Download - Quadrat Goslar/Bad Harzburg
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foto: hansi hoffmann<br />
38 quadrat 01/2013 � hoffmanns erzählungen<br />
Jimi Hendrix:<br />
„Ich bin Gott und<br />
Satan zugleich!“<br />
hansi hoFFmann, pr-manager der superstars, erinnert sich<br />
Die schlagen euch tot! Seht zu, dass ihr<br />
schnell vom Gelände verschwindet!“ Hektisch<br />
herumlaufende Polizisten vertrieben<br />
die verängstigten Zuschauer vom matschigen Acker<br />
des Festivalgeländes auf Fehmarn. Die Bretterbude<br />
des Kassenhäuschens und der Doppelcontainer<br />
der Festivalleitung standen bereits in Flammen.<br />
Mit ihren schweren Motorrädern<br />
donnerten die aufgebrachten „Hells<br />
Angels“ zur großen Drehbühne des<br />
Drei-Tage-Festival „Love & Peace 70“<br />
auf der Ostseeinsel. Molotow-Coktails<br />
zerplatzten zwischen den Gerüststangen.<br />
Die 180 „Angels“ waren als Ordner<br />
angeheuert worden, hatten ihr Geld<br />
nicht bekommen, randalierten,<br />
fackelten alles Brennbare ab, lieferten<br />
sich Schiessereien mit Polizei und Feuerwehr<br />
− ein gigantisches Inferno. Kreischende,<br />
fl üchtende Zuschauer, kettenschwingende<br />
Rocker, hilfl ose Band-Roadies,<br />
und ich hatte mich mit drei Hamburger<br />
Journalisten hinter die Bühne<br />
gerettet. Jimi Hendrix, Headliner am<br />
sechsten September ’70, war nach seinem<br />
90-Minuten-Auftritt per Helicopter<br />
Richtung Hamburg aufgebrochen, um<br />
zurück nach London zu fl iegen. Als nach<br />
Hendrix die Band „Ton, Steine, Scherben“<br />
mit dem Frontmann Rio Reiser die Hymne<br />
„Macht kaputt, was Euch kaputt macht“<br />
anstimmte, begann die Apokalypse des „Love &<br />
Peace“-Festivals.<br />
Mit Jimi Hendrix waren wir vom Konzert in der<br />
Deutschlandhalle Berlin zum Festival nach<br />
Fehmarn aufgebrochen. Auf dem Hamburger<br />
Hauptbahnhof trafen wir mit den Fes tivalgruppen<br />
„Ten Years After“, Rod Stewart & The Faces, Procul<br />
Harum, Emerson, Lake & Palmer und Mungo<br />
Jerry zusammen, alle auf dem Weg nach Fehmarn.<br />
Ein übereifriger Fahrdienstleiter sperrte aber den<br />
reservierten Salonwagen nicht auf,<br />
„… weil dieser unzivilisierte Haufen eine<br />
Gefährdung des Bahnverkehrs darstellt!“<br />
Eine ältere Dame am gleichen Bahnsteig<br />
blätterte in ihrem schwarzen Notizbüchlein,<br />
ging telefonieren, und kurz darauf<br />
kam der Bahnbeamte kleinlaut und<br />
diensteifrig zu uns, half beim Einsteigen<br />
und reichte die vielen Musikinstrumente<br />
in den Waggon. Wir erfuhren später, dass<br />
Frau Wilhelmine Lübke, Gattin des einstigen<br />
Bundespräsidenten, über die<br />
unschöne Szene am Bahnsteig empört<br />
war, einen Bekannten im Verkehrsministerium<br />
alarmierte, der umgehend in<br />
Hamburg für„freie Fahrt“ sorgte.<br />
Danke, Wilhelmine!<br />
Auf der Wiese des Bauern Störtebecker<br />
am Feh marner „Flüggestrand“ hatten<br />
die drei Veranstalter-Neulinge Helmut<br />
Ferdinand, Christian Berthold und Tim<br />
Sievers nach britischem Vorbild das<br />
erste deutsche Drei-Tage-Festival