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Weiße Schönheiten 96 Westphal Architekten, Bremen Die Schweiz ...

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Bremer Haus reloaded<br />

FSB, <strong>Bremen</strong><br />

Auf die frage „Wie möchten Sie wohnen?“ werden viele Bremer antworten:<br />

innerstädtisch und am Stadtleben teilhaben. Alles beisammen<br />

haben. <strong>Die</strong> Antwort darauf: das Bremer Haus. Es wurde zum mythos, der<br />

sich bis heute gehalten hat, trotz bestimmter probleme, weil es als Reihenhaus<br />

natürlich nur von zwei Seiten zu belichten ist. Ein Beispiel, wie<br />

fortschrittlich das Bremer Haus im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts<br />

sein kann, steht in der Braunschweiger Straße.<br />

Mit einer neuen Generation von Bremer Häusern hat man sich bisher zurückgehalten,<br />

es gab ein Baulückenprogramm und in den 1980er Jahren einen<br />

Versuch, das Bremer Haus wiederaufleben zu lassen. Der Versuch verlief aber<br />

im Sande. Für die Überseestadt planen Bolles+Wilson aus Münster jetzt einen<br />

ähnlichen Bautypus, auch für die Konversion des Neuen Hulsberg-Viertels, eines<br />

früheren städtischen Klinikgeländes, könnte dieser Typus in Frage kommen. Desto<br />

mehr hat der Vorschlag von FSB <strong>Architekten</strong> prototypischen Charakter. Das<br />

Projekt löst einige Grundprobleme eines Wohnhaustypus, der sich auch für andere<br />

Nutzungen besonders gut eignet, das teilt sich schon in der repräsentativen<br />

Eingangshalle im modernen Betonoutfit mit. Bei einer Hausbreite von nur 5,21<br />

Metern! Architekt Michael Frenz:<br />

„Das zentrale Thema beim Bremer Haus heißt Verdichtung. man lebt<br />

in sehr konzentrierter form mit der nachbarschaft zusammen. Das<br />

ist eine große Chance. Das Bremer Haus ist deswegen ein so wertvoller<br />

Typus, weil es städtebaulich eine ganz klare Sortierung besitzt.<br />

Halböffentlicher zugang – Haus – privater garten! Es gibt auch im<br />

Haus durch die horizontale gliederung eine klare Hierarchie vom Öffentlichen<br />

zum privaten. Ein in dieser form organisiertes Haus lässt<br />

städtisch verdichtete Wohnformen zu. Da inzwischen die klassischen<br />

Bremerhausquartiere sozial sehr gemischt sind, wird eine große<br />

Bandbreite des Bremer lebens dokumentiert.“<br />

Weil inzwischen die Landesbauordnung in <strong>Bremen</strong> im Punkt der Abstandsflächen<br />

liberalisiert worden ist, um eine verdichtete städtische Bebauung und<br />

damit die Innenentwicklung zu fördern, hat auch dieser Neubau in der Braunschweiger<br />

Straße davon profitiert. Denn seit der letzten Gesetzesnovelle sind<br />

diese Abstandsflächen von 0,6 auf 0,4 H, mindestens jedoch drei Meter reduziert<br />

worden. <strong>Die</strong>s bedeutet, dass seit der Novelle der Grenzabstand zu Nachbargrundstücken<br />

bei einem beispielsweise zehn Meter hohen Gebäude nicht mehr<br />

mindestens sechs Meter, sondern zukünftig nur noch vier Meter betragen muss.<br />

Eine solche Verringerung des Sozialabstandes (denn so sollte man die Grenzabstandsregelung<br />

bezeichnen) hat das Bauvorhaben in der Braunschweiger Straße<br />

138 139 STADTWERDER ii<br />

sehr begünstigt, denn die klassischen Bremerhausquartiere, wenn nicht gerade<br />

in den gutbürgerlichen Bereichen gelegen, sind in der Regel vom Grundstückszuschnitt<br />

sehr eng geschnitten und somit stark verdichtet. In diesem Fall entsteht<br />

aber durch die Lückenschließung keinerlei städtebauliche Verschlechterung, sondern<br />

im Gegenteil eine Aufwertung. Architekt Christian Bollmann:<br />

„<strong>Die</strong> Eingangsfassade als das gesicht zur Straße reflektiert das<br />

Wechselspiel zwischen offenheit und privatheit anhand der gewählten<br />

materialien: Beton und ziegel als archaische materialien korrespondieren<br />

mit den warm anmutenden Holzfenstern. Es geht doch<br />

immer um den ‚Respekt‘ vor dem öffentlichen Raum, der nachbarschaft.<br />

Das ist für uns ein wichtiges architektonisches Thema: Wenn<br />

man sich in einem solchen Quartier bewegt, muss man die bauliche<br />

Umgebung würdigen!“<br />

Andere alte Themen sind neu interpretiert worden. <strong>Die</strong> unteren Geschosse<br />

haben eine lichte Raumhöhe von knapp drei Metern, das Penthouse ist niedriger,<br />

aber voll verglast, wichtiger aber ist die Brüstungshöhe von 1,20 Meter für die<br />

darunter gelegenen privaten Räume, sodass diese nicht von der Straße eingesehen<br />

werden können. Im Zusammenspiel dieser unterschiedlichen Auffassung von<br />

Eingangsgeschoss, den zwei Wohngeschossen und dem Penthouse entwickelt<br />

sich eine spannende Fassade aus ganz wenigen Stilmitteln – so einfach kann<br />

Architektur sein!

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