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Seite 26 Aktuell 22.12.2010 - KW 51 NBZ Niemand ist zu dumm zum Lesen Mindestens vier Millionen erwachsene Bundesbürger gelten als Analphabeten / Volkshochschulen bieten Hilfe REGION. Man muss ein Formular ausfüllen, man möchte ein neues Kochrezept ausprobieren, man will sich über die Nebenwirkungen eines Medikamentes informieren, man soll die Bedienungshinweise eines Gerätes verstehen – alles Dinge aus dem alltäglichen Leben, die die meisten von uns ohne zu zögern und darüber nachzudenken machen – doch was ist, wenn man nicht (oder nicht ausreichend) lesen und schreiben kann? Rund vier Millionen erwachsene Bundesbürger verfügen über so geringe Lese- und Schreibkenntnisse, dass sie als „funktionale Analphabeten“ gelten und die „normalen Anforderungen“ des Arbeits-, aber auch des Freizeitlebens nur sehr schwer bewältigen können. „Füll du das mal aus, ich weiß nicht, was ich da schreiben soll“, hört man bei Kollegen in einer Fabrik, wenn etwas ausgefüllt werden muss. „Können Sie mir bitte helfen, ich habe meine Brille vergessen“, heißt es am Bankschalter. „Ich habe mir die Hand verstaucht, können Sie mir bitte helfen“, ist der nächste Spruch, mit dem man über sein Defizit hinweg täuschen will. Irgendwann aber kommt bei vielen Betroffenen der Punkt, an dem sie sagen: „Es muss sich etwas ändern, es kann so nicht weitergehen.“ Vielleicht möchte man seinen Kindern bei den Hausaufgaben helfen oder man merkt, dass im Berufsleben ohne die notwendigen Kenntnisse die Kündigung droht. Doch viele wissen nicht, wo sie Hilfe herbekommen können, welche Angebote in der Region vorhanden sind. Die Volkshochschulen sind (neben anderen Trägern) hier oft die richtigen Ansprechpartner. So ist es auch in unserer Region. Sowohl die Binger VHS als auch die Bad Kreuznacher bieten Alphabetisierungskurse an. Die Scham als „blöd“ abgestempelt zu werden, oder vielleicht vom Nachbarn erkannt zu werden, ist oftmals eine große Hemmschwelle vor dem ersten Schritt. Aus diesem Grund gibt es auch das „Alfa-Mobil“ (Alfa steht für Alphabetisierung). Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt möchte für das Thema sensibilisieren, Denkanstöße geben und natürlich auch auf die entsprechenden Kurse aufmerksam machen. „Wir dürfen nicht warten, bis die Betroffenen den Weg zu uns in die VHS finden, sondern wir müssen Interessierte wie Betroffene dort ansprechen, wo sie sowieso sind, zum Beispiel beim Einkaufen im Supermarkt“, sagt Erika Roggendorf, Geschäftsführerin der VHS Bad Kreuznach anlässlich eines Termins des Alfa-Mobils am Gensinger Globus Mark. Und René Nohr, Leiter der VHS Bingen, ergänzt: „Zwar finden in Bingen und in Bad Kreuznach sogenannte Grundbildungskurse Elfriede Haller (Vorstandsmitglied im Bundesverband Alphabetiierung und Grundbildung e.V.), Tim-Thilo Fellmer (hat den Weg vom Analphabet zum Buchautor geschafft) und Erika Roggendorf, Geschäftsführerin der VHS Bad Kreuznach. zum Lesen- und Schreibenlernen für Erwachsene an den Volkshochschulen statt, aber gemessen an der Gesamtzahl der Betroffenen ist dies nicht genug. Wir müssen unsere Anstrengungen in diesem Bereich verstärken.