TV-WERBUNG: DIE SCHWEIZ IST DAS SCHLUSSLICHT. Vom ...
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TV-WERBUNG: DIE SCHWEIZ IST DAS SCHLUSSLICHT. Vom ...
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IMPACTME<strong>DIE</strong>N, MÄRKTE, MACHER.<br />
<strong>DAS</strong> MAGAZIN VON PUBLISUISSE. SEPTEMBER 2002<br />
04<br />
13<br />
18<br />
10<br />
ME<strong>DIE</strong>N: SCHOGGISEITE DES LEBENS.<br />
Warum die Serie «Lüthi und Blanc»<br />
mit vielen bekannten Gesichtern die<br />
Deutschschweizer Volksseele trifft.<br />
MÄRKTE: <strong>DIE</strong> AUSSICHTEN FÜR 2003.<br />
Die publisuisse-Umfrage zeigt: Auf<br />
dem Schweizer Werbemarkt ist für<br />
das nächste Jahr Besserung in Sicht.<br />
MACHER: REGELN FÜR GUTE SPOTS.<br />
Der Filmer Ernst Wirz sagt, was es für<br />
starke <strong>TV</strong>-Werbung braucht: Simple<br />
Geschichten mit Product Placement.<br />
<strong>TV</strong>-<strong>WERBUNG</strong>: <strong>DIE</strong><br />
<strong>SCHWEIZ</strong> <strong>IST</strong> <strong>DAS</strong><br />
<strong>SCHLUSSLICHT</strong>.<br />
<strong>Vom</strong> Werbekuchen<br />
gehen bei uns<br />
nur 18 Prozent ins<br />
Fernsehen, in<br />
Deutschland 44,<br />
in Italien gar über<br />
50 Prozent.<br />
Warum ist das so?
IMPACT MEETING POINT<br />
MEDIA TREND AWARD:<br />
HEISSER AUSGANG<br />
Die Konkurrenten standen sich am 3. Juli im heissen<br />
Zürcher Jazz Club «Moods» fast auf die Füsse.<br />
Die ganze Branche war gekommen, um zu sehen,<br />
wer denn nun unter den Medienanbietern und<br />
Vermarktern der Beste sei. Die Entscheidung war<br />
knapp: Bei den Anbietern holten sich NZZ und Tagi<br />
ex aequo vor Ringier die Meriten, bei den Vermarktern<br />
Vorjahressieger Radiotele vor der publisuisse.<br />
02 / 03 IMPACT SEPTEMBER 2002<br />
Maili Wolf, Chefin von Wolf<br />
Consulting, Toni Vetterli von<br />
der Schweizer Presse und<br />
Walter Weder, Initiant des<br />
Media Trend Awards.<br />
Matthias Luchsinger, CEO<br />
von RMB, lacht mit Tarkan<br />
Oezkup vom «Beobachter».<br />
Heike Findeis, Verwaltungsrätin<br />
«Media Trend Journal»<br />
und GL-Vorsitzende von Bertelsmann<br />
Springer (Schweiz).<br />
Da freut sich einer über den<br />
ersten Preis: Bruno Oetterli,<br />
Geschäftsführer von<br />
Radiotele.<br />
Die beiden Anzeigenleiter<br />
von Tagi und NZZ, Hans Jürg<br />
Klöti und Marcel Kohler, mit<br />
der Abendattraktion Walter<br />
Andreas Müller.<br />
Christoph Meier, Media<br />
Director von FCB Leutenegger<br />
Krüll, und Stephan Wyss,<br />
damals Media Focus.<br />
Ingrid Deltenre holte mit<br />
publisuisse Silber und strahlt<br />
mit Christof Kaufmann, dem<br />
Chef der OMD-Gruppe<br />
Schweiz, um die Wette.<br />
dieser termin ist zwingend<br />
Bern<br />
11. November 2002<br />
da gehen medialeute hin<br />
Lugano / Zürich / Lausanne<br />
9. / 10. / 11. September 2002<br />
Genf<br />
27., 28. September 2002<br />
Zürich<br />
9. September 2002<br />
Zürich, 24. September,<br />
Genf<br />
25. September 2002<br />
gehört in jede agenda<br />
St. Gallen<br />
13. September 2002<br />
St. Moritz<br />
12.–14. September 2002<br />
Bern<br />
14. September 2002<br />
Basel<br />
24.–27. September 2002<br />
München<br />
14.–18. Oktober 2002<br />
Luzern<br />
16. Oktober 2002<br />
Zürich<br />
22. Oktober 2002<br />
Zürich<br />
14. November 2002<br />
Fribourg<br />
16. Januar 2003<br />
Buchungseröffnung 1. Halbjahr 2003<br />
| www.publisuisse.ch<br />
6. Schweizerischer Mediaforschungstag<br />
| www.wemf.ch<br />
La Nuit des Publivores | www.publivores.com<br />
Schweizer Marketingforum<br />
«Der Preis ist heiss»<br />
Forum 02<br />
Werbe- und Medien-Fachtagung<br />
«Media Auditing» | www.publimedia.ch<br />
Economiesuisse<br />
Tag der Wirtschaft | www.economiesuisse.ch<br />
Schweizer Presse<br />
Kongress 2002 | www.schweizerpresse.ch<br />
SMC-Generalversammlung | www.smc-cms.ch<br />
Orbit/Comdex Europe 2002<br />
Messe Basel | www.orbit.ch<br />
Systems 2002<br />
Fachmesse für Informationstechnik, Telekommunikation<br />
und Neue Medien | www.systems.de<br />
IHA-GfK-Zukunftstag Kultur- und<br />
Kongresszentrum KKL | www.ihagfk.ch<br />
61. Generalversammlung und Verleihung des<br />
GfM-Marketingpreises 2002<br />
Dolder Grand Hotel Zürich | www.ihagfk.ch<br />
tpc crea<strong>TV</strong>ty award<br />
Studio 1 des tpc, Zürich | www.tpcag.ch<br />
Schweizerischer Marketing-Tag<br />
Forum Fribourg | www.smc-cms.ch<br />
Impressum Herausgeberin publisuisse, Giacomettistrasse 15, Postfach 610, 3000 Bern 31, Telefon 031 358 31 11, Telefax 031 358 31 00, www.publisuisse.ch IMPACT erscheint viermal<br />
jährlich in Deutsch und Französisch Redaktion Markus Hollenstein (m.hollenstein@publisuisse.ch), Bänz Lüthi (impact@archipress.ch) Gestaltung schwerzmannrothenfluh.com<br />
Fotos Keystone, SF DRS, TSR, TSI, Pia Zanetti, Sabine Dreher, Sabine Buri, Ski-WM 2003, Ernst Wirz, Microsoft; Illustrationen: Andy Kamber Druck Ritz Druck, Bern Urheberrecht Die Verwendung<br />
von IMPACT-Beiträgen ist mit Quellenangabe gestattet Abonnement IMPACT kann unter www.publisuisse.ch abonniert werden Leserbriefe bitte per E-Mail an impact@publisuisse.ch<br />
PROGRAMM<br />
04 SOAP «Lüthi und Blanc», ein Spiegel der Volksseele<br />
06 SF DRS Was der neue Chefredaktor Ueli Haldimann plant<br />
08 SKI-WM 60 Stunden Wintersport live aus dem Engadin<br />
09 RADIOSPONSORING Zweimal ein Medienverbund<br />
10 <strong>TV</strong>-<strong>WERBUNG</strong> Warum ist die Schweiz ein Sonderfall?<br />
13 AUSSICHTEN Umfrage: Was bringt das Werbejahr 2003?<br />
14 RÜCKBLICK Die Aufsteiger im ersten Halbjahr 2002<br />
16 MEDIAGESPRÄCH Ein <strong>TV</strong>- und ein Print-Liebhaber<br />
18 GUTE SPOTS Die Kriterien von Werbefilmer Ernst Wirz<br />
19 PRODUCT OPERATOR Das PO-Team der publisuisse<br />
Lassen Sie Ihre Finger<br />
zählen: Statt einer<br />
normalen Paginierung<br />
bieten wir Ihnen in<br />
jeder IMPACT-Ausgabe<br />
ein Daumenkino.<br />
Diesmal den Feldschlösschen-Spot<br />
von<br />
Contexta.<br />
EDITORIAL<br />
<strong>TV</strong> ALS WERBEMEDIUM:<br />
ZEIT FÜR EIN PLÄDOYER.<br />
Rund 600 Franken geben<br />
Schweizer Unternehmen pro<br />
Kopf der Bevölkerung und<br />
pro Jahr für Werbung aus.<br />
Nur etwa 100 Franken davon<br />
fliessen in <strong>TV</strong>-Spots. Mit diesem<br />
Anteil ist die Schweiz ein Unikum. Die<br />
Grösse des Marktes kanns nicht ausmachen:<br />
Im zweisprachigen Belgien<br />
gehen jährlich 165 Werbefranken ins<br />
Fernsehen. <strong>TV</strong>-Anteil: 45 Prozent.<br />
In Holland, Dänemark und Österreich –<br />
um bei den Kleinen zu bleiben – werben<br />
nicht nur grosse Firmen im <strong>TV</strong> für ihre<br />
Produkte. Selbst kleinere Unternehmen<br />
haben erkannt, dass der Bildschirm<br />
auch für bescheidenere Portemonnaies<br />
erschwinglich ist und wie gross die<br />
Wirkung von Werbespots ist.<br />
Mag sein, dass die Produktionskosten für<br />
<strong>TV</strong>-Spots zuweilen höher sind als etwa<br />
jene für Inserate. Doch das machen unsere<br />
Kunden mit einem besseren Preis-<br />
Leistungs-Verhältnis im <strong>TV</strong> meist wett.<br />
Und sie wissen bereits vor der Buchung,<br />
wen sie umwerben: Zahl und Struktur<br />
des Publikums zum gewählten Zeitpunkt<br />
können wir mit hoher Genauigkeit schon<br />
im Voraus liefern. Denn Platzierungswünsche,<br />
das sind bei uns keine Wünsche,<br />
sondern Teil des Auftrags.<br />
Ingrid Deltenre, CEO publisuisse<br />
IMPACT
IMPACT ME<strong>DIE</strong>N<br />
Bekannte Namen, bekannte Gesichter: Hans Heinz Moser als Schoggipatron<br />
Jean-Jacques Blanc und Isabelle von Siebenthal als seine Filmtochter Catherine.<br />
SCHOGGISEITE DES LEBENS<br />
Warum die Serie «Lüthi und Blanc»<br />
die Deutschschweizer Volksseele trifft.<br />
Knatsch und Konflikte, Liebe, Leidenschaft<br />
und Laster: Bis zu einer<br />
Million Deutschschweizerinnen<br />
und Deutschschweizer lassen<br />
sich allsonntäglich von «Lüthi und<br />
Blanc» in den Bann ziehen.<br />
Jeweils um punkt 20 Uhr, gleich nach<br />
«Tagesschau» und «Meteo», werden die<br />
entscheidenden Fragen des Lebens beantwortet:<br />
Gelingt Fiesling Frick sein Intrigenspiel?<br />
Wer ist bloss der Vater von Sabinas<br />
Baby? Kann die Schoggifabrik überleben?<br />
Wer ist nun wirklich schwul und<br />
wer nicht? Behalten die Zürcher Yuppies<br />
oder die jurassischen Traditionalisten die<br />
Oberhand?<br />
Mit der neuen Staffel, Start am 25. August,<br />
öffnet Chefautorin Katja Früh für<br />
die Zuschauer zudem eine neue Welt. Die<br />
Handlung spielt nicht mehr nur im jurassischen<br />
Ste-Croix, der etwas anrüchigen<br />
«Calvados-Bar» in Zürich und dem Grotto<br />
im Tessin. Jetzt kommt Landleben pur<br />
ins Spiel: In den Studios in Glattfelden<br />
sind die 30 Dekors der Kultpuppenstube<br />
der Schweiz um das Interieur eines Bauernhauses<br />
erweitert worden. Mathias Gnädinger<br />
spielt den bärbeissigen Bauern<br />
04 / 05 IMPACT SEPTEMBER 2002<br />
Ruedi Egger, gemäss Rollenbeschrieb<br />
«ein traditionelles Raubein mit durchaus<br />
liebenswerten Zügen», der partout seinen<br />
Hof nicht verkaufen will.<br />
Mit dem Engagement von Gnädinger setzt<br />
Redaktionsleiter Niklaus Schlienger seine<br />
Besetzungsstrategie fort: «In ‹Lüthi und<br />
Blanc› spielt alles mit, was in der<br />
deutschschweizerischen Schauspielerei<br />
Rang und Namen hat.» Martin Schenkel<br />
gibt den Automechaniker Steve, Hans<br />
Heinz Moser den welschen Schoggipatron<br />
Jean-Jacques Blanc, Isabelle von Siebenthal<br />
seine kluge Tochter Catherine, Tonia<br />
Maria Zindel die Calvados-Wirtin Maja,<br />
die von einer persönlichen Katastrophe in<br />
die nächste rasselt. Und dann der ganze<br />
Fueter-Clan: Peter Christian ist ausführender<br />
Produzent, sein Sohn Benjamin<br />
spielt den Blanc-Enkel Thomas, und Mutter<br />
Anne-Marie Blanc brilliert von Zeit zu<br />
Zeit als Tante Esther.<br />
PROMINENZ IMMER DABEI<br />
In den bereits abgedrehten 140 Folgen<br />
haben über 120 Personen mitgespielt.<br />
Manche wie Stefanie Stämpfli als Julia<br />
und Anja Margoni als Natalie sind eigent-<br />
liche Schauspielerentdeckungen. «Die<br />
haben das Handwerk bei uns gelernt»,<br />
erzählt Schlienger.<br />
Und dann erst die Gaststars. Da will kein<br />
eingefleischter Soapseher verpassen, wie<br />
Mäni Weber, Nella Martinetti und Bundesrat<br />
Moritz Leuenberger im Grotto von<br />
Franco auftauchen oder der Millionär<br />
und Entertainer Dieter Meier den schmierigen<br />
Musikproduzenten mimt. Als feste<br />
Besetzung dabei sind die Komiker Patrick<br />
