Download - Kultur macht Schule
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18_ ForSchunG und <strong>Kultur</strong>elle BIldunG<br />
Generationen und die Verschärfung gesellschaftlicher Ungleichheit<br />
– denn nur solche Kinder und Jugendliche werden zukünftig<br />
noch musisch gefördert, deren familiärer Hintergrund dies erlaubt<br />
und die konstitutive Bedeutung ästhetischer Erfahrung für<br />
die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen erkennt.<br />
Ästhetische Erfahrung steht zwar in der Alltagspraxis als solche<br />
am Rande, erst recht für die moderne Alltagspraxis einer immer<br />
stärker unter dem Postulat ökonomischer Rationalisierung stehenden<br />
Gesellschaft. Sie erlaubt jedoch, über die dramatisch in<br />
die Alltagspraxis hineinbrechende Krise hinaus Krisen gewissermaßen<br />
eingebettet in der Muße zu simulieren (vgl. ebd. 1996,<br />
S. 10f.) und ermöglicht eine Restrukturierung der begrifflichen<br />
Welt (vgl. Loer 1991, S. 169). Darüber hinaus wird mit Hilfe der<br />
ästhetischen Erfahrung die Wahrnehmung der sachlichen, kulturellen<br />
und ästhetischen Sinnstrukturen verbessert, subjektiv<br />
und objektiv Neues entdeckt, strukturelle Offenheit gegenüber<br />
einer Krise aufgebaut und die Kreativität gesteigert. Gleichzeitig<br />
muss davon ausgegangen werden, dass hierdurch bei Kindern,<br />
Jugendlichen und jungen Erwachsenen Freimut und Offenheit<br />
aufgebaut wird.<br />
Letztlich lässt sich damit festhalten: Ästhetische Erfahrung ist<br />
per se Ursprung von <strong>Schule</strong> und muss zwangsläufig an diese unmittelbar<br />
gekoppelt sein, um die genuinen Funktionen und Aufgaben<br />
der <strong>Schule</strong> als Institution gesellschaftlicher Bildung und<br />
Erziehung erfüllen zu können.<br />
KontaKt und weItere InFormatIonen:<br />
www.zeitfuermusse.de<br />
lIteratur:<br />
Brockhaus (2004): Brockhaus Multimedial. Gütersloh.<br />
Faust-Siehl, Gabriele/Bauer, eva-maria/Baur, werner/<br />
wallaschenk, uta (1999): Mit Kindern Stille entdecken.<br />
Braunschweig.<br />
loer, thomas (1991): „Ästhetik im Ausgang vom Werk.<br />
Eugène Delacroix: Fantasie arabe (1833). Exemplarische<br />
Überlegungen“. In: Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine<br />
Kunstwissenschaft, Band 36, November 1993, S. 154 –170.<br />
loer, thomas (2006): Zum Unternehmerhabitus –<br />
Eine kultursoziologische Bestimmung im Hinblick auf<br />
Schumpeter. Studienhefte des Interfakultativen Instituts für<br />
Entrepreneurship an der Universität Karlsruhe.<br />
Heft 3. Karlsruhe.<br />
[www.uvka.de/univerlag/volltexte/2006/125, 23.11. 2011].<br />
oevermann, ulrich (1996): Krise und Muße. Struktureigenschaften<br />
ästhetischer Erfahrung aus soziologischer Sicht.<br />
Vortrag am 19. 06. 1996 in der Städelschule. Frankfurt a. M.<br />
oevermann, ulrich (1998): Der professionalsierungstheoretische<br />
Ansatz des Teilprojekts „Struktur und Genese<br />
professionalsierter Praxis als Ortes der stellvertretenden<br />
Krisenbewältigung“, seine Stellung im Rahmenthema des<br />
Forschungskollegs und sein Verhältnis zur historischen<br />
Forschung über die Entstehung der Professionen im 19. und<br />
20. Jahrhundert. Unveröffentl. Manuskript. Frankfurt a. M.<br />
oevermann, ulrich (2004): „Sozialisation als Prozess der<br />
Krisenbewältigung“. In: Geulen, Dieter/Veith, Hermann Veith<br />
(Hrsg.): Sozialisationstheorie interdisziplinär. Aktuelle<br />
Perspektiven. Stuttgart, S. 155 –181.<br />
oevermann, ulrich (2008): „Krise und Routine“ als ana lytisches<br />
Paradigma in den Sozialwissenschaften. Manuskript der<br />
Abschiedsvorlesung am 28. 04. 2008 in Frankfurt a. M.<br />
Kul | tur , die; -,-en<br />
(zu Lateinisch cultura, „Bearbeitung“, „Pflege“, „Ackerbau“, von colere, „wohnen“, „pflegen“, „den Acker bestellen“) ist im<br />
weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt, im Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen<br />
und nicht veränderten Natur. <strong>Kultur</strong>leistungen sind alle formenden Umgestaltungen eines gegebenen Materials, wie in der<br />
Technik, der Bildenden Kunst, aber auch geistiger Gebilde wie etwa im Recht, in der Moral, der Religion, der Wirtschaft und<br />
der Wissenschaft. (Quelle: www.lexikapool.de, 12.12.2011)<br />
© Jeannette Corneille