Unternehmen & Management - aktuelle ausgabe
Unternehmen & Management - aktuelle ausgabe
Unternehmen & Management - aktuelle ausgabe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Aktuell<br />
Seite 4 . 16. Oktober 2008 Pro:fit<br />
Schaulaufen mit schwäbischem Modell<br />
◆ Standortmarketing: Gewinnerregion und Bodenseeland präsentieren sich auf Gewerbe-Immobilienmesse Expo Real in München<br />
von Michael Merklinger<br />
Der weltweiten Gewerbeimmobilien-Branche<br />
scheint es gut zu<br />
gehen – diesen Eindruck vermittelten<br />
die Makler, Banken, Gesellschaften<br />
und knapp 25 000 Fachbesucher auf<br />
der Expo Real 2008 in München. Trotz<br />
der finanzwirtschaftlich schwierigen<br />
Situation bildeten 1850 Aussteller aus<br />
46 Ländern auf der internationalen<br />
Fachmesse das gesamte Spektrum der<br />
Immobilienwirtschaft ab. Kein Wunder,<br />
dass die Gewinnerregion<br />
Schwarzwald-Baar-Heuberg und die<br />
Region Bodenseeland in der bayerischen<br />
Landeshauptstadt für ihre Gegend<br />
warben.<br />
Unter dem Dach der Gewinnerregion<br />
präsentierten sich die Städte Geisingen,<br />
Oberndorf und Villingen-<br />
Schwenningen sowie der Zweckverband<br />
Inkom Südwest (Zimmern/Rottweil)<br />
auf dem Gemeinschaftsstand<br />
von Baden-Württemberg International.<br />
Um die Belange der Region an den<br />
Mann zu bringen, reiste auch eine 20köpfige<br />
Delegation der Gewinnerregion<br />
Schwarzwald-Baar-Heuberg, darunter<br />
der Aufsichtsratsvorsitzende<br />
der Gewinnerregion und Handwerkskammerpräsident<br />
Bernhard Hoch,<br />
Oberbürgermeister Rupert Kubon<br />
(Villingen-Schwenningen), Bürgermeister<br />
Hermann Acker (Oberndorf),<br />
Bürgermeister Gerd Hieber (Sulz),<br />
Wirtschaftsförderer aus der Region sowie<br />
Stadträte aus Sulz nach München.<br />
„Viele Wirtschaftsregionen und<br />
Kommunen aus der ganzen Welt preisen<br />
auf der Expo Real ihre Standortqualitäten<br />
an. Und nur durch eine gebündelte<br />
Vorstellung können sich<br />
auch baden-württembergische Regionen<br />
und Projektgesellschaften in diesem<br />
Wettbewerb behaupten“, betonte<br />
Herbert Bossinger, Mitglied der Ge-<br />
ANZEIGE<br />
Treffen Sie sicher<br />
ins Schwarze!<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
=<br />
Interessante Ausstellungsstücke in München. Hier das Postpalais in Berlin. Bild: Expo Real<br />
Ertragsorientierte Kapitalanlage<br />
Ein Mehr an Sicherheit<br />
Variable Gestaltungsmöglichkeiten<br />
Ihre Vorteile der<br />
VR-RürupRente<br />
Viele Möglichkeiten<br />
im Südwesten:Fachgespräche<br />
am<br />
Stand der Gewinnerregion<br />
Schwarzwald-<br />
Baar-Heuberg.<br />
Bild: Villing<br />
schäftsführung von Baden-Württemberg<br />
International. Dass diese Strategie<br />
der Wirtschaftsfördergesellschaft<br />
des Landes ankommt, unterstreicht<br />
die lange Warteliste auf eine Ausstellungsfläche<br />
auf dem Gemeinschaftsstand.<br />
Beim „schwäbischen Modell“<br />
mit bescheidenen 120 Quadratmetern<br />
Ausstellungsfläche – zum Vergleich:<br />
Die russische Metropole Moskau hatte<br />