“ Der Weg ist lang und steinig, selbst wenn man sich entschlossen hat, den Kampf mit den Buchstaben aufzunehmen – aber er ist machbar. Ein gutes Beispiel hierfür ist Tim-Thilo Fellmer. Der 42jährige gebürtige Frankfurter schreibt inzwischen erfolgreich Kinderbücher nicht nur für den eigenen Verlag und engagiert sich mit Institutionen wie dem Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e. V., dem Deutschen Volkshochschul-Verband e.V., den LegaKids.net und weiteren großen Einrichtungen zusammen für das Thema Analphabetismus. „Ich habe bereits in der ersten Klasse gemerkt, dass ich keinen guten Zugang zur Schriftsprache finde. Ich war mit der Sprache überfordert. Die Schule hat mich richtig krank gemacht. Ich bin dann auch oft zuhause geblieben. Als ich in der zweiten Klasse war, hat man gemerkt, dass ich unter Legasthenie leide, aber geholfen hat mir niemand. Die Lehrer konnten damit nicht umgehen und von meinem Eltern bekam ich zwar sehr viel Liebe, aber in der Sache konnten sie mir nicht richtig helfen. Anerkennung hab ich mir als Klassenclown verschafft“, berichtet Fellmer im Gespräch mit der NBZ. „ N a c h d e m Hauptschulab- schluss habe ich eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker gemacht. Außerdem war mir der Sport sehr wichtig, damit konnte ich meine Umwelt beeindrucken. Niemand ist auf die Idee gekommen, dass ich Analphabet bin. Ich habe auch sehr viel Wert auf schicke Kleidung gelegt, da dachten viele ich sei Bankkaufmann oder ähnliches. Mit Mitte 20 änderte sich mein Wertesystem. Der Druck, nicht zu sein, für den man gehalten wird, die ständige Lügerei – es ging nicht mehr. Ich wollte keine Luftnummer bleiben, die immer nur hochstapelt, aber danach umso tiefer fällt.“ Auch bei Fellmer führte der Weg über die VHS-Kurse. „Ich habe etwa zehn Jahre gebraucht, es gab immer wieder mal Unterbrechungen. Alte Denkweisen wie ,du bist einfach zu doof‘ oder auch finanzielle Aspekte waren dafür verantwortlich. Außerdem, man lernt einfach nicht mehr so schnell wie als Kind.“ Doch er hat es geschafft, kann sich ein Leben ohne Schrift und Buch nicht vorstellen. Nun macht er anderen Mut und erklärt, wie wichtig es ist, lesen und schreiben zu können. „Der Weg ist nicht ganz einfach“, berichtet Marianne Rabb-Ohlenforst, sie unterrichtet an der Binger VHS die Kurse „Grundbildung Deutsch“ (für deutsche Analphabeten) und „Mama lernt Deutsch“ (für ausländische Frauen). „Als Kind lernt man bedeutend schneller und einfacher. Doch wenn man in der Schule nur mitschwimmt, die Lehrer keine Zeit für einen Einzelnen haben und zuhause auch nicht darauf geachtet wird, dann verliert man als Kind auch ganz schnell den Anschluss. Was früher spielerisch hätte gelernt werden können, muss nun mühsam neu erarbeitet werden. Außerdem haben viele Kursteilnehmer auch einfach keine Zeit, noch nebenher zu büffeln.“ Zurzeit besuchen vier Teilnehmer den Grundbildungskurs. Alle haben einen festen Job, wollen aber unbedingt das Versäumte nachholen. „Bei dem einen geht es langsamer, beim anderen schneller“, so Rabb-Ohlenforst. „Es ist beeindruckend, mit welchen Strategien sich die Betroffenen bislang durchgemogelt haben. Auswendig lernen ist beispielsweise für sie überhaupt kein Problem.“ Als Motivation zum Durchhalten gibt es eigene Wettbewerbe für Teilnehmer aus Lese- und Schreibkursen. Die besten Texte (unten ein Beispiel) werden anschließend sogar in einem kleinen Buch veröffentlicht, die erfolgreichen Autoren bekommen eine Urkunde. Durchblick Durchblick Weitblick Rückblick Jede Zeit hat ihre Sichtweise, Zukunft wird zur Gegenwart, Gegenwart wird zur Vergangenheit und zur Erinnerung. Und nach und nach erhalten wir den Durchblick. Weitere Informationen über die Kurse gibt es bei den Volkshochschulen in Bingen (Tel. 06721- 12327 oder- 991103) und Bad Kreuznach (Tel. 0671- 800766). Im Internet unter www.alphabetisierung.de oder über das „ALFA-Telefon“ (0251-533344) gibt es ebenfalls Auskünfte zum Thema und unter www. ttf-verlag.de beschreibt Tim- Thilo Fellmer seinen Weg. gg/Fotos. G. Gsell
