Grund von guten Kontakten zu Einrichtungen der<br />
Behindertenhilfe wurde 2009 mit einer angeleiteten Gruppe<br />
für suchtkranke bzw. suchtgefährdete Menschen mit einer<br />
geistigen Behinderung begonnen.<br />
Das Wohnprojekt „Funke“ besteht seit nunmehr drei Jahren<br />
und ist ein erfolgreiches Kooperationsprojekt der Suchtberatungsstelle<br />
und der <strong>Leipzig</strong>er Wohnungsbaugenossenschaft<br />
(LWB). Sozial bedürftige Menschen, die in diesem Wohnhaus<br />
der LWB wohnen, werden von einem Sozialarbeiter der<br />
<strong>Diakonie</strong> begleitet. Dieser bietet lebenspraktische Hilfen und<br />
soziale Beratung für die Mieter an und vermittelt bei Bedarf in
22 Jahresbericht 2010 Beratung und Betreuung<br />
professionelle Behandlungs- und Unterstützungsangebote.<br />
Durch gemeinsame Freizeitangebote und gemeinschaftliche<br />
Aktionen w<strong>ir</strong>d die Lebenssituation der Mieter verbessert und<br />
die Hausgemeinschaft gefördert. Menschen, die aufgrund<br />
diverser Schwierigkeiten nicht woanders wohnen können,<br />
finden hier ein Zuhause und die nötige Hilfe. Die Suchtberatungsstelle<br />
„Blaues Kreuz“ der <strong>Diakonie</strong> hat selbst 6 Wohnungen<br />
angemietet. Hier können Menschen leben, die<br />
vorübergehend Unterstützung bei der Lebensgestaltung<br />
brauchen. Diese sechs Übergangswohnungen sind fast immer<br />
voll belegt. Einige Bewohner sind wieder ausgezogen und<br />
wohnen nun selbständig in eigenen Wohnungen. Manche von<br />
ihnen kommen aber noch regelmäßig hierher, um Kontakt zu<br />
halten, an den Freizeitangeboten teilzunehmen oder sich<br />
beraten zu lassen.<br />
Im Beschäftigungsprojekt „BeTa“ konnten insgesamt 10<br />
Klienten der Suchtberatungsstelle und des ambulant betreuten<br />
Wohnens beschäftigt werden. Haupteinsatzbereiche<br />
waren die Kindertagesstätten des Fachbereiches. Das Projekt<br />
ist sehr erfolgreich, weil es suchtkranken Menschen ohne<br />
Beschäftigung eine sinnstiftende Tätigkeit bietet. Dies hilft<br />
ihnen dabei, ihr Leben in Freiheit vom Suchtmittel zu führen.<br />
Das Psychosoziale Gemeindezentrum „Blickwechsel“ ist für<br />
viele Menschen mit psychischen Krankheiten eine wichtige<br />
Anlaufstelle. Hier finden sie Beratung und Begleitung auf<br />
ihrem Weg zur sozialen Integration und beim Umgang mit<br />
Behörden. Hier finden sie aber auch Gemeinschaft und<br />
Kontakt mit anderen Menschen. Erkennbar ist ein differenzierter<br />
Bedarf nach Gemeinschaft. Einige Klienten bevorzugen<br />
die weniger strukturierte, zwanglose Cafésituation, andere<br />
schätzen bestimmte Themen und Vorgaben, die sie mehr in<br />
einzelnen Gruppen finden. Mehr als vierzig unterschiedliche<br />
Begegnungs-, Interessen- und Gesprächsgruppen sowie<br />
Veranstaltungsreihen fanden wieder im Rahmen der Blickwechselangebote<br />
statt. Im Sozialcafé steigen die Besucherzahlen<br />
und die Anzahl der ausgegebenen Mittagessen.<br />
Gleichzeitig mit dieser Besucherzunahme w<strong>ir</strong>d das Publikum<br />
spürbar jünger. Auch die Bürgerwerkstatt verzeichnete eine<br />
erheblich gestiegene Auslastung. Die Werkstatt hat sich zum<br />
Treffpunkt für Beschäftigung und auch für soziales Beisammensein<br />
entwickelt. Ehrenamtliches Engagement spielt nach<br />
wie vor eine große Rolle. Etwa 50 Personen arbeiten ehrenamtlich<br />
mit – etwa die Hälfte sind Klienten. Die Arbeit w<strong>ir</strong>d als<br />
sinnvolle Beschäftigung gewertet, Einsatzbereiche sind<br />
Veranstaltungshilfe, Thekendienst im Café, Hausw<strong>ir</strong>tschaft,<br />
Werkstattprojekte, Soziokulturangebote, Besuche. Hier ist zu<br />
beachten, dass das Nebeneinander von Haupt- und Ehrenamt<br />
sowie die hohe Zahl ehrenamtlicher Klienten ein hohes Maß<br />
Mitarbeiter des Psychosozialen Gemeindezentrum „Blickwechsel“<br />
an Betreuung und Begleitung für die Arbeitsorganisation, die<br />
Schlichtung von Konflikten, Regelung von Arbeitszeiten, die<br />
Einigung auf bestimmte Abläufe erfordert. Ebenso ist anzumerken,<br />
dass gerade für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen<br />
mit ihren häufigen krankheitsbedingten Antriebshemmungen<br />
die „Aufwandsentschädigung“ auch eine<br />
Art „therapeutischen“ Aktivitätsanreiz darstellt. Eine Kürzung<br />
dieser Mittel könnte sich fatal auf diesen Personenkreis<br />
ausw<strong>ir</strong>ken. Die Außenwohngruppen haben sich mittlerweile<br />
als fester Bereich etabliert und sind voll ausgelastet. In<br />
Zukunft w<strong>ir</strong>d es darum gehen, die Betreuungsprozesse zu<br />
Gunsten der Bewohner zu optimieren, einheitliche Vorgehensweisen<br />
im Rahmen der Betreuung, der Dokumentation und<br />
Evaluation herauszuarbeiten und eine feste, am Bedarf<br />
ausgerichtete interne Tagesstruktur zu installieren und<br />
auszubauen.<br />
Die Ökumenische Telefonseelsorge in <strong>Leipzig</strong> ist seit Jahren<br />
ein fester Bestandteil im Versorgungsnetz der Region <strong>Leipzig</strong>.<br />
Menschen in einer schwierigen Lebenslage rufen an, weil<br />
ihnen hier jemand vorbehaltlos zuhört. In den Gesprächen<br />
geht es vor allem um Probleme in Partnerschaft und Familie,<br />
um Einsamkeit und psychische Belastungen, um Burn out<br />
und die Sorge um die Zukunft. Um die Zahl der ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die am Telefon<br />
arbeiten, stabil halten zu können, hat Ende 2009 ein neuer<br />
Ausbildungskurs begonnen.
Die gute Zusammenarbeit und Vernetzung der Einrichtungen<br />
untereinander w<strong>ir</strong>d immer wieder positiv wahrgenommen. Für<br />
die Zukunft ist in der „<strong>Diakonie</strong> im Zentrum“ ein neues<br />
Kooperationsprojekt geplant: „Kinder im Blick“ – Elterntraining<br />
für Familien in Trennung. Dieses Projekt trifft auf den bei der<br />
Jugendhilfe, Lebensberatung, K<strong>ir</strong>chenbez<strong>ir</strong>kssozialarbeit und<br />
Telefonseelsorge immer wieder festgestellten großen Handlungsbedarf<br />
in diesem Bereich. Dieses Programm w<strong>ir</strong>d bereits<br />
in verschiedenen Städten mit Erfolg durchgeführt.<br />
Für die Zukunft erwarten w<strong>ir</strong> in einigen Einrichtungen drastische<br />
Kürzungen der Mittel. Angekündigt sind diese bereits<br />
für die Jugendhilfe, die Suchtberatung und die Arbeit mit<br />
psychisch kranken Menschen. Empfindlich getroffen werden<br />
w<strong>ir</strong> auch von Einschränkungen in der Förderung ehrenamtlicher<br />
Tätigkeit. Gerade Klienten, die durch ehrenamtliche<br />
Arbeit wieder Fuß im Leben fassen, sind auf die Zahlung von<br />
Aufwandsentschädigungen angewiesen – sowohl finanziell als<br />
auch in Bezug auf die Motivation und Anerkennung, die sich<br />
damit verbindet. Die Kürzungen durch Spenden oder andere<br />
Eigenmittel aufzufangen w<strong>ir</strong>d nicht möglich sein. W<strong>ir</strong> werden<br />
daher verstärkt mit dem Problem der erreichten Kapazitätsgrenzen<br />
umgehen müssen, möglicherweise auch mit einer<br />
tatsächlichen Einschränkung in einigen Bereichen. Gleichwohl<br />
hoffen w<strong>ir</strong>, unsere Arbeit in der gewohnten hohen Professionalität<br />
und Qualität weiterführen zu können.<br />
Susanne Straßberger I Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising<br />
Jahresbericht 2010 Beratung und Betreuung 23
24 Jahresbericht 2010 Telefonseelsorge<br />
Zuhören will gelernt sein<br />
Ausbildung zur ehrenamtlichen<br />
Mitarbeit bei der Telefonseelsorge<br />
Rund um die Uhr ist das Telefon bei der Telefonseelsorge<br />
besetzt. An manchen Tagen klingelt es mehrmals pro Stunde.<br />
Menschen, die sich in einer persönlichen Krise befinden, oder<br />
einfach mal jemanden zum Reden brauchen, finden dort<br />
jemanden, der ihnen zuhört und den Anrufenden mit seinen<br />
Problemen annimmt – Tag und Nacht. Viele verschiedene<br />
Themen, Sorgen und Nöte kommen dabei zur Sprache:<br />
Einsamkeit, psychische Belastungen, Beziehungsprobleme,<br />
Sorgen über die Kinder, Existenzängste, Tod eines Angehörigen.<br />
Doch wer sind die Menschen, die am anderen Ende der<br />
Leitung sitzen? Wie sind sie auf ihre Aufgabe vorbereitet<br />
worden? Warum tun sie diesen manchmal sicher nicht ganz<br />
einfachen Dienst?<br />
Bei der Telefonseelsorge arbeiten ca. 70 bis 80 ehrenamtliche<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie werden in einer einjährigen<br />
Ausbildung mit insgesamt 120 Stunden intensiv auf ihre<br />
Tätigkeit bei der Telefonseelsorge vorbereitet. Ganz unterschiedliche<br />
Menschen bewerben sich für die jährlich stattfindende<br />
Ausbildung: die Jüngsten (23 bis 25 Jahre sind das<br />
Mindestalter) sind Studenten verschiedener Fachrichtungen.<br />
Es gibt Psychologie- oder Theologiestudierende, die erste<br />
Erfahrungen in der seelsorgerischen Beratung machen<br />
möchten, aber auch verschiedene andere Studienrichtungen<br />
sind vertreten. Dann gibt es Menschen mittleren Alters, die<br />
noch et<strong>was</strong> Neues lernen möchten. Eltern, deren Kinder aus<br />
dem Haus sind, und die noch eine neue sinnvolle Tätigkeit für<br />
sich suchen. Oder Rentner, die die Dankbarkeit über ihr<br />
eigenes gutes Leben ausdrücken möchten, indem sie jetzt für<br />
andere da sind. Sie wollen sich selbst weiter entwickeln und<br />
weiter bilden. Und sie möchten et<strong>was</strong> für andere tun.<br />
Wer am Telefon mitarbeiten möchte, muss sich zunächst für<br />
die Ausbildung bewerben. Anhand von Fragebögen w<strong>ir</strong>d eine<br />
Vorauswahl getroffen. Interessentinnen und Interessenten, die<br />
in die engere Auswahl kommen, werden zu einem persönlichen<br />
Gespräch eingeladen. Hierbei w<strong>ir</strong>d geprüft, ob sie für<br />
die Arbeit am Telefon geeignet sind. Erst danach ist eine<br />
Entscheidung über die Teilnahme am Ausbildungskurs<br />
möglich. Für das helfende Gespräch am Telefon sind außer<br />
gutem Willen und Hilfsbereitschaft bestimmte Eigenschaften<br />
und Fähigkeiten nötig, wie Einfühlungsvermögen, Offenheit,<br />
Belastbarkeit, Distanzfähigkeit, Verschwiegenheit und die<br />
Fähigkeit zur Auseinandersetzung mit der eigenen Person.<br />
Die Ausbildung dauert dann etwa ein Jahr und umfasst 120<br />
Stunden. Der erste Ausbildungsabschnitt dient der Arbeit an<br />
der eigenen Persönlichkeit, denn die Person der Telefonseelsorgerin<br />
/ des Telefonseelsorgers ist das wichtigste Arbeitsmittel<br />
im späteren TS-Dienst. Die oftmals sehr intensive<br />