über 500 Quadratmeter gebucht – fanden<br />
sich 28 Einzelaussteller aus dem<br />
Südwesten wieder. „Der Erfolg solcher<br />
Marketingmaßnahmen ist immer<br />
schwer messbar“, sagte Bossinger,<br />
verwies aber auf die „hohe Zufriedenheit<br />
der Aussteller am Stand“ und die<br />
steigende Nachfrage an einer Standbeteiligung.<br />
Etwa 15 Kommunen würden<br />
auf der Warteliste von Baden-<br />
Württemberg International stehen,<br />
die in diesem Jahr aber nicht berücksichtigt<br />
werden konnten. „Das Problem<br />
ist die fehlende Ausstellungsfläche,<br />
da wir von der Messe derzeit keine<br />
weitere Kapazität bekommen“, erklärte<br />
Bossinger die Ablehnung von<br />
Interessenten.<br />
Für den Wirtschaftsförderer der Gewinnerregion,<br />
Heinz-Rudi Link, ist die<br />
Expo-Real die ideale Plattform um<br />
sich bei in- und ausländischen Kapitalanlegern<br />
zu präsentieren. „Die Interessenten<br />
kommen hier her um sich<br />
zu informieren. Geschäfte werden erst<br />
Wochen später getätigt“, weiß der er-<br />
Salem – Die Zukunft der Gewerkschaften<br />
war das eigentliche Thema bei den<br />
„Salemer Gesprächen“ der WirtschaftsjuniorenBodensee-Oberschwaben.<br />
„Haben die Gewerkschaften<br />
den Zug verpasst?“ lautete die zugespitzte<br />
Leitfrage. Doch bisweilen<br />
schien die Podiumsdiskussion zu einem<br />
Schattenboxen zu werden, denn<br />
die geplante Kontroverse verblasste<br />
hinter dem, was das Publikum derzeit<br />
viel mehr bewegt: Die Zukunft des<br />
ganzen globalisierten Banken- und Finanzsystems<br />
und die absehbaren Folgen<br />
für die heimische Wirtschaft.<br />
Symptomatisch für den Perspektivwechsel<br />
des Abends war schon die<br />
Rolle von Moderator Siegfried Gottlieb,<br />
Fernseh-Chefredakteur des<br />
Bayerischen Rundfunks. „Müssen wir<br />
am Sachverstand unserer Eliten zweifeln?“<br />
fragte Gottlieb und stellte klar:<br />
Er meine hier nicht die in der Politik,<br />
sondern die in der Wirtschaft. „Wieviel<br />
Staat braucht die Wirtschaft?“ nahm<br />
der Moderator auch sonst manche für<br />
ihn eher ungewohnte Blickwinkel ein.<br />
Ein „Armutszeugnis für alle“ sah<br />
Unternehmer Harald Marquardt in<br />
der <strong>aktuelle</strong>n Krise und forderte eine<br />
„geleitete Marktwirtschaft“, in die<br />
man Regulierungsmechanismen einbauen<br />
müsse. Händeringend appellierte<br />
er an Banken und Wirtschaft,<br />
„durchzuhalten und nicht die Nerven<br />
zu verlieren. Wir müssen da durch.“<br />
Auf den ersten Blick verquer wirkende<br />
Positionen, die der CDU-Gewerk-<br />
Gewinnerregion<br />
Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />
Schwarzwald-Baar-Heuberg<br />
ist eine Gesellschaft, deren Trägerschaft<br />
unter anderem aus dem<br />
Regionalverband Schwarzwald-<br />
Baar-Heuberg, den Landkreisen<br />
Schwarzwald-Baar, Rottweil und<br />
Tuttlingen, der Handwerkskammer<br />
Konstanz, der IHK Schwarzwald-<br />
Baar-Heuberg besteht. Die Verbesserung<br />
der wirtschaftlichen und<br />
sozialen Struktur der Region und die<br />
Entwicklung wirtschaftsfreundlicher<br />
