Mitteilungen 80 - Geschichte in Schleswig-Holstein
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Da die monastische Reform des Spätmittelalters <strong>in</strong> der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen<br />
Landesforschung bisher vor allem isoliert <strong>in</strong> Klostermonographien<br />
betrachtet wurde, liegt der Schwerpunkt der Studie auf e<strong>in</strong>er vergleichenden<br />
Betrachtung, werden vor allem die Interdependenzen zwischen den Klöstern,<br />
ihre überregionale E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung und ihr geme<strong>in</strong>sames Herrschaftsumfeld<br />
<strong>in</strong> den Blick genommen. Mit dem territorialen Bezugsrahmen wird<br />
zudem e<strong>in</strong> <strong>in</strong>sbesondere von den Reformzentren Bursfelde und W<strong>in</strong>desheim<br />
aus gesehen peripherer klosterlandschaftlicher Raum betrachtet: Es s<strong>in</strong>d<br />
Klöster Holste<strong>in</strong>s, die als maximale Koord<strong>in</strong>aten der nördlichen Ausdehnung<br />
der Reformkongregationen genannt werden oder denen Vorstoßcharakter<br />
zugeschrieben wird.<br />
Um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die bisherige Arbeit zu geben, soll an dieser Stelle<br />
der idealtypische Prozess e<strong>in</strong>er Reforme<strong>in</strong>führung verknüpft mit Informationen<br />
zu den Klöstern im Raum und ersten Forschungsergebnissen dargestellt<br />
werden.<br />
Initiierung der Reform<br />
Der Entschluss und die Initiative zur Reform e<strong>in</strong>es Klosters g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> den<br />
meisten Fällen nicht von ihm selbst aus, sondern von außerklösterlichen<br />
Akteuren wie geistlichen und weltlichen Herrschaftsträgern oder auch von<br />
W<strong>in</strong>desheimer und Bursfelder Reformern selbst. Wichtig war die tatsächliche<br />
oder behauptete Legitimation für den E<strong>in</strong>griff, also das Berufen auf<br />
bischöfliche Ord<strong>in</strong>arsgewalt, Vogteirechte oder päpstliche Mandate.<br />
Ke<strong>in</strong> Aspekt der spätmittelalterlichen Klosterreformen ist bisher <strong>in</strong>tensiver<br />
untersucht worden als der große Anteil landesherrlicher Gewalt an<br />
ihnen, primär gedeutet als vorreformatorisches Phänomen des Ausbaus landesherrlichen<br />
Kirchenregiments. Auch für den Untersuchungsraum ist <strong>in</strong><br />
der Landesforschung wiederholt die bedeutende Rolle der Holste<strong>in</strong>er Grafen<br />
bzw. Herzöge bei der Klosterreform betont worden. Dies ist jedoch für<br />
die nichtmendikantischen Klöster des Landes <strong>in</strong> Teilen zu revidieren: So<br />
wirkte der letzte Schauenburger Graf Adolf VIII. sogar gegen die Reform,<br />
<strong>in</strong>dem er den gegen die reformierte Klosterleitung opponierenden Konvent<br />
von Segeberg unterstützte und so die Arbeit der dortigen Reformer erschwerte.<br />
Letztlich g<strong>in</strong>g von den Klosterreformen im Untersuchungsgebiet,<br />
die e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zur W<strong>in</strong>desheimer oder Bursfelder Kongregation aufweisen,<br />
nur die des Zisterzienser<strong>in</strong>nenklosters Re<strong>in</strong>bek auf landesherrliche<br />
Initiative, nämlich Herzogs Friedrich I., zurück. Dieser erwirkte, geleitet<br />
von e<strong>in</strong>em konkreten territorialen Interesse gegenüber dem Lauenburger<br />
Herzog, e<strong>in</strong>en päpstlichen Reformbefehl für den Nonnenkonvent, welcher<br />
e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>griff ermöglichte. Charakteristisch für den Untersuchungsraum<br />
ist vielmehr der bedeutende Anteil bischöflicher Reform<strong>in</strong>itiativen: Sowohl<br />
die Reformen der Männerkonvente von Cismar, Segeberg und Bordesholm<br />
18.04.<strong>Mitteilungen</strong>_<strong>80</strong>_ Innenseiten.<strong>in</strong>dd 86 20.04.11 12:06