Psychologische Ästhetik und kogni- tive Ergonomie
Psychologische Ästhetik und kogni- tive Ergonomie
Psychologische Ästhetik und kogni- tive Ergonomie
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dene Arten verarbeitet werden. Man kann sich bei einem Gemälde auf das<br />
beziehen, was dargestellt wird, aber auch auf die Art, wie die Dinge dargestellt<br />
werden (“verfremdet, expressiv, abstrahiert“, den Stil).<br />
4. In der vierten Verarbeitungsstufe, der <strong>kogni</strong><strong>tive</strong>n Bewältigung (Cogni<strong>tive</strong><br />
Mastering) kommt es u. a. zu einer kunstspezifischen Interpretation. Hier<br />
versucht der Betrachter zu verstehen, was ihm das Kunstwerk bedeuten<br />
kann, was mögliche Interpretationen sind. Gerade im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert ist<br />
das Wissen dann oft genauso wichtig, wie das sinnliche Wahrnehmen.<br />
5. Der abschließende Prozess der Bewertung (Evaluation) umfasst nun die<br />
Bewertung des Ganzen. Habe ich etwas verstanden, spricht es mich an?<br />
Wichtig auf dieser Stufe ist auch der Umgang mit Ambiguität, d. h. der<br />
Mehrdeutigkeit des Kunstobjektes. Der ganze Prozess wird von sich ständig<br />
steigernden emotionalen Zuständen begleitet, die ihrerseits bewertet<br />
werden <strong>und</strong> zu einer ästhetischen Emotion führen. Die emotionale Reaktion<br />
kann im günstigsten Fall, durch gelungene Deutungen <strong>und</strong> Lösungen,<br />
als Genuss empf<strong>und</strong>en werden. Sind die Stufen durchlaufen, entsteht neben<br />
einer ästhetischen Emotion (wohl einem guten Gefühl) auch ein ästhetisches<br />
Urteil, nun kann man sagen, ob einem das Kunstwerk gefällt.<br />
Obwohl das Modell der ästhetischen Erfahrung hinsichtlich experimenteller<br />
Untersuchungen zur visuellen Wahrnehmung entwickelt wurde, ist es auch<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich auf alle anderen Formen der ästhetischen Wahrnehmung übertragbar.<br />
Dieses Modell wurde auch von Allesch in seinem Buch Einführung in die psychologische<br />
<strong>Ästhetik</strong> 2 als integra<strong>tive</strong>r Ansatz beschrieben.<br />
Download des deutschen Textes von<br />
Belke, B & Leder, H. (2006). Annahmen eines Modells der ästhetischen<br />
Erfahrung aus <strong>kogni</strong>tionspsychologischer Perspek<strong>tive</strong>, in: Sonderforschungsbereich<br />
626 (Hrsg.): Ästhetische Erfahrung: Gegenstände, Konzepte,<br />
Geschichtlichkeit. Berlin.<br />
unter den Onlineveröffentlichungen der Freien Universität Berlin:<br />
www.sfb626.de/veroeffentlichungen/online/aesth_erfahrung/aufsaetze/belke_l<br />
eder.pdf<br />
2<br />
Allesch, C. G. (2006). Einführung in die psychologische <strong>Ästhetik</strong>. Wien: WUV<br />
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