Rahmenbedingungen sind Ziele der<br />
Gesellschaft.<br />
Bodenseeland<br />
Die Wirtschaftsregion Bodenseeland<br />
umfasst die drei Landkreise<br />
Konstanz, Bodensee und Lindau,<br />
das österreichische Land Vorarlberg,<br />
das Fürstentum Liechtenstein sowie<br />
die fünf Schweizer Kantone St.<br />
Gallen, Apppenzell-Außerrhoden,<br />
Appenzell-Innerrhoden, Thurgau<br />
und Schaffhausen.<br />
Die Wirtschaftsregion Bodenseeland<br />
auf der Expo Real. Bild: Merklinger<br />
fahrene Geschäftsführer. Für Link ist<br />
die dritte Teilnahme an der Expo Real<br />
ein weiterer Schritt die Region<br />
Schwarzwald-Baar-Heuberg bekannt<br />
zu machen. Etwa 30 000 Euro muss die<br />
Gewinnerregion an Baden-Württemberg<br />
International zahlen, um ein paar<br />
Quadratmeter auf deren Stand belegen<br />
zu dürfen. „Mit diesem Auftritt<br />
stärken wir die Region und bringen<br />
uns bei den Investoren ins Gespräch“,<br />
erklärte Handwerkskammerpräsident<br />
Bernhard Hoch. Für den Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
der Gewinnerregion<br />
ist klar, dass sich einzelne Kommunen<br />
schwer mit einer Außendarstellung<br />
tun. „Wenn sich alle unter einem Dach<br />
präsentieren, dann stärkt dies auch<br />
die Region“, sagte Hoch. In kleinen<br />
Schritten will er nun die Vermarktung<br />
der Gewinnerregion voranbringen lassen,<br />
damit Schwarzwald, Baar und<br />
schafterin Regina Görner (IG Metall)<br />
in die Hände spielten. „Behindert uns<br />
nicht“, habe die Finanzwelt jahrelang<br />
getönt, erklärte die Frankfurterin. Nun<br />
flehe sie die Politik geradezu an: „Holt<br />
uns hier raus.“ Unerheblich war es da,<br />
dass Oliver Stettes (Institut der Deutschen<br />
Wirtschaft) sich noch mühte, eine<br />
Lanze für die Hedge-Fonds als Risikominimierer<br />
zu brechen, und sagte,<br />
man müsse „den Menschen ganz ruhig<br />
und sachlich erklären, was da passiert.“<br />
Am Ende bekam Moderator Gottlieb<br />
– zurück beim eigentlichen Thema<br />
– seine nachdrücklich eingeforderte<br />
Selbstkritik von Gewerkschafterin<br />
Görner zu hören. Der Mitgliederschwund<br />
sei wohl auch damit zu be-<br />
Heuberg jedes Jahr ein bisschen besser<br />
präsentiert werden können. „Wir<br />
können es schaffen, den Etat für die<br />
Expo Real aufzustocken“, zeigte sich<br />
Bernhard Hoch zuversichtlich. Ihm<br />
schwebe ein Etat von 100 000 Euro vor.<br />
Bereits im Vorfeld der Messe hatte<br />
Wirtschaftsförderer Heinz-Rudi Link<br />
über 2000 Interessenten auf den Baden-Württemberg-Stand<br />
aufmerksam<br />
gemacht. Mit einem umfangreichen<br />
Objektverzeichnis wurde dann auf der<br />
Expo Real auf die Sahnestückchen der<br />
Region aufmerksam gemacht.<br />
Die Zeichen der Zeit hat auch Villingen-Schwenningen<br />
erkannt. Erstmals<br />
war das Oberzentrum in München<br />
vertreten. „Es ist wichtig, Präsenz zu<br />
zeigen und damit auch die Region zu<br />
stärken“, sagte Oberbürgermeister<br />
Kubon. Gerade im Hinblick auf die<br />
Landesgartenschau 2010 wäre dieser<br />
Messeauftritt das richtige Zeichen.<br />
Nicht beim Stand von Baden-Württemberg<br />