Seite 28 Termine 22.12.2010 - KW 51 NBZ Termine Bingen+Region Oberwesel Englisch für Vinothek und Verkauf O B E R W E S E L . D a s Bildungswerk bietet einen Englisch-Kurs für leicht fortgeschrittene Anfänger zum Thema „Vinothek und Verkauf“. Termin (jeweils dienstags und donnerstag im Januar: 11., 13.1, 18.1. und 20., jeweils 18 bis 20.30 Uhr. Gebühr: 84 Euro inklusive Lehrmaterial und Skript. Kursleiterin ist Nicole Tomberg, Trechtingshausen, Leiterin der Sprachschule Rhine Valley Institute und Lehrbeauftragte der Fachhochschule Geisenheim. Teilnehmer: mindestens neun, maximal 14. Anmeldeschluss: 31. Dezember. Weitere Infos unter Tel. 06744-8327, -1088 oder -1085. red Weiler Blutspende WEILER. Am Mittwoch, 29. Dezember, 17 bis 20.30 Uhr, kann in der Rhein- Nahe-Halle Blut gespendet werden. Als Dankeschön wartet ein liebevoll gestaltetes Buffet auf alle Teilnehmer. red „Pro Förderschule“ Gründungsversammlung BÜDESHEIM. Die Eltern beeinträchtigter Kinder und alle Interessierten sind eingeladen zum Gründungstreffen der Interessengemeinschaft Pro Förderschule am Montag, 24. Januar, 20 Uhr, im katholischen Pfarrzentrum, Pfarrer-Michel-Straße 15. Zur besseren Planung wird um Anmeldung gebeten bis Montag, 10. Januar, bei Claudia Pilger, Tel. 06131-369886 oder per Mail:profoerderschule@ t-online.de. red Gau-Algesheim Vitalithek GAU-ALGESHEIM. Die nächste Vitalithek der Christusgemeinde findet am Samstag, 5. Februar, 10 bis 12.30 statt, Weitere Termine unter www.Christusgemeinde-fegw.de unter „Kalender“. red BINGEN. Familie Hase aus dem Theaterstück „Hase Hase“ von Coline Sereau weiß, was man am Nötigsten braucht: Ganz oft ist das Geld. Auf Grund von vier komplett ausverkauften Aufführungen entschied sich daher die Theater-AG des Stefan-George- Gymnasiums und ihre beiden Leiterinnen Sibylle Brandl und Dichtelbach DICHTELBACH. Mit Freude und Spaß wird am M o n t a g , 2 7 . Dezember, zum dritten Mal der Bündelchestag gefeiert. In diesem Jahr sorgt die Live- B a n d „ H u n s - rücker Nachtschwärmer“ für Stimmung in der Römerhalle. Von Party- Rock und Pop, Schlager, 80er bis zu den aktuellen Charts wird alles geboten, eine ausgelas- Waldalgesheim SGG spendet an DKMS Mia Hartmann, eine fünfte Aufführung zu spielen und die Einnahmen und Spenden an die Deutsche Knochenmarkspendendatei (DKMS) weiterzuleiten. D i e D K M S l o k a l i s i e r t mögliche Stammzellenspender für Leukämiekranke. In Anwesenheit von Schulleiterin Renate Seipel überreichte die Bündelchestag am 27. Dezember Gewinne abholen W A L D A L G E S H E I M . F o l g e n d e L o s n u m m e r n vom Weihnachtsbasar der „Freunde der AH“ sind noch abzuholen: Gelb: 16, 50, 51, 60, 68, 210,,211, 261, 262, 263, 264, 268, 276, 294, 410, 427, 429, 445, 450, 482, 490, 496, 528, 610, 627, 717, 734, 817, 861, 891, 902, 911, 937, 958, 993 und 995. Pink: 38, 49, 60, 65, 66, 105, 106, 113, 114, 116, 121, 122, 131, 141, 144, 301, 318, 332, 367, 371, 374, 702, 719, 736, 737, 775, 776, 777, 800, 822, 823, 833 und 887. Blau: 102, 113, 118, 120, 121, 156, 160, 176, 177, 193, 215, 216, 238, 239, 242, 251, sene Bühnen- und Lichtshow gehört ebenfalls zum Programm. D i e R ö m e r - halle ist ab 16 Uhr geöffnet, Beginn ist ab 18 Uhr, bei 5 Euro Eintritt. Im Vorverkauf kosten die Karten 4 Euro. Karten sind unter Tel. 06764- 551, erhältlich. Für das leibliche Wohl sorgt der TuS 1904. red/Foto: privat 284, 307, 314, 320, 710, 718, 719, 744, 