Frey alias Kurt Schwarz, der geldgierige<br />
und liebeskranke Besitzer der «Calvados-<br />
Die Gute und der Böse: Tonja Maria Zindel als Bardame Maja und<br />
Gilles Tschudi als Michael Frick, Ex-Gatte und Fiesling vom Dienst.<br />
Stars, die alle kennen: Abnehmerin Nella Martinetti und Altquizmaster<br />
Mäni Weber, die Komiker Beat Schlatter und Patrick Frey, Millionär, Sänger und<br />
Lebenskünstler Dieter Meier mit Viola Tami.<br />
Bar» und Beat Schlatter als Willi, der<br />
Strassenarbeiter und Bardauergast, der<br />
nie auf seinem Maul hocken kann.<br />
VERTRAUT WIE «TAGESSCHAU»<br />
Seit dem 10. Oktober 1999 ist «Lüthi und<br />
Blanc» auf Sendung. 798 000 Zuschauer<br />
sahen sich an dem kühlen Herbstabend<br />
vor drei Jahren den Start der ersten eigenproduzierten<br />
Soap von SF DRS an. Von einem<br />
«etwas beschwerlichen Einstieg»<br />
schrieb damals die Tageszeitung «Der<br />
Bund». Für Niklaus Schlienger gut er-<br />
SPONSORING | MIGROS & CO.<br />
Martin Lüthi checkt die Termine in seiner elektronischen<br />
Agenda, Marke Palm PDA, Fabrikant Blanc kostet die Pralinen<br />
in seiner Produktion, Marke Chocolat Frey: Beispiele von<br />
Product Placement. Die Produkte der hundertprozentigen Migros-Tochter<br />
Chocolat Frey sind allgegenwärtig. Denn Drehort<br />
ist die Frey-Fabrik im aargauischen Buchs, im Abspann<br />
jeder Folge erscheint der Name Migros. Hansruedi Christen,<br />
Leiter Marketing und Entwicklung der Chocolat Frey, ist überzeugt,<br />
dass sich das Engagement bei der Kultsendung auszahlt,<br />
schliesslich sei die Schokolade «zentrales Thema» bei<br />
«Lüthi und Blanc».<br />
25 Schweizer Firmen mit Produkten von der Märklin-Eisenbahn<br />
bis zu den Vögele-Schuhen, vom Rover-Auto bis zu<br />
Pfister-Möbeln haben sich als Sponsoren bei «Lüthi und<br />
Blanc» engagiert. «Requisiten- und Product Placement bringen<br />
Bekanntheit und Erfolg», sagt Markus Obrist, Brand<br />
Manager bei Rover.<br />
Drehort Chocolat<br />
Frey in Buchs AG:<br />
Hans Heinz<br />
Moser alias Jean-<br />
Jacques Blanc<br />
nutzt die Drehpause<br />
zum<br />
Studium der<br />
Schokoladenherstellung.<br />
klärbar: «Der schnelle Schauplatzwechsel<br />
verlangte den Zuschauern viel Aufmerksamkeit<br />
ab.» Immerhin wurden auf einen<br />
Schlag die mondäne Villa der Schoggi-<br />
Blancs, die «Calvados-Bar», eine Wohngemeinschaft<br />
in Zürich, die Fabrik im Jura<br />
und ein Grotto im Tessin vorgestellt.<br />
Und: «Am Sonntagabend war zuvor um<br />
20 Uhr ein grosser Spielfilm programmiert.»<br />
In den bisher 100 ausgestrahlten Folgen<br />
haben sich die Wogen geglättet, sich die<br />
Zuschauer an die Schauplätze und die<br />
nur 25 Minuten kurze Anteilnahme am<br />
Schicksal der Lüthis und Blancs gewöhnt.<br />
Eine eingeschworene Fangemeinde von<br />
gegen 800 000 Zuschauern hat sich gebildet,<br />
die mit Leidenschaft auf der Achterbahn<br />
der Gefühle mitfährt, die mitleidet,<br />
wenn Julia nicht weiss, wer der Vater ihres<br />
Kindes ist, die mitfiebert, wenn Nathalie<br />
auf den Spuren der verschwundenen<br />
Kunstschätze ihres Grossvaters wandert,<br />
und die der krebskranken Johanna von<br />
Herzen gute Besserung wünscht. «Die<br />
Szenen sind richtig aus dem Leben gegriffen»,<br />
meint Daniela Birrer aus Obfelden<br />
in einer Umfrage der Zeitschrift «Tele».<br />
Und Redaktionsleiter Niklaus Schlienger<br />
hofft, dass die Schoggisoap den Deutschschweizern<br />
dereinst «so vertraut wie die<br />
‹Tagesschau›» werde.<br />
Demnächst heisst es vielleicht sogar «Vorhang<br />
auf» für «Lüthi und Blanc» in Japan<br />
oder Italien, in Frankreich oder der<br />
Türkei. Bavaria Film verhandelt über die<br />
Rechte an allen Folgen der Serie.
IMPACT ME<strong>DIE</strong>N newsline<br />
GUTE NACHRICHTEN<br />
Ueli Haldimann gebietet als<br />
Chefredaktor über 40 Prozent<br />
der Sendezeit von SF DRS.<br />
Sein Programm: Er fordert von<br />
Newsgefässen und Magazinen<br />
Kontinuität und Qualität.<br />
Seit drei Monaten ist der neue<br />
Chefredaktor von SF DRS im Amt.<br />
Ueli Haldimann will vor allem ein<br />
Garant für starken und guten<br />
Journalismus sein.<br />
In Haldimanns Reich wird der Bildschirm<br />
nie dunkel. Wenn Charles Clerc die «Tagesschau»-Konsumenten<br />
mit einer launigen<br />
Meldung in den Abend entlässt, ist die<br />
Chefredaktion im Spiel. Ebenso, wenn<br />
Andrea Bauer in «Meteo» die Sonne<br />
scheinen lässt, und später, wenn Susanne<br />
Wille in «10 vor 10» die Talfahrt der New<br />
Yorker Börse kommentiert.<br />
Flüstert Andreas Moser in «Netz Natur»<br />
mit den Wölfen, begleitet «Reporter»<br />
Christoph Müller den Erich in Fernost auf<br />
Brautschau, öffnet Urs Leuthard für die<br />
hohe Politik die «Arena» und lässt Ueli<br />
Heiniger die «Club»-Gäste in die Sessel<br />
sinken: Wir sind stets im Einflussbereich<br />
von Ueli Haldimann.<br />
Die Abteilung Chefredaktion, das sind 280<br />
Journalistinnen und Journalisten, die in<br />
gut 20 Redaktionen und mit einem Budget<br />
von 105 Millionen Franken rund 40<br />
Prozent der Sendezeit von SF1, SF2 und<br />
SFi bestreiten.<br />
Der neue Chef plant nicht den Umsturz, er<br />
setzt auf Kontinuität. «Das Gebäude ist<br />
gebaut», sagt Haldimann. «Nun gehts an<br />
die Renovation der Räume – dies zum<br />
Teil gründlich.» Falsche Gewichtungen<br />
sollen eliminiert, an der Sprache soll gefeilt,<br />
Überschneidungen sollen vermindert<br />
werden. Kurz: Die Redaktionen müssen<br />
an der Qualität arbeiten. Und die hatte<br />
noch nie etwas mit dem Zeitgeist zu tun.<br />
Dazu will Ueli Haldimann die <strong>TV</strong>-Information<br />
als Ganzes entwickeln. Die einzel-<br />
06 / 07 IMPACT SEPTEMBER 2002<br />
«Beschränkte Mittel zwingen zur Kreativität»: Chefredaktor Ueli Haldimann.<br />
nen Gefässe sollen sich ergänzen, jedes<br />
aber einen eigenen Stil anbieten.<br />
Für den «schnellen und ziemlich klassischen<br />
Überblick» zum Tagesgeschehen ist<br />
die «Tagesschau» da. Sie soll, so Haldimann,<br />
«kein Boulevardmagazin» sein.<br />
Da wird zwar, aus aktuellem Anlass, über<br />
die jüngste Fürstenhochzeit berichtet, der<br />
neue Lover von Nella Martinetti kommt<br />
hingegen nicht vor.<br />
Andere Formen und vor allem eine eigene<br />
Gewichtung der Aktualität erwartet der<br />
Chefredaktor von «10 vor 10», vom Regionalgefäss<br />
«Schweiz aktuell» mehr lokale<br />
Ereignisse und Kontroversen aus allen<br />
Ecken des Landes.<br />
Näher bei der Sache werden in Zukunft<br />
auch die Wetterfrösche sein. Ihre allabendliche<br />
Sendung «Meteo» zügelt vom<br />
stets trockenen Studio aufs Dach des<br />
Hochhauses im Leutschenbach – ins reale<br />
Wetter eben.<br />
«Wir wollen vor allem in den Abend investieren»,<br />
sagt Haldimann. Er betrachtet<br />
alle bisherigen Versuche mit Frühstücksund<br />
Mittagsfernsehen als gescheitert. Das<br />
ist natürlich auch eine Frage des Geldes.<br />
Doch dass bei SF DRS gespart werden<br />
muss, sei kein Nachteil: «Beschränkte<br />
Mittel zwingen zu Kreativität.»<br />
VIELE SENDUNGEN, EIN THEMA<br />
Dass neben den Newssendungen auch die<br />
Magazine unter der Chefredaktion vereint<br />
sind, sieht Haldimann als grosse Chance.<br />
So können «Rundschau», «Quer», «Kassensturz»<br />
und auch «Puls» die aktuellen<br />
Themen koordiniert aufnehmen – einmal<br />
mehr aus politischer, einmal eher aus<br />
menschlich-sozialer Sicht, einmal aus<br />
dem Blickwinkel der Konsumenten, dann<br />
aus jenem der mehr medizinisch Interessierten.<br />
Die Vielfalt will Haldimann gleichwohl<br />
gewährleisten. Er zählt zum einen auf die<br />
Kraft der Labels, welche sich die einzelnen<br />
Sendungen geschaffen haben, zum<br />
andern auf die klare Sendestruktur von<br />
SF DRS, welche den Erwartungen der Zuschauer<br />
entgegenkommt. «Wichtig ist,<br />
dass unsere sicheren Werte ihren festen<br />
Platz haben», sagt der Chefredaktor,<br />
«und dass sie am Bildschirm von wenigen,<br />
dafür profilierten Leuten präsentiert<br />
werden.»<br />
Urs Leuthard<br />
Susanne Wille, «10 vor 10»<br />
Charles Clerc, «Tagesschau»<br />
Ueli Schmezer, «Kassensturz»<br />
Urs Leuthard, «Arena»<br />
Sabine Dahinden, «Schweiz aktuell»<br />
Ueli Heiniger und Christine Maier, «Club»<br />
David Jans, «MTW»<br />
Andrea Bauer, «Meteo»<br />
Aktualität und<br />
Hintergrund,<br />
Weltgeschehen<br />
und Lokales,<br />
saurerer<br />
Regen und<br />
Sonnenschein:<br />
Moderatorinnen<br />
und Moderatoren<br />
von<br />
Sendungen im<br />
Bereich<br />
Chefredaktion<br />
von SF DRS.<br />
«TELESCOOP»: NEUE VERKAUFSSENDUNG<br />
MIT TÄGLICHEM KOCHERLEBNIS<br />
Seit dem 2. September ist «Telescoop» während 22<br />
Minuten täglich auf Sendung – um 11.50 Uhr auf TSR1<br />
und 12.30 auf SF1. Das Konsummagazin von Coop mit<br />
einem von Betty Bossi kreierten Rezept zum Mitkochen,<br />
Reportagen, etwa aus einer Teigwarenfabrik,<br />
Tipps zu Haushalt, Freizeit und Sport, Produkteinformationen<br />
und Quiz will von Montag bis Freitag 150000<br />
Zuschauer täglich zum Kauf von Betty-Bossi- und<br />
Coop-Produkten animieren. «Im Umfeld der mittäglichen<br />
Newsschiene liegen wir goldrichtig», sagt<br />
Didier Peier, Projektleiter von «Telescoop» bei Coop.<br />
Denn zwischen 11.30 Uhr und 13.00 Uhr sitzt das Zielpublikum,<br />
die haushaltführenden Personen, vor dem<br />
Schirm. Moderiert werden die Sendungen auf SF1<br />
von Reto Peritz (ex <strong>TV</strong>3 und Tele 24) und Corinne<br />
Waldmeier (ex <strong>TV</strong>3/Star <strong>TV</strong>), auf TSR von Mireille<br />
Jaton (ex Star <strong>TV</strong>/Tele 24) und Mathias Froidevaux<br />
(ex Tele Bilingue/Radio Suisse Internationale).<br />
Küche und Haus,<br />
Sport, Garten und<br />
Hobby: Test von<br />
«Telescoop» auf SF1<br />
mit der Moderatorin<br />
Corinne Waldmeier.<br />
TSI2: KINDERSENDUNGEN<br />
NUN AUCH IN DER PRIMETIME<br />
Normalerweise ist TSI2, das zweite italienischsprachige<br />
Programm, fest in der Hand<br />
des Sports. Jetzt kommen ab diesen Herbst<br />
aber auch die Kleinsten auf ihre Rechnung –<br />
und zwar sogar in der Primetime. Von Montag<br />
bis Freitag ist von sieben Uhr abends bis<br />
rund um halb neun eine Kindersendung programmiert.<br />
Zu sehen werden vor allem Trickfilme<br />
sein. Donnerstags und freitags führt zu-<br />
Späte Gutenachtgeschichten<br />
auf<br />
TSI2, moderiert vom<br />
blauen Hund Peo.<br />
dem der zottlige blaue Hund Peo als Conférencier<br />
durch die späte Gutenachtsendung.<br />
Pech haben die Kinder nur, wenn wichtige<br />
Sportereignisse anstehen. Dann muss Peo<br />
der Direktübertragung weichen.
