Stockholm an einem Wochenende
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74 Am Puls der Stadt<br />
Von den Anfängen bis zur Gegenwart<br />
Wirtschaft boomen. Schmiede, Schreiner,<br />
Schneider und sonstige H<strong>an</strong>dwerker<br />
profitierten von dem immensen Bedarf<br />
des schwedischen Militärs. Waffen,<br />
Uniformen, Nahrungsmittel und Provi<strong>an</strong>t<br />
und Schiffe wurden produziert. Eisen<br />
war eines der wichtigsten Güter für eine<br />
kriegführende Nation. Aus den Schmelzöfen<br />
wurden die Eisenbarren direkt<br />
zum Järntorget („Eisenplatz“, den Platz<br />
gibt es heute noch) gekarrt, dort gewogen,<br />
verkauft und umgehend verschifft.<br />
Neue Häuser, Straßenbau, neue Möbel<br />
usw. kurbelten die Nachfrage weiter <strong>an</strong>,<br />
schafften Arbeitsplätze und immer mehr<br />
Menschen zog es in die exp<strong>an</strong>dierende<br />
Großstadt.<br />
045st Abb.: ld<br />
Durch einen Großbr<strong>an</strong>d 1625 wurde<br />
der Westen Gamla St<strong>an</strong>s weitgehend<br />
zerstört. Doch m<strong>an</strong> nutzte die Gunst der<br />
Stunde, erstellte ein neues Straßennetz<br />
und die verwinkelten, kurvigen Gassen<br />
gehörten der Verg<strong>an</strong>genheit <strong>an</strong>. Ein neues,<br />
gradliniges Netz ersetze das mittelalterliche<br />
Straßengewirr und eine Art vorausschauende<br />
Stadtpl<strong>an</strong>ung wurde <strong>an</strong>gestoßen.<br />
Im neuen <strong>Stockholm</strong> liefen<br />
alle Straßen auf das Rathaus (heute befindet<br />
sich <strong>an</strong> der Stelle das Nobelmuseum,<br />
s. S. 32) und den Königspalast Tre<br />
Kronor („Drei Kronen“) Ë zu.<br />
Mit der Schaffung des Svea Hovrätt in<br />
<strong>Stockholm</strong> (1614), dem ersten fest institutionalisierten<br />
Gerichtshof, und dem<br />
Aufbau einer neuen, effektiveren Zentralverwaltung<br />
wurden parallel zu den militärischen<br />
Erfolgen auch gesellschaftliche<br />
Reformen vor<strong>an</strong>getrieben. Oft wurden<br />
die Reformen aus der Not heraus<br />
geboren: So mussten seit dem 17. Jahrhundert<br />
alle männlichen Neugeborenen<br />
offiziell registriert werden, damit sie mit<br />
dem 15. Lebensjahr zum Militärdienst<br />
eingezogen werden konnten. Der schwedischen<br />
Militärmaschinerie fehlten konst<strong>an</strong>t<br />
Soldaten.<br />
Aber trotz der kriegerischen Außenpolitik<br />
blühten auch Bildung und Kultur<br />
auf. Bis ins 17. Jahrhundert hinein gab<br />
es im schwedischen Machtbereich nur<br />
eine Universität – die 1477 gegründete<br />
Uppsala Universitetet. Doch in schneller<br />
Abfolge entst<strong>an</strong>den nun Universitäten in<br />
Dorpat 1632 (heute Tartu, Estl<strong>an</strong>d), Åbo<br />
1640 (heute Turku, Finnl<strong>an</strong>d) und Lund<br />
1666. Rechnet m<strong>an</strong> noch die Universi<br />
Eingemauerte Reste eines Runensteins<br />
in der <strong>Stockholm</strong>er Altstadt