Psychotherapeutenjournal 2/2006 (.pdf) - medhochzwei Verlag GmbH
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Aktuelles aus der Forschung<br />
dynamic psychotherapy, STPP)<br />
ist durch die Zeitbegrenzung<br />
(durchschnittlich 16 bis 30 Sitzungen)<br />
gekennzeichnet –<br />
wie der Name schon sagt. 1 bis<br />
2 Sitzungen pro Woche werden<br />
im Gegenübersitzen durchgeführt.<br />
Die Therapeuten sind<br />
eher aktiv; die Therapie richtet<br />
sich auf die zu Beginn der Therapie<br />
definierten Ziele; Fokus ist<br />
die Erfahrung des Patienten im<br />
Hier-und-Jetzt.<br />
Leibing, Rabung und Leichsenring<br />
hatten sich als Ziel gesteckt,<br />
die Wirksamkeit der<br />
psychodynamischen Kurztherapie<br />
in einer Metaanalyse zu<br />
untersuchen. Aus 141 von 1970<br />
bis 2004 durchgeführten Studien<br />
wählten sie Untersuchungen<br />
mit randomisiert kontrolliertem<br />
Design, manualisierter<br />
Behandlung, STPP-geschulten<br />
oder -erfahrenen Therapeuten,<br />
spezifischen psychischen Störungsbildern,<br />
klaren Stichprobenbeschreibungen,<br />
reliablen<br />
und validen Diagnose- und Untersuchungsinstrumenten<br />
und<br />
Daten zur Berechnung der Präpost-Effektgrößen.<br />
Studien zur<br />
IPT (interpersonelle Therapie)<br />
wurden nicht ausgeschlossen.<br />
17 Studien erfüllten die strengen<br />
Kriterien, 13 davon wurden<br />
erstmals in eine Metaanalyse<br />
einbezogen. Die Studien behandelten<br />
12 Störungsbilder. Es<br />
kamen unterschiedliche STPP-<br />
Formen zum Einsatz (am häufigsten<br />
jene von Luborsky, von<br />
Horowitz, von Shapiro und Firth<br />
sowie von Davanloo). Die Zahl<br />
der Sitzungen lag zwischen 7<br />
und 40. Nach durchschnittlich<br />
einem Jahr wurden Follow-Up-<br />
Befragungen durchgeführt.<br />
Hinsichtlich der Zielsymptomatiken<br />
und der allgemeinen psychischen<br />
Symptomatik erreichte<br />
die STPP große, signifikante<br />
Effekte. Auch bezüglich des sozialen<br />
Funktionsniveaus zeigte<br />
148<br />
sich ein signifikanter Effekt. Die<br />
Effekte waren zum Follow-Up<br />
stabil, nahmen sogar etwas zu.<br />
Gegenüber einer Nicht-Behandlung<br />
(u.a. Wartegruppe) und<br />
einer herkömmlichen Behandlung<br />
zeigte die STPP kleine Effekte.<br />
Von anderen Formen von<br />
Psychotherapie (u.a. Kognitive<br />
Verhaltenstherapie) unterschied<br />
sich die STPP in ihrer Wirksamkeit<br />
nicht signifikant.<br />
Kommentar: Leibing und Kollegen<br />
können zeigen, dass die<br />
psychodynamische Kurztherapie<br />
wirksamer als keine Behandlung<br />
und „Treatment as<br />
usual“ ist und genauso wirksam<br />
wie kognitive Verhaltenstherapie<br />
und andere Formen<br />
der Psychotherapie. Für die Anwender<br />
ist dieses Ergebnis eine<br />
weitere Bestätigung ihrer zum<br />
Teil langjährigen praktischen<br />
Erfahrung. Dem Therapeuten<br />
oft verborgen bleibt die längerfristige<br />
Wirkung der Therapie. Es<br />
ist daher interessant, zu lesen,<br />
dass die Behandlungserfolge<br />
Entschlussförderung erleichtert Verhaltensänderung<br />
Margraf, M. & Berking, M.<br />
(2005). Mit einem «Warum» im<br />
Herzen lässt sich fast jedes<br />
«Wie» ertragen: Psychotherapeutische<br />
Entschlussförderung.<br />
Verhaltenstherapie, 15, 254-<br />
261.<br />
Margraf (nicht Jürgen, sondern<br />
Matthias) und Berking gehen in<br />
ihrem Konzept zur Entschlussförderung<br />
davon aus, dass eine<br />
Verhaltensänderung mit einem<br />
Konflikt zwischen den antizipierten<br />
positiven und negativen<br />
Konsequenzen verbunden ist.<br />