international vertreten war<br />
die Bodensee Standort Marketing<br />
GmbH. „Es ist für uns ein Standortvorteil,<br />
nicht in der gleichen Halle mit allen<br />
Regionen des Landes vertreten zu<br />
sein“, erklärte Marcel Knabe, Wirtschaftsförderer<br />
der Stadt Konstanz.<br />
Nach dem Rückzug von St. Gallen war<br />
der Bodenseeland-Stand, an dem der<br />
Bodenseekreis, Friedrichshafen, der<br />
Kanton Thurgau, Konstanz, Singen<br />
und Vorarlberg vertreten waren, in<br />
diesem Jahr etwas kleiner ausgefallen.<br />
Trotz alledem erfreute sich der gemeinsame<br />
Auftritt großer Beliebtheit<br />
bei den Besuchern. „Wir hatten viele<br />
Anfragen, etwa zum Nycomed-Gebäude<br />
in Konstanz oder zum Hegau-<br />
Tower“, berichtete Knabe. Laut dem<br />
Wirtschaftsförderer hätte sich die Immobilienkrise<br />
bisher nicht auf den<br />
Südwesten durchgeschlagen.<br />
Ein politischer Höhepunkt bot sich<br />
den kommunalen Vertretern mit dem<br />
Besuch von Ministerpräsident Günther<br />
Oettinger auf dem Baden-Württemberg-Stand.<br />
So erklärte Oettinger,<br />
dass sich der Südwesten sehr gut auf<br />
der Expo Real präsentieren würde,<br />
nämlich solide, fröhlich und offensiv.<br />
Oettinger feuerte bei seiner kurzen<br />
Ansprache einige Lobeshymnen in<br />
Richtung der teilnehmenden Städte<br />
und Gesellschaften. So würdigte er die<br />
guten Projekte im Land, die Standhaftigkeit<br />
der Banken im Südwesten und<br />
die steigenden Wachstumsraten in Baden<br />
und Württemberg. „Um Baden-<br />
Württemberg ist mir nicht Bange“,<br />
sagte das Landesoberhaupt und erntete<br />
dafür anerkennenden Beifall. Einen<br />
abschließenden Seitenhieb an die<br />
derzeit politisch und wirtschaftlich<br />
gebeutelten Bayern konnte sich ein<br />
gut gelaunter Oettinger abschließend<br />
nicht verkneifen: „Seid lieb zu den<br />
Bayern, die haben es notwendig!“<br />
Schattenboxen in Salem<br />
◆ Salemer Gespräche: Aktuelle Finanzkrise überlagert das Thema Gewerkschaften<br />
von Hanspeter Walter<br />
Diskutierten mehr über die <strong>aktuelle</strong> Finanzkrise als über die Zukunft der<br />
Gewerkschaften: (von links) Uwe Scheufele (Betriebsrat bei Boehringer Ingelheim),<br />
Unternehmer Harald Marquardt, Moderator Siegmund Gottlieb,<br />
Regina Görner und Oliver Stettes. Bild: Walter<br />
gründen, „weil wir nicht deutlich genug<br />
gemacht haben, dass unsere Stärke<br />
ganz entscheidend von der Präsenz<br />
in den Betrieben abhängt“. Schon in<br />
seiner Einführung hatte Gunther Veit,<br />
Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren,<br />
den Gewerkschaften empfohlen, sich<br />
doch lieber für die Standards der Arbeitsplätze<br />
in anderen Ländern einzusetzen:<br />
„Erst wenn die Gewerkschaften<br />
weltweit ähnliche Arbeitsbedingungen<br />
durchsetzen, lässt sich im unteren<br />
Lohnsegment eine Verbesserung<br />
schaffen.“ Sie sollten daher eher<br />
die internationale Zusammenarbeit<br />
intensivieren als hierzulande durch<br />
„überzogene Lohnforderungen“ die<br />
Arbeitslosigkeit noch künstlich voranzutreiben.