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Vision

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Klosters verwiesen. In der Nacht vergiftet sich Klara mit einem Pilz.<br />

Mit Richardis von Stade gewinnt Hildegard eine enge Vertraute, die neben Volmar mit der Niederschrift<br />

der <strong>Vision</strong>en betraut war. Die Aufnahme Richardis in das Kloster erfolgte nicht zufällig: Hildegards<br />

Familie verband eine langjährige Freundschaft mit der Familie Richardis, deren Mutter, die Markgräfin<br />

von Stade, eine geborene Sponheim-Lavanttal war, also eine Verwandte Juttas von Sponheim,<br />

der mütterlichen Erzieherin Hildegards. Richardis Bruder Hartwig wiederum war seit 1143 Dompropst<br />

in Bremen und ab 1148 Erzbischof der Diözese Bremen. Hildegards Bruder Hugo war als Domkantor in<br />

Mainz einer der höchsten kirchlichen Würdenträger, ein anderer Bruder war Priester in Tholey an der<br />

Saar. Während eine der Schwestern Hildegards später selbst in das Kloster auf dem Rupertsberg eintritt,<br />

sind die Namen anderer Schwestern mit Schenkungen für das Kloster verbunden. Diese gesellschaftlichen<br />

und kirchlichen Verbindungen zeigen, dass Hildegard in ihren Plänen und Entscheidungen<br />

nicht nur auf ihre eigene Person angewiesen war, sondern auf ein großes Netz von Beziehungen<br />

zurückgreifen konnte. Dass solche Beziehungen auch ihren Tribut verlangten, zeigt die aufgenötigte<br />

Trennung von Richardis, die in Kap. 8 dargestellt wird.<br />

In der Sequenz treten darüber hinaus Richardis und die Nonne Klara als typologische Gegensätze auf:<br />

Sie zeigen, welchen Pflichten die Nonnen in ihrem Lebensalltag unterworfen waren, Fürsorge, seelsorgerliche<br />

Beratung und Begleitung durch die Äbtissin stehen in Einklang und im Gegensatz zu dem ihr<br />

gegenüber zu leistenden Gehorsam und Pflichterfüllung. Konsequenz in Leitung der Gemeinschaft<br />

und Führung jeder einzelnen Nonne wie der Gemeinschaft insgesamt gehörte zu den maßgeblichen<br />

Aufgaben einer Äbtissin/Magistra. Die Sequenz zeigt, wie Hildegard dieser Aufgabe gerecht zu werden<br />

versucht.<br />

(Kap. 7) 51:27-70:53 – Der Klosterneubau auf dem Rupertsberg<br />

Hildegard trägt dem Abt auf Grund einer <strong>Vision</strong> den Wunsch nach einem eigenen Kloster vor.<br />

Wir brauchen ein eigenes Kloster. Die Klause als Wohnstatt wird zu klein für uns. – Wer hat dir<br />

diese ketzerische Idee eingegeben? – Das lebendige Licht hat mir in einer Schau die Stätte gezeigt,<br />

wo wir unsere neue Wohnstatt errichten sollen.<br />

Zum Bau beansprucht Hildegard die Schenkungen, die die Familien der Nonnen dem Kloster Disibodenberg<br />

überlassen haben. Als sich der Abt verweigert, wirft sie ihm die Verführung Klaras durch einen<br />

der Mönche vor. Der Abt droht mit der Exkommunikation Hildegards.<br />

Im Klostergarten erinnert Jutta die Äbtissin an das Gelübde der stabilitas loci. Hildegard verweist auf<br />

ihr Äbtissinnenrecht. Jutta verweigert sich.<br />

Als sie der Abt des Bundes mit dem Teufel bezichtigt, fällt Hildegard in eine todesähnliche Starre, aus<br />

der sie erst erwacht, als Erzbischof Heinrich von Mainz die Erlaubnis zum Bau des Klosters auf dem<br />

Rupertsberg erteilt. Diese Entscheidung kam durch den Einsatz von Richardis Familie zustande.<br />

Hildegard verlässt mit ihren Schwestern den Disibodenberg und baut mühsam auf dem Rupertsberg<br />

ein eigenes Kloster. Dabei gilt es Ablehnung unter den Schwestern zu überwinden. Hildegard findet<br />

Trost in ihren eigenen <strong>Vision</strong>en und einem typologischen Vergleich mit der Situation des Volkes Israel<br />

in der Wüste nach dem Auszug aus Ägypten.<br />

Nach Fertigstellung des Klosters Rupertsberg fordert Hildegard die Schenkungen ein, die die Familien<br />

der Nonnen an das Kloster Disibodenberg gegeben habe. Der Abt lehnt erneut ab, zumindest aber<br />

Volmar darf nach Anordnung des Erzbischofes als Propst auf dem Rupertsberg dienen. Die finanzielle<br />

Sicherstellung des Klosters wird durch eine Schenkung des Bischofs von Mainz ermöglicht.<br />

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