F&E-Vorreiter Deutschland scheut vor Finanz- und ... - Produktion
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Bild: Privat<br />
26. November<br />
<strong>Produktion</strong> Nr. 48 , 2009<br />
2009 • Nr. 48 Wirtschaft : Unternehmen <strong>und</strong> Branchen<br />
Hall of Fame Deutsche Industrie<br />
Gerhard Schuler: der Tüftler<br />
mit Herz für Holz <strong>und</strong> Mensch<br />
„Der Wettbewerbsdruck<br />
aus Niedrigkostenländern<br />
kann nur mit<br />
motivierten, engagierten,unternehmerisch<br />
denkenden<br />
<strong>und</strong> handelnden<br />
Mitarbeitern<br />
bewältigt werden.“<br />
Gerhard Schuler<br />
Schopfloch (kk). Der Name Gerhard<br />
Schuler steht für Homag. Und die Homag<br />
AG, gegründet in den 60er Jahren,<br />
steht heute für innovative Holzbearbeitungssysteme<br />
<strong>und</strong> Technologieführerschaft.<br />
Der heute 82jährige Schuler<br />
hat dieses Unternehmen<br />
geprägt <strong>und</strong> groß gemacht.<br />
Gerhard Schuler ist Pionier<br />
<strong>und</strong> Schrittmacher<br />
des Maschinen-<br />
<strong>und</strong> Anlagenbaus im<br />
Segment Holz.<br />
Usprünglich wollte er<br />
Architekt werden, kriegsbedingt<br />
wurde er Tischler<br />
<strong>und</strong> absolvierte später ein Studium<br />
zum Holzingenieur. Mit dem<br />
Diplom für Holzwirtschaft in der Tasche<br />
gründete der 29-Jährige 1956<br />
eine Unternehmensberatung für Betriebsrationalisierung,<br />
-organisation<br />
<strong>und</strong> -planung. Seine beratende Tätigkeit<br />
konzentrierte er von Anfang an<br />
auf die Holz- <strong>und</strong> Möbelindustrie.<br />
1960: Gründung der Hornberger<br />
Maschinenbaugesellschaft<br />
Dabei fiel dem Ingenieur auf, dass<br />
alle Möbelkanten per Hand angeleimt<br />
wurden. Um diesen zeitraubenden<br />
Prozess besser <strong>und</strong> schneller abzuwickeln,<br />
entwickelte er daraufhin eine<br />
Verleimmaschine. Und da er als Unternehmensberater<br />
seine eigenen Produkte<br />
nicht an die K<strong>und</strong>en verkaufen<br />
konnte, suchte er sich einen Partner,<br />
den Maschinenbauer Eugen Hornberger<br />
aus Schopfloch. Sie gründeten<br />
1960 die damalige Hornberger Maschinenbaugesellschaft<br />
oHG, die den<br />
Vorrichtungsbau übernahm.<br />
Zusammen mit dem Partner Hornberger<br />
gelang ihm neben diversen<br />
Neukonstruktionen die Entwicklung<br />
einer neuartigen Durchlauf-Kantenanleimmaschine,<br />
die 1962 auf der<br />
Hannover Messe für Furore sorgte.<br />
Historie<br />
■ Der 29-jährige Schuler gründet eine<br />
Unternehmensberatung.<br />
■ 1960 gründen Gerhard Schuler <strong>und</strong><br />
Eugen Hornberger die Hornberger<br />
Maschinenbau ohg.<br />
■ Stehen am Anfang einfache Transporteinrichtungen<br />
<strong>und</strong> Preß<strong>vor</strong>richtungen,<br />
so markiert 1962 die<br />
erste Kantenanleimmaschine den<br />
Beginn einer rasanten Entwicklung.<br />
HALL OF FAME<br />
Deutsche Industrie<br />
Diese Erfindung brachte es in kurzer<br />
Zeit zu weltweiter Bedeutung.<br />
Heute baut Homag nicht nur Kantenanleimmaschinen,<br />
sondern ganze<br />
Maschinenstraßen. Vereinfacht ausgedrückt:<br />
Am Anfang werden Bretter in<br />
die Maschinenstraßen hinein geschoben,<br />
am Ende kommt ein fertig<br />
verpacktes Regal heraus.<br />
Der bekannte schwedi-<br />
sche Möbelhändler gehört<br />
zur K<strong>und</strong>schaft,<br />
ebenso wie fast alle<br />