Selbsterfahrungsgruppe von 12 bis 14 Auszubildenden trifft<br />
sich einmal wöchentlich von 18.00 bis 21.00 Uhr zum freien<br />
Gruppengespräch. Dabei w<strong>ir</strong>d über ein Thema gesprochen,<br />
das die Gruppe bewegt oder das ein einzelner in die Gruppe<br />
einbringt. Dabei geht es weniger um das Thema selbst als<br />
darum, festzustellen, wie die Teilnehmer miteinander umgehen,<br />
wie sie aufeinander achten, wie sie das aufnehmen, <strong>was</strong><br />
der oder die andere sagt. Nach der Hälfte der Zeit findet eine<br />
Auswertung statt. Hier sagt jeder zu jedem et<strong>was</strong>: Wie habe<br />
ich dich erlebt? Würde ich dich gern anrufen, wenn ich<br />
Probleme habe? Was müsstest du noch für dich tun? Die<br />
Selbsterfahrung hat den Sinn, dass die zukünftigen Ehrenamtlichen<br />
besser lernen, mit sich und ihrem eigenen Leben<br />
umzugehen. Sie sollen später am Telefon das Gespräch nicht<br />
mit ihren eigenen Problemen, Erfahrungen und Lebensweisheiten<br />
dominieren. Sie sollen erkennen, wo ihre eigenen
Schwächen und Stärken liegen und <strong>was</strong> gerade ihre vorrangigen<br />
„Lebensthemen“ sind. Durch die zahlreichen Rückmeldungen<br />
erfahren sie aber auch, wie sie auf andere w<strong>ir</strong>ken.<br />
Reiße ich das Gespräch an mich oder lasse ich mich vom<br />
Anrufer durch das Gespräch führen? W<strong>ir</strong>ke ich mitfühlend<br />
oder eher sachlich und kühl? Hat mein Gesprächspartner das<br />
Gefühl, ernst genommen und verstanden zu werden? Es<br />
passiert nicht selten, das die Rückmeldung der anderen sehr<br />
von der eigenen Vorstellung, wie man „rüberkommt“ abweicht.<br />
Hier auch die „Fremdperspektive“ zu kennen, ist für<br />
die spätere Arbeit am Telefon besonders wichtig.<br />
Im zweiten Ausbildungsabschnitt geht es um die Arbeit an der<br />
Fähigkeit, Gespräche zu führen. Bei den Rücken-an-Rücken-<br />
Gesprächen sitzen zwei Auszubildende Rücken an Rücken<br />
aneinander und spielen eine Gesprächssituation am Telefon<br />
durch. Die anderen hören zu. Auch hier spielt wieder nicht das<br />
Thema die entscheidende Rolle, sondern der Mitarbeiter, der<br />
das Gespräch annimmt, also die Rolle des Mitarbeiters am<br />
Telefon hat. Für ihn gibt es im Anschluss eine Auswertung mit<br />
allen Zuhörenden.<br />
Ein weiterer Bereich ist die Biographiearbeit: Hier erzählen die<br />
zukünftigen Mitarbeiter aus ihrem Leben – wo sie her kommen,<br />
wie ihr Lebensweg war, <strong>was</strong> sie an schönen und<br />
schweren Situationen erlebt haben, welche Erfahrungen sie<br />
gemacht haben. Viele zeigen dabei auch Fotos aus ihrer<br />
Vergangenheit. Die Biographiearbeit hilft ihnen, besser zu<br />
verstehen, wo sie in ihrem Leben gerade stehen. Aber auch<br />
die anderen profitieren von den unterschiedlichen Berichten<br />
und Erfahrungen.<br />
Über die gesamte Ausbildungszeit hinweg erhalten die<br />
Kursteilnehmerinnen und –teilnehmer Informationen zu den<br />
verschiedenen Problemfeldern der Telefonseelsorgegespräche,<br />
denn manche Anliegen der Anrufenden können nur<br />
dann hilfreich besprochen werden, wenn die Gesprächspartner<br />
in der Telefonseelsorge die wichtigsten Problemzusammenhänge<br />
kennen. Hierzu gehören unter anderem ein Besuch<br />
in der Soteria-Klinik (Suchtkrankenhaus), bei einer Lebensberatungsstelle<br />
sowie Informationen zu den wichtigsten psychischen<br />
Krankheitsbildern. Oftmals werden auch die Weiterbildungsveranstaltungen<br />
der Ehrenamtlichen für die<br />
Kursteilnehmer genutzt.<br />
Nicht alle Kursteilnehmer machen die Ausbildung bis zu Ende.<br />
Etwa ein Drittel steigt vorher aus. Manche, weil sich ihre<br />
Lebensumstände ändern – etwa durch Aufnahme einer neuen<br />
Arbeit, Umzug oder Schwangerschaft - manche, weil sie mit<br />
dem Medium Telefon nicht zurecht kommen. Sie vermissen<br />
Jahresbericht 2010 Telefonseelsorge 25<br />
das d<strong>ir</strong>ekte Gegenüber im Gespräch. Es kommt aber auch<br />
vor, dass die Kursleiter oder –teilnehmerinnen jemanden als<br />
nicht geeignet empfinden. Hier muss dann für die Betroffenen<br />
nach einer anderen Möglichkeit einer ehrenamtlichen Tätigkeit<br />
gesucht werden.<br />
Nach Beendigung des Kurses unterschreiben die Teilnehmer<br />
eine Verschwiegenheitserklärung über die Anonymität des<br />
Ortes, der Mitarbeiter und der Anrufenden und verpflichten<br />
sich, für drei Jahre am Telefon mitzuarbeiten. Jedes Jahr<br />
Anfang Dezember werden die neuen Ehrenamtlichen in einem<br />
Gottesdienst in ihren Dienst am Telefon eingeführt. Sie<br />
können nun selbständig als Ehrenamtliche Gespräche führen.<br />
In der ersten Zeit gibt es noch eine intensive Begleitung durch<br />
die Ausbilder. Auch die Gruppe bleibt noch ein Vierteljahr<br />
zusammen. Später verteilen sie sich dann auf die bereits<br />
bestehenden Supervisionsgruppen.<br />
Die fertig ausgebildeten Ehrenamtlichen können jederzeit die<br />
Angebote an Einzel- und Gruppensupervision sowie an den<br />
Weiterbildungen der Telefonseelsorge teilnehmen.<br />
Susanne Straßberger I Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising<br />
Steffi Brachmann, Agenturleiterin<br />
Walnußweg 1 . 04249 <strong>Leipzig</strong><br />
Telefon 0341 4250584 . Fax 4250588<br />
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26 Jahresbericht 2010 Wohnungslosenhilfe<br />
Wohnungslosenhilfe<br />
<strong>Leipzig</strong>er Oase bietet sinnvolle<br />
Tätigkeiten für Langzeitarbeitslose<br />
und Gäste.<br />
Dieter Hentschel, 54 Jahre alt, war schon von 1990 bis 1999<br />
Gast der <strong>Leipzig</strong>er Oase. Der gelernte Baufacharbeiter war<br />
nach der Wende in ein tiefes Loch gefallen. Er verlor seinen<br />
Job und seine Familie und flüchtete wie so viele in den<br />
Alkohol. 10 Jahre hat er auf der Straße gelebt. In der Oase –<br />
damals noch im alten Quartier – hat er sich regelmäßig<br />
aufgewärmt und et<strong>was</strong> zu essen bekommen. 1999 erschien<br />
ein Artikel in der Zeitung über sein Leben. Dies war für ihn Anlass,<br />
die vergangenen Jahre zu überdenken und eine Änderung<br />
herbeizuführen. Er hörte ohne jede fremde Hilfe von<br />
einem Tag auf den anderen Tag auf zu trinken und verbrachte<br />
die folgenden drei Jahre auf einem Bauernhof – weg von<br />
<strong>Leipzig</strong>, weg von den alten Kumpanen. Später kehrte er<br />
wieder zurück in seine Heimatstadt, auch zurück in die Oase,<br />
die ihm eine Art Heimat geworden war. Dies fiel in die Zeit, als<br />
die Oase ihr neues Quartier mit ehrenamtlicher Mitarbeit der<br />
Gäste aus- und umbaute. Eine sinnvolle Betätigung zu haben,<br />
kam ihm gerade recht, und so machte Dieter Hentschel<br />
regelmäßig mit – immerhin war er als gelernter Maurer einer<br />
vom Fach.<br />
Inzwischen hat er längst wieder eine eigene Wohnung, lebt<br />
von Hartz IV. Eine Anstellung zu finden ist für ihn aufgrund<br />
seines Alters äußerst schwer. Seit 2006 arbeitet er ehrenamtlich<br />
im Lager der Oase mit. Sein Aufgabengebiet sind die<br />
Lebensmittelspenden. Diese muss er sortieren und in Listen<br />
erfassen. Mit der Küche spricht er ab, <strong>was</strong> sofort verbraucht<br />
w<strong>ir</strong>d und <strong>was</strong> eingefroren werden muss, und danach stellt er<br />
dann die notwendigen Lebensmittel für den täglichen Bedarf<br />
der Küche bereit. Diese Arbeit macht er gern. Und er sitzt<br />
nicht zu Hause herum, sondern kommt unter Leute.<br />
Diese Tätigkeit umfasst 56 Stunden im Monat, 4 Monate im<br />
Jahr sogar 70 Stunden. Von der Tauris Stiftung e.V., einer<br />
Stiftung zur Förderung ehrenamtlicher und gemeinnütziger<br />
Tätigkeiten Langzeitarbeitsloser, bekommt er eine Aufwandsentschädigung<br />
von 78 Euro, in den Monaten mit 70 Stunden<br />
89 Euro. Das ist nicht viel, aber immerhin kann er davon seine<br />
Fahrtkosten bezahlen und ein paar zusätzliche Anschaffungen<br />
(Kleidung, Schuhe etc.), die er für die Arbeit in der Oase<br />
Dieter Hentschel bei der Arbeit im Lager der <strong>Leipzig</strong>er Oase<br />
braucht. Leider läuft die Förderung von Tauris zum 15.<br />
Dezember 2010 aus. Dann weiß er nicht, ob er sich die<br />
ehrenamtliche Arbeit in der Oase noch „leisten“ kann...<br />
So wie Dieter Hentschel geht es vielen Ehrenamtlichen in der<br />
Oase. Nur zwei der regelmäßig arbeitenden Ehrenamtlichen<br />
können ohne Probleme auf jegliche Aufwandsentschädigung<br />
verzichten, darunter eine promovierte Mathematikerin im<br />
Ruhetand, die regelmäßig in der Küche aushilft, und eine<br />
Friseuse, die den Gästen unentgeltlich die Haare schneidet.<br />
Insgesamt sieben werden zur Zeit (Stand Oktober 2010) von<br />
Tauris gefördert, davon sind vier ehemalige Gäste der Oase.<br />
Neun weitere bekommen eine Aufwandsentschädigung von<br />
der Bürgerstiftung. Ohne deren ehrenamtliche Tätigkeit würde<br />
die Arbeit in Küche und Lager gar nicht funktionieren. Für die<br />
Ehrenamtlichen ist diese Tätigkeit und die Aufwandsentschädigung,<br />
so gering sie auch ist, auch ein Anreiz, sich wieder an<br />
regelmäßige Arbeit zu gewöhnen und ihre handwerklichen<br />
oder sozialen Kompetenzen zu trainieren. Ein Großteil der<br />
Ehrenamtlichen sind Hartz-IV-Empfänger und auf jeden Cent<br />
angewiesen. Mit dem Wegfall der Förderung für die Aufwandsentschädigung<br />
steht ihr ehrenamtliches Engagement auf<br />
dem Spiel. Weil sie es sich nicht mehr leisten können. Hier<br />
muss auch für die Zukunft eine Lösung gefunden werden.<br />
Susanne Straßberger I Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising
Parallelwelten<br />
Erster Diakonischer<br />
Jugendtag in <strong>Leipzig</strong><br />
Am 7. Mai 2010 fand der erste Diakonische Jugendtag in<br />
<strong>Leipzig</strong> statt. Organisiert worden war er von der <strong>Diakonie</strong><br />
<strong>Leipzig</strong> und der Evangelischen Jugend <strong>Leipzig</strong>. 40 Jugendliche<br />
aus ganz <strong>Leipzig</strong> im Alter von 13 bis 18 Jahren haben<br />
daran teilgenommen. An diesem Tag hatten sie die Möglichkeit,<br />
eine soziale Einrichtung in <strong>Leipzig</strong> hautnah zu erleben,<br />
mitzuarbeiten, Bedürftige zu begleiten, mit Mitarbeitern ins<br />
Gespräch zu kommen, dabei und mittendrin zu sein in der<br />
sozialen Arbeit in all ihrer Vielfalt.<br />
Was geht, wenn es nur mit Hilfe geht? In welcher Gesellschaft<br />
will ich leben? Die Begegnung mit Problemen wie Benachteiligung,<br />
