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Weiße Schönheiten 96 Westphal Architekten, Bremen Die Schweiz ...

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Altengerecht? Ready? nachhaltig?<br />

Einfach nur gut!<br />

Fink+Jocher, München<br />

Entsprechend der exquisiten lage direkt an der Weser ist diese Wohnanlage<br />

im magellan-Quartier privat finanziert worden – für große mietwohnungen<br />

in moderater Dichte, mit drei bis fünf geschossen, kleinen<br />

Wohnhöfen, kleinen nachbarschaften, mit Stellplatz in der Tiefgarage.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Architekten</strong> Fink und Jocher sind erfahrene Wohnungsbauer und durch<br />

ihre Universitäten von Stuttgart und München in Lehre und Forschung sehr stark<br />

geprägt. Entsprechend grundsätzlich ist ihr Ansatz – auch hier. <strong>Die</strong>ses Projekt<br />

ist, wie im Bremer Neubau inzwischen grundsätzlich gefordert wird, weitgehend<br />

barrierefrei. Im Wettbewerb und in den frühen Planungsphasen war die Vokabel<br />

„altengerecht“ in den Planerköpfen, doch viele Menschen, die es betrifft, fühlen<br />

sich davon gar nicht angesprochen – soll heißen, noch nicht! Thomas Jocher:<br />

„Alle jungen Alten fühlen sich heute 20 Jahre jünger, die 60-Jährigen<br />

fühlen sich wie 40. Und alle wollen im alten Umfeld bleiben. Egal, wo<br />

auch immer, zu Hause ist es am schönsten! Aber Achtung: Ab 70 zieht<br />

kaum noch jemand um, wenn er nicht muss!“<br />

Thomas Jocher hat deswegen das Problem umbenannt und spricht nun<br />

von „ready!“. Vor fünf bis zehn Jahren hat man sich Fernsehgeräte kaufen können<br />

mit dem Status HD ready; heute ist man froh, wenn man schon einen entsprechenden<br />

Fernseher hat, den man weiter benutzen kann und nicht wegwerfen<br />

muss, auch wenn er damals teurer war. <strong>Die</strong>ses Prinzip wendet Thomas Jocher<br />

auch für Wohnen mit einer altengerechten Perspektive an:<br />

„Ready sind wir alle und beim Bauen zielt das manchmal darauf ab,<br />

Kleinigkeiten vorzubereiten, wie die möglichkeit, zunächst eine Badewanne<br />

einzubauen, den Ablauf gleichzeitig auf eine spätere Duschwanne<br />

auszurichten. Das muss vorbereitet werden. Kostet zwar geld<br />

im Vorgriff, ist aber trotzdem sinnvoll!“<br />

Altengerecht ist nicht „barrierefrei“ allein, mit Aufzügen oder breiteren Türen<br />

für den Rollstuhl. Altengerecht sollte als eine allgemeine Philosophie begriffen<br />

werden, mit Fragen wie: Soll die Küche mit dem Essplatz verbunden sein? Soll es<br />

Sichtbeziehungen zwischen Schlaf- und Wohnbereich geben? Muss der Sonnenschutz<br />

elektrisch zu bedienen sein?<br />

Viele Fragen, noch zu wenige Antworten. Klar ist aber heute schon, dass<br />

dies eines der großen Themen des Wohnungsbaus in Zeiten der demografischen<br />

Veränderung sein wird. <strong>Die</strong> Bremer Bauordnung unterstützt solche Projekte, weil<br />

alle neuen Wohnungen barrierefrei zu erschließen sein müssen, damit gute Voraussetzungen<br />

für ein gerechtes Wohnen für das letzte Drittel im Leben geschaffen<br />

76 77 AM WASSER, iN DER STADT<br />

werden können. <strong>Die</strong> Bremer Bauordnung hilft auch dort, wo es die Flexibilität von<br />

Räumen betrifft, denn nicht alle Innenwände müssen massiv ausgebildet werden.<br />

Thomas Jocher:<br />

„Veränderungen in der eigenen Wohnung müssen schnell gehen: Es<br />

kann ja – auch im jungen Alter – schnell ein Bein gebrochen sein, und<br />

dann wird eine Schwelle von fünf zentimetern schon zum problem<br />

und zum unüberwindlichen Hindernis. Das ziel muss sein, eine Wand<br />

in 24 Stunden herausnehmen oder den Raum verändern zu können!“<br />

In Ansätzen soll das in diesem Projekt von Fink+Jocher im Magellan-Quartier<br />

ablesbar werden. Doch Thomas Jocher glaubt, wenn man ein ganzes Haus<br />

„altengerecht“ anlegt, stigmatisiert man es damit nach heutigen Vorstellungen.<br />

Der Nachbar soll nicht mitbekommen, dass ich mich schon auf diese Lebensphase<br />

vorbereite oder mich gar bereits darin befinde, deswegen entscheidet sich<br />

Joachim Jocher für „ready!“.<br />

Neben den eindrücklichen demografischen Veränderungen ist Energie(-spar<br />

en) die große Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Thomas Jocher steht mit<br />

seiner Arbeit eher neben dem heutigen Mainstream, dem optimale Wärmedämmung,<br />

Passiv- oder Nullenergiehaus die wichtigsten Ziele sind. Und er bezweifelt,<br />

dass dies im Neubau oder Bestand die einzigen Möglichkeiten sind:<br />

„Wir müssen das Thema Energiesparen über die ausschließliche<br />

Dämmqualität der fassade hinaus ausdehnen. Es gibt von vornherein<br />

flächen, die weniger stark beheizt werden müssen, aber wir denken<br />

immer nur über die gesamte Hülle der Wohnung nach und setzen<br />

eine riesige maschine dafür ein. Künftig werden wir uns den luxus,<br />

sehr großen Wohnraum für 365 Tage entsprechend warm und kühl<br />

vorzuhalten, nicht mehr leisten können. Ich habe zwei Botschaften.<br />

Erstens: Wir haben noch genügend Öl und gas für die nächsten 100<br />

Jahre. zweitens: Wir haben noch genügend Öl und gas in gut zugänglichen<br />

Quellen für die nächsten drei Jahre.“ 1

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