Arbeiten? Ja, arbeiten! - Lebenshilfe Wien
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Foto: <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong><br />
Arbeit am freien Arbeitsmarkt = Inklusion?<br />
Mag. Bernhard Schmid<br />
Auf einer Klausurtagung im<br />
Mai hat sich der Vorstand der<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong> auf folgende<br />
Grundwerte, die Inklusion<br />
ausmachen, verständigt:<br />
� Selbstbestimmung,<br />
� Mitbestimmung,<br />
� Individuelle Unterstützung,<br />
� Teilhabe,<br />
� Barrierefreiheit und<br />
� Sozialraumorientierung.<br />
Diese Werte wollen Menschen<br />
mit intellektueller Beeinträchtigung<br />
auch bei ihrer täglichen<br />
Arbeit wiederfinden.<br />
Das fängt mit der Selbstbestimmung<br />
an: Dem Willen<br />
des Menschen mit Beeinträchtigungen<br />
muss bei der Wahl<br />
seines Arbeitsplatzes und der<br />
ausgeübten Tätigkeiten möglichst<br />
entsprochen werden.<br />
Sie/Er möchte ihre/seine Arbeitsumgebungmitbestimmen<br />
können: Art und Qualität<br />
der Betreuung, Umgang mit<br />
Kolleg/innen, Gestaltung der<br />
Arbeitsstätte, Zeiteinteilung,<br />
gemeinsame Ziele, Belohnung<br />
und Entlohnung.<br />
Damit sie/er ihre/seine speziellen<br />
Fähigkeiten am Arbeitsplatz<br />
nutzbringend einsetzen<br />
kann, braucht sie/er maßgeschneiderte<br />
individuelle Unterstützung<br />
sowohl am Arbeitsplatz<br />
als auch schon vorher<br />
bei der Qualifizierung und<br />
der Arbeitsplatzsuche.<br />
Von einer umfassenden Teilhabe<br />
am Arbeitsplatz kann<br />
man dann sprechen, wenn<br />
der Mensch mit Beeinträchtigung<br />
nicht nur aktiv und für<br />
ihn nachvollziehbar in den<br />
Produktions- oder Dienstleistungsprozess<br />
eingebunden ist,<br />
sondern auch in die Kolleg/innenschaft<br />
sozial eingebettet<br />
ist und je nach Art der Arbeit<br />
auch Kontakt mit Geschäftspartner/innen<br />
hat.<br />
Der Arbeitsplatz sowie die Arbeitsstätte<br />
insgesamt müssen<br />
barrierefrei gestaltet<br />
sein, also wenn möglich ohne<br />
fremde Hilfe zugänglich und<br />
benutzbar. Und der Sozialraum<br />
des Menschen mit Beeinträchtigung<br />
umfasst nicht<br />
nur die Verwandten und<br />
Freunde im Privatleben: Auch<br />
die Arbeitskolleg/innen sowie<br />
die Fahrt zum Arbeitsplatz<br />
sind mit einzubeziehen.<br />
Doch sind diese Grundwerte<br />
der Inklusion in einem „freien“<br />
Arbeitsmarkt verwirklichbar,<br />
der immer mehr Menschen,<br />
auch mit hoher Qualifizierung,<br />
ausgrenzt und diejenigen,<br />
die teilhaben dürfen, immer<br />
häufiger ausbeutet? Ich meine:<br />
ja, denn für die Inklusion<br />
einzutreten bedeutet auch,<br />
an die Fähigkeit zur Weiterentwicklung<br />
der Gesellschaft<br />
und des Arbeitsmarktes samt<br />
Förderpolitik zu glauben und<br />
an deren Umgestaltung aktiv<br />
mitzuwirken! Auch wenn klar<br />
ist, dass das in Zeiten wie diesen<br />
nicht leicht sein wird.<br />
Gleichzeitig haben aber auch<br />
Werkstätten mit Tagesstruktur<br />
ihre Existenzberechtigung. Bei<br />
beiden Alternativen gilt für die<br />
geglückte Umsetzung der vorhin<br />
angeführten Grundwerte<br />
der Inklusion: Der Mensch<br />
mit intellektueller Beeinträchtigung<br />
mit seinen Wünschen,<br />
Fähigkeiten und seiner Zufriedenheit<br />
muss für uns im Mittelpunkt<br />
stehen!<br />
Bernhard Schmid<br />
Generalsekretär der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong><br />
4 www.lebenshilfe-wien.at >>> MITMACHEN Herbst 2012