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Stockholm an einem Wochenende

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1944/45 mit wichtigen Rohstoffen und<br />

Fertigwaren „Made in Sweden“ versorgt.<br />

Nach Ende des Weltkriegs entst<strong>an</strong>d ein<br />

großer H<strong>an</strong>dlungruck in <strong>Stockholm</strong>. Die<br />

Stadt war in der ersten Hälfte des Jahrhunderts<br />

weiter stark gewachsen – 1950<br />

zählte m<strong>an</strong> 740.000 Einwohner – und<br />

neue Wohnflächen mussten her. G<strong>an</strong>z<br />

im Sinne des „Volksheims“, ein in den<br />

1930er Jahren geprägter Terminus, der<br />

für soziale Gerechtigkeit, ökonomische<br />

Sicherheit und <strong>an</strong>gemessenen Wohnraum<br />

st<strong>an</strong>d, wurden neue Siedlungsprojekte<br />

vor<strong>an</strong>getrieben. Im Rahmen des<br />

„Millionenprogramms“ – zwischen 1965<br />

und 1974 sollten eine Million neue Wohnungen<br />

entstehen, um die damalige akute<br />

Wohnungsnot zu beseitigen – entst<strong>an</strong>den<br />

gig<strong>an</strong>tische neue Vorstädte mit vielstöckigen<br />

Hochhäusern und Wohnblocks.<br />

Statt Ästhetik st<strong>an</strong>d Funktionalität im<br />

Vordergrund und die soziale Sprengkraft<br />

der „neuen Gettos“ war nicht voraussehbar.<br />

Deshalb werden heute einige dieser<br />

Trab<strong>an</strong>tenstädte wieder abgerissen.<br />

In dem Fortschrittsglauben der 1950–<br />

60er Jahre schien alles möglich und die<br />

damaligen Pläne waren entsprechend dimensioniert.<br />

In Norrmalm entst<strong>an</strong>d ein<br />

moderner Stadtkern für die aufstrebende<br />

Metropole <strong>Stockholm</strong>: <strong>Stockholm</strong> City.<br />

Fast die komplette Wohnbebauung wurde<br />

abgerissen und stattdessen wurden<br />

Büro­ und Verwaltungsgebäude errichtet.<br />

Breite Straßen für die wachsende Autoflut<br />

verließen die Zeichenbretter der ver<strong>an</strong>twortlichen<br />

Architekten, während die<br />

Straßenbahnen verschw<strong>an</strong>den und einer<br />

weiteren Autospur geopfert wurden. Fußgängerzonen<br />

mit entsprechenden Einkaufsmöglichkeiten<br />

oder überdimensionierte<br />

Plätze wie der Sergels Torg hielten<br />

Einzug, sollten eine „menschliche“ Kom­<br />

Am Puls der Stadt<br />

Von den Anfängen bis zur Gegenwart<br />

ponente in das fortschrittliche Stadtbild<br />

bringen. Um die Angestellten zwischen<br />

Arbeitsplatz und Wohnort hin­ und herzutr<strong>an</strong>sportieren,<br />

beg<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> mit dem Bau<br />

einer U­Bahn. Eins schien jedoch vergessen<br />

worden zu sein: Abends war <strong>Stockholm</strong><br />

City weitgehend entvölkert, niem<strong>an</strong>d<br />

wohnte dort. In den späten 1960er<br />

Jahren formierte sich erster Bürgerprotest<br />

gegen die radikalen Umgestaltungspläne.<br />

Doch zu dieser Zeit waren schon<br />

unverrückbare Tatsachen geschaffen<br />

worden. Die <strong>Stockholm</strong>er reagierten mit<br />

Galgenhumor. Auf die Frage ausländischer<br />

Touristen: „Wer hat das <strong>Stockholm</strong>er<br />

Stadtzentrum so zerstört, waren es<br />

die Russen oder die Deutschen?“, gab es<br />

die mit <strong>einem</strong> säuerlichen Grinsen garnierte<br />

Antwort: „Das waren wir selbst!“.<br />

In den letzten Jahren hat m<strong>an</strong> sich bemüht,<br />

den Bausünden etwas von ihrer<br />

„Brutalität“ zu nehmen. Vermehrt wurden<br />

Wohnhäuser auf den frei werdenden<br />

Flächen zwischen den B<strong>an</strong>kpalästen und<br />

Verwaltungsburgen errichtet. Ehemalige<br />

Parkhäuser wurden zu Wohneinheiten<br />

umgebaut und teilweise werden auf<br />

den Dächern der Verwaltungsarchitektur<br />

kleine Häuschen mit Dachgarten aufgestellt.<br />

Es kommt wieder Leben ins Zentrum,<br />

auch nach 20 Uhr.<br />

Einwohnerzahl: 850.000 (heute)<br />

Nach einer Phase der Stagnation, ja teilweise<br />

sogar des Rückg<strong>an</strong>gs der Einwohnerzahlen,<br />

wächst <strong>Stockholm</strong> in den letzten<br />

Jahren wieder massiv. Seit 1990 ist<br />

die Bevölkerung um ca. 180.000 Einwohner<br />

auf jetzt über 850.000 Menschen gewachsen,<br />

was <strong>einem</strong> prozentualen Zuwachs<br />

von immerhin 27 % entspricht.<br />

Aus der Stadtflucht wurde eine „Stadt-<br />

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