Stockholm an einem Wochenende
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047st Abb.: sk<br />
um die Uhr produziert werden, aber auch<br />
die gesundheitlichen Rahmenbedingungen<br />
verbesserten sich rapide. Ein kommunales<br />
Gesundheitssystem wurde auf<br />
die Beine gestellt, Kr<strong>an</strong>kenhäuser wurden<br />
errichtet und Kinderheime eröffnet.<br />
Ein modernes Telefonsystem verb<strong>an</strong>d<br />
die Stadtteile, Blocks, Straßen, Kaufleute<br />
und einfache Stadtbewohner: Bereits<br />
1876 besaß <strong>Stockholm</strong> ein sehr eng geknüpftes<br />
Telefonnetz, das es mit dem<br />
der industrialisierten Hauptstädte Europas<br />
aufnehmen konnte.<br />
Einwohnerzahl: 300.000<br />
(im Jahr 1900)<br />
Massenbewegungen entst<strong>an</strong>den bereits<br />
im 19. Jh., doch ihren großen Durchbruch<br />
konnten sie erst nach 1900 feiern. Sie<br />
stellten ein gänzlich neues Phänomen der<br />
politischen Öffentlichkeit dar. In diesen<br />
Am Puls der Stadt<br />
Von den Anfängen bis zur Gegenwart<br />
Bewegungen waren Herkunft und St<strong>an</strong>d<br />
oft sekundär, vielmehr zählte die Übereinstimmung<br />
bei Sachfragen. Die Abstinenzbewegung<br />
beispielsweise formierte sich<br />
früh und gew<strong>an</strong>n einen erstaunlichen Einfluss.<br />
Zwar verlor sie 1922 eine Volksabstimmung<br />
zur völligen Abschaffung des<br />
Alkohols knapp mit 49 % : 51 %, dennoch<br />
hatte sie prägenden Einfluss auf das Gemeinwesen.<br />
Der staatlich reglementierte<br />
und hoch besteuerte Alkoholverkauf in<br />
Schweden hat seine Wurzeln in der Abstinenzbewegung.<br />
Die Abstinenzler verfolgten<br />
noch weiterreichende politische Ziele<br />
wie Wahlrechtsreform oder Gleichberechtigung<br />
und hatten somit inhaltliche Überschneidungen<br />
mit den Suffragetten, einer<br />
Bewegung pro Frauenwahlrecht, den<br />
Gewerkschaften und der aufstrebenden<br />
Sozialdemokratie.<br />
In <strong>Stockholm</strong>, dem politischen Zentrum<br />
des L<strong>an</strong>des, agierten die jungen Interessensverbände<br />
mit großem El<strong>an</strong> und<br />
Einsatz. Hier saßen die Entscheidungsträger,<br />
hier konnte m<strong>an</strong> politische Durchschlagskraft<br />
entfalten und die Zeitläufe<br />
im eigenen Sinne positiv beeinflussen.<br />
Die Arbeiterbewegung, gestärkt durch<br />
schlechte Arbeitsbedingungen und noch<br />
immer miserable Wohnverhältnisse, gew<strong>an</strong>n<br />
einen enormen Zulauf. Anf<strong>an</strong>gs<br />
noch von der Obrigkeit zu verhindern<br />
gesucht, f<strong>an</strong>d im April 1902 die erste<br />
erlaubte Massendemonstration statt:<br />
40.000 Arbeiter marschierten durch<br />
<strong>Stockholm</strong> und die Polizei griff nicht ein.<br />
Nur wenige Jahre später konnten sich<br />
Sozialdemokraten und Liberale erstmals<br />
auf eine Mehrheit im Stadtrat (stadsfullmäktige)<br />
stützen und nach der ersten<br />
freien und allgemeinen Reichstagswahl<br />
1921 stellten die Sozialisten mit Abst<strong>an</strong>d<br />
die stärkste Fraktion im Reichstag.<br />
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