Stockholm an einem Wochenende
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ziehbarem auch Trauriges, Skurriles und<br />
Unverständliches zu Tage:<br />
µ Mahatma G<strong>an</strong>dhi hat den Friedensnobelpreis<br />
nie erhalten, obwohl er insgesamt<br />
12 Mal nominiert war. Das Gremium stufte<br />
ihn als „zu nationalistisch“ ein. 1948<br />
wäre ihm der Preis vermutlich zugeteilt<br />
worden, doch ein Attentäter war schneller<br />
und ermordete G<strong>an</strong>dhi Anf<strong>an</strong>g des Jahres.<br />
Da m<strong>an</strong> den Preis nicht posthum vergab,<br />
blieb er 1948 unvergeben.<br />
µ Ebenfalls – gleich zweimal – erfolglos<br />
nominiert für seine immensen Bestrebungen<br />
den Zweiten Weltkrieg zu beenden,<br />
wurde Josef Stalin!<br />
µ Nominierungsrekordhalter ist bisher<br />
der deutsche Chirurg Ferdin<strong>an</strong>d Sauerbruch.<br />
Trotz 54 (!) Nominierungen in 14<br />
Jahren hat er den Medizinnobelpreis nie<br />
erhalten.<br />
µ Vier Preisträger wurden doppelt ausgezeichnet.<br />
Der Brite Fred S<strong>an</strong>ger erhielt<br />
den Nobelpreis für Chemie 1958 und<br />
1980, der US-Amerik<strong>an</strong>er John Bardeen<br />
den Physiknobelpreis 1956 und 1972 und<br />
zwei Laureaten wurden sogar in unterschiedichen<br />
Kategorien prämiert: Marie<br />
Curie in Physik (1903) und Chemie (1911)<br />
und Linus Pauling in Chemie (1954) und<br />
mit dem Friedensnobelpreis für sein Engagement<br />
gegen Atomwaffen (1962). Maire<br />
Curie machte die Nobelpreisb<strong>an</strong>kette fast<br />
schon zu <strong>einem</strong> Familienfest, da auch die<br />
Leistungen ihres Ehem<strong>an</strong>nes, ihrer Tochter<br />
und ihres Schwiegersohnes jeweils mit<br />
dem Nobelpreis honoriert wurden.<br />
µ Zwei Gewinner lehnten den Preis von<br />
sich aus ab: Je<strong>an</strong>-Paul Sartre (Literatur,<br />
1964), der grundsätzlich alle persönlichen<br />
Ehrungen verabscheute und der nordvietnamesische<br />
Politiker Le Duc Tho im Jahr<br />
Das Beste auf einen Blick<br />
Der Nobelpreis – Geschichte und Geschichtchen<br />
1973, der gemeinsam mit dem US-amerik<strong>an</strong>ischen<br />
Außenminister Henry Kissinger<br />
den Friedensnobelpreis erhalten sollte. Le<br />
Duc Tho lehnte die Auszeichnung ab, da<br />
der Krieg in s<strong>einem</strong> L<strong>an</strong>d noch tobte und<br />
die Amerik<strong>an</strong>er ihren Verbündeten Südvietnam<br />
weiterhin mit Waffen belieferten.<br />
µ Vier Gewinner wurden gezwungen, die<br />
Ehrung zu verweigern. Die deutschen<br />
Chemiker Richard Kuhn und Adolf Friedrich<br />
Joh<strong>an</strong>n Buten<strong>an</strong>dt und der Mediziner<br />
Gerhard Domagk durften ihre jeweiligen<br />
Nobelpreise nach Intervention des NS-Regime<br />
nicht <strong>an</strong>nehmen. Die Verleihung des<br />
Friedensnobelpreises 1936 (rückwirkend<br />
für 1935) <strong>an</strong> den Regimegegner Carl von<br />
Ossietzky hatte Hitler so verärgert, dass<br />
er ein Gesetz erließ, welches folgendermaßen<br />
schloss: „Die Annahme des Nobelpreises<br />
wird damit für alle Zukunft Deutschen<br />
untersagt“. Stattdessen wurde in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
ab 1937 der ‚Deutsche Nationalpreis<br />
für Kunst und Wissenschaft‘ <strong>an</strong> verdiente<br />
‚Volksgenossen‘ wie die treuen Ausrüster<br />
der deutschen Luftwaffe Willy Messerschmitt<br />
und Ernst Heinkel vergeben.<br />
Ein ähnliches Schicksal hatte der Sowjetrusse<br />
Boris Pasternack, der sich ebenfalls<br />
dem politischen Druck des Regimes<br />
beugen musste und den Literaturnobelpreis<br />
1958 ablehnte.<br />
Noch heute werden die Nobelpreise mit<br />
viel Gl<strong>an</strong>z und Pomp im <strong>Stockholm</strong>er Konzerthaus<br />
überreicht. Dabei erhalten die<br />
Laureaten Urkunde und Nobelmedaille<br />
persönlich aus den Händen des schwedischen<br />
Königs. Anschließend nehmen alle<br />
Gäste <strong>an</strong> <strong>einem</strong> aufwendigen Empf<strong>an</strong>g in<br />
in der „Blauen Halle“ des Stadshuset teil,<br />
die ihrem Namen zum Trotz nicht blau,<br />
sondern rot ist!<br />
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