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Jakobs Kampf mit dem

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Piron, sein Freund aus Jugendzeiten und als Testamentvollstrecker, berichtet ein<br />

dazu passendes Bekenntnis, zugleich gewissermaßen eine Interpretationshilfe für<br />

die Auslegung des Ausspruches: „Dieu est en nous“: „Die Sehnsucht nach Ruhm ist<br />

ein sublimer Instinkt, der nur denen gegeben ist, die auch dazu ausersehen sind,<br />

Ruhm zu erlangen. Das Streben nach einer leeren Reputation, die nur der Eitelkeit<br />

schmeichelt, ist etwas ganz anderes . Die Begeisterung nährt sich selbst (!!).<br />

Ohne Zweifel vermag die Abstimmung der Menge zu schmeicheln, aber sie gewährt<br />

nicht jene göttliche Trunkenheit, die bei den großen Seelen ihre Quelle im siche-<br />

ren Gefühl ihrer eigenen Kraft hat. Ganz sicher haben alle großen Menschen ihr<br />

Imperium (Herrschaft) vorausgeahnt und im voraus innerlich den Platz eingenommen,<br />

den ihnen die Nachwelt erst später wirklich eingeräumt hat. Wie sollte man denn<br />

anders diese Kühnheit in der Erfindung erklären können“ (Piron, Eugène Delacroix,<br />

sa vie et ses oeuvres, Paris, 1865, S. 472)<br />

Kein Zweifel: Delacroix hat sich zu diesen großen Seelen innerlich trotz oder<br />

gerade wegen ihn quälender Zweifel und Kämpfe, die ja nur die andere Seite dieser<br />

Medaille der Berufung darstellen, gezählt.<br />

Er hat also die Weissagung, dereinst zu den „großen Seelen“, den „auserwählten<br />

Führern eines auserwählten Volkes“ zu gehören, in sich getragen und an sie ge-<br />

glaubt. Wichtig sind an dieser Äußerung vor allem zwei Elemente:<br />

1 . Das Gefühl für Größe und Auserwählt-Sein kommt <strong>dem</strong> Künstler nicht von außen<br />

zu, sondern es speist sich in einer selbstreflexiven Bewegung der Selbst-Bekräf-<br />

tigung aus der Begeisterung für die Sache, ist also selbst das Produkt einer sich<br />

vollziehenden Steigerung des künstlerischen Lebens. Plastischer läßt sich die<br />

Figur der gesteigerten Autonomie des romantischen Künstlers als einem Vorreiter<br />

der gesellschaftlichen Moderne kaum zum Ausdruck bringen. Es bekräftigt sich<br />

darin zugleich unsere Interpretation der Auffüllung einer Vorleistung (Weissa-<br />

gung) durch Eigenleistung.

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