großen Einbaukü-<br />
chen-Hersteller. Jetzt<br />
wird der chinesische<br />
Markt verstärkt in Angriff<br />
genommen.<br />
Gerhard Schuler verfügt<br />
als Unternehmer<br />
über Innovationsfreude <strong>und</strong><br />
Weitsicht. Beide Unternehmen, die<br />
Beratungsgesellschaft Schuler Business<br />
Solutions AG <strong>und</strong> der Maschinen-<br />
<strong>und</strong> Anlagenbauer Homag AG,<br />
haben sich unter seiner Leitung zur<br />
Weltspitze hinaufgearbeitet. Besonders<br />
verdient gemacht hat sich Schuler<br />
hinsichtlich des strategischen Ausbaus<br />
der Homag-Gruppe: Er vereinheitlichte<br />
die Produktpalette, baute<br />
ein weltweites Vertriebs- <strong>und</strong> Servicenetz<br />
auf. Die Homag Group gliedert<br />
sich heute in vier Geschäftsbereiche<br />
(Möbelfertigung, Bauelementefertigung,<br />
Holzbau, Consulting) <strong>und</strong> ist in<br />
ca. 60 Ländern vertreten: Der Umsatz<br />
betrug 2008 mehr als 850 Mio Euro,<br />
mit r<strong>und</strong> 5 100 Beschäftigten in 14<br />
produzierenden Tochtergesellschaften,<br />
16 Service- <strong>und</strong> Vertriebsgesellschaften<br />
<strong>und</strong> mehreren Dienstleistungsunternehmen.<br />
Gerhard Schuler<br />
war bis 1999 Vorsitzender des Vorstandes<br />
der Homag AG <strong>und</strong> bis 1999<br />
Vorsitzender der Aufsichtsräte der Lignum<br />
AG, der Homag AG <strong>und</strong> der<br />
SBS AG. In diesen Gremien ist er seit<br />
der Realisierung des Börsenganges im<br />
Jahre 2007 Ehren<strong>vor</strong>sitzender.<br />
Doch der Ingenieur ist nicht nur<br />
<strong>Vorreiter</strong> in technischen Entwicklungen,<br />
sondern auch als Manager eines<br />
■ Innovative Technologie <strong>und</strong> eine offensive<br />
Marktstrategie prägen Homag<br />
in den folgenden Jahren. Der<br />
ersten ausländischen Tochtergesellschaft<br />
folgen bald weitere Firmenakquisitionen,<br />
die das Leis-<br />
tungsspektrum gezielt erweitern.<br />
■ In den 80er Jahren werden verstärkt<br />
produzierende Firmen integriert:<br />
Ein Systemanbieter entsteht.<br />
Großunternehmens. Mit<br />
der Umsetzung der Mitarbeiter-Kapitalbeteiligung<br />
<strong>und</strong> einer partnerschaftlichen<br />
Unternehmenskultur<br />
gilt Schuler als der große<br />
Pionier der deutschen Vermögenspolitik.<br />
Im wesentlichen<br />
aus ökonomischen<br />
Gesichtspunkten wollte der<br />
Firmenchef die Mitarbeiter<br />
zum Mitunternehmer machen.<br />
Er führte deshalb<br />
schon 1974 bei Homag die<br />
Mitarbeiter-Kapitalbeteiligung<br />
ein <strong>und</strong> implementierte<br />
partnerschaftlichen<br />
Führungsrichtlinien. Heute<br />
sagt er, die Firma begründe<br />
ihren Erfolg auch durch die<br />
besondere Einbindung der<br />
Mitarbeiter am Unternehmensgeschehen.<br />
Homag finanziert<br />
sich schon seit 34<br />
Jahren zum Teil über ein<br />
Mitarbeiterbeteiligungsmodell. Fast<br />
alle Angestellten sind stille Gesellschafter<br />
ihres Arbeitgebers. Ein durchschnittlicher<br />
Homag-Mitarbeiter hat<br />
heute 20 000 Euro bei Homag angelegt,<br />
Führungskräfte mehr. Jeder<br />
neue Mitarbeiter bekommt nach einem<br />
Jahr Betriebszugehörigkeit ein<br />
Angebot. Die Firma gewährt ihm dafür<br />
ein Darlehen. Jedes Jahr fließt<br />
von den ausgeschütteten Gewinnen<br />
die Hälfte in den Geldbeutel des Mitarbeiters,<br />
mit der anderen Hälfte<br />
zahlt er das Darlehen ab.<br />
