TV-WERBUNG: DIE SCHWEIZ IST DAS SCHLUSSLICHT. Vom ...
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IMPACT MÄRKTE<br />
<strong>DIE</strong> <strong>SCHWEIZ</strong>,<br />
ENTWICKLUNGS-<br />
LAND IN SACHEN<br />
<strong>TV</strong>-<strong>WERBUNG</strong><br />
Warum gehen bei uns<br />
nur 18 Prozent des<br />
Werbekuchens ins<br />
Fernsehen, in Deutschland<br />
hingegen 44, in<br />
Italien sogar über 50?<br />
Eine Spurensuche.<br />
10 / 11 IMPACT SEPTEMBER 2002<br />
Wer werben will, hat die Wahl:<br />
Zeitungen, Zeitschriften, Plakatwände,<br />
Radio und <strong>TV</strong> stehen offen.<br />
Fast in allen Ländern hat dabei<br />
das Fernsehen die Nase vorn.<br />
Ausser in der Schweiz.<br />
Innerhalb eines Jahrzehnts, von 1991 bis<br />
2001, stieg weltweit der Anteil für <strong>TV</strong>-Werbung<br />
an den Brutto-Werbeausgaben von<br />
32,8 auf 41,7 Prozent. Das zeigen die Zahlen,<br />
welche die Forscher der European<br />
Group of Television Advertising (EGTA),<br />
zu deren Mitglieder auch die publisuisse<br />
zählt, zusammengetragen haben (siehe<br />
Kasten Seite 12). Unter den EGTA-Ländern<br />
lag letztes Jahr Polen mit 63 Prozent einsam<br />
an der Spitze, ausserhalb von Europa<br />
belegt Brasilien mit 59 Prozent den Spitzenplatz.<br />
Auch in der Schweiz hat der <strong>TV</strong>-Anteil in<br />
den Neunzigerjahren stark zugelegt.<br />
1993, das sagen die Statistiken der Hergiswiler<br />
Medienforschungsfirma Media Focus,<br />
gingen in der Schweiz gerade mal<br />
10,6 Prozent des Brutto-Werbekuchens ins<br />
<strong>TV</strong>, im Jahr 2001 waren es knapp 18 Prozent.<br />
Der Printanteil, also jener der Inserate<br />
in Zeitungen und Zeitschriften,<br />
nahm in der gleichen Zeit von 71,4 auf<br />
60,3 Prozent aab. Werbung im Fernsehen<br />
hat also in der Schweiz eher stärker zugenommen<br />
als anderswo, nur auf einem<br />
immer noch tiefen Niveau.<br />
An den weltweiten Verhältnissen hat auch<br />
das Werbe-Spitzenjahr 2000 nicht viel ge-<br />
ANTEIL <strong>TV</strong>-<strong>WERBUNG</strong> | <strong>DIE</strong> <strong>SCHWEIZ</strong> <strong>IST</strong> MIT 18 PROZENT ABGESCHLAGEN LETZTE<br />
IN VERGLEICHBAREN MÄRKTEN WIRD<br />
VIEL MEHR IM FERNSEHEN GEWORBEN<br />
Werbung im Fernsehen dominiert fast überall auf der Welt den<br />
Mediamarkt. Das beweisen die Zahlen der European Group of<br />
<strong>TV</strong> Advertising (EGTA). Die Grafik zeigt eine Auswahl von europäischen<br />
Staaten. Die Statistik kennt einen Sonderfall: die<br />
Schweiz. Während in Spanien, Belgien Italien und Polen der<br />
Anteil bei 50 Prozent und darüber liegt, fliessen bei uns gerade<br />
18 Prozent der Brutto-Werbeausgaben ins Fernsehen. Aber<br />
auch in vergleichbaren Ländern und Märkten wie Österreich,<br />
Holland und Dänemark hat die Werbung im Fernsehen eine<br />
starke Stellung. Weltweit gesehen liegt der <strong>TV</strong>-Anteil an den<br />
Brutto-Werbeumsätzen bei knapp 42 Prozent – Tendenz immer<br />
noch steigend. Quelle: EGTA-Barometer C/000, 2002.<br />
