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Weiße Schönheiten 96 Westphal Architekten, Bremen Die Schweiz ...

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Im zweiten Jahrzehnt des<br />

21. Jahrhunderts ändern<br />

sich die Wohnwünsche<br />

von großstadtbürgern<br />

wesentlich. Auch wenn<br />

man nicht von einer<br />

neuen Wohnungsnot<br />

sprechen sollte – öffentlicheWohnungsbaugesellschaften<br />

wie die<br />

Bremer gEWoBA werden<br />

herausgefordert: von<br />

welchen gruppen dabei<br />

ganz besonders?<br />

Es gibt tatsächlich<br />

deutsche Städte, in<br />

denen vergleichbare<br />

Wohnungs unternehmen<br />

vorwiegend für den gut<br />

verdienenden mittelstand<br />

bauen und sozusagen<br />

als marketinginstrument<br />

der Wirtschaftsförderung<br />

agieren. Ist das sinnvoll?<br />

gibt es zwischen öffentlichen<br />

Bauträgern und<br />

privaten Investoren eine<br />

Aufteilung des marktes?<br />

Ein ungewöhnlicher Wettbewerb<br />

und seine folgen<br />

Dirk Meyhöfer im Gespräch mit Peter Stubbe und Martin Paßlack<br />

über Architekturwettbewerbe, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft<br />

der GEWOBA<br />

Bremer Wohnraumversorgung heute –<br />

der Status quo<br />

peter Stubbe: Unsere wohnungsbaupolitischen Aufgaben sind auf breite Bevölkerungsschichten<br />

zugeschnitten. Dazu gehören die alleinstehende Rentnerin<br />

ebenso wie die zugewanderte Großfamilie, die Studenten-WG oder der Mittelständler.<br />

<strong>Die</strong> Notwendigkeiten, Wünsche und finanziellen Spielräume unterscheiden<br />

sich in unseren Zielgruppen zum Teil immens. Attraktive Wohnangebote für all<br />

diese Schichten gleichermaßen zu machen, ist eine große Herausforderung, die<br />

uns heute und in Zukunft beschäftigt – insbesondere, da sich die Bausubstanz<br />

ja nicht wesentlich verändern lässt. Waren früher Dreizimmerwohnungen gefragt,<br />

steigt heute die Nachfrage nach deutlich kleineren und deutlich größeren Wohnungen.<br />

Zum Zweiten sollte es so sein, dass die (Mehrheits-)Eigentümerin der GEWO-<br />

BA, also die Hansestadt <strong>Bremen</strong>, nicht nur bei der Ausrichtung des Wohnangebotes<br />

mitwirkt, sondern ihre öffentliche Wohnungsbaugesellschaft auch zum<br />

Partner ihrer spezifischen Stadtentwicklungspolitik machen sollte: Also nicht nur<br />

die Grundversorgung zu sichern, sondern über ein attraktives Wohnungsangebot<br />

neue Bewohner für die Stadt zu interessieren. Das heißt also, die hiesige Wirtschaft<br />

dabei zu unterstützen, qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen, an die Stadt<br />

zu binden und den Wirtschaftsstandort nachhaltig zu sichern. Das funktioniert<br />

aber nur, wenn die Attraktivität der Stadtteile stimmt. Hier hat die GEWOBA in den<br />

letzten zehn Jahren für <strong>Bremen</strong> sehr viel bewegt.<br />

peter Stubbe: Es kommt auf den Rahmen an, doch gibt es ja nicht nur ein einziges<br />

Ziel des kommunalen Wohnungsbaus, sondern mehrere. Welche Schwerpunkte<br />

setzt der Eigentümer? Geht es um sozialen Ausgleich? Will er klimafreundliches<br />

Wohnen vorantreiben? Und so weiter. Wir hier in <strong>Bremen</strong> jedenfalls fordern<br />

die Bürger auf, an dieser Zielfindung mitzuwirken.<br />

peter Stubbe: Von den gebauten Wohnungen der letzten Jahre sind etwa<br />

zwei Drittel Eigenheime, der Rest teilt sich auf in einen größeren Teil von Eigentumswohnungen<br />