sozialer Ausgrenzung, Armut und Lebensw<strong>ir</strong>klichkeiten<br />
von sozial schwachen Menschen, Alter und Behinderung hat<br />
bei vielen der Teilnehmer das Nachdenken über Gesellschaftsentwürfe<br />
befördert.<br />
Die Jugendlichen haben einen Eindruck von sozialer Arbeit<br />
bekommen. Für manche mag dies der Anstoß sein, sich<br />
selbst ehrenamtlich zu engagieren, ein Freiwilliges Soziales<br />
Jahr zu absolvieren oder einen Beruf im sozialen Bereich zu<br />
ergreifen.<br />
Marie Simmat, 18 Jahre, beschreibt ihre Erfahrungen an<br />
diesem Tag in der Wohnungsloseneinrichtung „<strong>Leipzig</strong>er<br />
Oase“: „Ich fand es sehr interessant festzustellen, wie viele<br />
Menschen eigentlich Hilfe brauchen und wie wenig man<br />
selbst im alltäglichen Leben von der Arbeit in diakonischen<br />
Einrichtungen erfährt. Besonders die OASE fand ich sehr<br />
interessant, auch weil es nicht die typische Institution ist, an<br />
die man denkt, wenn man über <strong>Diakonie</strong> spricht. Die meisten<br />
kennen nur Altersheime oder Behindertenwerkstätten und<br />
dieser Jugendtag gibt allen, die daran teilnehmen, Einblick in<br />
vielleicht völlig unbekannte Probleme anderer Menschen. Es<br />
hat m<strong>ir</strong> gut gefallen, dass ich alle verschiedenen Bereiche in<br />
der Oase kennen lernen konnte. Das waren z.B. die Arbeit in<br />
der Kleiderkammer für Obdachlose, in der Werkstatt und das<br />
Helfen in der Küche. Ich kann m<strong>ir</strong> jetzt viel besser ein Bild<br />
davon machen, wie viele Menschen eigentlich bedürftig sind,<br />
und dass man die meisten im öffentlichen Leben so gut wie<br />
Jahresbericht 2010 Diakonischer Jugendtag 27<br />
gar nicht wahrnimmt. Die Mitarbeiter waren alle sehr entgegenkommend<br />
und extrem sympathisch und man konnte von<br />
ihnen viel über die Arbeit und die Menschen erfahren. Die<br />
Tatsache, dass viele der Mitarbeiter ehrenamtlich dort arbeiten,<br />
hat mein Interesse geweckt, mich auch mal auf diese<br />
Weise zu engagieren. Ich finde es wichtig, dass Menschen,<br />
denen es gut geht, andere, denen es schlechter geht, unterstützen.<br />
Das halte ich in einer Gesellschaft für äußerst wichtig.<br />
Der Chef der Oase hat mich angefragt, ob ich Lust hätte, bei<br />
der nächsten Geburtstagsfeier, die einmal im Monat für die<br />
Geburtstagskinder des Monats gemacht w<strong>ir</strong>d, zusammen mit<br />
der Praktikantin Lieder mit Gitarre zu begleiten. Ich habe<br />
natürlich zugesagt und freue mich schon sehr, alle wieder zu<br />
sehen. Dass es in der heutigen Zeit solche Parallelwelten gibt,<br />
ist, denke ich, schwer zu vermeiden. Trotzdem sollte man<br />
darauf achten, die anderen nie aus den Augen zu verlieren.<br />
Der Tag hat m<strong>ir</strong> in soweit geholfen, dass ich jetzt in Zukunft<br />
mit offeneren Augen durch das Leben gehen werde und<br />
gesellschaftliche Probleme besser wahrnehmen kann und<br />
nicht einfach an m<strong>ir</strong> abperlen lasse.“<br />
Nach dem Tag in den verschiedenen Einrichtung trafen sich<br />
alle Jugendlichen am Veranstaltungsort (Gemeindehaus der<br />
Bethlehem K<strong>ir</strong>chgemeinde, Kurt-Eisner Straße 22), um das<br />
Erlebte zu reflektieren und den Tag mit Abendessen, Musik<br />
und geselligem Beisammensein ausklingen zu lassen. Der<br />
Diakonische Jugendtag war ein voller Erfolg für alle Beteiligten<br />
und soll in den kommenden Jahren wiederholt werden.
28 Jahresbericht 2010 Spenden helfen weiter<br />
Spenden helfen weiter<br />
W<strong>ir</strong> danken für alle großen<br />
und kleinen Spenden.<br />
Ein ganz herzliches Dankeschön geht an alle, die uns mit<br />
einer Spende unterstützt haben. Viele Menschen spenden<br />
regelmäßig einen Betrag an unser Werk bzw. an eine spezielle<br />
Einrichtung, andere unterstützen gezielt ein besonderes<br />
Projekt, das ihnen besonders am Herzen liegt. Auch viele<br />
Gewerbebetriebe sowie Banken haben uns Spendengelder<br />
zukommen lassen. Dafür sind w<strong>ir</strong> ebenfalls sehr dankbar. Da<br />
es nicht möglich ist, sie alle aufzuzählen, verzichten w<strong>ir</strong> der<br />
Gerechtigkeit halber an dieser Stelle auf die Nennung der<br />
F<strong>ir</strong>men.<br />
Das gesamte Spendenvolumen liegt mit ca. 300.000 Euro<br />
leicht über demErgebnis des Vorjahres. Angesichts w<strong>ir</strong>tschaftlich<br />
schwerer Zeiten können w<strong>ir</strong> damit zufrieden sein, werden<br />
jedoch nicht nachlassen in unserem Bemühen, das Spendenaufkommen<br />
zu erhöhen.<br />
Im Berichtszeitraum haben w<strong>ir</strong> drei zentrale Mailing-Aktionen<br />
durchgeführt. Dabei haben w<strong>ir</strong> Spendenaufrufe für einen ganz<br />
bestimmten Spendenzweck an unsere Mitglieder und Freunde<br />
geschickt. Einige Einrichtungen haben auch selbst Spenden<br />
gesammelt, von F<strong>ir</strong>men und Geschäftspartnern, aber auch<br />
Freunden und Nachbarn der Einrichtung.<br />
Dezember 2009: Aufruf für die Ambulanten Hilfen für Menschen<br />
mit Behinderungen. Über 3.000 Euro sind dafür<br />
überwiesen worden. Mit dem Geld werden die Freizeitangebote<br />
sowie der Zugang für Rollstuhlfahrer im Haus der<br />
Stadtmission verbessert.<br />
März 2010: Aufruf für die Jugendhilfe – Betreutes Mutter/<br />
Vater-Kind-Wohnen. Hierfür wurden ebenfalls 3.000 Euro über<br />
den Spendenaufruf gesammelt, dazu kommen 750 Euro, die<br />
uns von F<strong>ir</strong>men überwiesen worden sind. Von dem Geld<br />
werden Spielgeräte für das Außengelände dieser Einrichtung<br />
angeschafft. Im Betreuten Mutter/Vater-Kind-Wohnen leben<br />
zur Zeit zehn jugendliche Mütter/Väter mit ihren kleinen<br />
Kindern. Sie werden bei der Gestaltung ihres Lebens von<br />
Erziehern und Sozialarbeitern betreut und auf ein selbständiges<br />
Leben mit ihren Kindern vorbereitet.<br />
Das Spendenvolumen<br />
2009 liegt mit ca.<br />
300.000 Euro leicht über<br />
dem Ergebnis des<br />
Vorjahres.<br />
Sommer 2010: der Aufruf für die Kindertagesstätte Nathanael<br />
erbrachte über 4.000 Euro. Dazu kommen insgesamt 1850<br />
Euro von verschiedenen F<strong>ir</strong>men, u.a. aus dem „Gewinnsparen“<br />
der Volksbank Leizig eG. Auch dieses Geld w<strong>ir</strong>d für den<br />
Bau der Außenanlagen, für Klettergeräte, Kinderfahrzeuge<br />
und anderes Spielzeug verwendet.<br />
Anlässlich ihrer Hochzeit hat ein junges Paar Spenden in<br />
Höhe von 2.400 Euro für unsere Schulsozialarbeit gesammelt.<br />
Bei der Schulsozialarbeit werden Kinder und Jugendliche mit<br />
starken Verhaltensauffälligkeiten und Schulproblemen in den<br />
Regelschulen bzw. in speziellen Förderschulen von speziell<br />
ausgebildeten Sozialarbeitern begleitet. Sie helfen in Krisen,<br />
unterstützen Eltern, Lehrer und Kinder bei der Bewältigung<br />
des Schulalltags und suchen bei Konflikten nach gemeinsamen<br />
Lösungen. Unser herzlicher Dank gilt dem Hochzeitspaar<br />
und allen Spendern.<br />
Die <strong>Leipzig</strong>er Oase erhielt wieder die nötigen Sachspenden<br />
(Lebensmittelspenden) von verschiedenen F<strong>ir</strong>men und Läden.<br />
Darüber hinaus wurde sie auch mit Geldspenden bedacht.<br />
Immer wieder werden Sammlungen und Kollekten von<br />
K<strong>ir</strong>chgemeinden an die <strong>Leipzig</strong>er Oase überwiesen – so zum<br />
Beispiel anlässlich des Erntedank-Festes.<br />
Die Ausschüttung der Zweckerträge aus dem Verkauf von<br />
PS-Losen der Sparkasse <strong>Leipzig</strong> brachte 2.500 Euro für<br />
unser Psychosziales Gemeindezentrum Blickwechsel ein. Das<br />
Geld fließt in die Bürgerwerkstatt für die Anschaffung von<br />
neuen Materialien. Bei der Bürgerwerkstatt des PSGZ Blickwechsel<br />
können Menschen mit psychischen Krankheiten eine<br />
sinnvolle Beschäftigung finden.<br />
W<strong>ir</strong> danken den vielen Spendern, die uns regelmäßig oder<br />
sporadisch mit Geld- und Sachspenden, aber auch durch<br />
ehrenamtliches Engagement unterstützen. W<strong>ir</strong> werden auch<br />
weiterhin darauf angewiesen sein.<br />
Susanne Straßberger I Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising
Wenn der Richter<br />
gesprochen hat<br />
Sozialstunden in unseren<br />
Einrichtungen<br />
Für die umgangssprachlich „Sozialstunden“ genannte<br />
gemeinnützige Arbeit kann es viele Gründe geben. Zum einen<br />
kann das Jugendgericht mit diesen Sozialstunden als Erziehungsmaßnahme<br />
auf eine Straftat eines Jugendlichen oder<br />
Heranwachsenden reagieren. Diese Erziehungsmaßregeln<br />
gelten dann nicht als Strafe, sondern stellen vielmehr Gebote<br />
oder Verbote dar, die sich auf die Lebensführung der Jugendlichen<br />
ausw<strong>ir</strong>ken sollen. Aber auch erwachsene Straftäter<br />
können bei kleineren Delikten ihre Strafe „abarbeiten“ oder<br />
sogar mit dem Angebot einer gemeinnützigen Tätigkeit die<br />
(vorläufige) Einstellung des Strafverfahrens erreichen.<br />
In vielen unserer Einrichtungen (Pflegeheime, Wohnstätten für<br />
Menschen mit Behinderungen, Kindertagesstätten) leisten<br />
Männer und Frauen solche Sozialstunden ab. Oft sind<br />
wiederholtes Schwarzfahren mit der Straßenbahn oder<br />
Verkehrsdelikte der Grund für die Strafe, oder aber eine uneinbringliche<br />
Geldstrafe w<strong>ir</strong>d in Sozialstunden umgewandelt.<br />
Manche der Einrichtungen beschäftigen mehrere Personen<br />
gleichzeitig, in anderen ist nur von Zeit zu Zeit mal eine<br />
Person tätig. Auch die Anzahl der abzuleistenden Stunden<br />
differiert stark – von 20 bis 800 Stunden. Die Männer und<br />
Frauen arbeiten in der Regel in der Hausw<strong>ir</strong>tschaft (z.B.<br />
Reinigung der Räume), in Hof und Garten oder sie werden<br />
dem entsprechenden Hausmeister zugeordnet. Immer ist<br />
jemand der Hauptangestellten für sie da, so dass sie niemals<br />
allein in einer Einrichtung unterwegs sind. Das Ableisten von<br />
Sozialstunden hat neben dem Strafgedanken für viele auch<br />
den Sinn, in eine geregelte Tätigkeit zu führen. Für unsere<br />
Einrichtungen sind sie zum Teil eine zusätzliche Arbeitskraft,<br />
es muss aber auch Zeit und Energie in die Anleitung, Betreuung<br />
und Begleitung ihrer Tätigkeiten gesteckt werden. Immer<br />
wieder passiert es, dass jemand einfach nicht mehr kommt<br />
oder wegen unangebrachtem Verhalten weggeschickt werden<br />
muss. Es gibt aber auch viele positive Beispiele. Nicht selten<br />
geschieht es sogar, dass die Sozialstundenableistenden<br />
