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Psychotherapeutenjournal 2/2006 (.pdf) - medhochzwei Verlag GmbH

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leisten ist (§ 34 SGB VII). Für Opfer, Zeugen<br />

oder Hinterbliebene kann ebenfalls<br />

gegenüber Unfallversicherungen und Krankenkassen<br />

ein Anspruch auf Behandlung<br />

geltend gemacht werden. Laut Psychotherapeutengesetz<br />

(PsychThG) ist die Behandlung<br />

von psychischen Störungen mit wissenschaftlich<br />

anerkannten Verfahren ausschließlich<br />

ärztlichen und psychologischen<br />

Psychotherapeuten vorbehalten. Leider ist<br />

eine Weitervermittlung betroffener Einsatzkräfte<br />

und Opfer, Zeugen oder Hinterbliebener<br />

bislang nicht geregelt.<br />

Bei der Registrierung von Psychotherapeuten<br />

nach dem Seebeben in Südostasien<br />

wurde deutlich, dass in bestimmten Regionen<br />

eine ortsnahe Versorgung nicht gewährleistet<br />

ist, so dass zukünftig psychotraumatologische<br />

Zusatzqualifikationen gefördert<br />

werden sollten. Psychotherapeuten<br />

mit ausreichender Qualifikation könnten<br />

zukünftig dem deutschen Notfallvorsorge-<br />

Informationssystem (deNIS) oder einer<br />

zukünftigen PSNV-Datenbank (Beerlage et<br />

al., <strong>2006</strong>) gemeldet werden.<br />

Als indizierte Präventionsmaßnahme sollte<br />

eine nachweislich effektive und ökonomische<br />

Frühintervention bei ABS durchgeführt<br />

werden. Die Befunde verschiedener<br />

Arbeitsgruppen sprechen für eine kognitiv-behaviorale<br />

Frühintervention (NICE,<br />

2005; dt. Übersicht: Michael, Munsch &<br />

Lajtman, im Druck). Beispielsweise bewährte<br />

sich bei Opfern von Verkehrsunfällen<br />

und Überfällen eine Intervention mit<br />

5 bis 6 Einzelsitzungen von eineinhalbstündiger<br />

Dauer (Bryant, Harvey, Dang et<br />

al., 1998; Bryant, Moulds, Guthrie & Nixon,<br />

2003b bzw. Bryant, Sackville, Dang et al.,<br />

1999; Bryant, Moulds & Nixon, 2003a).<br />

In der ersten Studie erfüllten 8% der<br />

Behandlungsgruppe nach der Intervention<br />

die Kriterien einer PTBS im Vergleich<br />

zu 83% der Gruppe mit unspezifischer<br />

Behandlung. Nach 6 Monaten lag die<br />

Häufigkeit der PTBS bei 17% vs. 67% und<br />

blieb auch nach 4 Jahren weitgehend stabil.<br />

Die strukturierte Behandlung umfasst<br />

gängige Interventionen, die in der sekundären<br />

Prävention von PTBS bereits als<br />

evidenzbasierte Behandlung gelten.<br />

C. Kröger<br />

Zur Behandlung der PTBS sollten vorrangig<br />

Verfahren verwendet werden, die international<br />

anerkannte Arbeitsgruppen als<br />

evidenzbasiert eingeschätzt haben<br />

(Chambless & Ollendick, 2001) und die<br />

nachweislich effektiv sind (NICE, 2005).<br />

Beispielsweise erbrachte eine Meta-Analyse<br />

zur Wirksamkeit spezifischer Therapieformen<br />

in der PTBS-Behandlung, dass 4<br />

Monate nach Beendigung der Behandlung<br />

die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) mit<br />

der breitesten Datenbasis eine gemittelte<br />

Effektstärke von 1,6, gefolgt von dem „Eye<br />

Movement Desensitization and Reprocessing“<br />

(EMDR) mit einer Effektstärke von 1,3<br />

erreichte (Van Etten & Taylor, 1998). Effektstärken<br />

sagen aus, um wie viele Standardabweichungen<br />

der Mittelwert der Behandlungsgruppe<br />

nach der Therapie vom Mittelwert<br />

der Kontrollgruppe entfernt liegt.<br />

Zum Vergleich: Die Chemotherapie bei<br />

Brustkrebs erreicht eine Effektstärke von<br />

0,08 bis 0,11! Insgesamt kann von einer<br />

Besserungsrate von 85% und einer Abbrecherrate<br />

von ca. 15% bei diesen spezifischen<br />

Therapieformen ausgegangen wer-<br />

<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 2/<strong>2006</strong> 113

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