fehlt ir was! - Diakonie Leipzig
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10 Jahresbericht 2010 Behindertenhilfe<br />
Fürsorge - Normalisierung<br />
- Integration -<br />
Inklusion<br />
Woher w<strong>ir</strong> kommen - wohin<br />
w<strong>ir</strong> gehen.<br />
W<strong>ir</strong> sind nur die Begleiter, oder fachlich korrekt ausgedrückt,<br />
die Assistenten auf dem Weg von Menschen, die uns um<br />
Unterstützung und Hilfe bitten. In diesem Jahresbericht will<br />
ich, ein sogenannter Profi, einmal einen Blick aus der Perspektive<br />
von Menschen versuchen, die w<strong>ir</strong> - immer noch<br />
- Menschen mit Behinderungen nennen.<br />
Besser wäre es da natürlich, die Menschen, welche mit<br />
Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />
<strong>Diakonie</strong> <strong>Leipzig</strong> leben, arbeiten und lernen und dabei von<br />
ihnen begleitet und beraten werden, selbst zu Wort kommen<br />
zu lassen. Da dies ein langfristig angelegtes Thema im<br />
Rahmen der Selbstbestimmung und der, wie es in der Politik<br />
so schön heißt „Teilhabe von Menschen mit Behinderungen“<br />
ist, will ich es für einen späteren Jahresbericht in Aussicht<br />
stellen.<br />
Schule – Ort des Lernens und der Gemeinschaft für alle<br />
Ich darf hier eine sehr eindrückliche Geschichte weitergeben,<br />
welche uns der Missionsd<strong>ir</strong>ektor i.R., Pfarrer Manfred<br />
Rentzsch, zur Einweihung des dritten und herrlich bunten<br />
Erweiterungsbaues der Förderschule Werner Vogel im<br />
Grußwort nahegebracht und ans Herz gelegt hat. Er berichtete<br />
von der Einsegnung der ersten „Schüler“ in der Tagesstätte<br />
für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen in der damaligen<br />
Emilienstraße zu Beginn der achtziger Jahre. Nachdem<br />
im Gottesdienst alle „Schüler“ eingesegnet und im Anschluss<br />
Zuckertüten übergeben worden waren, nahm ein Vater unter<br />
Freudentränen seinen Sohn auf den Arm, drückte ihn und<br />
sagte: „Nun bist auch du ein Schulkind, genau wie dein<br />
Bruder.“<br />
Es ist ein weiter Weg, den w<strong>ir</strong> in der Inneren Mission <strong>Leipzig</strong><br />
zurückgelegt haben. Deutlich wurde schon damals, dass für<br />
uns Kinder und Jugendliche mit Behinderungen dazu gehören,<br />
in einer Gesellschaft, die noch das Wort „schulbildungsunfähig“<br />
kannte. Heute suchen und finden w<strong>ir</strong> Partner, welche<br />
mit uns über eine gemeinsame Schule für alle Kinder - zur<br />
Verdeutlichung – mit und ohne Behinderung - nachdenken,<br />
diese planen, ausprobieren und umsetzen.<br />
Bewohner und Mitarbeiter der Wohnstätte Heinz Wagner I<br />
Arbeit – auf dem Weg in den ersten Arbeitsmarkt<br />
Damals, als auch die Tagesstätte für erwachsene Menschen<br />
mit Behinderung eröffnet wurde, werden sich ganz ähnliche<br />
Szenen, geprägt von Dankbarkeit und Anerkennung, abgespielt<br />
haben. Aus den 15 Plätzen in der Demmeringstraße 18<br />
sind mittlerweile 400 Arbeitsplätze für die so genannten<br />
Mitarbeiter mit Behinderungen in den Lindenwerkstätten in<br />
<strong>Leipzig</strong>, Panitzsch und Schkeuditz geworden. Das ist bei aller<br />
Freude über das Erreichte in den w<strong>ir</strong>tschaftlich bewegten<br />
Zeiten immer auch eine neue große Herausforderung, die<br />
unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – mit und ohne<br />
Behinderungen – viel abverlangt. Und doch ist dies auch nur<br />
ein Schritt auf dem Weg dorthin, wo alle arbeiten.<br />
Zwei Mitarbeiter der Lindenwerkstätten erhielten vor einigen<br />
Monaten die Chance für einen Außenarbeitsplatz in einem<br />
metallverarbeitenden Betrieb in <strong>Leipzig</strong>. Nach wenigen<br />
Wochen fragt der Betriebsleiter nach: Haben Sie noch mehr<br />
solche Mitarbeiter? Zunächst dachten meine Kolleginnen und<br />
Kollegen daran, dass et<strong>was</strong> schief gegangen sei. Weit ge<strong>fehlt</strong>.<br />
Weiter sprach der Betriebsleiter: Freundliche Kerle sind das,<br />
die können morgens ja noch grüßen, die machen ihre Pause<br />
ja w<strong>ir</strong>klich, wenn Pausenzeiten sind, die kommen und gehen<br />
pünktlich, freuen sich auf ihre Arbeit und sind immer hilfsbereit.<br />
Haben Sie nicht noch zehn solche Mitarbeiter für meinen<br />
Betrieb?