später noch freiwillig den Kontakt zur Einrichtung halten und<br />
sogar ehrenamtlich weiter arbeiten. So bietet zum Beispiel ein<br />
ehemaliger Sozialstundenableister jetzt regelmäßig Spielstunden<br />
mit der Spielkonsole Wii im Pflegeheim Albert Schweitzer<br />
Jahresbericht 2010 Sozialstunden in unseren Einrichtungen 29<br />
an – auf Ehrenamtsbasis. Manche der Delinquenten haben<br />
eine Berufsausbildung und damit spezielle Fähigkeiten und<br />
Kenntnisse, die sie einsetzen können. Häufig sind aber auch<br />
Alkoholprobleme mit im Spiel. Hier besteht die Möglichkeit,<br />
die Angebote vom „Blauen Kreuz“ in Anspruch zu nehmen,<br />
um das Alkoholproblem bewältigen und beim Beschäftigungsprojekt<br />
der Suchtberatungsstelle Blaues Kreuz „Beta“<br />
mitzuarbeiten. Bei Beta arbeiten suchtkranke Menschen<br />
regelmäßig und freiwillig in einer angeleiteten Gruppe zusammen.<br />
Sie führen handwerkliche Tätigkeiten aus sowie Ausbesserungsarbeiten<br />
für die unterschiedlichen Einrichtungen<br />
unseres Werkes. So sind sie beispielsweise maßgeblich<br />
beteiligt am Bau der Außenspielanlage der Stationären<br />
Jugendhilfe in der Martinstraße.<br />
Es gibt Bewährungshelfer, die ihre „Schützlinge“ gezielt in die<br />
Einrichtungen der <strong>Diakonie</strong> schicken, und es gibt Straftäter,<br />
die erst hier wieder lernen, eine regelmäßige Tätigkeit auszuüben.<br />
Unsere Einrichtungen haben sozusagen einen „guten<br />
Ruf“ – sowohl bei den Angestellten der Justiz als auch in den<br />
„Kreisen“ derer, die immer mal wieder straffällig werden.<br />
Wichtig ist, dass sie eine sinnvolle Tätigkeit haben, sich hier<br />
gut aufgehoben fühlen und als Mensch angenommen und<br />
respektiert und nicht verurteilt werden. Im Projekt Beta finden<br />
sie eine klare Aufgabenstruktur und eine gute Arbeitsanleitung<br />
durch den Vorarbeiter der Gruppe, aber auch ein Gehör für<br />
ihre sozialen und menschlichen Sorgen und Nöte durch<br />
Menschen, die in einer ähnlichen Situation stecken oder<br />
selbst ähnliche Probleme erlebt haben.<br />
Susanne Straßberger I Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising
30 Jahresbericht 2010 Kennen Sie die <strong>Diakonie</strong>?<br />
<strong>Diakonie</strong> bekannt wie<br />
noch nie<br />
Kampagnen und gemeinsmaes<br />
Erscheinungbild zeigen<br />
W<strong>ir</strong>kung<br />
Die meisten Leser dieses Artikels kennen die Plakatwerbung<br />
der <strong>Diakonie</strong> in Deutschland. Oft schon wurde ich gefragt, ob<br />
denn die <strong>Diakonie</strong> so zahlungskräftig ist und sich solche<br />
kostenintensive Werbung im öffentlichen Raum leisten kann.<br />
„Was das wohl kostet und <strong>was</strong> das bringen soll…?“<br />
Seit 2003 macht die <strong>Diakonie</strong> mit drei Plakat- und Anzeigenkampagnen<br />
in Städten und Gemeinden bundesweit darauf<br />
aufmerksam, für welche Werte, Hilfefelder und Angebote sie<br />
steht. Eine repräsentative Befragung im Jahr 2001 hatte<br />
ergeben, dass die <strong>Diakonie</strong> in unserer Gesellschaft ein hohes<br />
Ansehen genießt, ihr Bekanntheitsgrad jedoch unter dem<br />
anderer Wohlfahrtsorganisationen liegt. Nun, 2010, wurde das<br />
Marktforschungsinstitut aexea aus <strong>Leipzig</strong> mit einer neuen<br />
Studie beauftragt, und die Ergebnisse können sich sehen<br />
lassen.<br />
Danach hat die Telefonbefragung ergeben, dass 92 Prozent<br />
der Deutschen die <strong>Diakonie</strong> kennen. Der Abstand zur Caritas<br />
(96 Prozent) hat sich deutlich verringert. Diese 92 Prozent sind<br />
zehn Prozent mehr als 2005. Vor allem bei uns in den neuen<br />
Bundesländern und auch bei jungen Menschen konnten<br />
deutliche Verbesserungen in der Bekanntheit erzielt werden.<br />
Diese Steigerung schafft der Studie zufolge keine andere<br />
Wohlfahrtorganisation.<br />
Warum ist Bekanntheit eigentlich so wichtig?<br />
Man kann aber auch fragen: „Was nützt es, Leistungen und<br />
Angebote in hoher Qualität zu entwickeln, wenn man diese<br />
nicht öffentlich bekannt macht und anbietet, diese zu nutzen.<br />
Bei der Inanspruchnahme von sozialen Dienstleistungen<br />
verhalten w<strong>ir</strong> Menschen uns genauso wie beim Konsum von<br />
Waren und Produkten. W<strong>ir</strong> orientieren uns an den Marken, die<br />
uns bekannt sind.<br />
Michael Handrick, der Referent der <strong>Diakonie</strong> für Kampagnenmanagement<br />
und Markenkommunikation beschreibt das so:<br />
„Nur wer eine klar profilierte Marke kommuniziert, erzielt<br />
Bekanntheit. Nur wer bekannt ist, schafft Vertrauen. Nur wer<br />
Vertrauen besitzt, erreicht Zielgruppenbildung. Das w<strong>ir</strong>kt sich<br />
beispielweise beim Spenden aus oder beim ehrenamtlichen<br />
Engagement – aber nicht nur dort. Verkürzt könnte man<br />
sagen: Nur wer eine bekannte Marke ist, die für Qualität ihres<br />
Angebotes steht, erhält die optimale Unterstützung. Und das<br />
gilt beispielweise auch für das anwaltschaftliche Lobbying der<br />
<strong>Diakonie</strong> – denn auch hier w<strong>ir</strong>ken die Kampagnen unterstützend.“<br />
Wie werden diese Plakat- und Anzeigenkampagnen finanziert?<br />
Diese große Medienpräsenz konnte sich der Bundesverband<br />
der <strong>Diakonie</strong> nur leisten, weil viele Medialeistungen gesponsert<br />
wurden (z.B. Anzeigenschaltung im Spiegel, Städtewerbung).<br />
So stehen der Ausgabenseite von 400.000 Euro ein<br />
Gegenwert an gesponserten Werbeleistungen von 17,6 Mio.<br />
Euro gegenüber. Das heißt, jeder von der Bundesdiakonie in<br />
die Kampagne investierte Euro hat einen Gegenwert von 44<br />
Euro.
Auch das einheitliche Erscheinungsbild der <strong>Diakonie</strong> trägt<br />
maßgeblich zur gesteigerten Bekanntheit und den Erfolg der<br />
Plakat- und Anzeigenkampagnen bei.<br />
Es erhöht die Wahrnehmbarkeit und Wiedererkennbarkeit der<br />
<strong>Diakonie</strong> – und die 20 Landesverbände, 76 Fachverbände und<br />
28.000 Einrichtungen in Deutschland können ihre Zugehörigkeit<br />
zeigen und zugleich ihre Eigenständigkeit unterstreichen.<br />
So kommt diese erfreuliche und wichtige „Vielfalt für das<br />
Leben“ unter einem Dach erst richtig zur Geltung. Ein schlüssiges<br />
gemeinsames Auftreten diakonischer Einrichtungen in<br />
<strong>Leipzig</strong> genauso wie in Hamburg und anderswo in Deutschland<br />
ist die Grundlage für das weitere Wachsen der Bekanntheit<br />
der <strong>Diakonie</strong> und ihrer Angebote für die Menschen der<br />
Region.<br />
Die gesamte Auswertung der F<strong>ir</strong>ma aexea finden Sie im<br />
Internet unter www.diakonie-leipzig.de > Mitarbeiterservice.<br />
Matthias Möller I Öffentlichkeitsarbeit<br />
Jahresbericht 2010 Kennen Sie die <strong>Diakonie</strong>? 31
32 Jahresbericht 2010 W<strong>ir</strong>tschaftsbericht<br />
W<strong>ir</strong>tschaftsbericht<br />
1. Grundsätzliche Überlegungen<br />
Die krisenhafte Entwicklung der Gesamtw<strong>ir</strong>tschaft wurde mit<br />
einer Minderung der W<strong>ir</strong>tschaftsleistung um rd. 5 % in<br />
Deutschland 2009 akut. Diese Verminderung der gesamtw<strong>ir</strong>tschaftlichen<br />
Leistung und damit auch der Steuerkraft in<br />
Deutschland w<strong>ir</strong>d sich für unser Werk in unterschiedlicher<br />
Weise niederschlagen.<br />
Verstärkt w<strong>ir</strong>d Subsidiarität in Politik und Verwaltung zunehmend<br />
darin gesehen, dass freigemeinnützige Organisationen<br />
Leistungen kostengünstiger erbringen könnten als staatliche<br />
Organisationen. Es ist <strong>ir</strong>rig, anzunehmen, dass Mitarbeitende<br />
freigemeinnütziger Wohlfahrtsverbände gleiche Leistung zu<br />
geringeren Entgelten erbringen als im öffentlichen Sektor,<br />
obwohl die Arbeitsplätze dort erheblich sicherer sind. Gleiche<br />
Leistung verdient gleiches Entgelt.<br />
Auch fordern leitende Mitarbeitende der Kostenträger nur in<br />
allgemeinen Aussagen die Absenkung der Standards sozialer<br />
Versorgung. W<strong>ir</strong>d allerdings über konkrete Einzelprojekte<br />
verhandelt, so werden w<strong>ir</strong> meist darauf verwiesen, gerade<br />
dort sei Absenkung von Standards nicht möglich. Der Finanzrahmen<br />
allerdings, der uns zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben<br />
gewährt w<strong>ir</strong>d, w<strong>ir</strong>d tendentiell eingeschränkt. Diesbezüglich<br />
wünschen w<strong>ir</strong> uns mehr Ehrlichkeit in Politik und Verwaltung.<br />
Die an dieser Stelle in den Vorjahren getätigten weiteren<br />
Aussagen gelten leider fort.<br />
Verstärkt hören w<strong>ir</strong>, insbesondere aus der Politik, die Forderung<br />
nach Ausschreibung auch sozialer Leistungen. Dazu<br />
erlauben w<strong>ir</strong> uns den Hinweis, dass auch in volksw<strong>ir</strong>tschaftlicher<br />
Forschung und Lehre sehr kontrovers diskutiert w<strong>ir</strong>d, ob<br />
Marktmechanismen bei Erbringung sozialer Leistungen<br />
sinnvoll eingesetzt werden können.<br />
2. Geschäftsverlauf<br />
In diesem Jahr konnten w<strong>ir</strong> - trotz der Ausw<strong>ir</strong>kungen der<br />
Finanz- und W<strong>ir</strong>tschaftskrise einerseits und sich verändernden<br />
inhaltlichen Erfordernisse wie der steigenden Anzahl<br />
von Menschen mit Demenz in den Pflegeheimen und mehr<br />
Klienten mit kreativem Verhalten in verschiedenen Einrichtungen<br />
andererseits - die ordentlichen Erträge der zu unserem<br />
Werk gehörenden Einrichtungen um rund 4,6 Prozent steigern.<br />
Der Anstieg der Sachaufwendungen blieb mit 4,4<br />
Prozent ebenso wie das Wachstum der Personalaufwendungen<br />
leicht hinter dem Ertragszuwachs zurück.<br />
Die vollstationären Plätze unserer Pflegeheime waren mit<br />
über 97 Prozent noch gut ausgelastet. Die Auslastung<br />
sichern w<strong>ir</strong> durch Angebote zur seelsorgerlichen Betreuung,<br />
durch Spezialisierung und Individualisierung der Betreuung<br />
sowie weitere bauliche Verbesserungen. Im Berichtsjahr nahm<br />
die Zahl jüngerer pflegebedürftiger Menschen in einigen<br />
unseren Einrichtungen zu. Den daraus sich ergebenden<br />
Herausforderungen begegnen w<strong>ir</strong> durch entsprechende<br />
Weiterbildung unserer Mitarbeitenden. Der ambulante Pflegedienst<br />
hat seine Leistungen stark erhöhen können, die<br />
angestrebten w<strong>ir</strong>tschaftlichen Ziele aber noch nicht erreicht.<br />
Im Jahr 2009 verzeichneten w<strong>ir</strong> in den Wohnstätten für<br />