IMPACT ME<strong>DIE</strong>N newsline<br />
<strong>DAS</strong> ENGADIN IM GRIFF<br />
320 Leute von SRG SSR idée<br />
suisse sind im Februar an der<br />
Ski-WM in St. Moritz dabei.<br />
60 Kamerastandorte garantieren<br />
den optimalen Blick auf die<br />
Rennen und hinter die Kulissen.<br />
Am Samstag, 1. Februar 2003, geht<br />
das grösste Sportspektakel los,<br />
das in der Schweiz je stattgefunden<br />
hat: DJ Bobo eröffnet die Ski<br />
WM 2003 auf dem gefrorenen See<br />
von St. Moritz.<br />
Faserpelz und Goretex werden die Tribünen<br />
dominieren, wenn DJ Bobo auftritt. Acht<br />
Tage später geben sich dann am gleichen<br />
Ort die Zobelmäntel ein Stelldichein, wenn<br />
die Galopper um 12.45 Uhr zum ersten<br />
Pferderennen am 95. White Turf starten.<br />
Das Fernsehen ist bei DJ Bobo live dabei<br />
und bleibt es während der 17 WM-Tage bis<br />
zur Schlussfeier am 16. Februar. Mehr als<br />
60 Stunden ist alleine SF DRS auf Sendung.<br />
320 Männer und Frauen der SRG<br />
SSR sind in St. Moritz vor Ort – eine gelungene<br />
Zusammenarbeit von Business Unit<br />
Sport, tpc, Media Services, SF DRS, TSR<br />
und TSI. Die Romands kümmern sich zum<br />
Beispiel um die Liveübertragungen der Siegerehrungen<br />
und Startnummernverlosungen.<br />
Die gehen jeweils abends um halb sieben<br />
über die Bühne – mitten im St. Moritzer<br />
Rummel zwischen Cashmere House<br />
und «Café Hanselmann».<br />
08 / 09 IMPACT SEPTEMBER 2002<br />
«Voll in unserer Strategie»: SF DRS überträgt<br />
alle Rennen der Ski-WM live.<br />
80 Millionen Franken kosten die ganzen<br />
Weltmeisterschaften, die Hälfte davon investiert<br />
die Gemeinde St. Moritz vor allem<br />
für Bauten und Beschneiungsanlagen. Das<br />
Fernsehen hat für das WM-Engagement<br />
mehrere Millionen Franken budgetiert. Ein<br />
Teil des Geldes geht in eine 600 Meter lange<br />
CAMCAT, eine an einem Seil fahrende<br />
Kamera, welche die Konkurrenten während<br />
der Fahrt im Originaltempo begleitet.<br />
800 000 ZUSCHAUER LIVE DABEI<br />
Für Claudia Bossert, Kommunikationsverantwortliche<br />
Sport bei SF DRS, machen die<br />
grossen Investitionen Sinn: «Die Ski-WM<br />
St. Moritz liegt voll in unserer Strategie:<br />
Hauptsportart, Austragungsort Schweiz,<br />
Schweizer Sportler.» Steigt der eine oder<br />
WM-PROGRAMM | 17 TAGE SKI TOTAL, HÖHEPUNKTE AM WOCHENENDE<br />
ZEIT<br />
10.00<br />
12.00<br />
14.00<br />
16.00<br />
18.00<br />
1. 2.<br />
SAMSTAG<br />
Eröffnungsfeier<br />
2. 2.<br />
SONNTAG<br />
Super G<br />
Herren<br />
Siegerehrung<br />
3. 2.<br />
MONTAG<br />
Super G<br />
Damen<br />
Siegerehrung<br />
6. 2.<br />
DONN.<br />
Kombi A<br />
Herren<br />
Kombi S<br />
Herren<br />
Siegerehrung<br />
8. 2.<br />
SAMSTAG<br />
Abfahrt<br />
Herren<br />
Siegerehrung<br />
9. 2.<br />
SONNTAG<br />
Abfahrt<br />
Damen<br />
Siegerehrung<br />
10. 2.<br />
MONTAG<br />
Kombi A<br />
Damen<br />
Kombi S<br />
Damen<br />
Siegerehrung<br />
12. 2.<br />
MITTW.<br />
RS 1. L<br />
Herren<br />
RS 2. L<br />
Herren<br />
Siegerehrung<br />
13. 2.<br />
DONN.<br />
RS 1. L<br />
Damen<br />
RS 2. L<br />
Damen<br />
Siegerehrung<br />
15. 2. 16. 2.<br />
SAMSTAG SONNTAG<br />
S 1. L<br />
Damen<br />
S 2. L<br />
Damen<br />
Siegerehrung<br />
S 1. L<br />
Herren<br />
S 2. L<br />
Herren<br />
Schlussfeier<br />
die andere der einheimischen Ski-Cracks<br />
auch noch aufs Podest, sind es wohl<br />
800 000 Zuschauerinnen und Zuschauer,<br />
welche die Liveübertragungen verfolgen.<br />
Denn alle Rennen und die Abfahrtstrainings<br />
werden zeitgleich übertragen. Ein<br />
Kameramann installiert sich dafür gar<br />
mit seinem Riesen-Teleobjektiv auf der<br />
anderen Talseite – fünf Kilometer Luftlinie<br />
von den Pisten entfernt – und erlaubt<br />
den Zuschauern so den Blick von Ferne<br />
über den See ins Renngelände.<br />
Die Vorbereitungsarbeiten für die Operation<br />
WM begannen für das Fernsehen<br />
schon vor zwei Jahren. An den Damen-<br />
Weltcuprennen wurden die ersten der insgesamt<br />
60 stationären und mobilen Kamerapositionen<br />
festgelegt. Über der Tribüne<br />
im Zielgelände, die 4200 Zuschauer fasst,<br />
werden 30 Container installiert mit 65<br />
Arbeitsplätzen für Fernsehreporter aus<br />
Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich,<br />
Slowenien, Norwegen und den USA.<br />
Die Schweizer installieren sich einen<br />
Stock höher in rundum verglasten Kabinen.<br />
Von hier aus moderieren Matthias<br />
Hüppi und Jann Billeter für SF DRS das<br />
allabendliche Magazin «St. Moritz aktuell».<br />
Die Zuschauer erfahren um 19.55<br />
Uhr, direkt nach der «Tagesschau», nicht<br />
nur alles über das Wohlbefinden von Sonja<br />
Nef, sie geniessen gleichzeitig einen<br />
atemberaubenden Blick in die Engadiner<br />
Bergwelt und auf den St. Moritzersee.<br />
WELTKLASSE FÜR<br />
ZEITUNG UND RADIO<br />
In einer Medienpartnerschaft<br />
spannen DRS2 und «NZZ am<br />
Sonntag» zusammen, wenns<br />
um klassische Musik geht.<br />
Den beiden Medien «NZZ am<br />
Sonntag» und DRS2 ist eines gemeinsam:<br />
Ihre Hörer, Hörerinnen,<br />
Leserinnen und Leser sind an Kultur<br />
interessiert. Das macht sich<br />
die neue Sonntagszeitung zunutze<br />
und führt gemeinsam mit DRS2<br />
durch einen attraktiven Festivalsommer.<br />
«Es muss nicht immer Mozart sein.» Unter<br />
diesem Motto will DRS2 in seinem Sommerprogramm<br />
«Weltklasse auf DRS2» den<br />
Hörerinnen und Hörern mit 58 Konzertübertragungen<br />
die Welt der Klassik näher<br />
bringen. «Radio an und Handy aus», dazu<br />
fordert Corinna Holz, Redaktorin bei DRS2,<br />
die Musikbegeisterten auf. Zwischen dem<br />
30. Juni und dem 29. September überträgt<br />
das Kulturradio live oder als Aufzeichnung<br />
Konzerte aus den grossen Festspielhäusern<br />
und Konzertsälen von Luzern bis Bregenz<br />
und von London bis Gstaad.<br />
Damit niemand die Übersicht verliert,<br />
gibt DRS2 einen Festivalführer heraus,<br />
der über www.drs2.ch bestellt werden<br />
kann. Auf der Radio-Homepage findet<br />
sich aber auch ein Button «NZZ am Sonntag»<br />
– keine gewöhnliche Bannerwerbung,<br />
sondern Teil einer Medienpartnerschaft,<br />
die die Zeitung mit dem Radio eingegangen<br />
ist.<br />
Die «NZZ am Sonntag» übernimmt einen<br />
Teil der Produktionskosten für den Festivalführer.<br />
«Unterhaltung ist, wenn man<br />
trotzdem denkt»: So heisst es auf dem<br />
Ausklapper auf der letzten Seite der Broschüre.<br />
Das soll zum Bestellen eines<br />
Schnupperabos animieren. Das Radio bewirbt<br />
seinen Führer und sein Klassikprogramm<br />
gleichzeitig mit Inseraten in der<br />
«NZZ am Sonntag», die Zeitung wiederum<br />
wird im Umfeld der Klassikübertragungen<br />
und der Begleitprogramme in der<br />
Abmoderation als so genanntes Outro genannt.<br />
BEISPIEL FÜR CROSS MEDIA<br />
Die Idee der Medienpartnerschaft stammt<br />
von Béatrice Kniel, der Radiosponsoring-<br />
Verantwortlichen von publisuisse. Sie ist<br />
selber ein bisschen stolz auf diese Medienpartnerschaft:<br />
«‹NZZ am Sonntag› und<br />
DRS2 nutzen alle ihre Kanäle mit Inseraten<br />
und Nennungen, aber auch mit<br />
gegenseitigen Links auf die Homepages.»<br />
Damit ist das ganze Angebot der beiden<br />
Medien in die Partnerschaft eingebunden.<br />
Das Publikum wird dabei gleichzeitig auf<br />
mehreren Wegen abgeholt – ein klassisches<br />
Beispiel für Cross Media.<br />
Hüben wie drüben wird die Zusammenarbeit<br />
sehr gelobt. Thomas Weibel, Programmreferent<br />
des zweiten deutschschweizerischen<br />
Radios, spricht von einem<br />
«hervorragenden Imagetransfer»<br />
und von einem «idealen Medienpartner».<br />
Die Aktion dauert bis Ende September,<br />
und Weibel ist überzeugt, dass die 35 000<br />
Festivalführer bis dann ihre interessierten<br />
Zuhörer gefunden haben.<br />
«VIRUS» UND «20 MINUTEN»:<br />
ME<strong>DIE</strong>NVERBUND DER COOLEN ART<br />
«Wir sind überall dabei, wo etwas Cooles am Tun ist»,<br />
sagt Stefan Obwegeser, Marketingchef der Pendlerzeitung<br />
«20 Minuten». Da passt das Engagement der<br />
Gratiszeitung als offizieller Partner der Zürcher Street<br />
Parade hervorragend ins Konzept. Die Techno-Show,<br />
Partyereignis des Jahres, lockt jedes Mal Hunderttausende<br />
ans Zürcher Seebecken, heuer unter dem<br />
Motto «die grösste und schönste Techno-Veranstaltung<br />
der Welt».<br />
Auch live dabei an der Street Parade: «virus», das<br />
Deutschschweizer Radioprogramm für die 14- bis 34-<br />
Jährigen – diesmal nicht nur über Kabel, sondern<br />
mit einer Ausnahmebewilligung auch auf UKW 101,3<br />
Coole Akteure,<br />
coole Zuhörer und<br />
Zuschauer: Das ist<br />
das Zielpublikum<br />
von «virus» und der<br />
Gratiszeitung<br />
«20 Minuten».<br />
«on air». Die gleiche Zielgruppe hat auch<br />
«20 Minuten» als potenzielle Leserinnen und<br />
