Download - Quadrat Goslar/Bad Harzburg
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30 quadrat 01/2013 � platz genommen<br />
Pascal gbenou: Ich komme aus einem kleinen Dorf,<br />
das Kakanitchoe heißt und etwa 1500 Einwohner<br />
hat. Mein Beruf ist Landwirt und ich habe in diesem<br />
Dorf eine landwirtschaftliche Ausbildungsstätte<br />
gegründet, die die Grundlagen des ökologischen<br />
Landbaus vermittelt. Wir haben das<br />
aufgebaut ganz ohne offizielle Unterstützung, unter<br />
anderem mit der Hilfe unserer deutschen Freunde,<br />
wie den Oldekamps hier aus <strong>Goslar</strong>.<br />
Herr Oldekamp, wie ist der Kontakt zu Pascal<br />
Gbenou zustande gekommen?<br />
Horst oldekamp: Das ist eine lange Geschichte, die<br />
zurückreicht in das Jahr 1985. Ich habe damals<br />
beim Landkreis <strong>Goslar</strong> als Sozialarbeiter gearbeitet<br />
und man hatte mich gebeten, aufgrund meiner<br />
Erfahrung als Entwicklungshelfer, einen Beniner zu<br />
betreuen, der hier im Krankenhaus eine Ausbildung<br />
zum Anästhesiepfleger machte. Es entwickelte sich<br />
sehr schnell eine enge Beziehung und meine Frau<br />
und ich haben unseren Freund nach seiner Rückkehr<br />
in Benin besucht. Bei diesem Aufenthalt<br />
haben wir dann Pascal und seine vielseitigen Projekte<br />
wie das Ausbildungsprogramm für Ökobauern<br />
kennen gelernt.<br />
erika oldekamp: Pascal durchlebte damals eine<br />
schwere Zeit, denn seine Schulfarm war ausgeraubt<br />
worden und er benötigte dringend Unterstützung<br />
beim Wiederaufbau. Also starteten wir mit unseren<br />
ersten Hilfsaktionen.<br />
Wie ist diese Schulfarm organisiert?<br />
Pascal gbenou: Wir bilden junge Männer aus, damit<br />
sie eigenständig eine Landwirtschaft betreiben kön-<br />
nen. Zurzeit haben wir zwölf Schüler, die eine<br />
18-monatige Ausbildung bei uns absolvieren und<br />
dabei auch andere Betriebe kennenlernen. Es gibt<br />
insgesamt zwölf solcher Schulfarmen in Benin, die<br />
miteinander kooperieren. Darüber hinaus geben wir<br />
Frauen die Möglichkeit, in Wochenendseminaren<br />
Grundlagen des Landbaus zu erlernen. Unsere ökologische<br />
Landwirtschaft hat vier Säulen. In der<br />
Viehwirtschaft züchten wir unter anderem Kaninchen,<br />
Schnecken sowie Geflügel und sind in der<br />
Fischzucht aktiv. Wir bauen Korn, Reis, Tomaten<br />
und auch Pfeffer an, alles ohne Einsatz von chemischen<br />
Mitteln. Uns geht es um einen geschlossenen<br />
ökologischen Kreislauf, erzeugte Abfälle werden bei<br />
uns wieder verwertet. Vor einiger Zeit haben wir<br />
begonnen, uns ein weiteres Standbein aufzubauen<br />
und zwar im Tourismus. In unserem „Ökodorf“ entsteht<br />
jedes Jahr eine neue Rundhütte mit Sanitärtrakt,<br />
die wir an Urlauber vermieten.<br />
Horst oldekamp: Das ist ein Geheimtipp, denn hier<br />
kann man nicht nur „Tropen pur“, sondern auch<br />
beninsches Landleben „live“ miterleben.<br />
Wie ist die touristische nachfrage?<br />
Pascal gbenou: 2011 hatten wir von Mai bis<br />
Dezember 153 Besucher, Amerikaner, Europäer,<br />
aber auch Afrikaner aus den Nachbarländern von<br />
Benin. Wir sind dabei, das Freizeitangebot auszubauen<br />
und geben den Touristen auch einen Einblick<br />
in unsere Arbeit und unsere Lebensbedingungen.<br />
Bei uns kann man Dorfentwicklung vor Ort begleiten.<br />
Mit den Veränderungen im Dorf verändert sich<br />
auch das Bewusstsein der Menschen, Wir müssen<br />
an unsere Fähigkeiten glauben und dabei kommt<br />
der Schulbildung eine besondere Bedeutung zu.<br />
Wie muss man sich die schulische Situation in<br />
Benin vorstellen?<br />
Horst oldekamp: Etwa 95 Prozent der Bevölkerung<br />
in den ländlichen Gebieten Benins sind Analphabeten.<br />
Kakanitchoe ist eines der wenigen Dörfer, wo<br />
Kinder in eine Schule gehen können. Pascal hat in<br />
seinem Dorf eine Grundschule gegründet. Dort werden<br />
in sechs Klassen zurzeit 237 Kinder unterrichtet.<br />
Das ist eine Erfolgsgeschichte, die weiter geht,<br />
denn es ist wichtig, dass die Kinder auch die Möglichkeit<br />
haben, eine weiterführende Einrichtung zu<br />
besuchen. Das organisiert Pascal, indem er die<br />
Schüler und ihre Familien unterstützt, zum Beispiel<br />
bei der Suche nach einer geeigneten Unterkunft in<br />
weiter entfernten Orten. Und diese Kinder werden<br />
später zu einheimischen Entwicklungsträgern in<br />
ihren Dörfern.<br />
Bildung ist ein Kernthema, aber wie ist es um die<br />
Infrastruktur bestellt?<br />
Pascal gbenou: In diesem Zusammenhang ist der<br />
Brunnen- und Straßenbau von existenzieller Bedeutung.<br />
Das Brunnenbauprogramm ist deshalb so notwendig,<br />
weil verunreinigtes Wasser ein erhebliches<br />
Krankheitspotenzial in sich birgt. Deshalb muss in<br />
den Dörfern sauberes Wasser verfügbar sein.<br />
Horst oldekamp: Nach unseren ersten Versuchen<br />
haben wir erkannt, dass der Bau von Brunnen nur<br />
sinnvoll ist bei der gleichzeitigen Errichtung von<br />
Latrinen. Die ersten Toiletten haben wir aus Holz<br />
gebaut mit dem Ergebnis, dass die Termiten die