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Download - Quadrat Goslar/Bad Harzburg

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Holzkonstruktionen zerfressen haben und wir bei<br />

Null wieder beginnen mussten.<br />

erika oldekamp: Das ist eine Erfahrung, die typisch<br />

ist für die Arbeit in Afrika. Immer passiert irgend-<br />

etwas, das alles auf Null setzt. Wir haben da eine<br />

große Hochachtung vor den Afrikanern, die nach<br />

jedem Rückschlag immer wieder neu beginnen.<br />

Jeder Rückschlag ist ein neuer Anfang.<br />

Wie sind Sie vorangekommen mit dem Entwick-<br />

lungsprogramm?<br />

Pascal gbenou: mittlerweile sind in kakanitchoe<br />

neun brunnen entstanden, die gemeinsam mit den<br />

Dorfbewohnern gebaut wurden. Jeder brunnen<br />

kostet etwa 700 bis 800 euro. Parallel dazu wur-<br />

den die einwohner geschult, wie man zum beispiel<br />

die brunnen, die bis zu 30 meter tief sind, auch<br />

entsprechend reinigt.<br />

erika oldekamp: ich bin in benin sehr engagiert<br />

rund um das thema gesundheitsförderung. Die<br />

ärztliche Versorgung lässt sehr zu wünschen übrig,<br />

denn krankenhäuser und Ärzte gibt es nur in weiter<br />

entfernten größeren städten, die nicht immer<br />

einfach zu erreichen sind.<br />

Pascal gbenou: Wir haben keine elektrizität im ort<br />

und auch kaum eine möglichkeit der Personenbeförderung.<br />

meistens werden ohnehin schon voll<br />

beladene, so genannte moped-taxen genutzt, die<br />

menschen und güter transportieren. allerdings gibt<br />

es in kakanichtou auch keine tankstelle. Deshalb<br />

ist der ausbau von infrastruktur so bedeutend.<br />

erika oldekamp: Wir haben eine arbeitsgemeinschaft<br />

für den straßenbau gegründet. Da erlebt<br />

man immer neue Überraschungen. nach jeder<br />

regenzeit ist die straße aufgrund der Wassermengen<br />

verschwunden, das heißt weggespült. Wir sind<br />

jetzt dabei, rohre zu stampfen, um das Wasser zu<br />

kanalisieren.<br />

Pascal gbenou: Ja, der straßenbau, das ist erikas<br />

Projekt. sie hat diese arbeitsgemeinschaft ins<br />

leben gerufen und mittlerweile sind die olde kamps<br />

aufgrund ihres vielfältigen engagements auch bürger<br />

von kakanitchoe, das ist eine besondere auszeichnung.<br />

Horst wurde sogar zum mitglied des<br />

Weisenrates ernannt.<br />

Was sind die zukunftsperspektiven für das Dorf und<br />

die region?<br />

Pascal gbenou: es gibt ein sprichwort in benin:<br />

„Wenn du lebst, hast du auch Hoffnung.“ nach diesem<br />

motto werden wir weiter arbeiten und uns nicht<br />

von den kleinen katastrophen unterkriegen lassen.<br />

Jedes Jahr passiert etwas anderes, einmal haben<br />

wir zu viel Wasser, einmal zu wenig. aber immer<br />

stehen wir wieder auf – gemeinsam mit unseren<br />

deutschen Freunden.<br />

Das klingt sehr familiär?<br />

erika oldekamp: Ja, wir sind sehr stolz auf Pascal.<br />

Horst oldekamp: Sein Name hat einen guten Ruf.<br />

Im Dorf wird er liebe- und respektvoll „Doyen“<br />

genannt, schreibt gerade seine Doktorarbeit und<br />

sein Wort hat in Westafrika Gewicht. Oft scheint<br />

sein Kampf aussichtslos. Wenn zum Beispiel die<br />

Europäer das bei uns nicht zu vermarktende Hüh-<br />

nerfleisch zu Spottpreisen nach Afrika exportieren<br />

oder der Preis für den in Afrika angebauten Reis<br />

nicht konkurrenzfähig ist. Aber dagegen kämpfen<br />

wir gemeinsam.<br />

Pascal gbenou: Meine deutschen Freunde sind zu<br />

einem Teil meiner Familie geworden, die mit allen<br />

Mitteln unsere Bemühungen unterstützt. Aber ganz<br />

unabhängig davon habe ich in Afrika eine große<br />

platz genommen � quadrat 01/2013 31<br />

Familie. Mein Vater starb vor drei Jahren, er wurde<br />

107 Jahre alt und hatte sieben Frauen. Ich habe 16<br />

Schwestern und 16 Brüder – also nach europäischen<br />

Maßstäben eine richtige Großfamilie.<br />

Horst oldekamp: Das möchte ich noch mal betonen:<br />

Aufgrund der langjährigen und familiären<br />

Beziehungen fließt auch jeder Cent einer Spende<br />

oder eines Verkaufs von Waren aus Afrika direkt in<br />

die Projekte in Benin. Das ist der Charme unserer<br />

Arbeit, wir geben null Cent für Verwaltungs- oder<br />

sonstige Kosten aus, sondern unterstützen direkt<br />

die Arbeit vor Ort. (uju)<br />

Spenden für die Projekte in Benin sind willkommen.<br />

Konto-nummer: 1 043 924 200<br />

volksbank nordharz<br />

Bankleitzahl: 268 900 19<br />

Förderverein der Madagaskarfreunde e.v.<br />

Bergstraße 4, 38640 <strong>Goslar</strong><br />

republik Benin<br />

(bis 1975 Dahomey): Präsidialdemokratie mit<br />

Einkammer-Parlament<br />

Hauptstadt nominell: Porto-Novo (250.000<br />

Einwohner)<br />

Regierungssitz: Cotonou, Küstenstadt, Wirtschaftszentrum<br />

(etwa eine Million Einwohner)<br />

Bevölkerung: etwa neun bis zehn Millionen,<br />

davon mehr als 44 Prozent jünger als 15 Jahre<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf 2011:<br />

560 Euro (Deutschland: 31.416 Euro)<br />

Wichtige Wirtschaftssektoren: Hafen (mehr als<br />

zehn Prozent des BIP) und Landwirtschaft mit<br />

dem bedeutenden Exportgut Baumwolle<br />

Bilaterale Beziehungen: Seit 1960 (Unabhän-<br />

gigkeit des Landes von Frankreich) diplomati-<br />

sche und entwicklungspolitische Beziehungen<br />

mit der Bundesrepublik. Benin ist Kooperationsland<br />

der deutschen Entwicklungszusammenarbeit<br />

mit den Schwerpunkten Dezentralisierung<br />

und Kommunalentwicklung, Wasser- und<br />

Sanitärversorgung sowie Landwirtschaft.

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