Leser im Auge. «Diese Übereinstimmung war<br />
die Basis für eine Medienpartnerschaft»,<br />
sagt Obwegeser. Die Zeitung räumte den<br />
Radiomachern im August Anzeigenraum ein.<br />
Das junge Radio warb dort für «eine Oldiefreie<br />
Zone mit knalligem Sound für ein rotziges,<br />
neugieriges Publikum».<br />
Als Gegenleistung hiess es innerhalb eines<br />
Monats über den Äther «… präsentiert von<br />
der Pendlerzeitung ‹20 Minuten› und dem<br />
Webportal 20min.ch» als Abmoderation von<br />
Live-Übertragungen der Street Parade und<br />
von Vorschauen auf den 10. August. Nach<br />
der Street Parade sendete «virus» Aufzeichnungen<br />
von Partys und von Konzerten aus<br />
der ABB-Halle in Oerlikon und von kleinen<br />
Chill-outs.<br />
Im Auge hat Obwegeser eine längerfristige<br />
Zusammenarbeit von DRS3 und «virus» – damit<br />
seine Zeitung über den Grossraum Zürich<br />
hinaus bekannter wird. Die bereits bestehenden<br />
Medienpartnerschaften mit den grossen<br />
Lokalsendern sind nur bis an die Grenzen des<br />
«Millionen-Zürich» dienlich, die Räume Brugg<br />
bis Solothurn und Winterthur bis Frauenfeld<br />
blieben weisse Flecken. «DRS3 und ‹virus›<br />
decken diese prima ab», ist Obwegeser überzeugt.
IMPACT MÄRKTE<br />
<strong>DIE</strong> <strong>SCHWEIZ</strong>,<br />
ENTWICKLUNGS-<br />
LAND IN SACHEN<br />
<strong>TV</strong>-<strong>WERBUNG</strong><br />
Warum gehen bei uns<br />
nur 18 Prozent des<br />
Werbekuchens ins<br />
Fernsehen, in Deutschland<br />
hingegen 44, in<br />
Italien sogar über 50?<br />
Eine Spurensuche.<br />
10 / 11 IMPACT SEPTEMBER 2002<br />
Wer werben will, hat die Wahl:<br />
Zeitungen, Zeitschriften, Plakatwände,<br />
Radio und <strong>TV</strong> stehen offen.<br />
Fast in allen Ländern hat dabei<br />
das Fernsehen die Nase vorn.<br />
Ausser in der Schweiz.<br />
Innerhalb eines Jahrzehnts, von 1991 bis<br />
2001, stieg weltweit der Anteil für <strong>TV</strong>-Werbung<br />
an den Brutto-Werbeausgaben von<br />
32,8 auf 41,7 Prozent. Das zeigen die Zahlen,<br />
welche die Forscher der European<br />
Group of Television Advertising (EGTA),<br />
zu deren Mitglieder auch die publisuisse<br />
zählt, zusammengetragen haben (siehe<br />
Kasten Seite 12). Unter den EGTA-Ländern<br />
lag letztes Jahr Polen mit 63 Prozent einsam<br />
an der Spitze, ausserhalb von Europa<br />
belegt Brasilien mit 59 Prozent den Spitzenplatz.<br />
Auch in der Schweiz hat der <strong>TV</strong>-Anteil in<br />
den Neunzigerjahren stark zugelegt.<br />
1993, das sagen die Statistiken der Hergiswiler<br />
Medienforschungsfirma Media Focus,<br />
gingen in der Schweiz gerade mal<br />
10,6 Prozent des Brutto-Werbekuchens ins<br />
<strong>TV</strong>, im Jahr 2001 waren es knapp 18 Prozent.<br />
Der Printanteil, also jener der Inserate<br />
in Zeitungen und Zeitschriften,<br />
nahm in der gleichen Zeit von 71,4 auf<br />
60,3 Prozent aab. Werbung im Fernsehen<br />
hat also in der Schweiz eher stärker zugenommen<br />
als anderswo, nur auf einem<br />
immer noch tiefen Niveau.<br />
An den weltweiten Verhältnissen hat auch<br />
das Werbe-Spitzenjahr 2000 nicht viel ge-<br />
ANTEIL <strong>TV</strong>-<strong>WERBUNG</strong> | <strong>DIE</strong> <strong>SCHWEIZ</strong> <strong>IST</strong> MIT 18 PROZENT ABGESCHLAGEN LETZTE<br />
IN VERGLEICHBAREN MÄRKTEN WIRD<br />
VIEL MEHR IM FERNSEHEN GEWORBEN<br />
Werbung im Fernsehen dominiert fast überall auf der Welt den<br />
Mediamarkt. Das beweisen die Zahlen der European Group of<br />
<strong>TV</strong> Advertising (EGTA). Die Grafik zeigt eine Auswahl von europäischen<br />
Staaten. Die Statistik kennt einen Sonderfall: die<br />
Schweiz. Während in Spanien, Belgien Italien und Polen der<br />
Anteil bei 50 Prozent und darüber liegt, fliessen bei uns gerade<br />
18 Prozent der Brutto-Werbeausgaben ins Fernsehen. Aber<br />
auch in vergleichbaren Ländern und Märkten wie Österreich,<br />
Holland und Dänemark hat die Werbung im Fernsehen eine<br />
starke Stellung. Weltweit gesehen liegt der <strong>TV</strong>-Anteil an den<br />
Brutto-Werbeumsätzen bei knapp 42 Prozent – Tendenz immer<br />
noch steigend. Quelle: EGTA-Barometer C/000, 2002.<br />
ändert. In allen Ländern legte das Medium<br />
Fernsehen zu: Belgien, die Niederlande<br />
und Irland lagen in Westeuropa bei<br />
den Zuwächsen mit je rund 17 Prozent<br />
vorn, in Osteuropa machten Ungarn mit<br />
57 und Tschechien mit 27 Prozent Zuwachs<br />
einen regelrechten Sprung nach<br />
vorn.<br />
Den vollführten die Polen ein Jahr darauf:<br />
Die Ausgaben für <strong>TV</strong>-Werbung stiegen<br />
innerhalb von zwölf Monaten um 48,9<br />
Prozent – das erklärt den heutigen Fernsehanteil<br />
am polnischen Werbekuchen<br />
von über 60 Prozent. Die Schweiz blieb,<br />
trotz einem kleinen Zuwachs, das <strong>TV</strong>-<br />
Schlusslicht (siehe Grafik).<br />
Was macht unser Land zum Spezialfall?<br />
Herrschen bei uns wirklich besondere Verhältnisse?<br />
Die folgende Bestandesaufnahme<br />
liefert einige Antworten.<br />
LIEGTS AN DER VORGESCHICHTE? «Die<br />
Schweiz ist wirklich ein Sonderfall», sagt<br />
Bernd Leckebusch, CEO con Mediaedge:cia<br />
Schweiz<br />
Österreich<br />
Frankreich<br />
Dänemark<br />
Spanien<br />
in Lausanne. Die Unterschiede seien historisch<br />
bedingt, meint er.<br />
Tatsache ist: Bis 1995 war <strong>TV</strong>-Werbung bei<br />
uns praktisch auf die Programme der SRG<br />
SSR beschränkt. Die knappe Werbezeit im<br />
Block vor der «Tagesschau» war entsprechend<br />
begehrt. Es gab zudem – und es gibt<br />
immer noch – zeitliche Limiten für kommerzielle<br />
Auftritte im Fernsehen. Heute<br />
darf pro Sendestunde während maximal<br />
zwölf Minuten geworben werden, acht Prozent<br />
sind es auf den Tag gerechnet.<br />
Die «Hungerzeit» habe so lange gedauert,<br />
dass sich aus dem beschränkten Zustand<br />
eine Gewohnheit ergeben habe, meint<br />
Axel Beckmann, Geschäftsführer der Mediaagentur<br />
Mediacom in Zürich. Dadurch<br />
habe das Fernsehen gar nie die Bedeutung<br />
bekommen, die es anderswo habe. «Der<br />
Mediamix ist eingefahren», sagt Leckebusch,<br />
«und es wird ewig dauern, bis sich<br />
etwas ändert.»<br />
Hinzu kommt, dass die Schweiz traditio-<br />
Holland<br />
Deutschland<br />
Grossbritannien<br />
Belgien<br />
Italien<br />
Polen<br />
Prozent<br />
nell ein Presseland mit einer grossen Vielfalt<br />
an Printprodukten ist. Und die Verleger<br />
haben es verstanden, ihre Anteile am<br />
Werbemarkt zu verteidigen.<br />
Anders im Ausland: In den Achtzigerjahren<br />
erlebte das Fernsehen zum Beispiel in<br />
Deutschland mit dem Start der Privatstationen<br />
einen richtigen Boom. Die Schweiz<br />
kannte nie eine derartige Aufbruchstimmung.<br />
«Es gab kein Startsignal», sagt<br />
Beckmann.<br />
SIND <strong>DIE</strong> <strong>SCHWEIZ</strong>ER <strong>TV</strong>-MUFFEL? Wir<br />
sind ein Volk von Zeitungslesern und Plakatguckern.<br />
Das Fernsehen ist bei uns vor<br />
allem eine Abendbeschäftigung. Dann geniesst<br />
das Bildschirmmedium jedoch die<br />
volle Aufmerksamkeit der Schweizerinnen<br />
und Schweizer.<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0
IMPACT MÄRKTE<br />
Bilder aus der Nachbarschaft:<br />
Auch in Österreich<br />
und in Frankreich liegt der<br />
Anteil der <strong>TV</strong>-Werbung<br />
bedeutend höher als in<br />
der Schweiz.<br />
In Ländern wie Italien und Polen – dort,<br />
wo der <strong>TV</strong>-Werbeanteil sehr hoch ist – hat<br />
das Fernsehen eine dominierende Stellung<br />
unter den Medien. Zudem ist der<br />
Bildschirm nicht nur ein Primetime-<br />
Medium: Serien, Soaps und Spielfilme<br />
werden auch tagsüber eifrig konsumiert.<br />
WIRD BEI UNS ANDERS GEWORBEN? Die<br />
Art der <strong>TV</strong>-Werbung in der Schweiz unterscheidet<br />
sich kaum von jener in andern<br />
Ländern. Wie die EGTA-Zahlen zeigen,<br />
dominieren überall dieselben Unternehmen<br />
die Werbeblöcke am Bildschirm. Die<br />
grössten zehn Kunden belegen in der<br />
Schweiz rund 30 Prozent der Werbezeit.<br />
Das ist in Belgien, Österreich und den<br />
Niederlanden ebenso. Procter & Gamble,<br />
Unilever, Nestlé und Effems sind dabei auf<br />
den Spitzenplätzen zu finden.<br />
Unterschiede gibts hingegen bei der Gewichtung<br />
der Produktekategorien. So ist<br />
der Anteil der <strong>TV</strong>-Autowerbung im Vergleich<br />
mit dem Ausland in der Schweiz<br />
12 / 13 IMPACT SEPTEMBER 2002<br />
EGTA | FÜNF MILLIONEN SPOTS PRO JAHR IN 27 LÄNDERN EUROPAS<br />
Europas Referenz in Sachen <strong>TV</strong>-Werbung: Die European Group of Television Advertising (EGTA), gegründet<br />
1974, zählt heute 39 Mitglieder in 27 europäischen Ländern, darunter auch die meisten Staaten Osteuropas,<br />
und einen Partner in Korea. Alle sind Vermarkter von Fernsehwerbung: Sie vertreten insgesamt gegen 140 nationale<br />
