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vorhang zu - Kulturmagazin

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über Kosten für lektorat und Korrektorat<br />

bis <strong>zu</strong>r pressearbeit. mir muss doch<br />

niemand sagen, dass bücher <strong>zu</strong> teuer seien,<br />

jetzt sind die preise oft höher als von mir<br />

empfohlen, doch kein Konsument prüft das<br />

auf der Verlagswebsite. ein beispiel: bei einem<br />

onlineversand ist ein buch für 35.90<br />

Franken angeschrieben und auf 33.30 herabgesetzt<br />

– in Wirklichkeit ist es immer<br />

noch über dem empfohlenen preis, das ist<br />

doch Quatsch!<br />

roland fischer: aber darum gehts doch<br />

gar nicht …<br />

martin wallimann: Doch, genau darum<br />

gehts! Dass wir geschützte preise haben, mit<br />

denen wir auf den markt gehen. Wir denken<br />

für den Konsumenten. Wir werden von<br />

Weltbild und anderen deutschen Ketten<br />

überschwemmt, Ex Libris kann da noch mit-<br />

halten, weil sie bücher quersubventionieren.<br />

aber wie soll da eine buchhandlung<br />

mit zwei angestellten mithalten können?<br />

roland fischer: es ist doch in jedem markt<br />

so, ob Kulturgut oder nicht: auf der einen<br />

Seite gibt es den breiten markt mit grosser<br />

nachfrage und intensivem Wettbewerb. auf<br />

der anderen Seite ist der spezialisierte markt<br />

mit höheren preisen, die der Konsument <strong>zu</strong><br />

zahlen bereit ist. im Wettbewerb ergibt sich<br />

der preis nicht durch die Kosten, sondern<br />

durch die nachfrage. eine grosse buchhandlung<br />

kann das buch billiger anbieten,<br />

eine kleinere bietet aber bessere beratung,<br />

dafür ist das buch etwas teurer – das ist<br />

doch gar kein problem.<br />

martin wallimann: Doch, das ist für mich<br />

ein problem! ich habe ja nichts davon, ich<br />

gebe das buch <strong>zu</strong> einem empfohlenen preis<br />

ab. man hatte die preisbindung aufgehoben<br />

mit dem Vorwurf, die branche spreche sich<br />

ab. Jahrelang hörten wir, bücher seien <strong>zu</strong><br />

teuer – und jetzt kommen sie und sagen, wie<br />

müssen die preise hinaufsetzen …<br />

roland fischer: Wenn im Wettbewerb eine<br />

nachfrage besteht, darf der preis höher<br />

sein, da spricht nichts dagegen. aber beim<br />

bestsellermarkt darf man preise nicht absprechen,<br />

damit würde ein sehr grosser Teil<br />

der Konsumenten geschädigt. uns geht es<br />

nicht darum, kleinen Verlagen hohe preise<br />

<strong>zu</strong> verbieten.<br />

Die Buchpreisbindung fördert die Vielfalt, sagen<br />

die Befürworter.<br />

roland fischer: Der freie markt sorgt für<br />

eine preisdifferenzierung, eine ausnivellierung<br />

würde die Vielfalt eher reduzieren.<br />

Wenn ein Gut einen höheren preis erzielt,<br />

wird es mehr angeboten. ich kann nachvollziehen,<br />

dass kleine buchhandlungen mühe<br />

haben, wenn sie sich nicht anpassen. aber<br />

wir erleben den Strukturwandel auch in an-<br />

11<br />

deren märkten, der internethandel kommt<br />

so oder so. nicht von ungefähr ergriffen<br />

Jungparteien das Referendum – sie können<br />

nicht nachvollziehen, dass man preise abspricht<br />

und so den Wettbewerb ausschaltet.<br />

martin wallimann: Wissen Sie, wie lange<br />

der preis festgelegt würde, haben Sie das Gesetz<br />

studiert? Die buchpreisbindung zählt<br />

genau achtzehn monate, nachher kann der<br />

Verlag den preis freigeben. Das muss man<br />

wissen! man kann weiterhin Rabatte machen,<br />

es geht einzig darum, einem buch,<br />

das frisch auf den markt kommt, etwas zeit<br />

und Ruhe <strong>zu</strong> geben und es nicht als börsentitel<br />

<strong>zu</strong> handeln.<br />

roland fischer: aber Sie können den preis<br />

auch länger festsetzen. Sie müssen ihn nicht<br />

freigeben.<br />

martin wallimann: es gibt Gründe, ihn<br />

<strong>zu</strong> behalten, etwa wenn man verhindern<br />

will, dass der preis steigt.<br />

Sie als Verleger sagen, dass Sie den Preis mit<br />

Kompetenz festlegen, doch ein liberaler Politiker<br />

sieht ein Kartell.<br />

martin wallimann: Gegen das Wort Kartell<br />

habe ich etwas. absprachen von Strassenbaufirmen<br />

sind ein Kartell. aber bei einer<br />

branche, die in der Deutschschweiz aus<br />

wenigen mittleren und kleinen Verlagen besteht,<br />

kann man nicht von einem Kartell<br />

sprechen. Sie müssen wissen, das ist nur unser<br />

drittwichtigstes problem <strong>zu</strong>rzeit, das<br />

wichtigste ist das allgemeine leseverhalten –<br />

es kommt eine lawine an elektronischen<br />

lesegeräten auf uns <strong>zu</strong> mit noch drei, vier<br />

weltweiten anbietern. und das zweite: eigentlich<br />

würde für den ganzen deutschsprachigen<br />

Raum mit der heutigen logistik ein<br />

einziger auslieferer genügen, der alleine bestimmt,<br />

wen er nimmt und wen nicht. auslieferungen<br />

wie das bz in hägendorf würden<br />

wegfallen und wir hätten ein monopol.

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