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Libretto & Synopsis - EMI Classics

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Compact Disc 4<br />

DRITTER AUFZUG<br />

Erste Szene<br />

Wildes Wald- und Felsental am Rheine.<br />

Aus den „Wasserjungfrauen“, die Wagner für Siegfrieds Tod ersann, wurden ganz natürlicherweise die Rheintöchter, die am Ende<br />

den Schatz (oder den Ring) wieder entgegennehmen werden. Die Szene erfüllt denselben Zweck wie in Wagners Quelle, dem<br />

Leben des Baldur von Saxo Grammaticus – den Helden nämlich auf seinen Tod vorzubereiten. Ein Orchestervorspiel [1] vermeldet<br />

den Beginn der Jagd und lässt zu einer trauervollen, melancholischen Verwandlung ihrer fließenden Naturmusik aus dem Rheingold<br />

die Rheintöchter wieder in Erscheinung treten. Sie bitten die Sonne, die Tiefe zu erleuchten, aus der das Gold gestohlen<br />

ward und ihnen den Helden zu schicken, der „der das Gold uns wieder gäbe!“ [2]. Siegfried erscheint und sucht den Bären,<br />

dessen Fährte er bei der Jagd verlor [3].<br />

Die Nymphen kokettieren mit ihm [4] und bieten ihm das Tier im Tausch gegen den Ring an seinem Finger [5]. Neckisch wollen<br />

sie wissen, ob er etwa von seinem Weib geschlagen werde und ein Geizhals sei. Dann verschwinden sie.<br />

Sinn solcher Szenen ist es, den Helden mehr über sich selbst herausfinden zu lassen, als das in einem völlig ernsthaften Kontext<br />

möglich wäre. So kommt es zu den schlichten Späßen, die sich die Rheintöchter mit Siegfried erlauben. Dabei könnte Wagner<br />

auch daran gedacht haben, wie die Drei Damen aus der Zauberflöte Papageno hänseln.<br />

Siegfried hat beschlossen, den Nymphen den Ring zu geben. Da aber fordern sie ihn plötzlich auf, ihn zu behalten [6], damit er<br />

herausfinde, welch ein Fluch auf ihm lastet – der Fluch des Nibelungen, der ihnen das Gold stahl, den Reif schmiedete und ihn<br />

dann verlor. Siegfried ist zum Tode verurteilt, bis er den Ring seinen Besitzerinnen zurückgibt. Allein, die Warnungen vermögen<br />

ihn nicht zu bewegen: Hätten ihm die Rheintöchter „Lust gegönnt“, so hätte er ihnen den Ring gelassen; doch sie drohen ihm mit<br />

dem Verlust seines Lebens, und da er nie die Furcht gelernt, sorge sich darum wie um eine Erdscholle. Er missachtet die Warnungen<br />

vor dem Schicksalsfaden der Nornen. Die Rheintöchter erkennen, dass Siegfried „gebunden und blind“ ist, dass er Eide<br />

und Runen missachtet, und sie verschwinden. Brünnhilde werde ihnen „besseres Gehör“ bieten [7].<br />

16

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