und internationale <strong>TV</strong>-Programme, zusätzlich auch regionale und lokale Stationen, welche insgesamt<br />
pro Jahr fast fünf Millionen Spots ausgestrahlen.<br />
Mit einem jährlichen Umsatz von knapp 15 Milliarden Euro repräsentieren die EGTA-Mitglieder über 60 Prozent<br />
der Gelder, die in Europa für <strong>TV</strong>-Werbung ausgegeben werden. Die Unternehmen beschäftigen zusammen<br />
über 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Ziele der Vereinigung sind vor allem eine starke Vertretung der Mitglieder gegenüber Behörden und der intensive<br />
Kontakt mit Branchenvertretern und Werbekunden. Daneben betreibt die EGTA eine intensive Forschung,<br />
welche die Mitglieder mit grundlegenden Daten zur internationalen Situation der <strong>TV</strong>-Werbung versorgt.<br />
sehr niedrig – eine Branche, die hier zu<br />
Lande traditionsgemäss auf Kampagnen<br />
in Zeitungen und Zeitschriften setzt. Dass<br />
Alkoholwerbung nicht erlaubt ist, verringert<br />
den <strong>TV</strong>-Anteil zusätzlich. Mit einer<br />
Quote von zehn Prozent hat zudem die<br />
Plakatwerbung in der Schweiz eine starke<br />
Stellung. Bernd Leckebusch: «Da gehen<br />
dem <strong>TV</strong> schon mal fünf Prozent verloren.»<br />
Der Anteil der Outdoor-Werbung beträgt<br />
weltweit gesehen nur vier Prozent.<br />
FEHLTS AN DER KONKURRENZ? «Für eine<br />
starke Stellung eines Mediums braucht es<br />
auch ein lebendiges Umfeld», meint<br />
Bernd Leckebusch. Er sieht das Problem<br />
in der Absenz von starken Lokalprogrammen.<br />
«Konkurrenz würde das Geschäft<br />
beleben», sagt Beckmann, «denn davon<br />
profitiert auch der Marktführer.»<br />
<strong>IST</strong> <strong>DIE</strong> <strong>SCHWEIZ</strong> ZU TEUER? An den Spotausstrahlungskosten<br />
allein kanns nicht<br />
liegen. Für Beckmann ist die Schweiz<br />
zwar allgemein «ein sehr teures Land».<br />
Werbung am <strong>TV</strong> sei trotzdem am wirtschaftlichsten<br />
und billiger als in Printmedien.<br />
Ins Gewicht können hingegen die Produktionskosten<br />
fallen – ein wichtiger<br />
Faktor vor allem für kleinere Unternehmen,<br />
die mit einem beschränkten Budget<br />
nur im eigenen Land werben. «Da verzichten<br />
viele Werbekunden von vornherein»,<br />
meint Leckebusch. Wer im Fernsehen<br />
wirbt, kann jedoch auf sehr genaue<br />
Marktzahlen zurückgreifen. Im Gegensatz<br />
zu anderen Medien ist die <strong>TV</strong>-Nutzung<br />
genau erforscht: Die gewünschten Zielgruppen<br />
können so direkt angesprochen<br />
werden.<br />
AUFHELLUNGEN:<br />
<strong>DAS</strong> WETTER FÜR<br />
WERBER 2003<br />
Eine publisuisse-<br />
Umfrage zeigt: Auf dem<br />
Werbemarkt Schweiz<br />
ist mit einer leichten<br />
Besserung zu rechnen.<br />
Dunkle Wolken am Himmel und<br />
unten Flaute. Die Werbeausgaben<br />
in der Schweiz stagnieren oder<br />
gehen gar zurück. Da stellen sich<br />
die Fragen: Wie sieht es für den<br />
Rest dieses Jahres aus und wie<br />
wird 2003?<br />
Nach den mässigen bis enttäuschenden<br />
Resultaten im letzten Jahr begann die<br />
Werbebranche Anfang 2002 aufzuatmen.<br />
Die Aussichten für die kommenden Monate<br />
wurden durchwegs positiver beurteilt,<br />
der Aufschwung schien vor der Tür zu stehen.<br />
Dann folgte die Ernüchterung. Börsenbaisse,<br />
Firmenpleiten, hoher Franken: Die<br />
Werbung wurde ihrer Rolle als Konjunkturbarometer<br />
gerecht, und die Prognosen<br />
für die Zukunft wurden immer mehr nach<br />
unten korrigiert.<br />
Gehts die nächsten Monate genau gleich<br />
weiter? Ist bei Schweizer Unternehmen in<br />
Sachen Werbung weiterhin Zurückhaltung<br />
angesagt? Kommt nun endlich der<br />
Aufschwung? Und wenn ja, wann? Gibt es<br />
in Zukunft Verlagerungen zwischen den<br />
Medien? Diese und weitere Fragen wollte<br />
publisuisse beantwortet haben.<br />
Anfang Juli führte das Luzerner Marktforschungsinstitut<br />
Link 248 telefonische<br />
Interviews mit Vertretern von Unternehmen,<br />
die alle zu den grössten 500 Werbetreibenden<br />
der Schweiz zählen. 218 der<br />
Befragten stammen aus der Deutschschweiz,<br />
30 aus der Romandie. Die Antworten<br />
wurden nach Sprachregionen und<br />
auch nach Branchenzugehörigkeit der<br />
Unternehmen aufgeschlüsselt.<br />
Einige Resultate und die daraus folgenden<br />
Trends seien hier verraten. «Werden<br />
Ihre Werbeausgaben per Ende Jahr grösser,<br />
gleich gross oder kleiner sein als im<br />
letzten Jahr?», lautete die erste Frage.<br />
Aufstocken und Senken halten sich die<br />
Waage: Je 66 Unternehmen steigern oder<br />
vermindern ihren Werbeeinsatz, 112 geben<br />
gleich viel aus. Die Firmen in der Romandie<br />
beurteilen die Entwicklung<br />
durchwegs positiver.<br />
Etwas günstiger siehts fürs nächste Jahr<br />
aus. Den Umschwung auf Grund der Resultate<br />
zu prognostizieren wäre vermessen<br />
– doch man kann zumindest von einer<br />
Stabilisierung sprechen. Fürs 2003 budgetieren<br />
63 Firmen mehr Werbegeld, aber<br />
nur noch 22 wollen die Etats senken. Sieben<br />
Prozent der Befragten haben im Sinn,<br />
die Werbeausgaben um mindestens zehn<br />
Prozent zu steigern.<br />
Grosse Unterschiede gibts bei den Branchen.<br />
Firmen aus dem Pharmabereich<br />
wollen am ehesten mehr Geld für Werbung<br />
einsetzen, Reduktionen sind hingegen im<br />
Sektor Industrie angesagt. Der grösste Anteil<br />
an «Weiss nicht»-Antworten kam von<br />
Unternehmen der Finanzbranche – dort<br />
ist die Unsicherheit über die zukünftige<br />
Entwicklung am stärksten ausgeprägt.<br />
Sowohl bei den Antworten für dieses wie<br />
fürs nächste Jahr gilt: Die Firmenvertreter<br />
in der Romandie geben sich durchwegs<br />
optimistischer als ihre Deutschschweizer<br />
Kollegen.<br />
FERNSEHEN WIRD WICHTIGER<br />
Kaum Veränderungen wird es beim Mediamix<br />
geben. Zwar geht, wie in wirtschaftlich<br />
härteren Zeiten üblich, prozentual<br />
etwas mehr Geld in Direct-Marketing-<br />
und Verkaufsförderungs-Massnahmen. Die<br />
Ausgaben für die klassischen Medien bleiben<br />
gleichzeitig praktisch stabil.<br />
Dass die Schweiz ein ausgeprägtes Print-<br />
Land ist, zeigen die Antworten auf die Fragen,<br />
welches das wichtigste Werbemedium<br />
sei (siehe Grafik) und welche Medien an<br />
Bedeutung gewinnen werden. Erfreulich<br />
ist die hohe Gewichtung des Fernsehens.<br />
Sie steht im krassen Gegensatz zur effektiven<br />
Präsenz, denn in der Schweiz entfallen<br />
nur gerade 18 Prozent der Brutto-Werbeumsätze<br />
auf <strong>TV</strong> (siehe Seiten 10 bis 12).<br />
Internet-Werbung führt die Rangliste der<br />
Medien an, welche nach Meinung der Befragten<br />
in Zukunft wichtiger werden (108<br />
Nennungen), gefolgt vom Fernsehen. Vor<br />
allem Firmen des Pharma- und des<br />
Dienstleistungsbereichs wollen künftig <strong>TV</strong><br />
stärker gewichten.<br />
newsline<br />
EIN WENIG OPTIMISMUS: DETAILS AUS<br />
DER PUBLISUISSE-UMFRAGE<br />
Regionale Unterschiede, Differenzierungen nach Branchen:<br />
Noch mehr Einzelheiten zur Umfrage gibts unter<br />
www.publisuisse.ch.<br />
Die Werbeausgaben<br />
bis<br />
Ende Jahr:<br />
Aufstocken<br />
und Kürzen<br />
halten sich<br />
die Waage.<br />
Resultate für<br />
die ganze<br />
Schweiz.<br />
Die Unsicherheit bleibt: Bis Ende dieses Jahres ist<br />
noch nichts von Umschwung zu spüren. Die Romands<br />
sind bereits heuer optimistisch: 40 Prozent von ihnen<br />
wollen ihre Etats erhöhen.<br />
Die Werbeausgaben<br />
im<br />
nächsten<br />
Jahr: Ein Viertel<br />
will mehr<br />
ausgeben.<br />
Resultate für<br />
die ganze<br />
Schweiz.<br />
Leichte Entspannung für das Jahr 2003: Mehr als die<br />
Hälfte der Schweizer Unternehmen gedenken, mindestens<br />
gleich viel oder mehr wie im Jahr 2002 für Werbung<br />
auszugeben. In der Romandie will jeder Dritte zulegen.<br />
Am meisten Zurückhaltung signalisieren die<br />
Autobranche und der Detailhandel. Jede zweite Pharmafirma<br />
will hingegen die Ausgaben steigern.<br />
Die wichtigstenWerbeträger:<br />
Print<br />
bleibt vorn, <strong>TV</strong><br />
holt langsam<br />
auf. Resultate<br />
für die ganze<br />
Schweiz.<br />
weiss nicht 2%<br />
grösser 27%<br />
kleiner 27%<br />
gleich 44%<br />
weiss nicht 11%<br />
grösser 25%<br />
kleiner 9%<br />
gleich 55%<br />
weiss nicht 1%<br />
Plakat 5%<br />
Radio 1%<br />
Online 2%<br />
<strong>TV</strong> 40%<br />
Print 51%<br />
Die Printprodukte behalten unter den klassischen<br />
Medien ihre Vormachtstellung – zumindest<br />
in der Deutschschweiz. Die Romands<br />
votieren zu 51 Prozent für das Fernsehen als<br />
wichtigstes Medium. <strong>TV</strong> wird vor allem von<br />
Unternehmen der Branchen Food, Industrie<br />
und Pharma favorisiert, für Detailhändler und<br />
Autofirmen stehen Zeitungen und Zeitschriften<br />
als Werbemedien im Vordergrund.