Erst wenn ein Patient diesen<br />
Konflikt als Entscheidungssituation<br />
begreift, kann er sich bewusst<br />
für die optimale Handlungsalternative<br />
entscheiden<br />
und so die Motivation zur Überwindung<br />
der negativen Konsequenzen<br />
stärken. Die Autoren<br />
beschreiben in ihrem präskriptiven<br />
Entschlussmodell<br />
(PRÄMO), wie die positiven<br />
und negativen Konsequenzen<br />
der möglichen Verhaltensalternativen<br />
eine kognitive Dissonanz<br />
verursachen. Das Rechtfertigen<br />
einer Entscheidung<br />
dient der Reduktion der Dissonanz<br />
und damit der Konsolidierung<br />
des getroffenen Entschlusses.<br />
Die Rechtfertigung<br />
stellt aber auch eine kognitive<br />
Umstrukturierung dar. Im Anschluss<br />
an die Entscheidung<br />
muss diese im Gedächtnis verankert<br />
und mit konkreten<br />
Handlungsanweisungen erweitert<br />
werden.<br />
Die Entschlussförderungsintervention<br />
(EFI) zur störungsübergreifenden<br />
Motivierung von Patienten<br />
zu Veränderungsschritten<br />
besteht aus vier Teilen, die<br />
in zwei doppelstündigen Gruppensitzungen<br />
behandelt werden:<br />
1) Herstellung von Problembewusstsein<br />
und entscheidungsfördernderMetakognitionen:<br />
Mit kognitiven<br />
Interventionstechniken werden<br />
entschlussblockierende Einschätzungen<br />
herausgearbeitet<br />
und in Frage gestellt. 2) Bewertung<br />
der Handlungsoptionen:<br />
Durch das Vergleichen der Konsequenzen<br />
stellt sich eine Dominanz<br />
für eine Alternative ein.<br />
Nachdem diese Dominanz gerechtfertigt<br />
wurde, beginnt der<br />
Patient einen „Entschlussspruch“<br />
zu formulieren. 3) Zur<br />
Förderung der Gegenwärtigkeit<br />
sollen die Patienten ein Symbol<br />
für den Entschluss finden.<br />
4) Schließlich planen die Patienten<br />
konkret, wann und wie<br />
von STPP stabil sind, tendenziell<br />
sogar nach einem Jahr noch<br />
zunehmen.<br />
Es bleibt noch unklar, für welche<br />
Störungsbilder STPP besser und<br />
für welche es weniger gut geeignet<br />
ist. Auch sind 17 Studien zu<br />
wenig für die Untersuchung detaillierterer<br />
Fragestellungen. Ein<br />
Manko ist, dass Leibing et al. nicht<br />
näher erklären, was unter „andere<br />
Formen der Psychotherapie“<br />
und unter „Treatment as usual“<br />
zu verstehen ist.<br />
sie das gewünschte Verhalten<br />
einsetzen wollen.<br />
In einer ersten empirischen<br />
Evaluation (randomisiertes Kontrollgruppendesign)<br />
in einer<br />
psychosomatischen Klinik wurden<br />
88 konsekutiv aufgenommene<br />
Patienten, die an einem<br />
Training sozialer Kompetenzen<br />
(SKT) teilnahmen, einer Versuchsgruppe<br />
und einer Kontrollgruppe<br />
zugeordnet. Während<br />
des SKT definierten die<br />
Patienten eine konkrete Selbstdurchsetzungshandlung,<br />
die sie<br />
nach der Behandlung durchführen<br />
wollten. Die Patienten<br />
der Versuchsgruppe nahmen<br />
im Anschluss an das SKT an der<br />
vierstündigen Entschlussförderungsintervention<br />
teil. Mit den<br />
Patienten der Kontrollgruppe<br />
wurden nach dem SKT problematische<br />
Gedanken und Einstellungen<br />
bezüglich der geplanten<br />
Handlung bearbeitet.<br />
Der zeitliche Umfang der Interventionen<br />
und der Umfang der<br />
Arbeitsmaterialien unterschieden<br />
sich nicht, auch nicht die<br />
Psychotherapiemotivation der<br />
Teilnehmer der beiden Gruppen.<br />
Der Anteil Depressiver war<br />
in der Versuchsgruppe höher,<br />
der Anteil der Patienten mit ei-<br />
<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 2/<strong>2006</strong>