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15) Esau heiratet zwei Töchter der ungläubigen Hethiter, die Rebekka und Isaak<br />
viel Kummer machen. Ebenso geht Eugènes ältester Bruder Charles-Henry in der Ehe<br />
<strong>mit</strong> einer gewöhnlichen Gastwirts-Tochter aus <strong>dem</strong> Dorfe eine Mesalliance ein, die<br />
von der Familie, insbesondere von Eugène beklagt wird. Hier wird zwar nicht ein<br />
religiöser Glaube, der zugleich Fundament des Auserwählt-Seins ist, verletzt,<br />
aber doch das elitäre Prinzip des frühbürgerlichen Geistesaristokratentums. Auch<br />
hierin kommt, ähnlich wie im Verkauf des Erstlingstums, ein leichtfertiger Umgang<br />
<strong>mit</strong> gesellschaftlich-ständischen Verpflichtungen zum Ausdruck. - Auch Henriette<br />
D., die Schwester, ist <strong>mit</strong> einem Mann verheiratet, der zwar von seiner gesell-<br />
schaftlichen Herkunft akzeptabel ist, jedoch von seiner Geisteshaltung her als<br />
kleinlich galt und sich bei Erbschaftsstreitigkeiten entsprechend verhielt.<br />
Bis zu dieser Sequenzstellung der <strong>Jakobs</strong>-Erzählung ist die Familien-Konstellation<br />
für die Hauptfigur Jakob, den künftigen Stammvater eines auserwählten Volkes ge-<br />
klärt, aber die Erfüllung der Weissagung, daß der Ältere, Esau, <strong>dem</strong> Jüngeren,<br />
Jakob, dienen muß, steht noch aus. Lediglich zwei Elemente weisen auf ihre Erfül-<br />
lung voraus: Esau hat sein Erstlingstum an Jakob um den Preis kurzfristiger Be-<br />
dürfnisbefriedigung, also undiszipliniert hedonistisch, abgetreten und darüber<br />
hinaus die falschen Frauen geheiratet. Er hat sich also in dieser Hinsicht als<br />
ungeeignet für die zukünftige Erfüllung der göttlichen Prophetie, wonach die<br />
Nachkommen Abrahams das auserwählte Volk sein werden, erwiesen. In der Sprache<br />
der Lebensgeschichte von Delacroix können wir sagen: Esau hat in seiner Rohheit<br />
sich als des geistesaristokratischen Programms einer auserwählten Souveränität<br />
und Führerschaft unwürdig erwiesen - die gesellschaftliche Transformation läßt<br />
Aristokratie nur noch als Geistesaristokratie zu.<br />
Dennoch spricht für ihn und gegen Jakob bis zu diesem Zeitpunkt, daß er der Mann<br />
der entschlossenen Tat, der männlichen Produktivität außerhalb des Familienherdes<br />
ist, als solcher auch der Liebling des Vaters und nach wie vor der Träger des<br />
Anspruchs