IMPACT MÄRKTE<br />
JANUAR BIS JUNI 2002:<br />
SPORT UND SPIELFILME<br />
ALS RENNER Schweizer<br />
Fernsehlandschaft: Die SRG-<br />
SSR-Programme im Vergleich<br />
mit ihren ausländischen<br />
kommerziellen Konkurrenten.<br />
Zwei sportliche Grossereignisse<br />
prägten das erste Fernsehhalbjahr<br />
2002 in der Schweiz.<br />
Im Februar sass die Wintersportnation<br />
während zweier Wochen vor dem Schirm<br />
und verfolgte die Olympischen Winterspiele<br />
in Salt Lake City. Skifahrer, Snowboarder<br />
und Skispringer bescherten den<br />
zweiten SRG-SSR-Programmen überragende<br />
Zuschauerzahlen und damit Marktanteile<br />
bis zu 66 Prozent (SF2) und 58,5<br />
Prozent (TSR2).<br />
Der Fussball dominierte mit den Weltmeisterschaften<br />
in Japan und in Korea das<br />
Bildschirmgeschehen im Juni. Die Programme<br />
der SRG SSR hatten auf Direktübertragungen<br />
verzichtet und mussten<br />
tagsüber Rückschläge einstecken, SF1 von<br />
1,4 Prozenten beim Marktanteil, SF2 von<br />
0,5 Prozent. Die Zuschauer wanderten zur<br />
Konkurrenz, zu Sat1, zu Rai1 und zu TF1.<br />
Sat1 erreichte denn auch im Fussballmonat<br />
Juni einen hohen Marktanteil mit<br />
maximal 43,2 Prozent bei den Männer<br />
zwischen 15 und 49 während des Finals.<br />
Das Wunder war von kurzer Dauer. Kurz<br />
nach der WM stabilisierte sich der Anteil<br />
des Privatsenders wieder bei den üblichen<br />
7 Prozent.<br />
Erstaunlich, dass die Schweizer sich die<br />
Spiele zwar tagsüber auf fremden Kanälen<br />
anschauten, abends jedoch wieder zu den<br />
heimischen Magazinen fanden. Etwa zum<br />
«Sportpanorama» auf SF1, das in der<br />
Fussball-WM-Zeit in der Gruppe der<br />
15–49-Jährigen Marktanteile von 43,9<br />
Prozent bei den Männern und von 27,3<br />
Prozent bei den Frauen aufwies.<br />
14 / 15 IMPACT SEPTEMBER 2002<br />
DEUTSCHE <strong>SCHWEIZ</strong> | SF2 <strong>IST</strong><br />
NUN <strong>DIE</strong> NUMMER ZWEI<br />
Der Gewinner im ersten halben Jahr in<br />
der Deutschschweiz war ganz klar SF2,<br />
das sich dank Sport, aber auch dank der<br />
Struktur mit den wochentäglichen Spielfilmen<br />
zur Primetime direkt hinter SF1<br />
platzierte – vor allen kommerziellen<br />
deutschsprachigen Programmen.<br />
Die SF2-Spielfilme hatten regelmässig<br />
Ratings über 100 000 Zuschauer, eine attraktive<br />
Hollywood-Produktion wie «Der<br />
Feind in meinem Bett» brachte es sogar<br />
auf 153 000.<br />
Das Publikum der eingestellten Programme<br />
<strong>TV</strong>3 und Tele24 kehrte im ersten Halbjahr<br />
wieder zu den eingesessenen Programmen<br />
zurück, die Tele24-Zuschauer<br />
tendenziell eher zu SF DRS, die <strong>TV</strong>3-Seher<br />
zu den kommerziellen Programmen.<br />
Schweizerinnen und Schweizer, ob französischer,<br />
deutscher oder italienischer Zunge,<br />
sind treue Anhänger der heimischen<br />
Programme, wenn es um Informationen<br />
und Magazine, um Sport und Film geht.<br />
Für Soaps, Talks und Serien, für die eher<br />
seichte Unterhaltung, switchen sie schon<br />
mal zur ausländischen Konkurrenz. So<br />
war etwa «Gute Zeiten, schlechte Zeiten»<br />
von Montag bis Freitag um 19.40 Uhr auf<br />
RTL mit gut 200 000 Zuschauern ein echtes<br />
Schweizer Damenprogramm. Ebenso<br />
viele erreichte Sat1 mit der Show «Nur die<br />
Liebe zählt», RTL registrierte 330 000 mit<br />
«Wer wird Millionär». ProSieben erlitt<br />
hingegen Einbussen: Die Attraktivität der<br />
nachmittäglichen Talks scheint ihren Zenith<br />
überschritten zu haben.<br />
SF DRS will dieser Art von Formaten<br />
nichts entgegen stellen, sondern setzt sei-<br />
Erfolgsprodukt Sport: Oliver Bono im<br />
SF-DRS-Studio von Salt Lake City.<br />
ne Mittel vor allem in der Primetime für<br />
Eigenproduktionen wie etwa «Eiger,<br />
Mönch und Kunz», «Rundschau» und<br />
«Arena» ein, die jeden Freitag nach «10<br />
vor 10» gegen 300 000 Zuschauer abholt.<br />
Die Spätabendschiene ab 22.20 Uhr soll<br />
noch besser strukturiert werden – mit immer<br />
gleich terminierten eigenen Gefässen:<br />
montags Dokumentarfilme und Kultur,<br />
der «Club» am Dienstag, Comedy<br />
mittwochs, der Talk am Donnerstag.<br />
Erfolgsprodukt Spielfilm: «Der Feind in meinem<br />
Bett» mit Julia Roberts und Patrick Bergin.<br />
ROMAN<strong>DIE</strong> | EIGENPRODUKTIONEN<br />
HOLEN <strong>DIE</strong> ZUSCHAUER ZURÜCK<br />
Die beiden Programme TSR1 und TSR2 konnten<br />
im ersten Halbjahr 2002 ihre Zuschauerzahlen<br />
und Marktanteile behaupten.<br />
Die Konkurrenzprogramme M6 und TF1 holten<br />
ihre Zuschauer vor allem mit Serien und Realityshows<br />
ab. Die Abwanderung der Zuschauer von<br />
den schweizerischen Programmen zu den ausländischen<br />
Realityformaten ist jedoch kleiner geworden.<br />
Die Romands konnten das Publikum wieder<br />
vermehrt mit eigenproduzierten Newssendungen<br />
und Magazinen mit starkem regionalem Bezug an<br />
sich binden. So verzeichnete etwa «Le 19 heures<br />
des régions» auf TSR1 regelmässig einen Marktanteil<br />
von 35 Prozent. Und auch das Infomagazin<br />
«Temps présents» holte zwischen Januar und Juni<br />
jeweils donnerstags gegen 200 000 Zuschauer ab<br />
– eine stolze Zahl in der Westschweiz.<br />
TSR2 ist für die Romands zum einen ein attraktiver<br />
Sportkanal, daneben aber die Kulturkette, wo<br />
nicht das grosse Publikum gesucht wird, sondern<br />
das Image eines guten eigenen Westschweizer<br />
Fernsehens an die Öffentlichkeit transportiert<br />
wird. Erfolgreichstes Produkt in jüngster Zeit war<br />
hingegen die nachmittägliche Kinder- und Jugendschiene<br />
«Les Zaps».<br />
ITALIENISCHSPRACHIGE <strong>SCHWEIZ</strong><br />
| TSI2, ULTIMATIVER SPORTKANAL<br />
TSI1 hat seine Leaderstellung auch im<br />
ersten Halbjahr 2002 bestätigt. Die Primetime<br />
mit den eigenproduzierten Sendungen<br />
wie «Falò», der Dokumentarreihe am<br />
Donnerstag mit aktuellen Themen erreichte<br />
durchschnittlich 36 000 Zuschauer.<br />
Das entspricht einem Marktanteil von<br />
30 Prozent. Dazu waren Spielfilme auf<br />
TSI1 ein grosser Erfolg, vor allem mittwochs<br />
in der Primetime mit <strong>TV</strong>-Premieren.<br />
TSI2 hat sich auf Sport spezialisiert. Die<br />
Abdeckung regionaler, nationaler und<br />
internationaler Ereignisse brachte dem<br />
zweiten Programm eine Steigerung des<br />
Marktanteils um einen Fünftel.<br />
Die beiden grössten Konkurrenten der<br />
SRG-SSR-Programme, Rai Uno und Canale<br />
5, vermochten vor allem Frauen in<br />
ihren Bann zu ziehen, Rai1 die etwas<br />
ältere Generation, Canale 5 vor allem<br />
die Zappinggeneration, die sich neben<br />
Realityshows gerne Trickfilme, Soaps und<br />
unterhaltende Spielfilme ansah.<br />
newsline<br />
<strong>DIE</strong> ERSTEN PROGRAMME VON SF DRS,<br />
TSR UND TSI SIND <strong>DIE</strong> MARKTLEADER<br />
26 Prozent beträgt in der Deutschschweiz der Marktanteil<br />
von SF1 bei der Zielgruppe der 15- bis 49-Jährigen.<br />
Der grosse Gewinner ist SF2, das mit 9,5 Prozent<br />
den zweiten Platz eroberte – noch vor RTL mit seinem<br />
allabendlichem Damenprogramm und 9,4 Prozent. In<br />
der Zielgruppe 3+ werden die Abstände noch grösser.<br />
Dort führt SF1 mit 37,9 Prozent, ebenfalls vor SF2.<br />
Selbst bei den 3- bis 16-Jährigen findet sich SF1 mit<br />
18,6 Prozent unumstritten an der Spitze.<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0<br />
DEUTSCH<strong>SCHWEIZ</strong><br />
Marktanteile in der Altersgruppe 15–49. Werte für Januar<br />
bis Juni 2002, 19 bis 22.30 Uhr. Quelle: TC2000<br />
SF1<br />
SF2<br />
SAT1<br />
RTL<br />
RTL2<br />
PRO7<br />
VOX<br />
TSR1 setzte sich in der Romandie bei den 15- bis<br />
49-Jährigen mit 26,9 Prozent an die Spitze, vor TF1 mit<br />
15,7 Prozent und 14,8 Prozent für M6. An dieser klaren<br />
Reihenfolge änderten die Realityshows auf TF1 und<br />
M6 nichts. Bei den 3- bis 16-Jährigen führt TRS1 mit<br />
19,9 Prozent, vor M6 mit 17,7 und TF1 mit 15,2. TSR2 ist<br />
bei den Jüngsten mit 6,5 Prozent recht erfolgreich.<br />
ROMAN<strong>DIE</strong><br />
Marktanteile in der Altersgruppe 15–49, Januar<br />
bis Juni 2002, 19 bis 22.30 Uhr. Quelle: TC2000<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0<br />
TSR1<br />
TSR2<br />
TF1<br />
M6<br />
In der italienischsprachigen Schweiz ist<br />
TSI1 in allen Zielgruppen Marktleader, bei<br />
den 15- bis 49-Jährigen mit 27,4 Prozent, bei<br />
3+ mit 33,8 Prozent und bei den Kindern zwischen<br />
3 und 16 mit 18,6 Prozent. Nicht mal<br />
Canale 5 kann da mit seinen 15,1 Prozent bei<br />
den 15- bis 49-Jährigen mithalten.<br />
ITALIENISCHSPRACHIGE <strong>SCHWEIZ</strong><br />
Marktanteile in der Altersgruppe 15–49, Januar<br />
bis Juni 2002, 19 bis 22.30 Uhr. Quelle: TC2000<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0<br />
TSI1<br />
TSI2<br />
RAI1<br />
CAN5
IMPACT MACHER<br />
«MIT <strong>TV</strong> ERREICHE ICH<br />
ALLE AUF EINMAL»<br />
Das Media-Gespräch: Warum<br />
Thomas Huber von Storck voll<br />
auf Fernsehwerbung setzt,<br />
Thomas Christen von Hotelplan<br />