Menschen mit (geistigen) Behinderungen eine Auslastung von<br />
über 98 %, die allerdings zwischen den Häusern stark variiert.<br />
Die Wohnstätte „Heinz Wagner, Haus 1“ w<strong>ir</strong>d nicht in einem<br />
der Kapazität des Hauses entsprechenden Maße durch das<br />
Jugendamt der Stadt <strong>Leipzig</strong> „gefüllt“, das heißt, es werden<br />
nicht genügend Kinder und Jugendliche in diese Einrichtung<br />
vermittelt. Andererseits dulden das Sächsische Staatsministerium<br />
für Soziales und der Kommunale Sozialverband keine<br />
Veränderung der Belegungskonzeption. Damit werden w<strong>ir</strong><br />
sozusagen unverschuldet auf der schlechten Auslastung des
Hauses sitzen gelassen. Das w<strong>ir</strong>tschaftliche Risiko staatlichen<br />
und kommunalen Handelns haben damit w<strong>ir</strong> und unsere<br />
Mitarbeitenden zu tragen.<br />
Das zweifelsohne gut gemeinte, aber praxisferne Wohn- und<br />
Betreuungsvertragsgesetz entwickelt sich auf Grund seines<br />
übermäßigen Verwaltungsaufwandes zu einer Belastung für<br />
unsere Verwaltung. So muss bei jeder notwendigen kleinen<br />
Veränderung des Vertrages ein komplett neuer Vertrag<br />
aufgesetzt werden. Diese in unseren Augen übertriebene<br />
Bürokratie bindet unsere Personalkosten, die an anderer<br />
Stelle, nämlich bei der Betreuung der Menschen, fehlen. Der<br />
Nutzen für die Bewohner ist mehr als fraglich.<br />
Die Leistung in unseren drei Lindenwerkstätten konnte trotz<br />
schwieriger werdender w<strong>ir</strong>tschaftlicher Rahmenbedingungen<br />
mit ca. 1.043 T€ (netto) fast konstant gehalten werden. Der<br />
Anteil der für Einrichtungen unseres Werkes erbrachten<br />
Leistungen lag im Berichtsjahr bei über 11 Prozent des<br />
Gesamtumsatzes der Werkstatt.<br />
Integration und Verzahnung der Angebote der Ev. Lebensberatung,<br />
der Ev. Jugendhilfe, der K<strong>ir</strong>chenbez<strong>ir</strong>kssozialarbeit<br />
und weiterer Beratungsangebote werden durch den gemeinsamen<br />
Standort in der Stadtmitte <strong>Leipzig</strong>s (<strong>Diakonie</strong> im<br />
Zentrum) ermöglicht, dies kommt den Hilfe und Rat suchenden<br />
Menschen zu Gute. In unserer stationären Jugendhilfe,<br />
die neue Räume bezog, nahm die Tendenz zur Aufnahme von<br />
Eltern oder Müttern mit Kleinstkindern zu. Bei Neubesetzung<br />
von Arbeitsplätzen in den Kindertageseinrichtungen spürten<br />
Jahresbericht 2010 W<strong>ir</strong>tschaftsbericht 33<br />
w<strong>ir</strong> den Mangel an Erzieherinnen, konnten jedoch bisher alle<br />
freien Stellen besetzen.<br />
Unsere Suchtberatungs- und Behandlungsstelle wurde<br />
stärker in Anspruch genommen, die öffentlichen Stellen haben<br />
jedoch die Finanzierung nicht im gleichen Maße wachsen<br />
lassen, so dass weniger Zeit für Prävention und individuelle<br />
Betreuung blieb. In unseren Wohnstätten reagierten w<strong>ir</strong> auf<br />
Probleme, die aus der Kombination von Alkoholabhängigkeit<br />
und geistiger Behinderung entstehen.<br />
In unseren Einrichtungen für obdachlose und von Obdachlo-<br />
sigkeit bedrohte Menschen w<strong>ir</strong>d der Einsatz von Klienten als<br />
ehrenamtliche Helfer immer problematischer. Dieses Konzept<br />
setzt einen stabilen Kern an Stammkräften voraus, der<br />
allerdings durch die prekäre Finanzierungssituation kaum<br />
gegeben ist.<br />
Am 31.12.2009 waren 919 Menschen in unserem Werk<br />
beschäftigt, von denen allerdings 53 langfristig abwesend<br />
waren. Die verbleibenden 866 Personen füllten fast 697<br />
Vollzeitarbeitsplätze aus.<br />
Im Jahr 2009 wandten w<strong>ir</strong> etwa 94 T€ für Fort- und Weiterbildung<br />
sowie Supervision auf.<br />
Die Möglichkeiten der Beschäftigungsförderung nutzen w<strong>ir</strong>,<br />
dabei verzeichneten w<strong>ir</strong> überwiegend positive Erfahrungen,<br />
teils konnten w<strong>ir</strong> Übernahmen in dauerhafte Arbeitsverhältnisse<br />
vornehmen. Zum Ende des Jahres 2009 gaben w<strong>ir</strong> 12<br />
Auszubildenden in unseren Pflegeheimen die Möglichkeit, den
34 Jahresbericht 2010 W<strong>ir</strong>tschaftsbericht<br />
praktischen Teil ihrer Ausbildung zu absolvieren. Unsere<br />
Beschäftigungspflichten nach dem Schwerbehindertenrecht<br />
haben w<strong>ir</strong> eingehalten.<br />
Unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken w<strong>ir</strong> für ihre<br />
engagierte Leistung, die innerhalb wie außerhalb unseres<br />
Werkes hoch geschätzt w<strong>ir</strong>d.<br />
3. Vermögens- und Finanzlage<br />
Das langfristig gebundene Vermögen unseres Werkes in Höhe<br />
von fast 63,9 Mio. € ist durch Eigenkapital (etwa 21,7 Mio. €),<br />
Sonderposten (rund 41,6 Mio. €) und lang- und mittelfristig<br />
verfügbares Fremdkapital (rund 8,1 Mio. €) finanziert. W<strong>ir</strong><br />
konnten weitere Kredite in Höhe von knapp 415 T€ außerplanmäßig<br />
zurückzahlen. Auch im Jahr 2009 haben w<strong>ir</strong>, wenn<br />
auch nicht in uns befriedigendem Umfang, Reserven zur<br />
Abdeckung künftiger baulicher Risiken gebildet.<br />
Die Eigenkapitalquote konnte auf 27,5 % verbessert werden,<br />
wobei w<strong>ir</strong> Sonderposten nicht dem Eigenkapital zurechnen.<br />
Der Cash-Flow aus laufender Geschäftstätigkeit nahm<br />
gegenüber dem Vorjahr zu. Die Verwendungsnachweise für<br />
den III. Ersatzneubau in Borsdorf (fertig gestellt im Jahr 2005)<br />
und die Werkstatt I für Menschen mit Behinderungen in<br />
<strong>Leipzig</strong> (fertig gestellt im Jahr 2000) wurden abschließend<br />
geprüft, daraus resultierende Zahlungen haben w<strong>ir</strong> geleistet.<br />
Kapitalverluste oder Zinsausfälle mussten w<strong>ir</strong> auch im<br />
Berichtsjahr nicht hinnehmen. Derivative Finanzgeschäfte<br />
haben w<strong>ir</strong> nicht getätigt. An den Beteiligungen unseres<br />
Werkes hat sich nichts verändert.<br />
4. Ertragslage<br />
Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit konnten<br />
w<strong>ir</strong> auf rund 496 T€ steigern, das Finanzergebnis fiel aufgrund<br />
sinkenden Anlagevolumens und sinkender Marktzinsen mit<br />
minus 283 T€ rd. 75 T€ schlechter als im Jahr 2008 aus.<br />
Unser Ziel, positive, zumindest ausgeglichene Betriebsergebnisse<br />
auch in den einzelnen Einrichtungen zu erw<strong>ir</strong>tschaften,<br />
haben w<strong>ir</strong> noch nicht erreicht. Der in unserer Werkstatt für<br />
Menschen mit Behinderungen erzielte Überschuss kommt<br />
den dort Beschäftigten zu Gute und w<strong>ir</strong>d zur Stärkung der<br />
Rücklagen genutzt. Die zur Finanzierung der Förderschule<br />
erhaltenen Mittel werden nur dort verwendet. Außerordentliche<br />
Erträge wurden durch Auflösung von Rückstellungen<br />
ermöglicht, nachdem Unsicherheiten in der Schulfinanzierung<br />
fortfielen. Dies prägt das außerordentliche Ergebnis.<br />
Auch im Berichtsjahr hat es keine die Existenz des Werkes<br />
bedrohenden Sachverhalte gegeben. Die Zahlungsfähigkeit<br />
des Werkes und seiner Einrichtungen war stets gegeben,<br />
Zahlungen wurden und werden unter Nutzung von Skonti<br />
vorgenommen. Das Spendenaufkommen konnte erneut<br />
gesteigert werden. Gute Erfahrungen verzeichneten w<strong>ir</strong> mit<br />
einer Fokussierung auf spezielle Projekte, auch baulicher Art.<br />
Dabei kommt einer verlässlichen Berichterstattung über die<br />
vereinnahmten Spenden besonderes Gewicht zu.<br />
5. Bericht zur Steuerung des Vereins<br />
Die w<strong>ir</strong>tschaftliche Verantwortung nehmen Vorstand und<br />
Fachbereichsleitungen mittels festgelegten Reportings auf der<br />
Basis eines über mehrere Stufen aufgebauten Systems des<br />
Controlling wahr.<br />
Das inhaltliche Controlling ist im Aufbau. Eine aus der neuen<br />
Fassung der Satzung abgeleitete Geschäfts- und Zuständigkeitsordnung<br />
unseres Vereins befindet sich in der Abstimmung<br />
zwischen den Gremien.<br />
Mit der Mitarbeitervertretung unseres Werkes konnte eine<br />
Dienstvereinbarung abgeschlossen werden, die es ermöglicht,<br />
jene Instrumente anzuwenden, die in den AVR vorgesehen<br />
sind, um w<strong>ir</strong>tschaftlichen Krisensituationen zu begegnen<br />
(Öffnungsklauseln zur Abwendung von w<strong>ir</strong>tschaftlichen<br />
Notlagen). W<strong>ir</strong> sind als Vorstand sehr dankbar, dass w<strong>ir</strong> damit<br />
diese Möglichkeiten nutzen können, ohne gegen gesetzliche<br />
Vorgaben verstoßen zu müssen.<br />
Größere Risiken aus unterlassener Instandhaltung sind derzeit<br />
nicht zu erkennen, die Aufwendungen für laufende Instandhaltungen<br />
haben w<strong>ir</strong> gesteigert.<br />
6. Entwicklung unserer Leistungsangebote<br />
Zur Zeit steht nur noch für unsere Einrichtung in Borsdorf der<br />
Ersatz einer Wohnstätte für meist ältere Menschen mit<br />
Behinderungen an, im Jahr 2010 konnten w<strong>ir</strong> mit einem ersten<br />
Bauabschnitt beginnen. Die negative Veränderung der<br />
Förderbedingungen w<strong>ir</strong>d einen gegenüber den bisherigen<br />
Bauten verminderten Standard zur Folge haben.<br />
Eine Außenstelle unserer WfbM II in Panitzsch konnte, in<br />
deren d<strong>ir</strong>ekter Nähe, in gemieteten Räumen fertig gestellt und<br />
in Nutzung genommen werden. Den zunehmenden Problemen<br />
bei Beschäftigung psychisch behinderter und/oder seelisch<br />
kranker Menschen in den Betriebsteilen unserer WfbM<br />
begegnen w<strong>ir</strong> durch verstärkte Fort- und Weiterbildung<br />
unserer Mitarbeitenden.<br />
Am 01.10. dieses Jahres konnten w<strong>ir</strong> eine bauliche Erweite-
ung unserer Förderschule<br />
einweihen. Mit dem Anbau<br />
schaffen w<strong>ir</strong> bessere Möglichkeiten,<br />
die Schule nach<br />
außen zu öffnen und auch<br />
Schülerinnen und Schülern<br />
ohne speziellen Förderbedarf<br />
zugänglich zu machen. Damit<br />
reagieren w<strong>ir</strong> auf den gesellschaftlichen<br />
Wunsch nach<br />
mehr Inklusion – also gemeinsames<br />
Leben, Lernen,<br />
Wohnen und Arbeiten von<br />
Menschen mit und ohne<br />
Behinderungen.<br />
Die Aufnahme des Betriebes<br />
der Kindertagesstätte<br />
„Nathanael“ in den Räumen<br />
der gleichnamigen K<strong>ir</strong>chgemeinde<br />
in <strong>Leipzig</strong>-Lindenau<br />
konnten w<strong>ir</strong> am 26.09.2010<br />
feiern. W<strong>ir</strong> danken an dieser Stelle allen Beteiligten, insbesondere<br />
jenen, die zur Finanzierung des Baus und der Ausstattung<br />
beitrugen und beitragen. Dem Wunsch des Sozialamtes<br />
