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Vision

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<strong>Vision</strong><br />

M05.3 Eine <strong>Vision</strong> der Hildegard von Bingen<br />

Und ich schaute im Geheimnisse Gottes inmitten der südlichen Lüfte ein wunderschönes Bild. Es<br />

hatte die Gestalt eines Menschen. Sein Antlitz war von solcher Schönheit und Klarheit, dass ich<br />

leichter in die Sonne hätte blicken können als in dieses Gesicht. Ein weiter Reif aus Gold umgab<br />

ringsum sein Haupt, In diesem Reif erschien oberhalb des Hauptes ein zweites Gesicht, wie das eines<br />

älteren Mannes. […]<br />

Alsdann erschien mitten in der Brust der erwähnten Gestalt […] ein Rad von wunderbarem Aussehen<br />

mit sechs ineinander liegenden Kreisen aus hellleuchtendem und schwarzleuchtendem Feuer,<br />

reinem Äther und wasserhaltiger Luft, starker, klarer Luft und dünner Luft. Alle diese sechs Kreise<br />

waren ohne Zwischenräume miteinander verbunden. Der äußerste Kreis durchströmte mit seinem<br />

Licht die übrigen Sphären, mit der wasserhaltigen Luft aber benetzte er alle anderen mit seiner<br />

Feuchtigkeit. Außerdem war mitten in der Sphäre mit der dünnen Luft eine Kugel zu sehen.<br />

Denn die Gestalt der Welt existiert unvergänglich im Wissen der wahren Liebe, die Gott ist: unaufhörlich<br />

kreisend, wunderbar für die menschliche Natur und so, dass sie von keinem Alter aufgezehrt, aber auch<br />

nicht durch Neues vermehrt werden könnte, vielmehr so bleibt, wie Gott sie geschaffen hat, dauerhaft bis<br />

an das Ende der Zeit.<br />

Inmitten dieses Riesenrades erschien die Gestalt eines Menschen. Sein Scheitel ragte nach oben,<br />

die Fußsohlen reichten nach unten, bis zur Sphäre der starken, weißen und leuchtenden Luft. Rechts<br />

waren die Fingerspitzen der rechten Hand, links die der linken Hand nach beiden Seiten in Kreuzform<br />

zu der Kreisrundung hin ausgestreckt. Genauso hielt die Gestalt die Arme ausgebreitet.<br />

In Richtung der Seiten erschienen vier Köpfe:<br />

der Kopf eines Leoparden, eines Wolfes, eines<br />

Löwen und eines Bären […] Oberhalb des Hauptes<br />

dieser Menschengestalt waren die sieben<br />

Planeten nach oben gegeneinander abgezeichnet<br />

[…] Alle Planeten sandten ihre Strahlen in<br />

Richtung auf die Tierköpfe, wie auch auf die Gestalt<br />

des Menschen. Auf solche Weise war die<br />

Gestalt mit diesen Zeichen verflochten und von<br />

ihnen rings umgeben.<br />

Mitten im Weltenbau steht der Mensch. Denn er ist<br />

bedeutender als alle übrigen Geschöpfe […] An<br />

Statur ist er zwar klein, an Kraft seiner Seele jedoch<br />

gewaltig. Sein Haupt nach aufwärts gerichtet, die<br />

Füße auf festem Grund, vermag er sowohl die oberen<br />

als auch die unteren Dinge in Bewegung zu versetzen.<br />

Was er mit seinem Werk in rechter oder linker<br />

Hand bewirkt, das durchdringt das All, weil er in<br />

der Kraft seines inneren Menschen die Möglichkeit<br />

hat, solches in Werk zu setzen.[…] Gott ist es, den<br />

der Mensch in jedem Geschöpf erkennt. Weiß er<br />

doch, dass Er der Schöpfer aller Welt ist.<br />

Aufgabe: Ordnen Sie Worte oder Satzteile<br />

dem <strong>Vision</strong>sbild zu!<br />

© kfw GmbH 2010

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