hingegen eher auf Print.<br />
THOMAS HUBER Im internationalen Vergleich hat die <strong>TV</strong>-Werbung<br />
in der Schweiz einen tiefen Anteil. Wir setzen trotzdem voll<br />
aufs Fernsehen, weil es für unsere Produkte stimmt. Wir verkaufen<br />
Süsswaren, Schokolade, Bonbons. Diese Marken sind mit<br />
Emotionen aufgeladen, und wir kreieren mit der Werbung rundherum<br />
eine emotionale Welt. «Merci» ist da zum Dankesagen,<br />
das Caramel-Bonbon «Werthers Original» steht für Tradition.<br />
Diese Werte können wir nur mit Bild und Ton vermitteln.<br />
THOMAS CHR<strong>IST</strong>EN Ferien sind auch ein emotionales Produkt.<br />
Nur ist unser Werbeweg anders. Wir bieten eine riesige Produktepalette<br />
an. Die Markenführung, also die Kommunikation der<br />
Marke «Hotelplan», geschieht dabei nur beiläufig. Wir wollen vor<br />
allem unmittelbar Absatz generieren und sehr schnell agieren<br />
können. Es hat zum Beispiel bei einem Angebot noch 40 freie<br />
Plätze, die wir innerhalb von zwei Wochen verkaufen wollen. Das<br />
geht nicht mit einem <strong>TV</strong>-Spot. Der kann viel zu wenig schnell<br />
hergestellt werden, und er ist im Verhältnis zu teuer. Bei der<br />
Printwerbung sind die Initialkosten, also die Produktion, bedeutend<br />
geringer. Die Markenführung wird jedoch – unabhängig<br />
von der Medienwahl – in Zukunft sicher zunehmen …<br />
HUBER …wie Kuoni mit «Ferien, in denen Sie alles vergessen»…<br />
CHR<strong>IST</strong>EN Das hat natürlich auch mit dem Geld zu tun, das man<br />
in Verkaufsförderung oder in Werbung steckt. Läuft es einer<br />
Branche weniger gut, muss sie kurzfristig Absatz generieren.<br />
HUBER Das tun wir auch, mit begleitenden Aktionen direkt am<br />
Verkaufspunkt. Die <strong>TV</strong>-Werbung hat einen anderen Zweck. Damit<br />
bauen wir ein Image auf und fördern eine Marke. Das Sujet mit<br />
Grossvater und Enkel für «Werthers Original» haben wir zehn<br />
Jahre lang geschaltet, um bei den Konsumenten das Traditionelle<br />
16 / 17 IMPACT SEPTEMBER 2002<br />
und die Qualität zu verankern. Daneben versuchen wir stets, die<br />
Käufer am Verkaufspunkt mit taktischen Massnahmen abzuholen.<br />
Print kann ich mir noch als abrundende Massnahme vorstellen,<br />
zuerst muss aber die Basis mit Fernsehwerbung gelegt werden.<br />
CHR<strong>IST</strong>EN Das würde bei uns auch funktionieren für so genannte<br />
Rennstrecken, etwa mit einer Plakatkampagne für Badeferien in<br />
Mallorca. Nehmen wir aber Golfreisen, dann gehe ich in Special-<br />
Interest-Magazine, weil ich dort die Zielgruppe erreiche. Ich<br />
möchte mit der Werbung für ein Produkt genau einen Kunden<br />
ansprechen und erreichen, dass er bucht.<br />
HUBER Mit dem tiefen <strong>TV</strong>-Konsum in der Schweiz von weniger<br />
als drei Stunden pro Tag ist es nicht einfach, die richtigen Leute<br />
zum richtigen Zeitpunkt zu erreichen.<br />
CHR<strong>IST</strong>EN In andern Ländern dient das Fernsehen auch als Ersatz<br />
von Print und Radio. Die Hausfrau steht am Morgen auf<br />
und schaltet den <strong>TV</strong> ein.<br />
HUBER Es sind gewisse traditionelle Verhaltensweisen, die sich<br />
eingebürgert haben, aber die festgefügten Strukturen werden<br />
jetzt langsam aufgebrochen.<br />
CHR<strong>IST</strong>EN Für uns sind natürlich die Kosten auch sehr wichtig.<br />
Wenn ich ein einzelnes Sujet wie «Mallorca» im <strong>TV</strong> bewerben<br />
will, ist der Anteil der Produktionskosten zu hoch.<br />
HUBER <strong>TV</strong>-Werbung ist in der Schweiz sicher teurer als zum Beispiel<br />
in Deutschland. Wir machen gleichzeitig Werbung für drei<br />
Länder, die Deutschschweiz, die Romandie und das Tessin. Dieser<br />
Kostenfaktor gilt aber auch für die Printwerbung.<br />
CHR<strong>IST</strong>EN Für uns ist auch das Umfeld wichtig: Wo ist die Werbung<br />
platziert. In Umfragen wird Werbung im <strong>TV</strong> oft als störender<br />
empfunden als im Print.<br />
«Die Marken sind unsere Helden»: Thomas Huber<br />
von Storck (links), Thomas Christen von Hotelplan.<br />
HUBER Ich halte sehr wenig von all diesen Umfragen, die wissen<br />
wollen, wie störend die Konsumenten Werbung empfinden. Denn<br />
jeder, der befragt wird, schlüpft in die Rolle des Art Directors<br />
oder eines Tiefenpsychologen. Wenn eine Kampagne gut gemacht<br />
ist und den Konsumenten genau dann abholt, wenn er<br />
aufnahmebereit ist, dann stimmt die Werbung.<br />
CHR<strong>IST</strong>EN Dass der Konsument den Zeitpunkt wählen kann, ist<br />
für mich ein Argument für Print. Ist die Werbung nicht gut, habe<br />
ich in einer Zeitung die Möglichkeit weiterzublättern. Beim<br />
Fernsehen habe ich nur die Variante Wegschauen.<br />
HUBER Für die Platzierung haben wir unsere Mediaspezialisten.<br />
Mit ihnen entscheiden wir, wo in einem Werbeblock und in welchen<br />
Gefässen wir sein wollen. So wird nicht nur einfach Geld<br />
ausgegeben, sondern ganz gezielt eingesetzt. Denn unsere Absicht<br />
ist nicht nur die Erreichung maximaler GRPs, sondern auch die<br />
Qualität des Umfelds zählt. Die ganze Diskussion um die Nutzungsgewohnheiten,<br />
das Blättern und Zappen, hat ja auch mit der<br />
Qualität der Kampagne zu tun. Das ist bei jedem Medium gleich.<br />
Und dem kann man nur mit guter Werbung entgegenwirken.<br />
CHR<strong>IST</strong>EN Die muss unterhaltend und humorvoll sein. Es genügt<br />
nicht mehr, nur mit dem Preis zu argumentieren. Auch wir müssen<br />
bereits im Inserat einen Mehrwert schaffen und mit Emotionen<br />
operieren: Das Flugerlebnis mit Belair, die lederbezogenen<br />
Sitze, die Menüwahl bekommen eine Relevanz für das eigentliche<br />
Produkt. Klar, das darzustellen geht im Fernsehen besser.<br />
HUBER Unsere Werbung unterscheidet sich ja nicht grundsätzlich.<br />
Auch wir werben nicht mit dem Firmennamen Storck, sondern<br />
mit einer Monomarke, zum Beispiel «Merci».<br />
CHR<strong>IST</strong>EN Hotelplan hat auch verschiedene Marken: zum Bei-<br />
spiel Interhome, Escolette, Utoring, Esco,<br />
M-travel. Bei Marken, die ganz klar auf ein<br />
Segment ausgerichtet sind, zum Beispiel<br />
Escolette auf die Jungen, versuchen wir stärker<br />
Markenführung zu machen. Und da ist<br />
auch die Medienwahl anders.<br />
HUBER Unsere Marken sollen zum «Relevant<br />
Set» des Konsumenten gehören. Braucht er also<br />
zum Beispiel eine Geschenkschokolade, soll<br />
ihm spontan «Merci» in den Sinn kommen.<br />
Dies ist die Aufgabe unserer <strong>TV</strong>-Werbung.<br />
CHR<strong>IST</strong>EN Wer ins Reisebüro geht, hat ganz<br />
genaue Vorstellungen, wohin die Reise gehen<br />
soll. Entscheidend ist dann, was ihm der<br />
Fachmann empfiehlt, weniger der Anbieter.<br />
HUBER Bei Storck heisst es: Die Marken sind<br />
unsere Helden. Dass «Werthers» und «Merci»<br />
von Storck kommen, damit wollen wir<br />
die Kunden gar nicht verwirren. Eine klare<br />
Monomarkenstrategie hat einen grossen Vorteil.<br />
Läuft ein Produkt nicht, können wir das<br />
Problem eindeutig bei dieser Marke lokalisieren<br />
und Korrekturen einleiten.<br />
CHR<strong>IST</strong>EN Kommen denn Ihre <strong>TV</strong>-Spots für<br />
die Schweiz alle aus Deutschland, oder stellen<br />
Sie auch eigene her?<br />
HUBER Es gibt keine eigenen Schweizer<br />
Spots, rein aus finanziellen Gründen.<br />
CHR<strong>IST</strong>EN Hotelplan ist auch ein internationaler<br />
Konzern. Die Marke hat aber in jedem<br />
Land eine ganz andere Bedeutung. Deshalb<br />
lassen sich <strong>TV</strong>-Spots auch nicht international<br />
einsetzen. In Holland sprechen wir eine<br />
sehr preisbewusste Zielgruppe an, in Italien<br />
gelten wir hingegen als exklusiv und teuer.<br />
Jedes Land hat somit seine eigene lokale<br />
Marketingstrategie. Hotelplan ist immerhin<br />
die Nummer acht im europäischen Reisemarkt,<br />
Kuoni die Nummer sechs. Das ist erstaunlich<br />
für unser kleines Land.<br />
HUBER Darum erst recht: Es müsste doch euer<br />
Ziel sein, dass mir Hotelplan in den Sinn<br />
kommt, wenn ich an Veloreisen denke.<br />
CHR<strong>IST</strong>EN Durch den hohen Bekanntheitsgrad<br />
von Hotelplan funktioniert das auch, etwa<br />
übers Internet. Da ist die Marke entscheidend.<br />
Wir setzen in diesem Jahr rund 40<br />
Millionen Franken über diesen Kanal um. 96<br />
Prozent der Leute, die über www.hotelplan.ch<br />
buchen, waren noch nie in einem Reisebüro.<br />
UNSERE MARKEN<br />
SIND MIT EMOTIO-<br />
NEN AUFGELADEN.<br />
MIT DER <strong>WERBUNG</strong><br />
KREIEREN WIR<br />
RUNDHERUM EINE<br />
EMOTIONALE WELT.<br />
Thomas Huber<br />
WIR WOLLEN VOR<br />
ALLEM UNMITTEL-<br />
BAR ABSATZ<br />
GENERIEREN UND<br />
SEHR SCHNELL<br />
AGIEREN KÖNNEN.<br />
Thomas Christen<br />
DER TREFFPUNKT Hotel «Seefeld», Zürich.<br />
<strong>DIE</strong> AKTEURE Thomas Huber ist Managing<br />
Director der Storck (Schweiz) GmbH. Die<br />
deutsche Muttergesellschaft stellt Süsswaren<br />
her. Thomas Christen ist Leiter Marketing von<br />
Hotelplan. Das Schweizer Reiseunternehmen<br />
ist eine Migros-Tochter.