der Stadt <strong>Leipzig</strong>, dort eine sprachlich orientierte heilpädagogische<br />
Fördergruppe zu bilden, werden w<strong>ir</strong> gern nachkommen,<br />
sofern die beteiligten öffentlichen Stellen dafür sorgen,<br />
förderrechtliche Hindernisse zu beseitigen. Die Stadt <strong>Leipzig</strong><br />
hat die Dynamisierung der Leistungen auch für unsere<br />
Kindertagesstätten für das Jahr 2010 ausgesetzt, es wurde<br />
versichert, dass zum einen dies ein einmaliges Vorgehen sei<br />
und zum anderen der Ausfall in kommenden Jahren aufgeholt<br />
werde.<br />
Die Gebäudesubstanz unseres Werkes erhalten w<strong>ir</strong> durch<br />
laufende Instandhaltungen, die Finanzierung erfolgt ohne<br />
Aufnahme von Fremdmitteln. Der Prüfbescheid zum Verwendungsnachweis<br />
für die im Jahr 2004 fertig gestellten Umbaumaßnahmen<br />
an der Förderschule ging ein, es gab keine<br />
Beanstandungen. Auch der Verwendungsnachweis zum im<br />
Jahr 2002 fertig gestellten Neubau der Werkstatt in Panitzsch<br />
ging ein, es erfolgte eine Zahlung von 12 T€ an die Zuschussgeber.<br />
7. w<strong>ir</strong>tschaftliche Rahmenbedingungen<br />
Während die Erträge auch im laufenden Jahr weitgehend<br />
innerhalb der Planung liegen, nahmen die Personalkosten<br />
insbesondere in der Behindertenhilfe stärker zu als geplant.<br />
Jahresbericht 2010 W<strong>ir</strong>tschaftsbericht 35<br />
Die Verzögerungshaltung des Kommunalen Sozialverbandes<br />
bei der Einstufung der Bewohner unserer Wohnstätten<br />
(Metzler-Verfahren) ist möglicherweise auf eine interne<br />
Auseinandersetzung innerhalb des KSV zwischen fachlicher<br />
Beurteilung (medizinisch-pädagogischer Dienst) und finanzieller<br />
Ausw<strong>ir</strong>kung (Entgelt-Abteilung) zurückzuführen. Es hat<br />
aber vor allem zur Konsequenz, dass Entgeltvereinbarungen<br />
nicht getroffen werden können. Den, auch aus Sicht des<br />
Vorstandes, berechtigten Steigerungen der Einkommen<br />
unserer Mitarbeitenden stehen damit keine höheren Erträge<br />
gegenüber. Selbstverständlich sehen auch w<strong>ir</strong>, mit welcher<br />
Härte die W<strong>ir</strong>tschaftskrise auf die Einnahmesituation der<br />
öffentlichen Kassen, besonders der Kommunen durchschlägt.<br />
Dies hat geringere oder nicht ausreichend gesteigerte Entgelte<br />
zur Folge. Die Konsequenz in unseren Einrichtungen und<br />
Diensten ist, bei Einhaltung der Mindeststandards, eine<br />
Minderung der Versorgungsqualität. Darüber muss offen<br />
gesprochen werden, insbesondere von Verwaltung und<br />
Politik erwarten w<strong>ir</strong> Ehrlichkeit in der Auseinandersetzung. Es<br />
kann nicht gleichbleibende oder gar steigende Qualität und<br />
Quantität der Leistung gefordert und gleichzeitig das Entgelt<br />
gesenkt werden. Wenn, meist in Sonntagsreden, aus den<br />
gleichen Mündern die Einkommensdifferenz zwischen Ost<br />
und West und die absehbare Altersarmut beklagt werden,<br />
gewinnt dies eine besondere Schärfe.<br />
Neben Maßnahmen zur Ertragssteigerung werden w<strong>ir</strong> weitere<br />
Potentiale zur Kostensenkung und –vermeidung ausloten und
36 Jahresbericht 2010 W<strong>ir</strong>tschaftsbericht<br />
ausnutzen. Wenn dabei weitere schmerzhafte Einschnitte im<br />
Personalbereich unvermeidlich sein werden, wollen w<strong>ir</strong> um<br />
möglichst einvernehmliche und sozial abfedernde Lösungen<br />
bemüht bleiben. Das Finanzergebnis w<strong>ir</strong>d sich vermutlich<br />
nicht verbessern, dies veranlasst uns aber nicht, unsere<br />
konservative Anlagenpolitik zu verändern.<br />
Infrastruktur und Anwendungen und Einsatzmöglichkeiten<br />
unserer EDV werden überprüft. Ziele sind die Erfüllung<br />
gestiegener Sicherheitsbedürfnisse, die Optimierung der<br />
Prozesse und damit eine Minderung der Gesamtkosten. Am<br />
System des Risikomanagements w<strong>ir</strong>d weiter gearbeitet.<br />
Internen Prüfungen werden w<strong>ir</strong> zukünftig stärker unser<br />
Augenmerk schenken.<br />
8. Ausblick<br />
D<strong>ir</strong>ekte Ausw<strong>ir</strong>kungen der W<strong>ir</strong>tschaftskrise auf die öffentlichen<br />
Haushalte und damit auch auf die finanzielle Ausstattung aller<br />
Kostenträger zeigten sich bereits 2010. Neben der bereits<br />
erwähnten Finanzierung der KiTas sind für uns ebenfalls die<br />
Kürzungen in der Jugendhilfe von Bedeutung.<br />
Eklatant w<strong>ir</strong>d die W<strong>ir</strong>kung allerdings erst mit dem Doppelhaushalt<br />
2011/12 des Freistaates Sachsen sowie den Haushalten<br />
2011 und folgende der Stadt <strong>Leipzig</strong>. Einfrieren oder<br />
Absenkung der Entgelte sind insbesondere für unsere Beratungs-<br />
und Betreuungsdienste angekündigt. Möglicherweise<br />
müssen w<strong>ir</strong> sogar mit der Streichung ganzer Leistungsgruppen,<br />
insbesondere freiwilliger Leistungen der Kommune,<br />
rechnen. Aktuelles Zahlenwerk und zielgenaues Kostencontrolling<br />
ermöglichen uns eine schnelle Reaktion.<br />
Das weite Teile sozialer Leistungen abdeckende Angebot<br />
unserer Einrichtungen ermöglicht Vernetzungen, die einerseits<br />
dem Klientel zu Gute kommen und andererseits Synergien<br />
bergen. Die Diversität und die Größe unseres Unternehmens<br />
lassen es uns wenig wahrscheinlich erscheinen, dass kurz-<br />
oder mittelfristig Problemstellungen in einzelnen Diensten<br />
oder Einrichtungen existenzgefährdend auf das ganze Werk<br />
durchschlagen. Auch können w<strong>ir</strong> mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
jenen Mitarbeitenden, die in Folge entfallender Finanzierung<br />
ihren Arbeitsplatz verlieren, den Wechsel in andere<br />
Beschäftigungen anbieten. Dies setzt allerdings auch Bereitschaft<br />
zur Flexibilität, möglicherweise auch zum teilweisen<br />
Einkommensverzicht auf Seiten der betreffenden Mitarbeitenden<br />
voraus. Im Bemühen, durch strukturelle Veränderungen,<br />
Überprüfung und Anpassung von Arbeitsabläufen sowie<br />
Einsatz weiterer Instrumente im Rechnungswesen und im<br />
Controlling w<strong>ir</strong>tschaftliches Potential freizusetzen, dürfen und<br />
werden w<strong>ir</strong> nicht nachlassen.<br />
Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass Arbeitslosigkeit<br />
nicht unbedingt zur Bereitschaft zum Ehrenamt führt, dem<br />
stehen auch interne Regelungen der Arbeitsverwaltung<br />
entgegen. Auch schränkt der Freistaat Sachsen die Förderung<br />
des Ehrenamtes, des bürgerschaftlichen Engagements ein.<br />
Dennoch werden w<strong>ir</strong> uns um die Bindung freiwillig, unentgeltlich<br />
tätiger Menschen an unser Werk weiter bemühen. W<strong>ir</strong><br />
verbinden das mit den Hinweisen, dass auch Ehrenamt nicht<br />
frei von (finanziellem) Aufwand wahrzunehmen ist und Ehrenamt<br />
nicht Hauptamt ersetzen kann. Nur gemeinnützige<br />
Vereinigungen sind in der Lage, bürgerschaftliches Engagement<br />
im sozialen Bereich erfolgreich zu fördern. K<strong>ir</strong>chgemeinden<br />
und andere diakonischen Vereinigungen sind dabei<br />
unsere natürlichen Ansprechpartner.<br />
Als Dienstleister auf dem Sozialmarkt wie auch als Dienstgeber<br />
am Arbeitmarkt genießen w<strong>ir</strong> ein großes Vertrauen, für das<br />
w<strong>ir</strong> sehr dankbar sind, das uns stärkt. Um dieses Vertrauen<br />
muss aber auch jeden Tag neu geworben werden. Und w<strong>ir</strong><br />
müssen beweisen, dass w<strong>ir</strong> diesen Vertrauensvorschuss nicht<br />
missbrauchen. Dies ist uns bewusst und bestimmt unser<br />
Handeln.<br />
Sönke Junge I Kaufm. Vorstand
<strong>Diakonie</strong> im Zentrum<br />
Beratungsstelle Altenhilfe<br />
Evang. Jugendhilfe<br />
Evang. Lebensberatungsstelle<br />
K<strong>ir</strong>chenBez<strong>ir</strong>ksSozialarbeit<br />
Müttergenesung<br />
Jahresbericht 2010 W<strong>ir</strong>tschaftsbericht 37
38 Jahresbericht 2010 Bericht Verwaltungsrat<br />
Rückblick und zukünftige<br />
Entwicklung<br />
Bericht des Verwaltungsrates<br />
Im Berichtszeitraum von September 2009 bis August 2010 hat<br />
der Verwaltungsrat sechsmal getagt. Der Hauptausschuss<br />
des Verwaltungsrates tagte viermal.<br />
Themen, die im Verwaltungsrat besprochen wurden, waren<br />
vor allem:<br />
- die w<strong>ir</strong>tschaftliche Entwicklung des Werkes,<br />
- die Fachkraftsituation im Bereich der Erzieherinnen,<br />
- die Schwerpunktsetzung inhaltlicher Arbeit in Bezug<br />
auf die Verwendung der Eigenmittel des Werkes,<br />
- der Beginn einer Diskussion hinsichtlich des Um-<br />
gangs mit möglichen Missbrauchsfällen,<br />
- Informationen über konkrete Arbeitsbereiche,<br />
- im Hauptausschuss: Vorbereitung der Sitzungen des<br />
Verwaltungsrates sowie Diskussion der Geschäfts-<br />
und Zuständigkeitsordnung zur Vorbereitung der<br />
Inkraftsetzung.<br />
Aktivitäten und Projekte, die für die weitere Entwicklung des<br />
Werkes bedeutsam sind:<br />
Sehr erfreulich ist die Tatsache, dass gleich mehrere Bauvorhaben<br />
abgeschlossen wurden und es möglich war, neue bzw.<br />
erweiterte Einrichtungen in Dienst zu stellen:<br />
Am 26. März 2010 konnten w<strong>ir</strong> eine Erweiterung der Werkstatt<br />
für Menschen mit Behinderungen, Lindenwerkstätten, Werkstatt<br />
II in Panitzsch in Dienst stellen.<br />
Am 26. September 2010 wurde die Kindertagesstätte „Nathanael“<br />
im Rahmen eines Familiengottesdienstes gemeinsam<br />
mit der Nathanael-K<strong>ir</strong>chgemeinde in <strong>Leipzig</strong>-Lindenau<br />
eröffnet.<br />
Am 1. Oktober 2010 haben w<strong>ir</strong> den Erweiterungsbau der<br />
Förderschule „Werner Vogel“ seiner Bestimmung übergeben.<br />
Damit können in dieser Schule jetzt über 80 Kinder unter<br />
weitgehend optimalen Bedingungen lernen.<br />
Am 6. Oktober 2010 wurde die Einrichtung des Wohnens für<br />
Kinder, Jugendliche und junge Eltern, „Haus Lebensweg“, in<br />
der Martinstraße 17 eingeweiht. Das Haus gehört seit 2003<br />
zur Gruppe des Berufsbildungswerkes <strong>Leipzig</strong> und wurde von<br />
diesem grundlegend saniert. W<strong>ir</strong> sind nun in der Lage, die<br />
Räume für die Einrichtung der Jugendhilfe zu mieten und an<br />
diesem geschichtsträchtigen Ort diakonische Arbeit fortzuführen.<br />
Weitere Details zu einigen der genannten Einrichtungen<br />
sind an anderer Stelle in diesem Jahresbericht zu lesen.<br />
Auf dem Gelände des Diakonissenhauses in Borsdorf konnten<br />
