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Stockholm an einem Wochenende

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Weg nach Österreich persönlich, verteilte<br />

dabei die rettenden Schutzpässe und<br />

konnte so viele Hundert Juden vor dem<br />

sicheren Tod retten. Seine Mission war<br />

so erfolgreich, dass Eichm<strong>an</strong>n mehrfach<br />

drohte, den „Judenhund Wallenberg“<br />

umzubringen. Doch der schwedische Diplomatenpass<br />

rettet in diesem Fall vermutlich<br />

das Leben Wallenbergs.<br />

Als sich Anf<strong>an</strong>g J<strong>an</strong>uar 1945 die Situa<br />

tion der deutschen Truppen in Ungarn<br />

zuspitzte, da die Rote Armee von Osten<br />

näher rückte, wollte der deutsche Oberbefehlshaber<br />

General Schmidthuber das<br />

jüdische Getto mit vielen Tausend Insassen<br />

in die Luft sprengen. Wallenberg setzte<br />

Schmidthuber unter Druck und drohte<br />

ihm mit <strong>einem</strong> Kriegsverbrecherprozess<br />

nach Kriegsende. Daraufhin blies der<br />

General die Zerstörung des Gettos ab und<br />

Tausende Juden überlebten.<br />

Am 17. J<strong>an</strong>uar begab sich Wallenberg<br />

mit s<strong>einem</strong> Fahrer zum Hauptquartier<br />

der Roten Armee in Ungarn, wenige Kilometer<br />

außerhalb von Budapest, um die<br />

weitere Vorgehensweise der sowjetischen<br />

Armeeführung in Erfahrung zu bringen.<br />

Seitdem gilt Raoul Wallenberg als verschwunden<br />

und bis heute ist sein Schicksal<br />

ungeklärt. Es ist sehr wahrscheinlich,<br />

dass Wallenberg wegen Spionageverdachts<br />

von den Sowjets verhaftet wurde.<br />

L<strong>an</strong>ge wurden solche Spionagevorwürfe<br />

von schwedischer Seite massiv dementiert,<br />

aber in den letzten Jahren kamen<br />

britische Geheimdienst­Dokumente <strong>an</strong>s<br />

Tageslicht, die eindeutig engste Kontakte<br />

zwischen Raoul Wallenberg und dem<br />

englischen MI6 beweisen. Des Weiteren<br />

Am Puls der Stadt<br />

Raoul Wallenberg – der schwedische Oskar Schindler<br />

soll Wallenberg <strong>an</strong> geheimen Friedensverh<strong>an</strong>dlungen<br />

zwischen dem Deutschen<br />

Reich und den Westalliierten beteiligt gewesen<br />

sein, die einen Separatfrieden <strong>an</strong>strebten<br />

und somit gegebenenfalls eine<br />

Fortsetzung des Krieges gegen die Sowjetunion<br />

ermöglicht hätten. Zwischenzeitlich<br />

gab es von sowjetischer Seite Angaben,<br />

dass Wallenberg 1947 im Moskauer<br />

NKVD­(später KGB­)Gefängnis <strong>an</strong> <strong>einem</strong><br />

Herzinfarkt verstorben sei.<br />

Eine <strong>an</strong>dere, in Schweden sehr umstrittene<br />

These postuliert, dass ein verschwundener<br />

Raoul Wallenberg, der unzweifelhaft<br />

vielen Juden das Leben rettete, sowohl<br />

für die schwedische Regierung als auch<br />

für die Familie Wallenberg von Vorteil gewesen<br />

sei. Als „der gute Schwede“ war er<br />

ein Gegenargument zu der alliierten Kritik<br />

<strong>an</strong> den (zu) engen deutsch­schwedischen<br />

Beziehungen und den verheimlichten<br />

Kontakten zwischen der Wallenbergdynastie<br />

und der deutschen Robert Bosch<br />

AG während des Krieges.<br />

Bis zum heutigen Tage bestimmen Mutmaßungen<br />

das <strong>an</strong>gebliche Schicksal Wallenbergs<br />

nach dem 17. J<strong>an</strong>uar 1945. Er<br />

könnte auch noch am Leben sein und<br />

wäre d<strong>an</strong>n ein M<strong>an</strong>n im gesegneten Alter<br />

von 100 Jahren... Doch allen Theorien<br />

und Thesen zum Trotz hat er so Einmaliges<br />

geleistet, dass der Motivation doch nur<br />

marginale Bedeutung zukommt. D<strong>an</strong>k<br />

seiner Schutzpässe sind bis zu 100.000<br />

Juden vor der Gaskammer bewahrt worden<br />

und deshalb wurde er in Israel als<br />

„Gerechter unter den Völkern“ mit <strong>einem</strong><br />

nach ihm ben<strong>an</strong>nten Baum vor der Gedenkstätte<br />

Yad Vashem geehrt.<br />

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