765, 766, 789, 798, 929, 937, 939, 941 und 946. Grün: 27, 28, 29, 56, 57, 93, 111, 112, 129, 132, 134, 136, 139, 140, 141, 153, 154, 158, 219, 248, 262, 267, 281, 298, 519, 561, 563, 577, 583, 594, 757, 758 und 982. Orange: 305, 392, 400, 461, 484, 521, 547, 548, 568, 570, 574, 590, 593, 599, 601, 610, 616, 618, 623, 636, 683, 684, 706, 839, 840, 842, 854, 855, 863, 875, 877, 915, 929, 994, 996 und 997. Abholung bei Metzgerei Munzlinger, Provinzialstraße 18, an folgenden Terminen: 27. und 28. Dezember, jeweils von 14.30 bis 18 Uhr. red Truppe an den Oberstufenleiter des SGG und Vertreter der DKMS, Rudolph Müller, stolze 830 Euro. Damit setzt die AG Schlusssatz des Stücks ins wahre Leben um: „Erst wenn alle Menschen erkannt haben, dass Reichtum und Macht nicht alles ist, dann erst wird sich etwas verändern.“ red/Foto: I. Fürstenau Sprendlingen Bündelcheswanderung S P R E N D L I N G E N . A m Montag, 27. Dezember (nach einem alten Brauch der „Bündelchestag“ am Tag nach Weihnachten) lädt die Bürgerliste auch in diesem Jahr wieder zur „Bündelcheswanderung“ ein. Treffpunkt ist um 14 Uhr auf dem Marktplatz vor dem neuen B-Treff. Die kleine leichte Familienwanderung führt auf befestigten Wegen durch die Sprendlinger Gemarkung. Ein gemütlicher Wanderabschluss findet gegen 16 Uhr im B-Treff (ehemalige Ratsstube) statt. Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Eine Anmeldung zur Wanderung ist nicht erforderlich. red Trechtingshausen Keine Dienststunden TRECHTINGSHAUSEN. Die Ortsgemeinde gibt bekannt, dass am Donnerstag, 23. Dezember, sowie „zwischen den Jahren“ keine Dienststunden stattfinden. In dringenden Fällen ist die Ortsgemeinde auch in diesem Zeitraum telefonisch erreichbar. Im neuen Jahr finden die ersten Sprechstunden wieder wie gewohnt am Dienstag, 4. Januar, und zwar in der Zeit von 17.30 bis 19.30 Uhr statt. red Termine Weihnachten Büdesheim Mette zur stillen Nacht BÜDESHEIM. Die traditionelle „Mette zur stillen Nacht“ findet wieder am Freitag, 24. Dezember, 23 Uhr, in der katholischen Pfarrkirche statt. In diesem Jahr steht der Weihnachtsgottesdienst unter dem Thema: „Den Stern lob ich, der aus der Reihe tanzt.“ Zelebriert wird der Gottesdienst von P. Prior Aurelian Feser vom Kloster Jakobsberg unter Mitwirkung des Vorbereitungskreises, musikalisch begleitet von der Büdesheimer Band „Generations“. red Bingen Weihnachtsangebot BINGEN. Auch an diesem Weihnachten bietet die Kontakt- und Informationsstelle für psychisch kranke Menschen ein Angebot an. „Wir warten auf Heilig Abend“ – unter diesem Motto findet am Freitag, 24. Dezember, 17 Uhr, ein gemütliches Treffen mit einem kleinen Imbiss statt. Am ersten Weihnachtsfeiertag gibt es ab 14 Uhr einen weihnachtlichen Kaffeeklatsch. Beide Termine finden in den Räumen der Tagesstätte/ Kontaktstelle, Fruchtmarkt 6, statt. Anmeldung bitte unter Tel. 06721-404681. red Bingerbrück/Weiler Gottesdienste BINGERBRÜCK/WEILER. In den beiden Gemeinden werden an den Feiertagen folgende evangelische Gottesdienste gefeiert: Heiligabend, 24. Dezember, 17.30 Uhr: Christvesper mit Kirchenchor (Pfarrer Wolfgang Lermen) in Bingerbrück; 23 Uhr: Christmette (Pfarrer Paul Gerhardt Göbel) in Bingerbrück. Erster Weihnachtsfeiertag, Samstag, 25. Dezember, 11 Uhr: Gottesdienst mit Abendmahl in der katholischen Pfarrkirche in Weiler (Pfarrer Wolfgang Lermen). Zweiter Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember, 11 Uhr: Gottesdienst mit Abendmahl in Bingerbrück (Pfarrer Wolfgang Lermen). red
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