w<strong>ir</strong> am 8. Mai 2010 den Grundstein für den 2. Ersatzneubau,<br />
das „Haus am Viadukt“, legen. Dieses Haus soll im Jahr 2011<br />
seiner Bestimmung übergeben werden.<br />
Der Verwaltungsrat befasste sich im Rahmen der Finanzplanung<br />
für das Jahr 2010 mit Schwerpunktsetzungen diakonischer<br />
Arbeit. Zusätzlich zu den Mitteln der öffentlichen Hand<br />
brachte das Diakonische Werk Innere Mission <strong>Leipzig</strong> e.V.<br />
etwa 470.000 € an Eigenmitteln und 270.800 € aus Mitteln der<br />
Ev.-Luth. Landesk<strong>ir</strong>che Sachsens dafür auf. Damit ergänzen<br />
w<strong>ir</strong> als <strong>Diakonie</strong> die im Rahmen des Subsidiaritätsprinzips<br />
eingesetzten öffentlichen Mittel um fast ¾ Millionen Euro.<br />
Ehrenamtlich erbrachte Leistungen sind hierbei nicht hinzugerechnet.<br />
Im Wesentlichen werden diese Mittel eingesetzt in den<br />
Bereichen: Seelsorge und Verkündigung in Pflegeheimen, im<br />
Fachbereich Behindertenhilfe und für Mitarbeitende, K<strong>ir</strong>chbez<strong>ir</strong>kssozialarbeit<br />
und Müttergenesung, Ev. Lebensberatungsstelle,<br />
Psychosoziales Gemeindezentrum „Blickwechsel“,<br />
Arbeit mit wohnungslosen Menschen in der Ökumenischen<br />
Kontaktstube „<strong>Leipzig</strong>er Oase“ und im Gemeinschaftsprojekt<br />
mit der Michaelis-Friedensk<strong>ir</strong>chgemeinde „Teekeller Quelle“,<br />
Unterstützung der Bahnhofsmission (Betriebsträger: Caritas-<br />
Verband <strong>Leipzig</strong> e.V.), Besuchs- und Begleitdienst, ambulante<br />
Hilfen für Menschen mit Behinderungenk, Unterstützung der<br />
Schulsozialarbeit und der Suchtberatungs- und Behandlungsstelle<br />
„Blaues Kreuz“, Unterstützung der Betreuung der<br />
Diakonissenschwestern im Diakonissenmutterhaus Borsdorf.<br />
Die Arbeit der Ökumenischen Telefonseelsorge w<strong>ir</strong>d in<br />
besonders hohem Maße aus diesen Eigenmitteln finanziert.<br />
Durch die zu erwartenden Kürzungen der öffentlichen Kostenträger<br />
müssen die Schwerpunktsetzungen für den Einsatz<br />
dieser Mittel im kommenden Jahr überprüft werden.<br />
Schutz vor Missbrauch Schutzbefohlener: In der ersten Hälfte<br />
des Jahres 2010 bestimmten Fälle des Missbrauchs von<br />
Schutzbefohlenen - auch in k<strong>ir</strong>chlichen Einrichtungen - die<br />
öffentliche Diskussion. Obwohl in unserem Werk dazu grundlegende<br />
Verfahrensweisen geregelt sind, wurde im Verwaltungsrat<br />
eine Diskussion über eine Präzisierung dieser<br />
Verfahrensweisen begonnen. Der Vorstand hat - abgeleitet<br />
von entsprechenden Regelungen der Landesk<strong>ir</strong>che - die<br />
Erstellung eines Entwurfes für eine weitergehende Regelung
in unserem Werk begonnen, die in der nächsten Sitzung des<br />
Verwaltungsrates diskutiert und in der Folge verabschiedet<br />
werden soll.<br />
Prioritäten für die kommenden Monate<br />
Die W<strong>ir</strong>tschafts- und Finanzkrise, die im letzten Jahr die<br />
öffentlichen Diskussionen bestimmte, hat nun mit der erwarteten<br />
Verzögerung auch den sozialen Bereich erreicht. Es gibt<br />
bereits konkrete Aussagen bzw. Beschlüsse zu Kürzungen<br />
finanzieller Mittel im Bereich der Suchtberatung. Im Bereich<br />
der Jugendhilfe sind ebensfalls schon konkrete Summen in<br />
der Diskussion. Die Leistungen der Ökumenischen Kontaktstube<br />
„Oase“ sollen ausgeschrieben werden. Falls dies<br />
tatsächlich geschieht, ist gerade in diesem Bereich ein<br />
deutlicher Qualitätseinbruch zu erwarten. Es ist fraglich,<br />
inwieweit ein neuer Träger auch nur annähernd den jetztigen<br />
Umfang an Spenden und Ehrenamt akqu<strong>ir</strong>ieren kann, der<br />
besonders durch die K<strong>ir</strong>chgemeinden unserer Region erschlossen<br />
w<strong>ir</strong>d. Falls diese Mittel nicht mehr zu den Mitteln<br />
des öffentlichen Kostenträgers hinzu kommen, ist zu befürchten,<br />
dass von Wohnungslosigkeit betroffene oder bedrohte<br />
Menschen nur noch eine Basisversorgung erfahren – nach<br />
dem Motto „satt und sauber“ - und es kaum noch die Möglichkeit<br />
gibt, durch zielgerichtete professionelle Sozialarbeit<br />
ihre Lebensumstände bzw. ihren sozialen Status nachhaltig zu<br />
verbessern.<br />
Da die durch die Arbeitsrechtliche Kommissionen vorgegebenen<br />
Tarifvereinbarungen für uns verbindlich und vor<br />
Arbeitsgerichten auch einklagbar sind, bedeuten Kürzungen<br />
der Refinanzierungen weithin die Verringerung der entsprechenden<br />
Personalschlüssel. Da aufgrund des fehlenden<br />
Inflationsausgleichs in den vergangenen Jahren faktisch<br />
bereits Kürzungen erfolgten, haben w<strong>ir</strong> nur geringen Spielraum,<br />
durch Effizienzsteigerungen neue Senkungen der<br />
Refinanzierung auszugleichen. Von den Akteuren der Politik<br />
und den zuständigen Verwaltungen erwarten w<strong>ir</strong> deshalb,<br />
dass sie auch in der öffentlichen Diskussion zu den zu<br />
erwartenden Qualitätssenkungen stehen. Darüber hinaus<br />
erwarten w<strong>ir</strong> die Anpassung von Gesetzen und Verordnungen,<br />
die Personalschlüssel und Qualitätsstandards festschreiben.<br />
Die durch den Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes festgelegten<br />
Vergütungen sind in letzter Zeit deutlich gestiegen. Vor<br />
diesem Hintergrund wäre es nicht fa<strong>ir</strong>, zu erwarten, dass<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtungen von<br />
Wohlfahrtsverbänden und anderer sozialer Bereiche sinkende<br />
Vergütungen hinnehmen müssten. Bei allem Verständnis für<br />
die Notwendigkeit eines möglichst ausgeglichenen Staatshaushaltes<br />
erwarten w<strong>ir</strong> aber auch, dass die Entscheidungen<br />
Jahresbericht 2010 Bericht Verwaltungsrat 39<br />
zur Kürzung von Finanzierungen im sozialen Bereich auf ihre<br />
langfristigen Konsequenzen hin geprüft werden. W<strong>ir</strong> sind<br />
weiterhin gern bereit, zu diesen Themen mit den entsprechenden<br />
Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen.<br />
Weitere Themen, die in den nächsten Monaten hohe Priorität<br />
haben, sind:<br />
- die (Weiter)bildung der Mitarbeitenden zum Thema:<br />
Grundlagen christlichen Glaubens,<br />
- weitere Gestaltung eines Systems der Personalent-<br />
wicklung,<br />
- Zusammenführung der Bereiche Gesundheits- und<br />
Arbeitsschutz,<br />
- Weiterentwicklung der Zusammenarbeit mit K<strong>ir</strong>chge-<br />
meinden - in besonderer Weise im Hinblick auf die<br />
Dienste von Kindertagesstätten,<br />
- Fortentwicklung der internen Organisation<br />
- Weiterentwicklung von Angeboten der Altenhilfe.<br />
W<strong>ir</strong> danken an dieser Stelle im 141. Jahr des Bestehens<br />
unseres Werkes den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre<br />
engagierten Dienste, die sie an den ihnen anvertrauten<br />
Menschen tun.<br />
Den etwa 1600 Mitgliedern unseres Werkes sowie allen<br />
Freunden und Helfern danken w<strong>ir</strong> für ehrenamtliche Dienste,<br />
für Spenden, für das Mitbeten und Mittun sowie für andere<br />
Formen der Unterstützung, ohne die viele Aktivitäten unseres<br />
Werkes nicht möglich gewesen wären.<br />
Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der<br />
Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.<br />
Alle Generationen vor uns haben in den mittlerweile 141<br />
Jahren des Bestehens unseres Werkes in diesem Geist der<br />
Kraft, der Liebe und der Besonnenheit versucht, in möglichst<br />
guter Weise Menschen zu begleiten. Dies ist in erstaunlicher<br />
Weise auch gelungen, so dass w<strong>ir</strong> heute auf einem guten<br />
Fundament diese Dienste weiter entwickeln können. Es ist<br />
jedoch zu erwarten, dass w<strong>ir</strong> in der nächsten Zeit mit deutlichen<br />
Veränderungen der Rahmenbedingungen sozialer<br />
Arbeit zu rechnen haben.<br />
W<strong>ir</strong> wünschen allen Beteiligten auch weiterhin den Geist der<br />
Kraft und der Liebe, aber auch der Besonnenheit, um auch im<br />
Hinblick auf unsere Dienste die Balance zwischen verständlichen<br />
Wünschen einerseits und den realistischen Möglichkeiten<br />
andererseits finden zu können.<br />
Prof. Dr. Martin Petzoldt I Vorsitzender des Verwaltungsrates
40 Jahresbericht 2010 Anschriften<br />
Anschriften (Stand 1.10.2010)<br />
Diakonisches Werk Innere Mission <strong>Leipzig</strong> e.V.<br />
Geschäftsstelle - Haus der <strong>Diakonie</strong><br />
Gneisenaustraße 10, 04105 <strong>Leipzig</strong>;<br />
Tel.: 0341. 56 12 - 0 Fax: 0341. 56 12 - 11 35<br />
Ev.-Luth. Diakonissen-Mutterhaus Borsdorf<br />
Am Diakonissenhaus 7, 04451 Borsdorf<br />
Tel.: 034291. 891 21<br />
Stadtmission<br />
Demmeringstr. 18, 04177 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 478 22 03<br />
Fachbereich Altenhilfe<br />
Beratungsstelle Altenhilfe<br />
<strong>Diakonie</strong> im Zentrum<br />
Nikolaik<strong>ir</strong>chhof 3, 04109 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 58 61 72 19<br />
<strong>Diakonie</strong> Sozialstation - Ambulanter Pflegedienst<br />
Lausicker Str. 59 a, 04299 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 230 56 56<br />
Pflegeheime:<br />
< Albert Schweitzer + Tagespflege<br />
Täubchenweg 14/16, 04317 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 684 50<br />
< Marienheim<br />
Chopinstr. 14, 04103 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 70 22 00<br />
< Marthahaus<br />
Löhrstr. 9, 04105 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 127 20<br />
< Matthäistift + Tagespflege<br />
Kommandant-Prendel-Allee 85, 04299 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 271 30<br />
< Matthias Claudius<br />
Weißenfelser Str. 18, 04229 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 870 97 10<br />
< Johann Hinrich Wichern<br />
Seeburgstraße 11, 04103 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 866 39 08<br />
< Paul Gerhardt<br />
Ludolf-Colditz-Str. 3, 04651 Bad Lausick<br />
Tel.: 034345. 530<br />
Betreutes Wohnen am Matthäistift<br />
Lausicker Str. 59 a, 04299 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 271 31 13<br />
Betreutes Wohnen Paul Gerhardt, Bad Lausick<br />
Ludolf-Colditz-Str. 1, 04651 Bad Lausick;<br />
Tel.: 034345. 530<br />
Fachbereich Behindertenhilfe<br />
Ambulante Hilfen für Menschen mit Behinderungen<br />
Demmeringstraße 20, 04177 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 478 22 44<br />
Besuchs- und Begleitdienst<br />
Gneisenaustraße 10, 04105 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 56 12 12 91<br />
