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Jakobs Kampf mit dem

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greifliches, aber für seine künstlerische Intuition, seine Wahrnehmung seiner<br />

inneren Realität sich immer mehr aufdrängendes Entsprechungsverhältnis zwischen<br />

<strong>dem</strong> biblischen Thema und seinem eigenen Lebens bestand. Dies Entsprechungsver-<br />

hältnis hätte nicht zu der Fesselung von Delacroix‘s künstlerischem Geist in der<br />

doppelten Bedeutung des Wortes „Fesselung“ führen können, wenn es vor seinem<br />

sprachlich explizierbaren Bewußtsein gestanden hätte. Dann nämlich wäre für ihn<br />

schon entschieden gewesen, ob in der entsprechenden biblischen Geschichte eine<br />

für ihn bedeutsame Antwort auf Lebensfragen enthalten war oder nicht. In je<strong>dem</strong><br />

Fall hätte eine Lösung und eine Erledigung vorgelegen, aber kein zum Ausdruck und<br />

zur Artikulation drängender latenter Sinnzusammenhang, ein Amalgam von innerer<br />

Realität als Niederschlag der Lebensgeschichte, insbesondere der frühen Kindheit,<br />

und der allgemeinen Bedeutung der <strong>Jakobs</strong>-Erzählung, das sich im übrigen nicht von<br />

Anfang der Themenwahl an <strong>mit</strong> voller Intensität eingestellt haben mußte, sondern<br />

in der Bearbeitung an Intensität und Prägnanz zunehmen konnte.<br />

Vielmehr mußte Delacroix deutlich und sich immer mehr verstärkend empfunden ha-<br />

ben, daß die objektive Sinnstruktur der biblischen Erzählung einen Zusammenhang<br />

zum Ausdruck brachte oder zumindest anrührte, der für drängende Fragen seiner<br />

eigenen Existenzform verborgene Antworten erhielt. Diese Bedingung des Noch-Ver-<br />

borgen-Seins einer andererseits deutlich empfundenen Entsprechung muß als wesent-<br />

liche Bedingung für die dann folgende gewaltige künstlerische Bearbeitung des<br />

Stoffes angenommen werden. Für Delacroix als autonomen Maler konnte die Artikula-<br />

tion dieses Verborgenen sich natürlich nur im Medium des ihm gemäßen künstleri-<br />

schen Ausdrucks vollziehen und dabei wurde die entstehende malerische Ausdrucks-<br />

gestalt zugleich die Form oder Einhüllung für die Synthetisierung einer Vielzahl<br />

von Tendenzen und Strömungen, die zur damaligen Zeit der Kunstentwicklung durch<br />

Delacroix als besonders snsibilisierten Künstler gewissermaßen hindurchgingen und<br />

in ihm eine spezifische Verbindung erfuhren.

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