Mitteilungen 80 - Geschichte in Schleswig-Holstein
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loge Überprüfung aller von ihm geltend gemachten epistemologischen Kriterien<br />
und Prämissen ergibt e<strong>in</strong>e bemerkenswerte grundlegende Übere<strong>in</strong>stimmung<br />
und befreit die Geschichtswissenschaft vom Verdacht oder der<br />
Unterstellung der – letztlich vor-, außer-, nicht- oder unwissenschaftlichen<br />
– Beliebigkeit ihrer E<strong>in</strong>sichten, Erkenntnisse und Ergebnisse. Standortgebundenheit<br />
und Perspektivität bewirken die – seit Barthold Georg Niebuhr<br />
bewußte und mittlerweile selbstverständliche – Historizität des Gegenstandes<br />
wie der Erkenntnis der Geschichtswissenschaft. Diese doppelte Historizität<br />
schließt <strong>in</strong>des Willkürlichkeit, Parteilichkeit und Beliebigkeit der<br />
Darstellung wie der Urteilsbildung aus. Selbstreflexion, Traditions- und<br />
Ideologiekritik vermögen überdies vor subjektiven und parteilichen Werturteilen<br />
oder gar persönlichen Diffamierungen zu schützen, die vor allem<br />
etwas über ihren Urheber, jedoch wenig oder gar nichts über den verhandelten<br />
Gegenstand aussagen.<br />
Am Ende bleibt die Pluralität der aus den Quellen erarbeiteten, von ihnen<br />
getragenen und im wissenschaftlichen Diskurs erprobten Rekonstruktionen,<br />
Darstellungen, Deutungen, Sachurteile und Erklärungen. Und es<br />
bleiben die orientierenden historischen Werturteile, die jede Generation<br />
auf Grund ihrer zeitgeschichtlichen Erfahrungen an Hand konsensfähiger<br />
allgeme<strong>in</strong>er Wertmaßstäbe über die <strong>Geschichte</strong> fällt, um ihr S<strong>in</strong>n und Bedeutung<br />
für die Gegenwart zu verleihen. In diesem von der Geschichtswissenschaft<br />
vorgegebenen fachüblichen, auch <strong>in</strong> der GSHG längst etablierten<br />
und bereits vielfach bewährten Rahmen hätte sich angesichts offensichtlicher<br />
Differenzen e<strong>in</strong>e kontroverse aktuelle Diskussion <strong>in</strong> den MSHG über<br />
den Idstedt-Löwen vor dem H<strong>in</strong>tergrund und im Zusammenhang se<strong>in</strong>er<br />
<strong>Geschichte</strong> geradezu angeboten, zumal Frank Lubowitz und Jan Schlürmann<br />
als ehemalige Angehörige des akademischen Mittelbaus des Historischen<br />
Sem<strong>in</strong>ars der CAU Kiel ausgewiesen s<strong>in</strong>d und daher mit den fachwissenschaftlichen<br />
Usancen h<strong>in</strong>reichend vertraut se<strong>in</strong> sollten. Auch waren<br />
der GFB und se<strong>in</strong>e GFH bereits seit 1992 mit mehreren e<strong>in</strong>schlägigen<br />
Veröffentlichungen, namentlich Jörn-Peter Leppiens, vorangegangen, die<br />
<strong>in</strong>sbesondere der Information dienten, der öffentlichen wie der fachlichen<br />
Diskussion wichtige Impulse gaben und <strong>in</strong> ihrem aufklärerischen Duktus<br />
Maßstäbe setzten.<br />
Schlürmanns Beitrag h<strong>in</strong>gegen bricht mit dieser Tradition durch maßlose<br />
Polemik und vorsätzliche Verletzung der geschichtswissenschaftlichen<br />
Standards <strong>in</strong> modo & re. Die Redaktion der GFH war daher gut beraten,<br />
sich nicht auf das Angebot des Redakteurs Lubowitz e<strong>in</strong>zulassen, „auch“,<br />
wie es <strong>in</strong> der „Antwort“ des Vorstands der GSHG heißt, <strong>in</strong> Kenntnis der<br />
Ausführungen Schlürmanns „von ihrer Seite e<strong>in</strong>en Beitrag zum Thema des<br />
Artikels“ <strong>in</strong> der Rubrik „Diskussion“ beizusteuern. Schließlich hatte sie<br />
selbst bereits das Angebot e<strong>in</strong>er Vorform zur Veröffentlichung <strong>in</strong> den GFH<br />
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