Gerhard Schuler beschreibt engagierte<br />
<strong>und</strong> motivierte Mitarbeiter als<br />
das größte Kapital eines Unternehmens.<br />
Die Arbeitnehmerbeteiligung<br />
sei die wichtigste Antwort auf die<br />
Globalisierung: „Die Struktur- <strong>und</strong><br />
Standortprobleme sowie der zunehmende<br />
Wettbewerbsdruck aus Niedrigkostenländern<br />
können nur mit motivierten,<br />
engagierten, unternehmerisch<br />
denkenden <strong>und</strong> handelnden<br />
Mitarbeitern bewältigt werden.“ Homag<br />
hat für die Beteiligung der Arbeitnehmer<br />
die Rechtsform der Stillen<br />
Gesellschaft gewählt, <strong>und</strong> diese auch<br />
nach dem Börsengang beibehalten.<br />
Aber das Homag-Beteiligungsmodell<br />
lebt nicht nur von der Kapitaleinbindung<br />
der Mitarbeiter, sondern<br />
durch eine moderne Führungskultur.<br />
Das Führungsmodell verbindet in einer<br />
Richtlinie das betriebliche Engagement<br />
mit der materiellen Beteiligung.<br />
Sie legt fest, dass ein Beteiligungsrat<br />
<strong>und</strong> der Betriebsrat aktiv in<br />
alle Führungsaufgaben einzubeziehen<br />
sind. So nehmen deren Vorsitzende<br />
<strong>und</strong> Stellvertreter an den monatlichen<br />
Managementbesprechungen<br />
teil, bei denen sie ein Mitspracherecht<br />
haben. Ebenso fixiert ist ein weitgehendes<br />
Informations- <strong>und</strong> Konsultationsrecht<br />
des Beteiligungsrats hinsichtlich<br />
des Jahresabschlusses <strong>und</strong><br />
des Vorschlags zur Gewinnverteilung.<br />
■ 2007 startet die Homag Group AG<br />
erfolgreich an der Börse.<br />
■<br />
Moderne Führungskultur<br />
bezieht Betriebsrat aktiv ein<br />
Porträt der Homag Gruppe<br />
2009: Die Homag Gruppe gliedert<br />
sich heute in vier Geschäftsbereiche<br />
(Möbelfertigung, Holzbau, Bau-<br />
elementefertigung <strong>und</strong> Consulting.<br />
■ R<strong>und</strong> 5 100 Beschäftigte in 60 Ländern<br />
machten 2008 einen Umsatz<br />
von mehr 850 Mio Euro. Die Eigenkapitalquote<br />
liegt bei 33,4%.<br />
von Kathrin Irmer<br />
<strong>Produktion</strong> Nr. 48 , 2009<br />
DUISBURG. Die Klöckner & Co SE hat<br />
einen Vorvertrag über den Erwerb der<br />
deutschen Becker Stahl-Service Gruppe<br />
unterzeichnet. Die Becker Stahl-<br />
Service Gruppe zählt zu den größten<br />
Stahl Service Center-Unternehmen in<br />
Europa <strong>und</strong> betreibt ein modernen<br />
Stahl Service Center mit Sitz in Bönen,<br />
Nordrhein-Westfalen.<br />
Die Unternehmensgruppe beschäftigt<br />
ca. 460 Mitarbeiter <strong>und</strong> erzielte<br />
im Geschäftsjahr 2008/2009, das<br />
zum 30. September 2009 endete, ei-<br />
<strong>Produktion</strong> 9<br />
Klöckner<br />
Übernahme von Becker Stahl<br />
nen Umsatz von r<strong>und</strong> 600 Mio Euro.<br />
Das Unternehmen ist auf die Weiterbearbeitung<br />
<strong>und</strong> Distribution von<br />
Flachstahlerzeugnissen – sogenannten<br />
Coils – spezialisiert <strong>und</strong> hat eine<br />
maximale Verarbeitungskapazität von<br />
über 1 Mio Tonnen pro Jahr.<br />
„Becker Stahl-Service ist ein exzellent<br />
aufgestelltes Unternehmen. Mit<br />
dem Erwerb können wir unsere<br />
Marktposition im Bereich Flachstahl<br />
deutlich ausbauen <strong>und</strong> erlangen<br />
gleichzeitig eine größere Diversifikation<br />
auf der K<strong>und</strong>enseite“, erläutert<br />
Gisbert Rühl, Vorstands<strong>vor</strong>sitzender<br />
der Klöckner & Co SE.