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3. Preis Philipp Blumhardt - Christentum und Kultur

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5 Theologie in einer aufgeklärten Zeit<br />

„So warnte Papst Johannes Paul II. 1988 aus Anlass der Dreih<strong>und</strong>ertjahrfeier<br />

von Newtons Hauptwerk ‚Prinzipien der Naturbeschreibung’ ausdrücklich<br />

davor, von dem Standardmodell der heutigen physikalischen Kosmologie mit<br />

seiner Annahme eines Ausgangspunktes der kosmischen Expansion in einem<br />

‚Urknall’ vor endlicher Zeit einen ‚unkritischen <strong>und</strong> übereilten Gebrauch’ für<br />

apologetische Zwecke der Theologie zu machen.“ (WOLFHART PANNENBERG) 77<br />

Auch in seiner weiteren Amtszeit interessierte er sich für naturwissenschaftliche<br />

Erkenntnisse. So gewährte er den Teilnehmern eines Kosmologen-Symposiums<br />

im Jahre 1981 eine Audienz, in der er äußerte, es spreche nichts gegen die<br />

Erforschung des Universums, die Wissenschaftler sollten jedoch nicht versuchen,<br />

den Urknall selbst zu ergründen, da dieser Augenblick der Schöpfung <strong>und</strong> damit<br />

Werk Gottes sei.<br />

Ebenfalls in der Amtszeit von PAPST JOHANNES PAUL II., allerdings unter der Auf-<br />

sicht von KARDINAL JOSEPH RATZINGER, dem heutigen PAPST BENEDIKT XVI., wurde<br />

der Urknall im Jahre 2004 erneut als mit dem christlichen Glauben vereinbar<br />

bezeichnet. Die eingesetzte internationale Theologen-Kommission kam zu dem<br />

Schluss, dass nichts einem absoluten Anfang vor dem Big Bang widerspreche,<br />

weshalb sie vermuteten, dass die Materie auch bereits vor dem Urknall existier-<br />

te.<br />

Ebenso hielten sie es für wahrscheinlich, dass die Anfangsbedingungen, welche<br />

die Entstehung von Leben ermöglichen, von Gott ausgewählt wurden. 78<br />

5 Theologie in einer aufgeklärten Zeit<br />

Die Menschheit hat viele Fortschritte gemacht, durch welche häufig die Frage<br />

aufkam, ob die neuen Errungenschaften mit der Lehre der Kirche vereinbar<br />

seien. Auch heute stellt sich diese Frage noch für einige Christen. GREGOR TISCH-<br />

LER bringt dieses Problem in überspitzter Weise auf den Punkt.<br />

„Müssen sie (die Christen) gewissermaßen an der Kirchentür ihren kritischen<br />

Verstand abliefern, um ihn erst beim Verlassen der Kirche wiederzubekom-<br />

men?“ (GREGOR TISCHLER) 79<br />

77 Wolfhart Pannenberg, „Die Frage nach Gott als Schöpfer der Welt <strong>und</strong> die neuere<br />

Kosmologie“, erschienen in Helmut A. Müller (Hrsg.), „Kosmologie – Fragen nach Evolution<br />

<strong>und</strong> Eschatologie der Welt“, Göttingen 2004, Seite 198<br />

78 Vgl. ORF, „Vatikan: Urknall- <strong>und</strong> Evolutionstheorie mit katholischer Lehre vereinbar“,<br />

http://religion.orf.at/projekt02/news/0411/ne041118_bigbang.htm, 2004<br />

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