Die DELPHIN Technology AG - GL VERLAGS GmbH
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Im Blickpunkt <strong>GL</strong>&Lev kontakt Finanzen<br />
<strong>GL</strong>&Lev kontakt 03/10<br />
Vorsicht bei bestimmten Renten-<br />
und Lebensversicherungsmodellen<br />
Als oftmals gefährlich hat<br />
sich die Kombination einer<br />
Lebens- oder Rentenversicherung<br />
mit einem Kredit erwiesen.<br />
<strong>Die</strong>se Modelle traten ab dem<br />
Ende der 90er Jahre in einer<br />
Vielzahl unterschiedlicher<br />
Gestaltungen auf.<br />
Versprochen wurde eine „mündelsichere,<br />
unkündbare, lebenslange<br />
Rente ohne Risiko“. Doch die Realität<br />
sieht anders aus: <strong>Die</strong>se Rentenver-<br />
sicherungen entwickeln sich zunehmend zu<br />
„Geldvernichtungsmaschinen“.<br />
Modelle mit 3 Bausteinen<br />
Der Ansatz dieser fremdfinanzierten Altersvorsorgemodelle<br />
ist relativ einfach und<br />
besteht aus der Kombination von 3 aufeinander<br />
abgestimmten Bausteinen: einer<br />
Renten- oder Lebensversicherung, einem<br />
Kredit zur Finanzierung des Kaufpreises<br />
für die Rentenversicherung sowie einem<br />
Tilgungsträger zur Rückzahlung des Kredites.<br />
Zu Beginn schließt jeder Kunde eine<br />
Rentenversicherung (1. Baustein) ab. <strong>Die</strong><br />
monatliche Rente, die sofort zur Auszahlung<br />
gelangt, dient zur Bedienung der Kreditzinsen<br />
sowie zur teilweisen Ansparung<br />
des Tilgungsträgers, sodass lediglich eine<br />
vergleichsweise niedrige Eigenleistung verbleibt.<br />
Der Einzahlungsbetrag für die Rentenversicherung<br />
wird mittels eines endfälligen<br />
Kredites (2. Baustein) finanziert. <strong>Die</strong><br />
Zinsen für den Kredit sind als Werbungskosten<br />
steuerlich absetzbar. Der Tilgungsträger<br />
(3. Baustein) dient zur Rückzahlung des Kredites.<br />
<strong>Die</strong> monatlichen Ansparraten werden<br />
aus den laufenden Rentenzahlungen sowie<br />
aus der Eigenleistung finanziert.<br />
Kosten höher als Rendite<br />
<strong>Die</strong>sem Konzept lag immer die Erwartung<br />
zu Grunde, die Versicherung werde eine<br />
höhere Rendite erbringen als Kosten für<br />
den Kredit entstünden. Man spricht daher<br />
auch von einem sogenannten Zinsdifferenzgeschäft.<br />
Es ist auf die positive Differenz<br />
zwischen den Zinsen aus der Versi-<br />
Bettina Stock, LL.M.<br />
Fachanwältin für<br />
Familienrecht<br />
Bank- und Kapitalanlegerrecht,Immobilienrecht<br />
in der Kanzlei<br />
Stock Tillmanns Junker<br />
cherung und den Zinsen für das Darlehen<br />
ausgelegt. Leider ist diese Erwartung nur in<br />
den wenigsten Fällen aufgegangen. häufig<br />
taucht in diesem Zusammenhang auch der<br />
Begriff hebelgeschäft auf. Er betrifft allerdings<br />
nicht nur diese Form einer Kapitalanlage,<br />
sondern allgemein den gleichzeitigen<br />
Einsatz von Eigenkapital und Fremdkapital<br />
für ein Investment. Man spricht dann von<br />
der hebelung des Eigenkapitals durch das<br />
Fremdkapital. Je höher der hebel, desto<br />
größer das Risiko für den Anleger.<br />
Verluste in Depots<br />
Teilweise wurde aber auch ganz auf den<br />
Einsatz von Eigenkapital verzichtet und<br />
die gesamte Einzahlung durch einen Kredit<br />
finanziert. Jede dieser Offerten ist mit<br />
erheblichen Risiken verbunden. <strong>Die</strong> Situation<br />
der Geschädigten ist heute besonders<br />
dramatisch. Ein Beispiel: <strong>Die</strong> Einzahlung in<br />
die Rentenversicherung wurde vollständig<br />
mit dem Kredit finanziert. <strong>Die</strong> Tilgung des<br />
Kredits sollte nach 15 Jahren durch ein Investmentdepot<br />
erfolgen, in das monatliche<br />
Einzahlungen erbracht werden mussten. Da<br />
in den Depots in der Regel keine Gewinne,<br />
sondern Verluste entstanden sind, und der<br />
Wert der Altersvorsorgeversicherung durch<br />
die regelmäßigen Auszahlungen rapide abgenommen<br />
hat, beträgt die Lücke zwischen<br />
dem Zeitwert von Depot und Versicherung<br />
teilweise 2/3 des laufenden Kredites.<br />
Davon ist die Existenz vieler Anleger bedroht<br />
– zumal sich die Lücke unter normalen<br />
Umständen auch noch ständig weiter<br />
vergrößert.<br />
Schadensersatz möglich<br />
Ein Anlageberater, der eine solche Kapitalanlage<br />
verkauft, schuldet dem Anleger<br />
eine eigene Prüfung, Gewichtung und<br />
Benennung der wesentlichen Risiken dieser<br />
Anlageform. <strong>Die</strong> Beratung, auch bei<br />
dem Verkauf fremdfinanzierter Altersvorsorgemodelle,<br />
muss Anlegergerecht und<br />
Anlagegerecht erfolgen. Der Anlageberater<br />
oder Anlagevermittler muss auf die<br />
Bedürfnisse des Anlegers und auf dessen<br />
Beratungsbedarf eingehen. Er muss sich<br />
auf den erfahrenen oder unerfahrenen,<br />
den risikowilligen oder risikounwilligen<br />
Anleger und dessen Anlageziele einlassen.<br />
So kann die Beratung bei einem Anleger<br />
anders ausfallen als bei dem anderen Anleger.<br />
Der Verkauf einer Kapitalanlage aus<br />
Gründen einer lukrativen Provision für den<br />
Vermittler, darf jedenfalls nicht erfolgen.<br />
Lassen Sie sich anwaltlich beraten, oft stehen<br />
Anlegern Schadenersatz oder Rückabwicklungsansprüche<br />
zu.