Mitteilungen 80 - Geschichte in Schleswig-Holstein
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trags eigentlich angemessenes, Ignorieren nicht als „heimliches E<strong>in</strong>geständnis“<br />
missverstanden werden kann. Zu Recht müssen wir uns zudem fragen,<br />
ob man sich – so wie Schlürmann es tut - noch respektloser zu Fachkollegen<br />
und mit öffentlicher Kulturarbeit betrauten Menschen äußern kann.<br />
Die Befürworter der Aufstellung des Idstedt-Löwen als Zeichen heutiger<br />
deutsch-dänischer Freundschaft und überhaupt die Verfechter e<strong>in</strong>es weiteren<br />
Ausbaus der für die Region so wichtigen deutsch-dänischen Zusammenarbeit<br />
wirft er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Topf und bezeichnet sie als „region-builder“,<br />
die angeblich alles Nationale durch neue künstliche Regionalidentitäten<br />
ersetzen wollen, wobei selbst, so Schlürmann, „der alte dynastisch-absolutistische,<br />
von sozialen und rechtlichen Ungleichheiten gekennzeichnete<br />
deutsch-dänische Gesamtstaat kritiklos als Vorbild für die neue Grenzlandidentität<br />
herhalten“ müsse (S. 49 oben). Das ist nicht nur absurd, auch die<br />
„Quellenbasis“ für diese vollkommen aus der Luft gegriffene Behauptung<br />
ist ausgesprochen dünn, denn Schlürmann bedient sich hier e<strong>in</strong>es<br />
zusammenfassenden Berichts über e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> GFH 4/2009 veröffentlichte<br />
Dialog-Veranstaltung des ADS-Grenzfriedensbundes, der <strong>in</strong> wenigen<br />
Druckzeilen den Inhalt e<strong>in</strong>es Vortrages nur ansatzweise wiedergeben kann.<br />
Bei dieser Veranstaltung, <strong>in</strong> der es um das geme<strong>in</strong>same kulturelle Erbe<br />
<strong>in</strong> der Region beiderseits der Grenze g<strong>in</strong>g, wies der Direktor der Kulturstiftung<br />
Dr. Matthias Schartl <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Podiumsstatement u. a. darauf h<strong>in</strong>,<br />
dass die Er<strong>in</strong>nerung an den vornationalen Gesamtstaat das Bewusstse<strong>in</strong> für<br />
das geme<strong>in</strong>same kulturelle Erbe und die damit verbundenen Verpflichtungen<br />
schärfen könne. Er griff damit e<strong>in</strong>en längst weit verbreiteten Gedanken<br />
auf. Z. B. hat vor kurzem Landtagspräsident Torsten Geerdts, zu dessen<br />
Redenschreiber Jan Schlürmann <strong>in</strong>zwischen avanciert ist, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rede<br />
beim Jahresempfang des Deutschen Grenzvere<strong>in</strong>s laut Bericht im Flensburger<br />
Tageblatt (15.1.2011) an die „Zeit vor Anbruch des Nationalismus“<br />
er<strong>in</strong>nert, „zu der im damaligen Herzogtum <strong>Schleswig</strong> ‚schon e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong><br />
lebendiges Mite<strong>in</strong>ander von Deutschen, Dänen und Friesen möglich war‘“.<br />
Von e<strong>in</strong>er Auflösung nationaler Identitäten, so wie Schlürmann es glaubt<br />
festzustellen, ist <strong>in</strong> Schartls Statement wie auch <strong>in</strong> dem Bericht darüber nirgendwo<br />
die Rede gewesen. Ebenfalls aus der Luft gegriffen ist die irgendwelchen<br />
„region buildern“ unterstellte Absicht, den Idstedt-Löwen zum Symbol<br />
e<strong>in</strong>er neuen regionalen Identität zu machen, wie Schlürmann absurderweise<br />
behauptet. Sehr wohl allerd<strong>in</strong>gs wird das Denkmal von den e<strong>in</strong>schlägigen<br />
Fachleuten heute als Teil des geme<strong>in</strong>samen deutsch-dänischen Kulturerbes<br />
und der geme<strong>in</strong>samen deutsch-dänischen <strong>Geschichte</strong> betrachtet, was<br />
Schlürmann offenbar nicht nachvollziehen kann, da er längst überholten<br />
Kategorien nationaler Abgrenzung verhaftet ist.<br />
Wenn man also die deutsch-dänische Zusammenarbeit weiter ausbauen<br />
und die diese oft noch immer beh<strong>in</strong>dernde Grenze <strong>in</strong> den Köpfen weiter<br />
18.04.<strong>Mitteilungen</strong>_<strong>80</strong>_ Innenseiten.<strong>in</strong>dd 68 20.04.11 12:06