ändert. In allen Ländern legte das Medium<br />
Fernsehen zu: Belgien, die Niederlande<br />
und Irland lagen in Westeuropa bei<br />
den Zuwächsen mit je rund 17 Prozent<br />
vorn, in Osteuropa machten Ungarn mit<br />
57 und Tschechien mit 27 Prozent Zuwachs<br />
einen regelrechten Sprung nach<br />
vorn.<br />
Den vollführten die Polen ein Jahr darauf:<br />
Die Ausgaben für <strong>TV</strong>-Werbung stiegen<br />
innerhalb von zwölf Monaten um 48,9<br />
Prozent – das erklärt den heutigen Fernsehanteil<br />
am polnischen Werbekuchen<br />
von über 60 Prozent. Die Schweiz blieb,<br />
trotz einem kleinen Zuwachs, das <strong>TV</strong>-<br />
Schlusslicht (siehe Grafik).<br />
Was macht unser Land zum Spezialfall?<br />
Herrschen bei uns wirklich besondere Verhältnisse?<br />
Die folgende Bestandesaufnahme<br />
liefert einige Antworten.<br />
LIEGTS AN DER VORGESCHICHTE? «Die<br />
Schweiz ist wirklich ein Sonderfall», sagt<br />
Bernd Leckebusch, CEO con Mediaedge:cia<br />
Schweiz<br />
Österreich<br />
Frankreich<br />
Dänemark<br />
Spanien<br />
in Lausanne. Die Unterschiede seien historisch<br />
bedingt, meint er.<br />
Tatsache ist: Bis 1995 war <strong>TV</strong>-Werbung bei<br />
uns praktisch auf die Programme der SRG<br />
SSR beschränkt. Die knappe Werbezeit im<br />
Block vor der «Tagesschau» war entsprechend<br />
begehrt. Es gab zudem – und es gibt<br />
immer noch – zeitliche Limiten für kommerzielle<br />
Auftritte im Fernsehen. Heute<br />
darf pro Sendestunde während maximal<br />
zwölf Minuten geworben werden, acht Prozent<br />
sind es auf den Tag gerechnet.<br />
Die «Hungerzeit» habe so lange gedauert,<br />
dass sich aus dem beschränkten Zustand<br />
eine Gewohnheit ergeben habe, meint<br />
Axel Beckmann, Geschäftsführer der Mediaagentur<br />
Mediacom in Zürich. Dadurch<br />
habe das Fernsehen gar nie die Bedeutung<br />
bekommen, die es anderswo habe. «Der<br />
Mediamix ist eingefahren», sagt Leckebusch,<br />
«und es wird ewig dauern, bis sich<br />
etwas ändert.»<br />
Hinzu kommt, dass die Schweiz traditio-<br />
Holland<br />
Deutschland<br />
Grossbritannien<br />
Belgien<br />
Italien<br />
Polen<br />
Prozent<br />
nell ein Presseland mit einer grossen Vielfalt<br />
an Printprodukten ist. Und die Verleger<br />
haben es verstanden, ihre Anteile am<br />
Werbemarkt zu verteidigen.<br />
Anders im Ausland: In den Achtzigerjahren<br />
erlebte das Fernsehen zum Beispiel in<br />
Deutschland mit dem Start der Privatstationen<br />
einen richtigen Boom. Die Schweiz<br />
kannte nie eine derartige Aufbruchstimmung.<br />
«Es gab kein Startsignal», sagt<br />
Beckmann.<br />
SIND <strong>DIE</strong> <strong>SCHWEIZ</strong>ER <strong>TV</strong>-MUFFEL? Wir<br />
sind ein Volk von Zeitungslesern und Plakatguckern.<br />
Das Fernsehen ist bei uns vor<br />
allem eine Abendbeschäftigung. Dann geniesst<br />
das Bildschirmmedium jedoch die<br />
volle Aufmerksamkeit der Schweizerinnen<br />
und Schweizer.<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
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