Blinden- und Sehbehindertendienst<br />
Gneisenaustraße 10, 04105 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 56 12 12 90<br />
Wohnstätten für Menschen mit Behinderungen:<br />
< Ev.-Luth. Diakonissenhaus Borsdorf<br />
August-Bebel-.Str. 8, 04451 Borsdorf<br />
Tel.: 034291. 89-0<br />
< Alte Posthalterei<br />
Hauptstr. 21, 04451 Panitzsch<br />
Tel.: 034291. 424-300<br />
< Heinz Wagner<br />
Haus 1 - Scheffelstr. 42, 04277 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel: 0341. 305 48-60<br />
Haus 2 - Nieritzstr. 9, 04289 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 863 850-460<br />
< Katharina von Bora<br />
Freiburger Allee 74, 04416 Markkleeberg<br />
Tel.: 0341. 350 14 71 10<br />
< Martinstift<br />
Arndtstr. 51 a-c, 04275 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 30 63 50
Werkstätten für Menschen mit Behinderungen<br />
Lindenwerkstätten WfbM<br />
< Werkstatt I<br />
Roßmarktstr. 17/19, 04177 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 478 22 00<br />
< Werkstatt II<br />
An den Werkstätten 4, 04451 Panitzsch<br />
Tel.: 034291. 44 02 50<br />
< Werkstatt III<br />
Edisonstraße 26-28, 04435 Schkeuditz<br />
Tel.: 034204. 704 80<br />
Förderschule Werner Vogel<br />
Hans-Marchwitza-Str. 12, 04279 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel: 0341. 33 63 80<br />
Fachbereich Beratungs- und<br />
Betreuungsdienste<br />
<strong>Diakonie</strong> im Zentrum<br />
Nikolaik<strong>ir</strong>chhof 3<br />
04109 <strong>Leipzig</strong><br />
< K<strong>ir</strong>chenBez<strong>ir</strong>ksSozialarbeit<br />
Tel.: 0341. 58 61 72 22<br />
< Evangelische Jugendhilfe<br />
Tel.: 0341. 58 61 72 12<br />
< Müttergenesung<br />
Tel.: 0341. 58 61 72 20<br />
< Evangelische Lebensberatungsstelle<br />
Zugang über Ritterstraße 5<br />
Tel.: 0341. 140 60 40<br />
Psychosoziales Gemeindezentrum BLICKWECHSEL<br />
< Beratungsstelle und Ambulant Betreutes Wohnen<br />
Eisenacher Str. 44, 04155 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 56 11 40<br />
< Sozialcafé<br />
Natonekstr. 2, 04155 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 561 14 40<br />
< Kreative Bürgerwerkstatt<br />
Eisenacher Str. 68, 04155 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 462 43 94<br />
Suchtberatungs- und ambulante Behandlungsstelle<br />
Blaues Kreuz<br />
Theresienstr. 7, 04129 <strong>Leipzig</strong>;<br />
Tel.: 0341. 92 65 70<br />
Evangelische Kindertagesstätten<br />
< Das Samenkorn<br />
Demmeringstr. 18, 04177 <strong>Leipzig</strong>;<br />
Tel.: 0341. 87 07 98-0<br />
< Mosaik<br />
Ferdinand-Rhode-Str. 7 B, 04107 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 124 79 90<br />
< Nathanael<br />
Rietschelstraße 12, 04177 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 47 83 91 72<br />
< Unter dem Regenbogen<br />
Löhrstr. 9, 04105 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 12 452 80<br />
< Kinderarche<br />
Goldsternstraße 21a, 04329 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 251 92 72<br />
Jahresbericht 2010 Anschriften 41<br />
< St. Moritz<br />
Max-Liebermann-Straße 2, 04425 Taucha<br />
Tel.: 034298. 98 97 57<br />
Angebote in gemeinsamer Trägerschaft mit dem<br />
Caritasverband <strong>Leipzig</strong>:<br />
Ökumen. Kontaktstube für Wohnungslose „<strong>Leipzig</strong>er Oase“<br />
Nürnberger Str. 31, 04103 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 268 26 70<br />
Ökumenische Telefonseelsorge <strong>Leipzig</strong><br />
Geschäftsstelle, Paul-List-Str.19, 04103 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 994 06 76<br />
Ökumenische Bahnhofsmission <strong>Leipzig</strong><br />
Hauptbahnhof, Westseite (Betriebsführung: Caritasverband)<br />
Willy-Brandt-Platz 2a, 04109 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel.: 0341. 968 32 54
42 Jahresbericht 2010 Kurzchronik<br />
Kurzchronik 2010<br />
Januar:<br />
19. Januar - Einweihung der „Tagesoase für Menschen mit<br />
Demenz“ - im <strong>Diakonie</strong>-Pflegeheim „Matthias Claudius“<br />
wurden mit Hilfe von Fördergeldern der ARD Fernsehlotterie<br />
„Ein Platz an der Sonne“ und zahlreichen Privatspenden<br />
Wintergärten gebaut.<br />
Baubeginn der Umbauarbeiten in der Stadtmission - In<br />
diesem ersten Bauabschnitt erfolgte der Einbau eines Aufzuges<br />
und von rollstuhlgerechten Sanitärräumen, der Anbau<br />
einer Fluchttreppe und die Sanierung der Küche.<br />
März:<br />
Erweiterungsbau der Lindenwerkstätten in Panitzsch<br />
eingeweiht - Am 26. März 2010 wurde der Erweiterungsbau<br />
der Lindenwerkstätten Panitzsch feierlich eingeweiht. Hier<br />
finden 36 Menschen mit Behinderungen einen Arbeitsplatz.<br />
Verabschiedung von Frau Bartsch - Am 27. März wurde die<br />
langjährige Leiterin der Wohnstätte für Menschen mit Behinderungen<br />
„Katharina von Bora“ in Markkleeberg verabschiedet.<br />
Für ihre langjährigen Dienste bei der <strong>Diakonie</strong> bekam sie<br />
das Goldene Kronenkreuz der <strong>Diakonie</strong> überreicht.<br />
April:<br />
Landesbischof Jochen Bohl besucht die Ökumenische<br />
Kontaktstube für Wohnungslose „<strong>Leipzig</strong>er Oase“ und die<br />
<strong>Diakonie</strong> im Zentrum im Rahmen seiner Visitation des<br />
K<strong>ir</strong>chenbez<strong>ir</strong>ks <strong>Leipzig</strong> vom 12. bis 18. April.<br />
Mai:<br />
Parallelwelten – 1. Diakonischer Jugendtag in <strong>Leipzig</strong><br />
Am 7. Mai fand in <strong>Leipzig</strong> der erste Diakonische Jugendtag<br />
unter dem Motto „Parallelwelten“ statt. Organisiert wurde er<br />
vom Jugendpfarramt <strong>Leipzig</strong> und der <strong>Diakonie</strong> <strong>Leipzig</strong>.<br />
Grundsteinlegung in Borsdorf - Am 8. Mai 2010 wurde im<br />
Ev.-Luth. Diakonissenhaus Borsdorf der Grundstein für das<br />
„Haus am Viadukt“ gelegt. Hier entsteht ein Wohnhaus für 16<br />
Bewohnerinnen und Bewohner, die in einer Werkstatt für<br />
Menschen mit Behinderungen arbeiten.<br />
Juni:<br />
Wohnprojekt „Funke” – Wohnen für Menschen mit Suchtproblemen<br />
und sozialen Schwierigkeiten w<strong>ir</strong>d drei Jahre.<br />
„Funke“ ist ein erfolgreiches Kooperationsprojekt der Suchtberatungsstelle<br />
Blaues Kreuz der <strong>Diakonie</strong> <strong>Leipzig</strong> und der<br />
<strong>Leipzig</strong>er Wohnungsbaugenossenschaft (LWB).<br />
Juli:<br />
Die Kleiderkammer „Passgenau“ hat in der Georg-Schumann-Straße<br />
132 ein neues Quartier bezogen und befindet<br />
sich jetzt in unmittelbarer Nähe zum Arbeitsamt.<br />
September:<br />
Am 19. September fand der erste „Gottesdienst inklusive“<br />
für Menschen mit und ohne Behinderungen in der Michaelisk<strong>ir</strong>che<br />
statt - in Zusammenarbeit von K<strong>ir</strong>chgemeinde und<br />
<strong>Diakonie</strong>.<br />
Vom 21. bis 24. September waren 8 Delegierte der Weltkonferenz<br />
der Stadtmissionen (Wittenberg) zu Gast bei der<br />
<strong>Diakonie</strong> <strong>Leipzig</strong>. Sie kamen aus Indien, Uganda und Sambia.<br />
Am 26. September wurde die neu gebaute und und mit der<br />
K<strong>ir</strong>chgemeinde gemeinsam geführte Kindertagesstätte<br />
„Nathanael“ in Lindenau eingeweiht.<br />
Oktober:<br />
Am 1. Oktober wurde der Erweiterungsbau der Förderschule<br />
Werner Vogel feierlich eingeweiht.<br />
Am 6. Oktober erfolgte die Einweihung und Namensgebung<br />
der Stationären Jugendhilfe – Betreutes Mutter/Vater-Kind-<br />
Wohnen - „Haus Lebensweg“ in der Martinstraße.<br />
November:<br />
Am 6. November findet der Fachtag für Erzieherinnen zum<br />
Thema - Sexualpädagogik in der Kindertagesstätte - statt.<br />
7. November - Gottesdienst zum 141. Jahresfest in der<br />
K<strong>ir</strong>che St. Thomas zu <strong>Leipzig</strong><br />
Dezember:<br />
3. Advent: Weihnachtsmusik des Diakonischen Werkes<br />
Innere Mission <strong>Leipzig</strong> e.V. in der Nikolaik<strong>ir</strong>che in <strong>Leipzig</strong>
Der Verwaltungsrat des Diakonischen Werkes Innere Mission <strong>Leipzig</strong> e.V.<br />
für die 5. Legislaturperiode (2007-2011)<br />
Gewählte Mitglieder (stimmberechtigt)<br />
• Jürgen Distelrath<br />
• Prof. Dr. Rolf Haupt<br />
• Wolfgang Menz<br />
• Prof. Dr. Martin Petzoldt<br />
• Pfarrer Hans-Christoph Runne<br />
• Pfr. i. R. Dr. Hans-Jürgen Sievers<br />
• Kristin Unverzagt<br />
• Dr. Jürgen Zimmermann<br />
Geborenes Mitglied (stimmberechtigt)<br />
• Superintendent Martin Henker<br />
Berufene Mitglieder (stimmberechtigt)<br />
• Dr. Siegfried Haller - Leiter des Jugendamtes<br />
der Stadt <strong>Leipzig</strong><br />
• Jasmine Schwarzer - Richterin Arbeitsgericht<br />
Impressum<br />
Herausgegeben vom Verwaltungsrat des Diakonischen Werkes<br />
Innere Mission <strong>Leipzig</strong> e.V.<br />
<strong>Leipzig</strong>, Oktober 2010<br />
Haus der <strong>Diakonie</strong> I Gneisenaustraße 10 I 04105 <strong>Leipzig</strong><br />
Redaktion: Susanne Straßberger und Matthias Möller<br />
Gestaltung: Matthias Möller<br />
Druck: Merkurdruck<br />
Personen, die an der Sitzung des Verwaltungsrates<br />
gemäß der Satzung § 8 Abs. 4 beratend teilnehmen<br />
• Rektorin des Ev.-Luth. Diakonissen-Mutterhauses<br />
Borsdorf - Pfarrerin Friederike Müller<br />
• Fachbereich Altenhilfe, Leiter des 2. Heimverbundes<br />
- Diakon Dieter Haufe<br />
• Fachbereich Behindertenhilfe,<br />
Leiter der Förderschule - Ulrich Weber<br />
• Fachbereich Beratungs- und Betreuungsdienste<br />
Leiter der SBB Blaues Kreuz - Benjamin Förster<br />
• Vorsitzender der Mitarbeitervertretung<br />
André Müller<br />
• D<strong>ir</strong>ektor des Diakonischen Amtes Radebeul<br />
Pfarrer Christian Schönfeld ständig vertreten<br />
durch Kfm. Vorstand Friedhelm Fürst<br />
Fotos:<br />
Grazina Hartmann<br />
Seite 7<br />
Christina Schwabe<br />
Seite 6<br />
Susanne Straßberger<br />
Seite 13, 16, 26<br />
Haramis Kalfar - Fotolia.com<br />
Seite 29<br />
Uwe Brösdorf<br />
Seite 12<br />
Torsten Höse<br />
Seite 14<br />
Matthias Möller<br />
Seite 1, 2, 4, 6, 8, 10, 16, 18, 22, 24, 27, 28, 37
Diakonisches Werk<br />
Innere Mission <strong>Leipzig</strong> e.V.<br />
Haus der <strong>Diakonie</strong><br />
Gneisenaustraße 10<br />
04105 <strong>Leipzig</strong><br />
Telefon 0341. 56 12 - 0<br />
Telefax 0341. 56 12 11 35<br />
E-Mail info@diakonie-leipzig.de<br />
www.diakonie-leipzig.de<br />
Spendenkonto<br />
Volksbank <strong>Leipzig</strong> eG<br />
Konto: 100 100 100<br />
BLZ: 860 956 04