IMPACT ME<strong>DIE</strong>N MACHER<br />
GESCHICHTEN<br />
ERZÄHLEN <strong>IST</strong><br />
SEIN BIER Der<br />
Blick von Regisseur<br />
Ernst Wirz hinter die<br />
Kulissen eines guten<br />
Werbefilms.<br />
Ein amüsanter Kurzfilm der sich auf ein Product<br />
Placement zuspitzt: Das ist für Regisseur Ernst Wirz<br />
ein erfolgreicher <strong>TV</strong>-Spot.<br />
An die 700 Filme hat der 60-jährige Zürcher schon gedreht. Wirz<br />
ist in der Branche ein Garant für Qualität, gehört er doch zur<br />
internationalen Creme der Werbefilmer. Er hat unzählige Preise<br />
eingeheimst, zum Beispiel drei Cannes-Löwen, drei Clio Awards<br />
und sieben Mal ADC-Gold in den Neunzigern. Hier sein Rezept<br />
für einen guten Spot:<br />
<strong>DIE</strong> IDEE <strong>IST</strong> <strong>DAS</strong> SPOTGERÜST Am Anfang eines erfolgreichen<br />
Spots steht eine Idee. Und die bringt meist die Werbeagentur ins<br />
Studio Wirz & Fraefel an die Forchstrasse in Zürich. Beim Spot<br />
für Schlossgold von Feldschlösschen war das Contexta, die als<br />
Basis einbrachte, dass «sich ein Gegenstand in Bier verwandelt».<br />
Und so wird aus dem gelben Betonmischer, der gegen eine Wolke<br />
gehievt wird, und aus dem Badetuch über dem gelben Liegestuhl<br />
in der Vorstellung der Protagonisten ein Glas schäumendes Bier.<br />
<strong>DIE</strong> STORY <strong>IST</strong> DER SPOTINHALT Aus der Grundidee entwickelt<br />
Wirz – zusammen mit der Werbeagentur – eine Geschichte. Der<br />
Blickwinkel des Fernsehzuschauers ist der Blickwinkel des Ernst<br />
Wirz. «Der Zuschauer will etwas Neues sehen», davon ist Wirz<br />
überzeugt. Darum setzt der Regisseur auf den Überraschungseffekt.<br />
Nimmt die Story eine unerwartete Wendung, bringt dies die<br />
Zuschauer zum Lachen und hält sie bei der Stange. Beim Schlossgold-Spot<br />
gucken die drei Männer nicht wegen der attraktiven<br />
Blondine. Erst das weisse Badetuch auf dem gelben Stuhl weckt ihr<br />
Interesse und den Durst nach einem kühlen Bier.<br />
18 / 19 IMPACT SEPTEMBER 2002<br />
«Ich will immer etwas Neues sehen»:<br />
Ernst Wirz am Drehort (o.) und der erfolgreiche Spot<br />
für Schlossgold von Feldschlösschen.<br />
DER LOOK <strong>IST</strong> <strong>DIE</strong> SPOTSTIMMUNG «Ein <strong>TV</strong>-Spot ist», so Wirz,<br />
«ein Spielfilm in einer Kürzestfassung von 30 Sekunden.» Und<br />
wie jeder Film lebt auch der <strong>TV</strong>-Spot nicht von der Geschichte alleine.<br />
Farben, Kontraste, Helligkeit, die Schauspieler als Typen<br />
und Identifikationsfiguren, der Ort – das alles prägt den Look,<br />
die Stimmung des Films. Es ist diese Stimmung, die ein Markenimage<br />
transportiert. Sonne, harte Kontraste, die Farben Gelb,<br />
Weiss und Blau prägen den Look im Felschlösschen-Spot. Eine<br />
durstige Stimmung.<br />
Eine einzige Location, dieselben Requisiten, die gleichen Schauspieler<br />
sind von der ersten bis zur dreissigsten Filmsekunde mit<br />
von der Partie. Auf die Minimierung der Mittel legt Wirz grossen<br />
Wert. Die kurze Dauer eines Durchschnittsspots verlangt nach<br />
einer klaren Führung der Zuschauer: «Nur so können sie die<br />
Botschaft verstehen.» Hinzu kommt ein profaner Spargrund: Ein<br />
Drehtag kann je nach Story sehr teuer sein. «Da zählt jede Minute»,<br />
sagt Wirz. Je einfacher die Geschichte, je bescheidener die<br />
eingesetzten Mittel, desto kürzer die Drehzeit. Für die Schlossgold-Spots<br />
benötigte Wirz pro Sujet je einen Tag.<br />
UND WO BLEIBT <strong>DAS</strong> PRODUKT? Kein Feldschlösschen-Logo in<br />
Sicht, kein Schlossgold-Schriftzug im Bild, keine Bierflasche,<br />
kein Bierglas geistern durch den Spot. Die Idee, die Story und<br />
der Look sind es, die das Product Placement vorbereiten. Das<br />
Produkt kommt erst zum Schluss. Der Slogan «Das Leben macht<br />
durstig» fasst alles zusammen.<br />
«Life is short. Play more»:<br />
Xbox-Spot von Microsoft.<br />
<strong>DAS</strong> LEBEN <strong>IST</strong><br />
EINE SPIELWIESE<br />
Der Spot «Champagne»<br />
für Microsofts Xbox hat<br />
Aufregung verursacht –<br />
und sein Ziel erreicht.<br />
In England verboten, in Frankreich<br />
wegen Plagiats angefochten, im<br />
Internet heiss begehrt, in Cannes<br />
ausgezeichnet: Der Werbespot für<br />
eine Spielkonsole erhitzte die Gemüter.<br />
Den Einstieg ins Videogamegeschäft lässt<br />
sich die US-Softwareschmiede Microsoft<br />
etwas kosten. Rund 500 Millionen Dollar<br />
fliessen im ersten Jahr weltweit ins Marketing<br />
für das Computerspielgerät Xbox.<br />
Die grossen Kreativen machten sich ans<br />
Werk. So schuf zum Beispiel die Londoner<br />
Agentur Bartle Bogle Hegarty den <strong>TV</strong>-Spot<br />
«Champagne», der die potenziellen Kunden<br />
zum Spielen animieren soll. Die Zeit<br />
zwischen Geburt und Tod sei knapp, so die<br />
Botschaft, man soll sie doch für Unterhaltsames<br />
nutzen.<br />
Die Geschichte von «Champagne» ist<br />
schnell erzählt, der <strong>TV</strong>-Spot dauert<br />
schliesslich nur 30 Sekunden. Im Gebärsaal<br />
knallt ein Baby mit Getöse aus dem<br />
Mutterleib – wie ein Champagnerkorken<br />
eben. Der Säugling durchbricht auf seiner<br />
Flugbahn die Fensterscheibe des Spitals<br />
und düst dann über die Erde. Während<br />
der rasanten Luftfahrt mutiert er zum Buben,<br />
dann zum erwachsenen Mann und<br />
schliesslich zum Greis. Der stürzt auf einen<br />
Friedhof ab und landet zum Schluss<br />
– wieder mit Getöse – in einem Grab. Abspann:<br />
«Life is short. Play more.»<br />
Die Langversion des Films, Dauer 50 Sekunden,<br />
stand der Kundschaft bereits vor<br />
den Spots zur Verfügung. Im Internet liess<br />
sich unter www.playmore.com die rasante<br />
Lebensfahrt herunterladen. Das taten<br />
denn auch mehrere Millionen.<br />
Dass der Spot am diesjährigen International<br />
Advertising Festival von Cannes auch<br />
noch einen goldenen Löwen in der Kategorie<br />
«Best Creative Film» gewann und<br />
sich nur knapp hinter dem Sieger «Tag»<br />
von Nike klassierte, verlieh der Kampagne<br />
noch zusätzlichen Schwung. «Mosquito»,<br />
der zweite, harmlosere Xbox-Spot, bekam<br />
einen bronzenen Löwen.<br />
Kurz vor der Preisverleihung gabs einen<br />
weiteren Eclat. Die französische Regisseurin<br />
Audrey Schebat behauptete, Microsoft<br />
habe das Sujet bei einem ihrer Kurzfilme<br />
abgekupfert. Ihr Film «Live», der im<br />
Sommer 2001 Premiere feierte, zeigt<br />
ebenfalls ein vollständiges Menschenleben<br />
– in einer einzigen Einstellung und<br />
innerhalb von fünfeinhalb Minuten.<br />
Im Juni dann das Aus für «Champagne»<br />
in Grossbritannien. Nach massiven Protesten<br />
wurde die Ausstrahlung des Spot<br />
nach knapp drei Monaten Laufzeit von<br />
den Behörden verboten.<br />
GUTE RESONANZ IN DER <strong>SCHWEIZ</strong><br />
In der Schweiz flimmerte der Spot vor<br />
dem Launch der Spielkonsole am 14.<br />
März über die Bildschirme. Die Schweizer<br />
Niederlassung von Microsoft hatte ihn sowohl<br />
auf SF1 wie auf SF2 als auch in den<br />
Werbefenstern von Sat1 und ProSieben<br />
geschaltet. Der Film habe nur die Aufgabe<br />
gehabt, die Aufmerksamkeit der Kernzielgruppe<br />
der 16- bis 26-Jährigen innerhalb<br />
kurzer Zeit zu erreichen, sagt Daniel Hess,<br />
der Xbox-Marketing-Manager von Microsoft<br />
Schweiz. Das sei perfekt gelungen.<br />
Die Aufregung hielt sich hingegen hier zu<br />
Lande in Grenzen: Gerade zwei erboste<br />
Briefe habe er als Reaktion erhalten, sagt<br />
Hess. Das ganze Getöse rund um den Spot<br />
mit Absetzung und Prozessdrohung habe<br />
dem Produkt eher noch Auftrieb gegeben.<br />
Microsoft musste mit Xbox in der Schweiz<br />
erst einen Markt aufbauen. «Wir sind kein<br />
Land von Spielern», sagt Hess. Mit der <strong>TV</strong>-<br />
Kampagne sei es darum gegangen, den<br />
Schweizerinnen und Schweizern zu zeigen,<br />
dass so eine Spielkonsole «nicht nur<br />
etwas für Spinner» sei.<br />
newsline<br />
TEAM PRODUCT OPERATING: MANAGER<br />
DER WERBEBLÖCKE, KENNER DER SPOTS<br />
Donnerstagabends ist auf SF2 statt Rosamunde Pilchers<br />
«Der lange Weg zum Glück» das US-Open mit<br />
Martina Hinggis zu sehen. Das gibt Arbeit für die Product<br />
Operator (PO) der publisuisse. «Jeder Werbeblock<br />
gehört zu einer ganz bestimmten Sendung»,<br />
erklärt Martina Maeschi, die Chefin des fünfköpfigen<br />
Teams. Wenn also statt der mit Taschentücher bewaffneten<br />
Pilcher-Fans die «Hopp Martina»-Fraktion<br />
vor dem Fernseher sitzt, dann müssen die geplanten<br />
Werbeblöcke umdisponiert werden. Schliesslich hat<br />
der Kunde entweder im Umfeld einer Sendung oder<br />
aber eine bestimmte Leistung gebucht.<br />
Jeder Product Operator betreut seine Programme.<br />
Dort kennt er jeden Spot. Bei der Visionierung arbei-<br />
Das PO-Team<br />
von publisuisse<br />
(von oben links<br />
im Uhrzeigersinn):<br />
Martina Maeschi,<br />
Madeleine Ott,<br />
Paula Gerber,<br />
Regula Kobel,<br />
Yves Juker.<br />
ten die POs wie Detektive und untersuchen<br />
jeden Spot auf ihre Korrektheit gemäss den<br />
Werberichtlinien und gesetzlichen Vorgaben.<br />
Bei der Blockzusammenstellung sind andere<br />
Qualitäten gefragt: «Ein Werbeblock muss<br />
abwechslungsreich sein», sagt Martina<br />
Maeschi. Und sicher darf die Schoggiwerbung<br />
der Migros nicht gerade nach dem<br />
Maestrani-Film geschaltet werden, der<br />
Reminder nicht unmittelbar hinter dem<br />
Hauptspot. Und dann gilt es, die vorgeschriebenen<br />
Längen zu beachten. 6,5 Minuten Werbung<br />
sind vor der «Tagesschau» auf SF1<br />
erlaubt. Ist diese Zeit ausgebucht, heisst es:<br />
«Les jeux sont faits.» Der PO meldet den<br />
Werbeumfang mehrmals ins Studio, zum letzten<br />
Mal rund 24 Stunden vor Ausstrahlung.<br />
Als Simon Ammann in Salt Lake City zum<br />
zweiten Gold flog, wurde der Werbeblock<br />
verlängert, und es konnten bis wenige Stunden<br />
vor Ausstrahlung Spots gebucht werden.<br />
«Das muss möglich sein, schliesslich ist das<br />
Fernsehen ein dynamisches Medium», sagt<br />
Martina Maeschi. Da ist dann das Improvisationstalent<br />
in den Studios gefragt. Ist der<br />
Block zu kurz, müssen Trailers her, ist er restlos<br />
ausgebucht, wird auch schon mal in der<br />
Sendung ein bisschen auf Tempo gemacht.