und viel zu wenig Mietwohnungsbau. Es ist leider wirtschaftlich<br />

so, dass man heute kaum noch nicht geförderten Mietwohnungsbau errichten<br />

Das bedeutet aber<br />

auch, dass Sie weitere<br />

zielgruppen für innovative<br />

Angebote im kommunalen<br />

Wohnungs bau ausfindig<br />

machen sollten?<br />

zu den aktuellen nachfragegruppen<br />

gehören<br />

gerade diese neuen<br />

milieus: freiberufler,<br />

Selbstständige, größere<br />

gruppierungen<br />

und familien in einer<br />

mehrgeneratio nenaufstellung<br />

– also nicht<br />

mehr nur die klassischen<br />

Kleinfamilien?<br />

In der Tat sind solche<br />

nachkriegsviertel, wenn<br />

sie gepflegt wurden, heute<br />

sehr beliebt. Wie kann<br />

man dort weiterbauen?<br />

<strong>Bremen</strong> und die<br />

Republik sind angetan<br />

vom Ergebnis zu einem<br />

Wett bewerb mit dem<br />

Titel „Ungewöhnlich<br />

Wohnen!“, der genau auf<br />

dieses Thema eingeht …<br />

30 31 iNTERViEW<br />

kann. Insofern gibt es keinen Konflikt, das bedeutet aber auch nicht, dass die<br />

GEWOBA gar keine frei finanzierten Wohnungen baut.<br />

peter Stubbe: Zunächst einmal pflegen wir die alten Zielgruppen, unsere treuen<br />

Mieter. <strong>Die</strong>se fragen wir, wie sie in Zukunft wohnen und leben möchten. Gerade<br />

bei dem Thema Nachverdichtung müssen wir das tun, weil es keine Wohnumfeldverschlechterungen<br />

für die Altmieter geben soll. Wir wollen bauen, was<br />

breite Schichten der Bevölkerung nachfragen. Unsere klassische Erfahrung auch<br />

im Bestand ist: Je spezifischer eine Wohnung ist, desto länger dauert die Angebotsphase,<br />

allerdings dann auch die Vermietung. Wenn wir heute beispielsweise<br />

über hybride Angebote für kombiniertes Wohnen und Arbeiten eines Start-ups<br />

nachdenken, dann müssen wir schon im Kopf haben, wie sich dessen wirtschaftliche<br />

und familiäre Verhältnisse entwickeln und stabilisieren lassen. Bleibt er dort,<br />

wachsen neue Ansprüche heran: Will er zwischen den Windeln seiner Kinder freiberuflich<br />

arbeiten oder gewerblich produzieren?<br />

Gemeinschaftliches oder Mehrgenerationenwohnen ist ein weiteres Thema, das in<br />

<strong>Bremen</strong> en vogue ist. <strong>Die</strong> Erwartungen an das Wohnen, die sich unter diesen Begriffen<br />

versammeln, sind in architektonischer und sozialer Hinsicht zum Teil aber<br />

sehr disparat. Um hier Typologien und Angebote zu entwickeln, setzen wir auf<br />

Dialog.<br />

peter Stubbe: In der Tat haben sich neben der klassischen Kleinfamilie viele<br />

Lebensmodelle ausdifferenziert – die „Dinks“, „living-apart-together“, die Patchworkfamilie,<br />

viele Singlehaushalte etc. Natürlich zählen auch junge Existenzgründer<br />

dazu. Unsere Aufgabe und Fragestellung ist: Mit welchen Produkten – was<br />

wir vielleicht weiter fassen müssen als nur die eigenen vier Wände zum Wohnen<br />

– werden wir diesen Zielgruppen gerecht? Und wenn wir entsprechende Neubauten<br />

konzipieren, wie erreichen wir das zu einer Miete, die diesen Gruppen gerecht<br />

wird? Am ehesten möglich ist das vielleicht in unserem Bestand, wo wir auf eigenen<br />

Grundstücken in durchaus liebenswürdigen Quartieren weiterbauen können.<br />

peter Stubbe: Meine Vorstellung: An bestehende Wohnungen anflanschen!<br />

Ein sehr großer Teil unseres Bestandes sind Dreizimmerwohnungen, wir benötigen<br />

aber mehr größere. Wir sollten die bestehenden Häuser „verlängern“, also<br />

vertikal oder horizontal erweitern – wie auch immer – und dann die bisherigen<br />

Grundrisse vergrößern.<br />

Der Wettbewerb „Ungewöhnlich Wohnen!“<br />

martin paßlack: Wir haben vor einigen Monaten in einem Triumvirat aus Senat,<br />

<strong>Architekten</strong>kammer und GEWOBA diesen Wettbewerb ausgelobt (vgl. Seiten<br />

40 ff.). Damit steht er auf einem breiten hansestädtischen Fundament. Es ging dabei<br />

nicht allein darum, nur günstigen Wohnraum und nachgefragte Grundrisse zu<br />

schaffen, um eben eine neue Klientel für uns zu gewinnen, sondern auch darum,<br />

städtebauliche Nischen zu aktivieren. <strong>Die</strong> Aufgabenstellung an die <strong>Architekten</strong> war<br />

sehr offen, sodass der Wettbewerb einen Workshopcharakter entwickelte und<br />

viele spannende Ideenskizzen geliefert hat, keine baureifen Entwürfe.

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