Download - Kultur macht Schule
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12_ ForSchunG und <strong>Kultur</strong>elle BIldunG<br />
dominante Rolle für die sachlich-logische Analyse zukommt,<br />
spielt der basolateral-limbische Kreis eine dominantere Rolle<br />
für die emotionale Analyse abzuspeichernden Weltwissens.<br />
Beide Schaltkreise verfügen über gemeinsame Schnittstellen<br />
und wechselseitige Projektionen, die eine Kommunikation<br />
zwischen beiden Neuronenkreisen ermöglichen. Zudem finden<br />
sich die Kreisläufe sowohl in der linken wie auch in der rechten<br />
Hirnhälfte und können sich wechselseitig interhemisphärisch<br />
beeinflussen.<br />
Einige Wissenschaftler/innen argumentieren, dass emotionales<br />
und ganzheitliches Weltwissen mit raum-zeitlichen und<br />
persönlichen Bezügen im Assoziationscortex der rechten Hemisphäre<br />
repräsentiert und dominant über diese Hirnhälfte<br />
abgerufen wird. Emotionsfreies analytisches Wissen der Welt<br />
soll hingegen dominant in der linken Hirnhälfte gespeichert<br />
und auch von dort abgerufen werden. Wäre diese Sichtweise<br />
korrekt, so stellt sich die Frage, wie es zu einer funktionalen<br />
Spezialisierung der beiden Hirnhälften in Bezug auf die Einspeicherung<br />
und den Abruf von Wissensinhalten kommen kann.<br />
Hier lässt sich bisher nur vermuten, dass bereits während der<br />
Festigung und dauerhaften Abspeicherung des Weltwissens<br />
die Prozesse des Papez-Neuronenkreises und des basolateral-<br />
limbischen Kreises in beiden Hemisphären unterschiedlich<br />
stark gewichtet werden. So könnte dem basolateral-limbischen<br />
Kreis der linken Hirnhälfte nur eine sehr geringe Bedeutung für<br />
die emotionale Festigung des Weltwissens zukommen. Dadurch<br />
würde der Konstitutionsprozess der linken Hirnhälfte Informationen<br />
stärker emotionsfrei (d. h. dominant durch den Papez-<br />
Neuronenkreis) kodieren und diese als emotionsfreies und analytisches<br />
Faktenwissen im Assoziationskortex derselben Seite<br />
dauerhaft repräsentieren. In der rechten Hirnhälfte könnten<br />
hingegen die Prozesse des basolateral-limbischen Kreislaufs<br />
dominant berücksichtigt werden. Entsprechend einer solchen<br />
Sichtweise von lateralisierten Verhaltensfunktionen würde <strong>Kultur</strong>elles<br />
Lernen dazu anleiten, dass Informationsverarbeitungsprozesse<br />
der linken und rechten Hirnhälfte im gleichen Maße<br />
zu Wahrnehmungs-, Denk- und Entscheidungsprozessen des<br />
Kindes beitragen können.<br />
Zusammenfassen lässt sich aus den wenigen bisher verfügbaren<br />
Erkenntnissen der Neurowissenschaften ableiten, dass der<br />
für <strong>Kultur</strong>elle Bildung sinnvoll anzusetzende Zeitraum zwischen<br />
dem 3. und 12. Lebensjahr gesetzt werden sollte, wenngleich<br />
ganz unbestritten auch in späteren Lebensjahren Förderungen<br />
durchaus noch sinnvoll sein können. Dennoch wird das heranwachsende<br />
Kind in jüngeren Lebensjahren in einem besonderen<br />
Maße dazu befähigt, die grundsätzlich verfügbaren Ebenen analytischer<br />
und emotionaler Wahrnehmungs-, Denk- und Bewertungsweisen<br />
in einem vergleichbaren Ausmaß zu gewichten. Die<br />
Grundlage für solche Gewichtungen bilden dauerhafte Modulationen<br />
der Informationsverarbeitung innerhalb und zwischen<br />
den beiden Hirnhälften, die auch eine bedeutende Grundlage<br />
der Persönlichkeitsbildung darstellen könnten. Einer potenziellen<br />
Ausweitung des Konzeptes der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung auf die<br />
ersten drei Lebensjahre eines Kindes sollte angesichts der bisherigen<br />
Befunde zur kindlichen Hirnentwicklung eher kritisch<br />
begegnet werden.<br />
KontaKt und weItere InFormatIonen:<br />
www.fruehe-kindheit-niedersachsen.de<br />
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